KerstinB
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Erstellt: 25.07.08, 18:24 Betreff: Re: K*Rings Brothers / Peripherique |
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manchmal klappts!
Die zweite CD der K-Rings Brothers setzt ihrer "für immer grünen" Heimat, dem Odenwald, ein Denkmal und will trotzdem nachdenklich machen
Subtext statt Vorschlaghammer
Von unserem Redaktionsmitglied Jörg-Peter Klotz
Eine Platte voller Sommerhits mit griffigen Hooklines, tanzbar durch den gelungenen Mix aus Reggae-Rhythmen im unbeschwerten Dancehall-Stil, positiver Rap-Rhetorik und kunstvollen Electro-Einsprengseln - die zweite Platte der K-Rings Brothers kommt zunächst auf unbeschwerten Sohlen als perfekte Partymusik daher. Doch schon die Titel der ersten Songs schlagen Alarm: "Save Our Souls" und "Mayday" lassen jede Menge Assoziationen zu - von der drohenden Klimakatastrophe bis zum spirituellen Notstand. Gastspiel von Xavier Naidoo
"Unsere Texte sind nicht direkt politisch, sie liegen eher eine Ebene darüber", betont Rapper "Fritz", der mittlere der drei Krings-Brüder aus dem Kurörtchen Bad König im Odenwald. Das heißt, sie lassen dem Hörer den Freiraum, sich selbst einen Reim darauf zu machen. Beste Beispiele dafür sind die beiden mitreißendsten Tracks "Sound Of The Forest" und "Für immer grün", mit denen das Brüder-Trio seiner Heimatregion zwei echte Hymnen auf die Hügellandschaft schreibt: "Wo die Bäume höher als die Häuser sind bin ich gebor'n, hier gibt es keinen Smog, keinen Dschungel aus Beton." Aus dem glühenden Lokalpatriotismus folgt aber - quasi ex positivo -, dass "es nicht überall wie in Mannheim, Hamburg oder Berlin aussieht. Da muss man das Thema Umwelt gar nicht direkt ansprechen. Wenn man etwas direkt anprangert, ist das zu plakativ und wird nur von wenigen, ohnehin Gleichgesinnten gehört", erklärt Friderico "Fritz" Krings.
Subtext statt Vorschlaghammer heißt die Parole, nach der Partymusik und Tiefgang sich nicht ausschließen müssen - wie es ähnlich klingende Künstler von Jan Delay über Seeed bis Gentleman und Patrice schon vorexerziert haben. "Wir wollen schon etwas bewegen - und zwar die Leute", so "Fritz". Das natürlich im Wortsinn vor der Bühne, aber durchaus auch ideell: "Die Botschaft ist: Lasst euch von Politik und Medien nicht alles aufdrücken, seid wachsam und bildet euch eine eigene Meinung." Am deutlichsten wird das bei dem düster rockenden "My Old Friend" und vor allem "Nie mehr frei", einer Kooperation mit Xavier Naidoo, dessen Text schlimmste Orwell-Schatten an die Wand wirft - bis hin zur Schlachtbank als "Lösung" für das Überbevölkerungsproblem.
Aber auch die Liebe spielt auf dem Album eine zentrale Rolle - wenn auch eher eine tragische. Aber das Pech in der Liebe sei ihnen nicht allen treu, versichert "Fritz" treuherzig - und das Thema Verlust könne man ja auch wunderbar verallgemeinern. "Sie ist weg" heißt trotzdem die Botschaft des entspannten "Rollin' Stone", der Ballade "Zu jung" und des promilleschweren "Zu voll", das UB40s "Red Red Wine", so kunstvoll zitiert, dass man vergisst, wie abgedudelt dieser Refrain eigentlich ist.
Das spricht für gutes Handwerk, das die drei Brüder bis auf die Schlagzeug-Parts komplett selbst im eigenen Studio in der alten Ölmühle vor den Toren Bad Königs produzieren. "Sir Max", der Älteste, singt, spielt Trompete und Gitarre, Rapper "Fritz" Percussion plus Gitarre, und B Karl "Cabser" steuert Bass, Backgroundgesang, Orgelklänge und Electro-Sounds bei. Als K-Rings Brothers betraten sie erstmals 1999 die Szene. "Aber das mit der Bandgründung ist so eine Sache, wir machen natürlich schon seit wir denken können zusammen Musik." Kein Wunder, stammen die drei doch aus der Ballettschule Krings, die ihre Schwester inzwischen von der Mutter übernommen hat. "Mit Musik und Kunst war da natürlich immer etwas los", erinnert sich Friderico.
Dass seit dem Debütalbum "Tricolor" stolze vier Jahre ins Odenwälder Land gegangen sind, liegt vor allem daran, dass die Brüder mit eigenem Studio, Verlag und dem schon recht erfolgreichen Label Peripherique (Shuko) administrativ ziemlich eingebunden sind. Deshalb können sie auch marketingtechnisch etwas eigenwillige Wege gehen: Nach der jetzt erschienenen Premium-Edition von "Save Our Souls" mit "Making Of"-Bonus-DVD erscheint erst im September die einfache Ausgabe. Für ganz Begeisterte folgt gegen Weihnachten noch mal ein USB-Stick voller Bonusmaterial als Flaschenpost verpackt: Keine schlechte Idee, denn "Sending out an S.O.S" stand ja schon einmal am Anfang einer großen Pop-Karriere . . .
Mannheimer Morgen 25. Juli 2008
http://www.morgenweb.de/nachrichten/kultur/20080725_srv0000002870498.html
an Jörg-Peter Klotz
____________________ "Try to get away for good Leaving on a train Find that all that matters to me Blew away with the wind"
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