Bine
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Erstellt: 27.12.08, 21:07 Betreff: Re: REAMONN Auf jeden Fall |
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sehr schönes interview:
Reamonn: "Die Leute lernen viel über uns durch unsere Musik"
Als US-Präsidentschaftskandidat hielt Barack Obama am 24. Juli 2008 in Berlin eine Rede - im Showprogramm spielten Reamonn. Sänger Rea Garvey schenkte dem mittlerweile zum 44. Präsidenten der USA gewählten Politiker damals seinen Silberring mit dem Logo der Band. Wie es dazu kam, warum Reamonn so gern Konzerte geben, und was sich in zehn Jahren Bandkarriere verändert hat, erzählte Rea Garvey am 6. November 2008 - einen Tag bevor das fünfte Album "Reamonn" herauskam - im NDR 2 Interview.
Barack Obama ist Reamonn-Ehrenmitglied. Habt Ihr schon Flüge nach Washington gebucht, um Euren neuen Freund im Weißen Haus zu besuchen?
Nee. Also ich freue mich total darüber, dass er gewonnen hat. Ich finde das eigentlich auch gerecht, denn das ist das, was die Welt will. Wobei das ein amerikanischer Präsident ist. Aber ich glaube, die Welt weiß, welchen Einfluss der US-Präsident auf die Welt hat. Und wir haben uns auf jeden Fall total gefreut, dass wir ihn kennen gelernt haben. Es war ein kurzes Treffen, 20 Minuten oder so haben wir mit ihm gesprochen und ein schönes Bild gemacht. Wir haben ihm eine Botschaft gegeben, auf unserem Band-Ring. Und ich glaube, wir werden ihm auf jeden Fall die Platte schicken und sagen: "Hey, Glückwunsch zur Wahl!" Und ich glaube, er würde sich auf jeden Fall darüber freuen, er ist schon ein Musikliebhaber. Und wer weiß, wenn wir in Amerika sind, vielleicht sehen wir ihn wieder?!
Und Du verzichtest jetzt Obama zuliebe auf Deinen Band-Ring?
Das war so, dass ich ihm etwas von uns geben wollte, damit dieses Treffen nicht so normal erschien. Ich wollte ihm etwas Besonderes geben. Ich glaube, jetzt als Präsident und auch schon als Kandidat kam er einem wie ein Familienmensch vor. Und das was ich mache, ist, dass ich alle Backstage-Pässe sammle. Habe ich immer gemacht, vom ersten Tag an. Und ich hoffe, dass ich irgendwann meiner Tochter zeige, wo ich überall war. Und ich glaube, mit diesem Gedanken im Hinterkopf, dass es für ihn ähnlich sein könnte, dass er auch was zeigen würde. Und wenn wir hoffentlich einen Riesen-Erfolg in Amerika haben werden, dann freut er sich vielleicht sogar noch mehr.
2009 veröffentlicht Ihr zum ersten Mal auch in den USA. Was muss man bedenken, wenn man sich einen neuen Markt erschließen will?
Am Anfang haben wir uns einen Riesen-Kopf gemacht: Ach, dann müssen wir dies machen und das machen und dies und das, dass es überhaupt irgendwie infrage kommt. Und auf dem Weg ist es dann klar, dass die Musik immer das Wichtigste ist. Darüber, wo es veröffentlicht wird, freut man sich, aber das darf nicht das Ziel sein. Das Ziel ist, dass die Platte einfach immer im Vordergrund ist. Und im Endeffekt haben wir uns nur auf die Platte konzentriert. Und wir hoffen natürlich, dass es was wird mit der Veröffentlichung in Amerika. Aber das sehen wir halt.
Euer Produzent soll gesagt haben: "Es darf nur Singles auf dem Album geben!"
Ja!
Wie sehr hat Euch das gestresst?
Es hat uns zwei Jahre unseres Lebens gekostet. Es ist ein kurzer Satz mit einer Riesen-Bedeutung. Diese Platte sollte ein Meilenstein sein. "Career"-Platte habe ich auch manchmal von verschiedenen Leuten gehört. Ich denke halt für uns, diesen Satz, den man bringen muss, wie "beste Platte überhaupt und jemals" etc., muss man sagen können. So blöd es klingt. Das muss man irgendwie in sich haben, dass man sagt: "Ja, das ist echt unsere beste Platte." Und das hat einfach lange gedauert. Jede Nummer auf der Platte ist auf jeden Fall eine Single. Was ich sagen will, ist: Jede Nummer ist stark genug, eine Single zu sein. Wir sind wahnsinnig stolz auf die Platte. Viel dafür gearbeitet, viel gelitten manchmal, mit Zeit und Frust und Druck und allem, was dazu gehört. Aber am Ende den Weg zurück gefunden zur Musik, die wir lieben. Und wir freuen uns sehr darauf, die auf der Tour jetzt bald zu präsentieren.
