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Irina

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Beiträge: 4038


New PostErstellt: 20.05.11, 21:48     Betreff: Re: Nevio



Berlino, 20. Mai 2011


Huhu! Darf ich mich vorstellen? Mit Verlaub, ich bin „Berlino", ein nagelneues Album, rieche nach Sägespäne und auch noch ein bisschen nach Presswerk. Soeben hat man mich in einen Postkasten geworfen und ich weiß, eine lange Reise liegt sowohl hinter als auch vor mir. Obwohl, eigentlich ist die Reise, die noch vor mir liegt, der kleinste aller Trips, den ich bisher erlebt habe. Ich bin älter als ich vielleicht aussehe, hab' mich gut gehalten. Nun fehlt nur noch der allerletzte Schritt, um mich restlos glücklich zu machen. Ich bin kurz davor, die Suche nach einem Zuhause, nach Gehör und Aufmerksamkeit, nach Akzeptanz und dem erhofften unvoreingenommenen Genuss hinter mir zu lassen. Und wer den frustrierten Mund zu voll nimmt, dem schmeckt's meistens nicht. Ebenso lechze ich nach Freiheit und Liebe. Endlich! Denn ich habe so viel zu geben, dass ich fast platze. Auch die Box, die mich umschließt, hält dem Druck kaum noch stand. Ich möchte raus, möchte Flügel bekommen und so verstanden werden, wie ich gemeint bin. In gute Hände geraten, die mich mit Sorgfalt warm umschließen, wenn ich in wenigen Stunden nackt aus der Box hüpfe. Man legt mich dann sicher in so ein komisches Gerät ein, das kitzelt dann immer so schön, mir wird aber immer ganz schwindelig dabei und ich gebe dann immer ganz viele Töne von mir, die manchmal laut und dann auch wieder leise sind, sich bunt anhören, oft nach Sommer schmecken und manchmal auch nach Regen riechen. Klänge, die aus mir einfach so heraussprudeln. Ohne Zwischenfilter, ohne Angst und Sorge. Und dann bin ich so richtig glücklich und zufrieden. Hauptsache man geht behutsam mit mir um. Manchmal, wenn man über mein äußeres Erscheinungsbild urteilt, über Nebensächlichkeiten diskutiert, dann möchte ich mich verstecken, am liebsten einen Sack anziehen, ausschließlich hörbar sein. Denn das, was ich zu geben habe, hat nur mit dem zu tun, wonach ich klinge. Der Rest ist unwichtig. Zumindest sollte das so sein für die, die mich hören wollen. Und ich denke, das ist genug. Nein, ich weiß, dass das genug ist. Alles andere wäre ungerecht, so fühle ich eben. Außerdem würde ich ja sonst nicht fast platzen und überquellen.



Ich schließe die Augen und blicke zurück, bevor mich der Bote bei Familie Ausgezeichnet in Mailand oder Madrid Hauptsache Italien einwirft.



Mir ist als allererstes, irgendwann im Ichweißnichtmehrwann, der Gedanke gekommen, dass ich heute, gestern und auch morgen - auch wenn es Momente der Stille gab - hier sein werde und - so banal es klingen mag - singen werde! Ja, so ist es. Ich kann gar nichts anderes, auch wenn es das Letzte wäre was mir bleibt. Und bei allen Zweifeln, die so ein alter junger Tonträger in seinem Leben nun mal haben kann, ist mir das bewusster denn je. Und da ich mir - bescheiden wie ich bin - noch nie selbst ein Liedchen gewidmet habe, wollte ich das from the outset mal klarstellen Okay? Wird wohl erlaubt sein...!?



Einige Zeit später stellte sich mir zwangsläufig die Frage: „Hey du, wie geht's dir?". Ja richtig, wie geht's dir eigentlich? Man fragt das ziemlich oft ist mir aufgefallen, aber meint es - so kommt es mir zumindest vor - nicht ernst bzw. ist nicht an einer ehrlichen Antwort interessiert. Daher frage ich. Eine auch an mich selbst gerichtete Frage, aber auch als Message an alle „Mächtigen" gedacht. Wie fühlst du dich, wenn du aus Scheiße Gold machst? Wohin mit all den Lügen und der Oberflächlichkeit? Ob in der Politik, der Musik, dem Arbeitsplatz, der Schule, dem Papageienverein, zuhause im Privaten oder sonst wo. Was soll das?! Du und nur du alleine hast die Möglichkeit (du Glückspilz, manche haben sie nicht diese Chance!), dich zu entscheiden, zu jeder Zeit. Du bist selbst verantwortlich für den Bullshit, den du hier fabrizierst. Also...mach' was!



Wenn alles nicht helfen sollte, dann gibt es etwas, was dich leitet, dir hilft, angeboren ist. Den Instinkt. Und auch wenn Darwin meint, nur Tiere hätten welche, dann interessiert mich das herzlich wenig. Ich bin immerhin ein Album und wer ist schon Darwin?! Denn ich weiß aus Erfahrung, dass man sich selbst aus dem tiefsten Sumpf ziehen kann, wenn man erkennt, welche Kraft in einem steckt. Kriegst du eine drauf, dann stehst du doch immer wieder auf, auch wenn die Wunden schmerzen. Wir sind nicht alleine!



Und zum Abschalten und Urlaub machen - raus aus den ernsteren Gefilden - gibt es einen Lieblingssong, den ich schon immer hatte und den ich immer wieder gerne singe und spiele. Nur spreche ich eine andere Sprache und habe daher in der Zwischenzeit meine eigene Interpretation gefunden. Nicht besser, sondern eben anders. So wie ich es am besten kann. Sag' mir wie du es findest. Dimmi tu!



