Frickibär
Mitglied
Beiträge: 1177 Ort: Mannheim
|
Erstellt: 14.09.06, 03:28 Betreff: Walter Moers - Der Bonker
drucken
weiterempfehlen
|
|
|
...ohne Worte - einfach nur total looooooool und genial...
www.youtube.com/watch?v=Pq4gQPReH2E
"Ich hock in meinem Bonker" Der neue Hitler-Comic von Walter Moers
Darf man über Adolf Hitler Witze machen? "Im Gegenteil, man muss!", beantwortete die Frage seinerzeit Walter Moers, als er vor acht Jahren seinen ersten Comic-Band über "Adolf - die Nazisau" veröffentlichte.
von Achim Zeilmann, 14.07.2006
"Äch bin wieder da", krakeelte der windige Widergänger des Gröfaz damals, der von Aliens verschleppt wurde, die mit ihm und der mumifizierten Mutter Theresa eine Superrasse züchten wollten, der bei der Suche nach der inneren Ruhe im Zen-Kloster grandios scheiterte und sich mit der Leder-Transe Hermine einließ, die früher einmal Hermann Göring hieß. Bis auf die Unterhosen
Damals noch ein Streitthema - Michel Friedmann schimpfte über "schlechte Satire" - ist es heute längst üblich, den deutschen Dämon Adolf auf Normal-Null herabzuholen. Ob im Fernsehen oder Kino - und wie Moers bis auf die Unterhosen lächerlich zu machen. So auch im neuen, dritten Adolf-Band "Der Bonker", einer sparsam bebilderten Tragikomödie in drei Akten, die Hitlers letzte Tage im Bunker von Berlin aufdeckt:
Adolf sitzt mit Blondie das Ende aus, wird mehrfach Opfer von Churchills Telefonstreichen und darf nicht mitspielen, wenn Eva Braun, Göring und andere wilde Sex- und Koks-Orgien veranstalten. Ein Grusical zum Mitspielen, denn erstmals liegen einem Moers-Buch Fingerpuppen zum Ausschneiden bei und das computeranimierte Musikvideo "Ich hock in meinem Bonker". "Fertig ist das Arschgesicht!"
Muss das sein? Oder anders gefragt: Ist das der letzte Schrei nach dem Hitler-Jahr mit "Speer und Er" und dem "Untergang"? Der chronisch öffentlichkeitsscheue Moers äußert sich dazu nur im Exklusiv-Interview mit seinem Verleger und verweist auf seine langjährige Beschäftigung mit Hitler: "Da kann ich heute nicht hingehen und Hitler Guido Knopp überlassen. Der Führer gehört mir! Wir haben in Deutschland nun mal nur zwei international auswertbare Pop-Ikonen: den Papst und Adolf Hitler. Für den Papst hat die Katholische Kirche die Lizenz, Hitler ist rechtefrei." Und außerdem sei Adolf leicht zu zeichnen: "Punkt, Punkt, Komma, Strich - fertig ist das Arschgesicht!" Abrechnung mit einem Wicht
Für Moers' Verleger Wolfgang Ferchl ist das neue Buch dennoch kein Grund zum Schenkelklopfen. Der Moerssche Humor wirke zwar derb, sei aber viel zu doppelbödig. Ferchl sieht darin geradezu einen Abwehrzauber gegen rechtes Gedankengut, das merke man besonders bei jungen Lesern: Wer sich einmal vor Lachen ausgeschüttet hat über "Adolf - die Nazisau" und ihre Verhohnepiepelung, könne sich nie mehr positiv auf Nazismus beziehen.
Das Musikvideo ist dazu die konsequente Fortsetzung, die Abrechnung mit einem Wicht, der die Welt an den Abgrund geführt hat. Dem Video-Adolf eine Stimme gegeben hat der Musikkabarettist Thomas Pigor und wenn man ihm zuhört, beschleicht einen fast schon der Gedanke an eine tiefere Wahrheit über Hitler und seine letzten Tage: "Ans Bein zu pinkeln"
"Die Figur ist ein kleiner Loser, den die anderen nicht mitspielen lassen, wenn sie koksen und Gruppensex haben. Er hat aber die Attribute des Führers Adolf - und zwischen der Größe und der Kleinheit besteht die satirische Spannung."
Pigor hat so seine Erfahrungen mit Adolf, Moers wählte ihn als Stimme aus, nachdem er Pigors Song über Hitler vorm Rasierspiegel gehört hatte. "Hitler ist das Böse an sich, und er hat durch dieses Böse an sich eine dämonische Größe bekommen, die fast schon sakral ist, dass man die Stimme senkt und sagt 'Hitler'. Es ist fast eine blasphemische Lust, diesem großen Dämon ans Bein zu pinkeln." Infobox Walter Moers: Der Bonker. Piper, 2006 "Der Bonker"
von Walter Moers Piper Juni 2006 ISBN 3492046460
Preis: 14,90 Euro
Quelle: www.zdf.de
"doch wenn ich arm bin, habe ich nur meine träume. die träume breite ich aus vor deinen füßen. tritt leicht darauf, du trittst auf meine träume." (William Butler Yeats)
[editiert: 14.09.06, 03:44 von Frickibär]
|
|