Wie pickt man sich aus lauter Singles diejenige heraus, die als erste ausgekoppelt werden soll?
Also, ich persönlich würde nie darauf kommen, dass ich eine Single auswählen könnte. Ich hätte nie "Supergirl" gewählt, und "Tonight" auch nicht. Und das sind zwei Riesen-Hits gewesen. Ich glaube aber, bei dieser Platte wusste ich, ich persönlich wollte unbedingt, dass "Through The Eyes Of A Child" zuerst rauskommt. Das war für mich irgendwie die richtige Aussage. Und es ist wirklich so, dass ich auch recht hatte. Wobei ich das nicht ausgewählt habe, es war nur ein Wunsch von mir. Da gibt’s viele Leute, die dazu eine Meinung haben: die Plattenfirma selbstverständlich auch, das Management. Im Endeffekt entscheiden wir - wir müssen erst mal grünes Licht geben. Und als alle angekommen sind und gesagt, haben, "hey, 'Through The Eyes Of A Child' muss die erste Single sein", war ich so begeistert, dass es für jeden in der Band einfach war zu sagen: "Okay!"
Apropos "Through The Eyes Of A Child" - was hast Du von Deinem Kind gelernt?
Oh, jeden Tag etwas Anderes. Auf jeden Fall habe ich gelernt, dass ich lernen muss mich zu entspannen. Man ist heutzutage immer in irgendeinem Chaos oder man verkompliziert die Sachen, die eigentlich einfach bleiben sollen. Und dann ist es irgendwann so anstrengend, und im Endeffekt muss es auch nicht so sein. Mit ihr habe ich gelernt, die Ruhe zu genießen. Mich mit ihr hinzusetzen und Bücher zu lesen, zusammen essen, entspannt vielleicht "Der kleine Maulwurf" anschauen und zusammen über Blödsinn lachen. Einfach die Sachen, die man vergisst.
Es war witzig, wir waren auf Promo-Tour in Österreich und der Schweiz, und wir sind in Zürich gelandet. Und weil es nur zwei Tage waren, habe ich meine Familie mitgenommen. Und als wir gelandet sind, hat’s geschneit. Und als wir direkt am Terminal angekommen sind, habe ich mich gefreut: "Hey, wir kommen am Terminal an, wir müssen nicht den Bus nehmen, wir müssen nicht aussteigen." Und die beiden, meine Frau und meine Tochter, traurig: "Oh, echt?" Und dann wurde es mir klar: "Wann habe ich denn vergessen, wie schön Schnee ist?!" Die haben Weihnachten gesehen und ich habe Matsch gesehen. Wie gesagt, ich lerne jeden Tag etwas Neues - oder etwas Altes, das ich einfach vergessen habe.
Was möchtest Du ihr auf jeden Fall mit auf den Weg geben?
Freiheit. Sie selbst zu sein. Den Weg zu finden, der zu ihr passt. Aber ich würde sie auch gern vor gewissen Sachen schützen so wie es alle Eltern wollen, wie es jeder Vater will. Und ihr den Kopf frei zu halten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden kann, selbst entscheiden kann. Das tut sie sowieso! Ich würde gern glauben, dass ich etwas damit zu habe...
Aber das haben mir meine Eltern auch gegeben: Sie haben mich über vieles informiert und gleichzeitig haben sie mir die geistige Freiheit gegeben, selbst zu entscheiden.
Du bist als 25-Jähriger aus Irland nach Deutschland gekommen. Gibt es etwas, das Du immer noch vermisst?
Irland an sich wahrscheinlich am meisten. Meine Kultur, Freunde, meine Familie. Ein gewisses Heimweh ist immer dabei. Aber ich habe jetzt auch eine Heimat hier in Deutschland, und ich habe eine Familie hier. Es ist nicht so, dass sie sich ersetzen - wenn mir Irland sehr fehlt, dann gehe ich auch nach Hause. Dieses Jahr war es unmöglich - nicht weil ich so viel in Deutschland war, sondern weil wir überall waren: in Amerika, in Kanada. Aber ich weiß dadurch auch, dass es bald mal Zeit wird. Ich bin zwar immer noch jung und meine Familie ist immer noch da, aber ich will es auch nicht verpassen, meine Tochter und meine Eltern zusammenzubringen, damit die sich auch gut kennen lernen können.
Hier in Deutschland hast Du zuerst in Berlin gelebt, jetzt wohnst Du bei Limburg. Was hat Dich dorthin verschlagen?