Und manchmal, wenn ich so durch's Leben geschlendert bin, traf ich Menschen, die mir künstlich vorkamen, deren Gesicht ich kaum wahrgenommen habe. Sie versteckten sich und schafften es kaum, natürlich und sie selbst zu sein. Eigentlich sollte man doch so sein, wie man ist. Keine Angst haben, vor dem, was andere sagen. Ein bisschen Mitleid habe ich dann doch mit den Leuten, die dies nicht schaffen oder sich nicht trauen. Aber du, du hast es echt verschissen, ich bin es leid, der Geduldsfaden endgültig gerissen...ich wünsche dir mit viel Ironie alles Gute und raus jetzt!



Vielleicht finde ich jemanden, den es zu erforschen gilt, dachte ich mir danach auf meiner schier endlos erscheinenden Reise. Und ja, wenn du es zulässt und mich rein lässt, dann bin ich da, um in dich zu blicken. Um mich deiner immensen Welt anzunehmen. Um dein Blau zu entdecken. Lass' mich rein, ich meine es nämlich und endlich ernst, Oberflächlichkeiten interessieren mich nicht, ich will zu deinem Kern vordringen und ihn behüten. Ich möchte für dich das herausfinden, was du selbst von dir nicht weißt. Und dann: Neruda lesen, denn Lachen ist immerhin die Sprache der Seele. Gemeinsam.



Kurze Pause. Italienurlaub.



Und dann bin ich wieder an die Basis zurückgekommen. Nach Berlino. Und habe wieder ewige Nächte in einem Tonstudio verbracht. Und dabei an dich gedacht. Was du wohl so machst, ob du wach bist, was dir im Kopf rumschwirrt. Aber ich will einfach nur an dich denken, erwarte keine Antwort, will auch gar keine. Das reicht mir nämlich. So einfach und schön zugleich. Dein Moment. Nur für mich.



Spürst du auch zwischendurch, dass die Zeit so schnell vergeht? Ich will wieder Kind sein, geht das? Ich möchte wieder jene Leichtigkeit erlangen und nicht in der exklusiven Tonträger-VIP-Lounge sitzen, obwohl ich im Stadion doch in die Fankurve will und es nicht darf! Menno. Das ist ja wie ein Porno ohne Bild. Gemein. Oder auch ein Beinamputierter auf freiem Fuß bei allem Respekt. Aber das Nukleare hat hier vorerst nichts zu suchen. Back to topic. Ich lebe immer noch! Egal wie alt, egal wie ich bin, egal wie man mich sieht! Ich habe Fehler gemacht, das ist klar. Aber durch dich - wenn du es erlaubst - fühle ich mich lebendig. Und dafür danke ich dir. Ja, ich lebe immer noch! Und das ist gut so.



Zwischenstopp Afrika. Ein Berg, ein Albumlein, das auf ihm steht. Die Energie spüren. Das Fortlaufen der Zeit und der Wind, der ins Gesicht weht. Diese laute Stille schmecke und rieche ich heute und hier immer noch. Und dann der Himmel und die Weite. Werde ich nie vergessen.



Nach einer durchzechten Nacht bin ich vor dir wach geworden. Eigentlich bist du immer früher wach als ich. Komisch aber logische Konsequenz: Ich nutze die Gunst der Stunde Ciao amore mio! Aber ich werde dich vermissen, trotzdem breche ich nun auf. Ich trag' dich einfach in mir. No regrets.



Damals - ich denke gerade zurück - warst du so großartig, dass mir fast die Adjektive ausgingen. Ein Wiewort (klingt lustig und habe ich in der Grundschule gelernt) für dich zu finden war schier unmöglich. Daher habe ich meine Freundin Mary besucht. Sie hat mir netterweise eines geborgt.



Und wieder...die Sonne geht auf! Der Schleier ist nicht mehr da. Ich sehe klar und deutlich alles was hinter mir liegt und auch das, was noch kommt. Und ich singe ein Lied, das ich schon mal vor einigen Jahren und in einem anderen Land irgendwo gehört habe, welches mir seitdem immer gefallen hat und das ich dann zusammen mit seinem ursprünglichen Komponisten umgeschrieben habe, um es mir zu eigen zu machen. Jetzt entspricht es mir. Jetzt sehe ich noch deutlicher. Ein neuer, freier Tag beginnt.



Und auf dieser Reise habe ich immer wieder das Gefühl, dass ich - wie wir vielleicht alle - mehrere Ichs in mir vereine. Nicht schlimm, aber seltsam. Es macht mich auf jeden Fall neugierig. Ich will mehr wissen. So wie ich auch damals wissen wollte, in was sich der Mann am Strand verwandelt, nachdem die Staubwolke verschwunden war. Langsam, ganz langsam verschwand er am Horizont. Wer war er? Und immer wieder hinterließ er eine neues Farbtüpfelchen im Schwarz-Weiß, einen Klang in der Stille, eine Stimme in der Leere, eine Musik. So mysteriös und spannend zugleich, dass ich froh bin, nun Antworten zu finden.



Meine Reise ist fast vorüber.
Dennoch bin ich schon so lange unterwegs, dass es sich richtig anfühlt, endlich anzukommen.
Bei dir.



Hör nicht auf für das zu Leben an was Du glaubst - Glaub an Dich!
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