Aus dem kleinen Schweden kommt eine der erfolgreichsten Rockbands in Europa - Mando Diao. Am 2. November erscheint das neue Album der Band, das den Titel "Infruset" (Universal). Frontmann und Gitarrist Gustaf Norén schlägt im Interview mit dpa nachdenkliche Töne an. Ihr kommt aus der schwedischen Provinz. Was bedeutet euch Eure Heimat? Norén: "Wenn ich unterwegs bin, spiele ich eine Rolle - ob ich es will oder nicht. Die Leute haben ein bestimmtes Bild von dir, wenn du berühmt bist. Sie sehen dich in einer Art, die nie mit dem übereinstimmt, wie du in Wirklichkeit bist. Es ist nicht schwer, damit klarzukommen. Du schwimmst mit dem Strom. Aber was ich an Zuhause mag, ist, dass die Leute mich dort so sehen, wie ich bin. Ich muss keine Rolle spielen. Ich bin einfach ich selbst." Haben die Leute ein falsches Bild von Dir? Norén: "Nein, das nicht. Aber wenn ich mich mit jemandem unterhalte, kennt er mich meist schon, und ich ihn nicht. Egal was ich sage: Er hört etwas anderes heraus, als wenn er mich nicht kennen würde. Wenn ich zu Hause mit jemandem spreche, kenne ich denjenigen und er kennt mich. Da fühle ich mich wohler und kann ganz anders sprechen, viel ehrlicher. Überall anders muss ich immer soviel netter zu den Leuten um mich herum sein. Wenn ich auch nur etwas ansatzweise Blödes sage, heißt es: Was für ein Arschloch. Wenn ich mit Mando Diao unterwegs bin, muss ich mich geradezu präsidial verhalten." Früher habt Ihr Euren Heimatort Borlänge oft als langweiliges Kaff bezeichnet. Jetzt seid Ihr erwachsen, habt Kinder. Hat das Eure Sicht darauf verändert? Norén: "Wenn du zwischen 20 und 30 bist, ist Borlänge furchtbar. Du willst was erleben und es gibt dort absolut nichts zu tun. Wenn du älter wirst, ist es leichter, da zu sein. Es sind mehr Menschen in deinem Alter da, die Leute ziehen nach der Uni zurück. Ich hatte aber irgendwie immer dasselbe Leben: Erst war ich als Kind Teil einer Familie. Dann habe ich schon mit 25 selbst Kinder bekommen. Ich war also erst Kind und dann Vater, dazwischen war im Prinzip nichts." Ihr lebt in der Stadt, kommt aber vom Land. Wo seid Ihr lieber? Norén: "Wir haben unsere Familien in Stockholm und arbeiten dort, aber wir haben unsere Familien in Stockholm und arbeiten dort, aber wir versuchen auch, oft auf dem Land zu sein, in Dalarna. Sobald wir frei haben, fahren wir hin. Das ist wie eine Oase für uns. In ein paar Wochen geht es wieder dorthin, wir nehmen ein neues Album auf." Gerade in Deutschland seid Ihr zur Zeit erfolgreich, habt viel mehr Fans als in Eurer Heimat. Norén: "Ja! Dort sind wir viel größer als in Schweden. Ich werde in Stockholm kaum erkannt. In Deutschland sind wir wirklich berühmt. Das Land als Ventil für unsere Kreativität zu haben ist fantastisch. Es ist ein unglaubliches Land für Künstler, liberal, aufgeschlossen. Es gibt Galerien, die bis Mitternacht offen haben, und die Leute gehen nicht nur in Bars, um sich zu besaufen und eine Prügelei anzuzetteln wie in Schweden."
"...Auch wenn Mando Diao gewöhnlich Songs abliefern, die gute Laune verbreiten, haben sie bei der intensiven Beschäftigung mit Fröding eine Gemeinsamkeit mit sich festgestellt. "Er hat sich, glaube ich, manchmal wie ein Kind verhalten - das tun wir auch. Wir sind bei allem, was wir tun, immer sehr verspielt", sagt Dixgard.
____________________ "Try to get away for good Leaving on a train Find that all that matters to me Blew away with the wind"
die doku ist mit engl. untertiteln. das konzert ist wunderschön auch wenn man kein wort schwedisch versteht kann man sich in die gedanken u. gedichte von gustaf fröding.reinfühlen. mir hat besonders gefallen, mit was verschiedenen, wunderschönen instrumenten u. klängen sie das gespielt haben...
____________________ "Try to get away for good Leaving on a train Find that all that matters to me Blew away with the wind"
LAUT.DE-KRITIK Heimatverbunden und tiefenentspannt. Review von Kai Butterweck Ob mit dreckigen Rockhymnen ("Bring 'Em In", "Hurricane Bar"), experimentellen Spielereien ("Give Me Fire") oder Ausflügen in anorganische Gefilde (Caligola): Die beiden Mando Diao-Chefdenker Björn Dixgård und Gustaf Norén haben in der Vergangenheit zur Genüge bewiesen, dass sie mit nahezu jedem Genre auf Du und Du stehen. Damit es im Hause der Schweden auch ja nicht langweilig wird, hieß es in den vergangenen Monaten: Kapuzen beiseite, alle Mann wieder an Bord – mal schauen, was es im unendlichen Musikuniversum noch so alles zu entdecken gibt. Über eine Freundin der Band kam man in den Genuss von tiefgreifenden Gedichten des schwedischen Lyrikers Gustaf Fröding (1860-1911), einem antiquierten Womanizer mit Hang zur Flasche.