Da kommt meine Frau her. Wir wohnen tatsächlich auch in der Straße, die entlang sie zur Schule gegangen ist. Und es ist wunderschön dort. Familie ist ihr genauso wichtig, und dort ist ihr Vater, ihre Mutter ist auch in der Nähe. In Berlin wohnen wir immer noch zum Teil, zum Beispiel jetzt, wenn wir viel Promotion machen und viel zu tun haben, dann ist in Berlin natürlich auch viel los. Aber es gibt eben auch die Rückkehr nach Hessen, um einfach auf dem Land zu sein.
Zehn Jahre gibt es Reamonn schon. Was ist heute anders als am Anfang von Reamonn?
Ich glaube, so wie das Interview auch klingt: das Privatleben hat sich sehr verändert. Jeder hat jetzt ein Privatleben, das er davor nicht hatte. Jeder konzentriert sich auch darauf, das ist auch wichtig so, dass man das auch in den Vordergrund stellt. Jeder schätzt Musik immer noch genauso sehr, aber hat jetzt Verantwortung - und eine Liebe zu anderen Sachen außer Musik. Was gesund ist. Die Veränderungen sind gesund, jeder lernt daraus, und ich glaube, es ist eine schöne Entwicklung.
Gab’s irgendwann mal einen Punkt, an dem Du dachtest: Langsam nerven mich die anderen von Reamonn, jetzt reicht’s bald mal?
(lacht) Ich glaube, das gibt’s irgendwann in jedem Freundeskreis mal, das geht den Jungs bestimmt genauso. Ich glaube, man lernt aber auch, mit gewissen Sachen umzugehen, die vielleicht nicht dein Fall sind. Ich habe auf jeden Fall durch die Band gelernt, dass ich nicht immer Recht habe. Und dass jeder individuell ist und seine Art hat, die vielleicht nicht deine ist, aber das heißt nicht, dass sie falsch ist.
Euer Auftritt im Vorprogramm der Berliner Obama-Rede war denkwürdig. Welche Auftritte haben Dich noch besonders bewegt?
Ich glaube, Live Earth in Hamburg war ein Riesen-Moment, mit Rhythms del Mundo zu spielen hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Wir haben einen Tag lang mit denen geprobt und alle waren aufgeregt. Da sind gewisse ältere Männer dabei - die waren auch total aufregt und gleichzeitig total stolz. Aber sonst gibt es viele große Momente, deshalb kann ich mich nicht auf einen festlegen.
Aber im Ausland haben wir auch viel erlebt. Einmal waren wir in Litauen und ich konnte gar nicht singen, ich hatte ein Stimmproblem, war irgendwie durch den Flug erkrankt. Und ich habe gesagt: "Hey, ich kann nicht singen, lass' es." Und habe mir einen Arzt geholt, um mir ein bisschen zu helfen, und auf einmal bekomme ich einen Anruf von den Jungs: "Du musst herkommen!" Und dann habe ich gesagt: "Okay, dann komme ich." Dann bin ich mit dem Bus zur Bühne gefahren, erwartet waren 3.500 bis 5.000 Menschen - und es waren irgendwie 30.000 Menschen da! Und dann bin ich auf die Bühne gegangen und habe den Leuten in ihrer eigenen Sprache erklärt: "Ich kann im Moment nicht so stark singen, dann müsst ihr mitsingen!" Und es war unglaublich, wie die das ganze Konzert irgendwie so mitgetragen haben. Das war genial!
Was meinst Du, warum werdet Ihr so häufig als "publikumsnah" beschrieben?
Ich glaube, wir sind sehr offen. Ich bin auf jeden Fall sehr offen - in Interviews oder in der Musik selbst. Es ist nicht so, dass ich über Sachen schreibe, vom Text her, die gar nichts mit mir zu tun haben. Ich glaube, die Leute lernen viel über uns durch unsere Musik. Und dadurch ist da kein Abstand zwischen der Band und dem Publikum. Und wir wollten immer mehr in das Publikum hinein, damit es schon ein Konzert für uns alle ist. Das ist keine Hippie-Kommune, wir wissen schon, was für uns ist, und was auch für das Publikum ist. Aber wenn du Musiker bist und die Chance hast, mit dem Publikum ein Konzert zusammen zu feiern, wird die Energieebene so nach oben geschoben - in dem Moment, an dem alle auf einem Punkt sind. Das willst du dann immer so haben.
Und ich mag halt auch diese Konzerte nicht, bei denen Musiker auf die Bühne gehen und sagen: "Wir spielen jetzt unsere Musik und ihr seid uns egal." Weil ich sehe, dass das immer der Anfang vom Ende ist. Und ich liebe halt schon mein Leben und lebe es auch gern. Und das ist halt unsere Formel, das Publikum sofort mit einzubeziehen.
