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Michelle
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Beiträge: 75


New PostErstellt: 07.10.09, 11:45     Betreff: Re: St. Martin

MARCO POLO Reiseführer London
Hallo Ihr Lieben,

danke für die zahlreichen Beiträge.

Also ich finde ehrlich gesagt nicht, dass es Quatsch ist, Sankt Martin zum Lichtboten zu machen.

Ich hol jetzt mal aus, auch wenn ich davon ausgehe, dass die meisten von Euch das eh auch schon wissen oder so sehen:

Man muss halt ein bißchen über das Christentum hinausgehen. Ich habe soviel über den Ursprung von Festen recherchiert, dass mir echt eines klar geworden ist: fast alle christlichen Feste, selbst die kleinsten, haben irgendeinen heidnischen Ursprung oder sind mit einem heidnischen Brauch zusammengelegt worden, ob nun Römisch, Keltisch, Germanisch. Das gesamte Christentum, wie es hier praktiziert wird mit seinen Bräuchen, ruht auf den Überresten des Heidentums. Meistens ist ja irgendein Heiliger (sehr praktisch, diese Heiligen!) auf irgendeinen alten Festtag gelegt worden (wie eben Sankt Martin), so dass weitergefeiert werden konnte, mit neuem Gewand und neuer Religion. So wie sie es ja auch viel mit den heiligen Stätten gemacht haben. All die Odinbäume, die zu St. Michaelskirchen wurden... :). Wo also will man da die Trennung machen zwischen christlich und heidnisch. Das Pferd, die Rüstung, der Name - klar, stammt alles aus der Heiligenlegende. Aber alles andere? Der wirkliche Sinn dahinter?

However. Meinem Wissen nach kann man den Brauch um St. Martin auf zwei Quellen zurückführen. Grob zusammengefasst: zum einen ist St. Martin der Vorabend der vorweihnachtlichen Fastenzeit, zum anderen wurde im Mittelalter an diesem Tag die Steuer eingefordert, die häufig in Form von Naturalien (wie eben Gänsen) bezahlt wurde. Aber die Fastenzeit ist zugleich die Vorbereitungszeit auf Weihnachten (Advent). Und Weihnachten hat man ja die Wiedergeburt des Lichtes oder Lichtgottes, was die Kirche dann zur Geburt des Christkindes umfunktioniert hat.
Ich versuch da immer, mich ein bißchen in frühere Zeiten hineinzuversetzen und was der Winter früher für die Menschen bedeutete. Wie muss das wohl gewesen sein, wenn man wußte, der Winter steht wieder bevor und man sich Sorgen machen musste, ob die Vorräte wohl reichen, oder Krankheiten, Seuchen und böse Geister die Familie und das Vieh heimsuchen werden? Vor allem, wenn der Sommer schlecht und die Ernte mikrig war. Ich glaub, damals hatte der Beginn des Winters eine Bedeutung, die wir heute in all dem Weihnachtstrubel nur noch erahnen können, wenn wir etwas länger als gemütlich draußen im kalten, düsteren Wald verharren und es dunkel wird und wir haben kein Licht dabei!
Aus diesem Kontext heraus ist St. Martin für mich tatsächlich ein Lichtbote. Der erste der Boten, der die Vorweihnachtszeit einläutet und Hoffnungsträger, der ankündigt, dass inmitten der Dunkelheit irgendwann das Licht wiedergeboren wird.

Und warum dem Kind das Leuchten einer verzauberten Welt nehmen? Oder es ausgrenzen (das feiern die Christen, das sind christliche Bräuche, wir aber sind Heiden, wir gehen vielleicht mit, haben damit aber eigentlich nix zu tun (was nicht heißen soll, dass manche von Euch das so praktizieren. Das ist jetzt einfach ein Beispiel)). Ich persönlich finde es wichtig, Symbiosen zu schaffen und wieder den tieferen, naturverbindenden Sinn hinter den Festen zu vermitteln, so wie ich ihn wahrnehme. Da ist es mir dann herzlich egal, ob St. Martin irgendwann von der kath. Kirche heiliggesprochen wurde. Er war vor allem ein Römer, der anderen Menschen geholfen hat. DAS ist auch eine Botschaft, die man den Kindern dabei vermitteln kann. Dass es im Winter - in einer Zeit, in der (zumindest früher!) alles knapper wurde, es umso wichtiger ist, mit anderen zu teilen.
Also, viele Interpretationsmöglichkeiten. Für mich alle wahr.

So.... *Atem hol... *  Das war mir jetzt wichtig zu vermitteln.


WAs die Laternen angeht, so weiß ich auch nicht. Vielleicht ist die Erklärung ganz einfach - früher gab es solche Umzüge ja auch schon, aber früher gabs ja noch kein elektrisches Licht. So wie ich gelesen habe, zogen Kinder früher an St. Martin auf "Heischetour" - irgendwelche leckeren Sachen abstauben und erbetteln (vielleicht entstammt das auch wirklich noch einem Brauch, an St. Martin armen Kindern was zu geben). Wahrscheinlich trugen sie dabei die Laternen, ganz einfach, um Licht zu haben.
Manchmal ist es echt spannend, aus wievielen kleinen Bräuchen sich unsere heutigen Feste zusammensetzen - und wieviel davon noch heidnisch ist. Wenn das mal all die ollen Katholiken wüßten...


Vielen DAnk an alle, die bis hierhin mit dem Lesen durchgehalten haben
und liebe Grüsse, Michelle





"Ein Kind bewegt das Oberste zu unterst und rückt gleichzeitig alle Dinge an ihren richtigen Platz."
Alain Delon


[editiert: 07.10.09, 11:53 von Michelle]
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