Doch in welch musikalisches Gewand sollte man die aufwühlenden Verse des Landsmannes betten? Angezerrte Gitarren? Vertrackte Disco-Beats? Oder hypermoderne Dubstep-Sounds?
Nichts von alledem – stattdessen setzen sich die fünf Schweden zusammen mit Dixgårds Schwester Linnea und einem kleinen Streicher-Ensemble ans wärmende Lagerfeuer und erweisen den Fröding-Reimen mit zarten, fast ausnahmslos akustischen Klängen die Ehre. Diese Tatsache allein zeugt schon von großem Mut der Verantwortlichen. Dass das Ganze dann aber auch noch - komplett in Schwedisch vorgetragen - von vorne bis hinten funktioniert, verdient nicht nur Anerkennung, sondern schreit förmlich nach einer Aufnahme in die leider noch nicht vorhandene Wir-können-machen-was-wir-wollen-es-wird-immer-geil-Hall-Of-Fame.
Wahlweise komplett instrumentiert und schunkelnd ("Strövtåg i Hembygden", "Titania") oder spartanisch arrangiert und tiefenentspannt ("Den Självslagne", "Men") lassen Mando Diao die Seele baumeln und liefern dabei dennoch Spannungsmomente im Minutentakt. Das liegt vor allem an den unverwechselbaren Stimmfarben der beiden Bandköpfe Dixgård und Norén, die sich aufgrund des minimalistischen Backgrounds kräftiger und intensiver denn je durch die Boxen schälen. Unangepasst, authentisch und fast schon über den Dingen stehend: Mit "Infruset" festigen Mando Diao ihren Status als ungekrönte Yin-und-Yang-Titanen des Business'
Stockholm - Mando Diao sind inzwischen wohl reich und berühmt genug, um sich was zu trauen. Das hat die Band aus Schweden mit ihrem neuen Album "Infruset" getan.
Darauf sind zehn Balladen in ihrer Muttersprache - vertonte Gedichte des schwedischen Lyrikers Gustaf Fröding (1860-1911), eines psychisch kranken Alkoholikers mit Frauenproblemen.
Wer die vorherigen Alben der Band um die Sänger und Gitarristen Björn Dixgård und Gustaf Norén kennt, weiß um die Vielseitigkeit der skandinavischen Musiker. Mando Diao haben auch früher schon langsame, melodische Stücke gemacht. Als Ohrwurm im Kopf bleiben aber meist die tanzbaren Popsongs wie die bislang erfolgreichste Single "Dance With Somebody" vom letzten Studio-Album "Give me Fire!". Ohrwürmer verbreiten die Schweden mit ihrer neuen Platte nicht - dafür aber eine irrsinnig spannende Stimmung.
Dabei hatte die Band zunächst weder Zeit noch Muße, sich mit Frödings Lyrik zu beschäftigen. "Wir hätten die Lieder nie geschrieben, wenn eine gute Freundin uns nicht um einen Gefallen gebeten hätte", sagt Norén. Zum 100. Todestag von Fröding bat sie die Band, ein Lied des berühmten Dichters zu vertonen. Norén konnte nicht Nein sagen. Er sah sich die Zeilen an. "Es war, als hätten wir Gold gefunden", sagt er, "ein bisschen wie in einem Disneyfilm, wenn die Fee Pinocchio mit ihrem Zauberstab berührt."
Dixgård und Norén brauchten zwei Wochen, bis sie alle Lieder für das Album zusammen hatten. "Es war magisch, wie schnell und leicht die Songs aus den Gedichten entstanden", sagt Norén. So leicht, dass Mando Diao das Album am Anfang nicht ernstnehmen konnten, meint er. "Man denkt immer, dass man Zeit und Mühe und Schweiß reinstecken muss, wenn man etwas Großes schaffen will."
"Infruset" ist keine leichte Kost. Es ist traurig, schwermütig und langsam - kein Wunder. Fröding schrieb mit klaren, kalten Worten über die Angst vorm Tod, Hass und Leidenschaft, Abtreibung, die Jugend und das Älterwerden. Das scheint bei Mando Diao in Stücken wie "Snigels Visa" und "En ung mor" durch. Dabei verbreiten die Sänger mit ihren klagenden Stimmen eine so intensive Atmosphäre, dass man die Luft anhalten will. In "Titania" stimmt Dixgårds Schwester Linnea mit ein.
Dass "Infruset" so einen tiefgründigen Eindruck macht, liegt sicher auch daran, dass die Schweden in der Sprache Frödings zu Hause sind. "Du musst nicht viel nachdenken, wenn du auf Schwedisch singst", sagt Norén. "Wenn du auf Englisch singst, gibt es so viele Dinge, über die du dir Gedanken machen musst, weil es nicht deine Muttersprache ist." Das Album an sich, findet Norén, sei aber alles andere als Schwedisch. Inspiriert etwa von Marvin Gaye, Simon & Garfunkel oder Neil Young. Genau richtig für den Herbst.
Für Partynächte taugt es dagegen so gar nicht. Wer die Füße nicht stillhalten kann, muss auf das nächste Album der Schweden warten. Das soll dann auch wieder auf Englisch sein. "Wir haben versucht, es simpel und minimalistisch zu halten, und sehr energiegeladen", sagt Norén. Klingt nach Mando Diao.
____________________ "Try to get away for good Leaving on a train Find that all that matters to me Blew away with the wind"