Viele Eurer Fans begleiten Euch von Anfang an. Wenn Ihr 2009 wieder auf Tour seid, kommen vielleicht Leute zum fünften Mal (oder noch häufiger) zu Eurer Konzerte. Warum sollten Sie das Eurer Meinung nach auch tun?
Das ist eine gute Frage! (lacht) Für uns die Live-Show eigentlich der Höhepunkt - in dem Sinne, dass man lange Zeit schreibt und im Studio ist, und dann diese Energie, auf die Bühne zu gehen, riesig ist. Wir haben uns, was die Shows betrifft, immer vergrößert, immer mehr Leute sind gekommen, und dadurch haben wir auch mehr Möglichkeiten, visuell viel zu machen. Und für diese Tour ist auf jeden Fall vorgesehen, dass wir eine Riesen-Show machen wollen. Und ich glaube, unsere Fans wissen, dass sie immer etwas Neues bekommen. Nicht nur die Platte und die Musik, sondern auch die ganze Show. Und ich bin halt ein Fan von Riesen-Shows. Ich mag die ganze "Light-Las-Vegas-Shows", wenn man so will. Und ich denke, wir liefern das auch. Tickets sind teuer, und dafür haben die Leute halt die beste Show verdient. Nur weil wir in Deutschland unsere Basis haben, heißt das nicht, dass wir auch eine lokale Show mitbringen. Es muss eine internationale Show sein. Und wir haben viel vor, lasst uns hoffen, dass es auch alles funktioniert. Vor allem, dass die Zuschauer das Gefühl haben, wenn sie nach Hause gehen, dass ihre harte Arbeit und ihr hart erarbeitetes Geld sich schon gelohnt haben.
Ihr seid im Vorprogramm der Guano Apes und von Robbie Williams aufgetreten. Ihr seid noch erfolgreich - sie nicht. Arbeitet Ihr härter? Hattet Ihr einfach Glück? Oder woran liegt's?
Also ich glaube selbst nicht an Glück. Du machst dein eigenes Glück, du kannst nicht erwarten, dass irgendwie einmal jemand reinläuft und sagt: "Da! Die Zukunft - für dich allein, und alles ist gut." Und wir arbeiten auch gern. Ich glaube, mehr als alles Andere ist es, dass ich immer gesagt habe: "Wenn wir auf die Bühne gehen, dann verlieren wir niemand."
Die erste Show mit Robbie Williams war so witzig, ich war total entspannt, das ist normalerweise nie der Fall, aber als Vorgruppe hast du weniger Druck. Und auf ein Mal dachte ich: "Wow, das sind 15.000 Leute da draußen, wir sind in Portugal, keine Sau kennt uns - wie soll das klappen? Warum sollte es auch klappen - die wollen Robbie Williams sehen!" Und dann bin ich rausgegangen und habe sie direkt aufgefordert, die Hände in die Luft zu strecken. Und die Portugiesen sind Wahnsinn, die lieben es zu feiern. Alle Hände waren in der Luft. Die haben geklatscht und wir haben 40 Minuten durchgebrettert. Und wir waren zwei Wochen später die Nummer 1. Und ich habe gelernt: Du kannst es nur so präsentieren wie du bist. Und nur dadurch werden dir die Fans irgendwie treu bleiben. Wenn du versuchst, irgendwas Blödes aufzubauen, das nicht echt ist, dann fällt es den Leuten sofort auf, und sie sagen: "Nee, das ist nichts für mich." Und ich glaube, dass wir eigentlich immer noch so ehrlich bleiben.
Ihr geltet nicht nur als fanfreundlich und authentisch, Ihr engagiert Euch auch für wohltätige Zwecke. Gibt es eigentlich auch etwas Unvernünftiges oder Unsympathisches, das Ihr aber einfach gern macht?
Ja. Aber das ist gottseidank nicht immer zu sehen oder zu hören. Wir feiern ganz gern, manchmal kann das schon ein bisschen übertrieben sein. Ich finde, wenn du nicht mal was Falsches machst, dann kannst du auch nicht wissen, was richtig ist. Genauso wie jedes Kind den Kamin anfasst, und wenn man sich verbrennt, dann weiß man, dass man nichts mit Feuer anfasst. Und manchmal macht man’s dann doch wieder. Wir sind eigentlich anständig, aber manchmal geht’s daneben.
Danke für das nette Gespräch!
Das Interview führte NDR 2 Reporterin Kirsa Kurz am 6. November 2008 in Hamburg.
Quelle: http://www.ndr2.de/pages_std_lib/0,3325,OID5102334_REF7088,00.html
____________________ Verabschiedet euch immer mit einem Lächeln voneinander....
UNFU**INGFASSBAR!!! THE RAT PACK IS ALIVE!!!!
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