„Er ist ein aufstrebender junger Mann.“
Dies und ähnliche Floskeln sagte man immer über Edgar Moore.
Geboren als Sohn eines großen Konzerchefs trug er von Anfang ein großes Erbe: Macht.
Doch was nützt all diese Macht, wenn man doch nur der kleine Schatten seines Vaters ist? Wenn dieser alles daran setzt, sein Imperium zu behalten und nicht einmal mit seinem eigenen Fleisch und Blut teilen will – geschweige denn auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden ihn als Nachfolger zu ernennen?
Edgar hatte ein Macht, aber kein Talent. Er hatte Wissen, aber es fehlte eine gewisse Gerissenheit.
Aber dennoch hatte er Potential, dass nur darauf wartete, geweckt zu werden. Aber wie, wenn der eigene Vater im Weg steht?
Alles änderte sich an dem Tag, als sein Vater spurlos verschwand. Keine Lösegeldforderung, kein Anzeichen für irgendwas. Ja, er hatte eine menge Feinde, aber ebenso starke Sicherheitsmaßnamen. Er wurde einfach vom Erdboden verschluckt.
Edgar trauerte. Und nach einer Woche der Trauer ergriff er die Chance und riss den Konzern an sich, als einziges Kind seines Vaters. Wenn er eins wirklich lernte und beherrschte, dann die Skrupellosigkeit. So war er nun der Boss.
Der Konzern ging Pleite.
Zweifel stiegen empor und Edgar konnte sein eigenes Versagen nicht mehr ertragen, als sein teurer Fernseher gepfändet wurde. Er beschloss dem allem ein Ende zu setzen.
Mit der Waffe und einer Kugel saß er in seinem Büro. Das Gebäude war geschlossen und verlassen. Niemand würde ihn vermissen.
Einsam verklang der Schuss in den verlassenen, dunklen Gängen.
Sein Erzeuger sah das alles als Meisterleistung.
Erst sorgte er durch geschickte Manipulation dafür, dass sein Vater ihn niemals als Nachfolger ernennen würde. Dann tötete er seinen Vater und setzte alle Hebel in Bewegung, dass Edgar den Konzern bekam.
Dann sorgte er für den Untergang. Er tat alles, um Edgar mit Macht spielen zu lassen und entriss ihm dann alles. Er tat dies aus zwei simplen Gründen:
Erstens wollte er Edgar alles verlieren lassen, um sicher zu sein, dass er sein Angebot todsicher annehmen würde.
Und Zweitens ist es leichter, ihn aus der Welt der sterblichen zu entführen, wenn ihn sowieso niemand vermissen würde.
Er suchte Edgar in seinem Büro auf. Er machte ihm Angst und erzählte im alles.
Die Traditionen, dem Blut, die Jagden, über Vampire.
„Hast du Angst, Edgar?“ fragte er. Edgar zielte mit der Waffe auf ihn.
„Es wäre angebracht.“ Edgar drückte ab. Er schoss auf seinen Erzeuger und dann starb er.
Sein Erzeuger, Prinz der Stadt, stellte sein Kind stolz über all vor. Er erklärte ihm alles, was Edgar als seine Rechte Hand wissen musste. Aber er machte den Fehler, nie zu erzählen, wieso Edgar wirklich in seinem Leben scheiterte. Somit glaubte er immer noch, es war alles sein Versagen.
Und aus diesem Grund hielt sich Edgar aus den Spielen der Kainskinder raus. Die Verlockung in die Machtspiele und Intrigen einzusteigen, war groß, aber die Zweifel waren größer.
Wozu auch, wenn er sowieso nur der Schatten seines Erzeugers ist, fragte er sich selbst.
Er war eine Enttäuschung. Der Prinz würde ihn am liebsten tot sehen. Aber solch eine Schande, solch einen Fehlgriff, konnte er weder sich selbst, noch den Kainskindern über die er herrschte gestehen. Somit suchte er nach einer Alternative um ihn loszuwerden.
Und er fand eine: Ein Gesichtslose Großstadt mitten in den Staaten. Keine Ressourcen, nichts zu verlieren. Perfekt.
Der Prinz leitete alles in die Wege, dass sein Kind die Stadt als seine Domäne bekam.
Edgar wurde Prinz, weil er in den Augen seines Erzeugers versagte. Und Edgar wusste dies und fand den Hauch Ironie köstlich.
So fing er an, sein eigenes Domizil zu errichten. Und er versagte.
Die Stadt wurde beinah zu einem pulsierenden Maskeradebruch. Kainskinder fanden sich in den Mauern der Stadt ein, weil sie dachten, es sei ein lockerer Ort, ohne große Gesetze und Pflichten.
Zum Glück für Edgars Erzeuger, beobachtete er sein Kind bei jedem Schritt. Somit bekam er von der Misere mit, bevor irgendwer anders es tat. Wieder spielte er mit seiner Macht und entsandt junge Vampire um sie zum Rat der Erstgeborenen dort zu ernennen.
Er wählte mit bedacht.
Ein Junger Toreador aus Frankreich um den Clan der Rose zu vertreten. Dieser wurde auch zum Hüter des Elysiums in der Stadt.
Ein aufstrebender Brujah, der nicht wie die meisten jungen seines Blutes zu den Anarchen überlief, sondern nachdachte und der Camarilla treu war. Er verhandelte mit den Tremere und sie schickten einen jungen Ancilla, der dieses Angebot nur all zu gerne annahm, da er lieber in Ruhe seinen Studien nachging, als das Aschenputtel in einem Gildehaus zu sein. Und ein junger Nosferatu, der an Edgars Erzeuger gebunden war, um ihn über alle Aktivitäten der Domäne auf dem Laufenden zu halten. Den Clan des Mondes ließ er bewusst aus.
Edgar wurde zum Primogen der Ventrue und nominell zum Vorstand erklärt. Aber das heißt nichts. Letztlich sind die Ratsmitglieder alle erfahrener und älter als er und er steht unter ihnen. Doch der Rest der Stadt steht unter Edgar und das reicht ihm.
Mit dem Rat in seinem Rücken wurde Ordnung geschaffen und langsam hat er den Dreh raus.
Er wartet nur auf den Moment, wo er auch die komplette Kontrolle über den Rat an sich reißen kann. Und er hat eine Ewigkeit Zeit.
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Du führst Selbstgespräche. Ich bin gar nicht da.