doro
 Mitglied
Beiträge: 695
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Erstellt: 24.02.10, 19:18 Betreff: Re: Nevio |
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Schön geschrieben:
Berlin Mitte, 24. Februar 2010
Liebes Tagebuch,
ach Gottchen…hab’ ich dich vernachlässigt, ja? Bist du also traurig?
Es ist auch nicht einfach mit dir, ganz ehrlich. Immer buhlst du um Aufmerksamkeit, willst stets an erster Stelle stehen, fühlst dich gleich schlecht behandelt…wie soll das nur weitergehen mit uns? Bitte sei doch nachsichtig mit mir, ich bin doch zur Zeit schwer beschäftigt, das weißt du doch, das habe ich dir doch erklärt.
Schau’ mal, jeden Tag bin ich im Studio und versuche, die Songs, die ich in den letzten Monaten geschrieben habe, so gut wir möglich fertig zu produzieren, ihnen ein musikalisches Gewand zu verpassen, das keinen Galaabend scheuen muss. Und dann kommst du, Mrs. Diary, und erinnerst mich ständig an meine Fehler, wirfst mir Unzuverlässigkeit vor und trampelst dabei auf meinen Gefühlen herum. Ich bin doch so sensibel! Hör’ auf damit, ich kann das nicht mehr aushalten. Ich brauche dich doch und du brauchst mich, aber lass’ uns endlich die Friedenspfeife rauchen, denn so kann das wie gesagt nicht weitergehen. Gib’ mir noch eine Chance, ich werde dich nämlich nie im Stich lassen. Ich schwöre es auf den heiligen Lavezzi!
Ich weiß, die Tage ohne mich sind nicht einfach für dich und du weißt nicht so recht, was du ohne mich anfangen sollst. Du fragst dich, wo ich wohl bin, was ich mache und mit wem ich es vielleicht mache. Aber all das ist sekundär, irrelevant, überflüssig. Die Hauptsache ist doch, dass du weißt, dass ich für dich da bin und dich nicht im Stich lasse, ständig an dich denke und auch manchmal ein richtig schlechtes Gewissen habe, weil ich es nicht vermag, dir zu zeigen, wie wichtig du für mich bist.
Aber denkst du denn immer nur an dich?
Vielleicht fragst du dich, wie es mir geht. Vielleicht weißt du nicht, dass das Leben nicht nur aus Höhen besteht und Stille eben auch die Schönheit von Musik ausmacht. Was wäre eine Komposition ohne Pausen? Ein Leben ohne Ruhe? Eine Welt ohne Unterbrechungen? Zuletzt gefile mir der Gedanke, dass das Leben bedeutet, Tag für Tag an etwas zu arbeiten, etwas aufzubauen und vor allem, dass man dabei die Größe und das Wissen haben sollte, dass es keine Perfektion dabei. Man erinnert sich oft nur daran, wie Dinge begonnen oder sie aufgehört haben. Aber wir leben im Hier und Jetzt und dieser große, ganze Rest zwischen dem ersten Kuss und dem Testament, das sind wir! Jetzt, heute. Tag für Tag.
Und auch heute ist ein Tag, an dem ich als eigentlich notorischer Langschläfer ohne es geplant zu haben urplötzlich um 8 Uhr morgens aufgewacht bin, da ich spüre, eine Mission zu haben. Ich spüre, dass meine Leidenschaft zu jeder Zeit größer als der größte Schweinehund ist. Ich spüre, dass ich gebraucht werde, um etwas Neues zu schaffen, was in erster Linie mir als Mensch hilft, in der Hoffnung, dass es für Viele genauso sein kann. Deswegen bin ich hier. Tag für Tag.
Euch einen schönen Tag, macht was draus!
Buongiorno principessa.
Euer
Nevio
Quelle:http://blogs.myspace.com/index.cfm?fuseaction=blog.view&friendId=133582711&blogId=529818611
"Unsere Generation wird nicht so sehr die Untaten böser Menschen zu beklagen haben, als vielmehr das erschreckende Schweigen der Guten" (Martin Luther King)
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