Der Sprechstab - Das Forum Pagan Parenting Projekt

Ishtar · Mitglied Beiträge: 9

Hallo Selma

Eine wirklich schwierige, aber auch interessante Frage. Es kommt jetzt sicherlich auch darauf an, ob du vom heterodoxen oder orthodoxen (Traditionellem) Wicca sprichst - und natürlich setzen auch traditionelle Coven manchmal andere Akzente.

Grundsätzlich würde ich aber zu Panentheismus, bzw. Duotheismus (Zwei Gottheiten) bei Wicca tendieren, man könnte auch sagen in einer panentheistischen Weltsicht wird Duotheismus praktiziert

. Wenn du dir traditionelle Texte durchliest (Gardner, Valiente) merkst du besonders bereits an der Offenbarung (Charge) der Göttin, dass kein reiner Polytheismus dahinter steckt, sondern das von Dion Fortune "alle Göttinnen sind eine Göttin, alle Götter ein Gott" übernommen wurde. Deshalb auch mein Vorschlag des Duotheismus, da Wicca um Göttin und Gott zentrieren und teilweise eine eigene Jahreskreisgeschichte zu denen entwickelt haben - je nach Tradition mehr oder weniger.

Betrachten wir die Entwicklung von Wicca, ist ersichtlich, dass dieses sehr stark von Praktiken des Golden Dawn, Aleister Crowley und den Rosenkreuzern beeinflusst wurde - was typisch ist, für neue Religionen die aus dieser Zeit stammen, sieht man z.B. auch bei den Ritualen der OBOD.

Der Golden Dawn vertrat eine Qabbalistische Weltsicht, die sich wiederum sehr gut mit dem Panentheismus deckt (zu obigen von Dion Fortuen gehört nämlich auch noch "und es gibt nur einen Schöpfer". Aus Golden Dawn Sicht ist damit aber weniger ein monotheistischer Gottvater gemeint, sondern Kether! - Sowas wie der erste Austrittspunkt der Urquelle aus dem Ain Soph). Allerdings könnte man auch viele antike Religionen als Panentheistisch - Polytheistisch sehen, weil viele ja eine Ursprungsquelle kennen, aus der sozusagen "das Universum" ist und aus der heraus andere Gottheiten (Emanationen) entstanden. Auch weiß man z.B., dass die Mesopotamier die Gottheit als die entsprechende Naturerscheinung sahen, aber auch als die Kraft hinter der Naturerscheinung. (Girru war das Feuer, aber auch Kraft hinter dem Feuer). Dementsprechend passt ein eng gefasster Polytheismus auch hier nicht.

Im Grunde darf man die Klassifizierungen nicht immer klar abgrenzend sehen, weil viele sich überschneiden und gerade im heidnischen Bereich gibt es einige die dazu passen. Ist halt die Frage, ob du polytheistisch bist wenn du die einzelnen Götter als Archetypen, Gedankenformen o. Ä. siehst? Praktisch könnte man einfach auch fragen, ob du einen gewissen Aspekt anbetest - z.B. die Göttin "weißichnicht". Lautet deine Frage ja, dann könnte man dich auch als Polytheistin bezeichnen, es ist aber kein "harter" Polytheismus. ADF Druidentum basiert z.B. auf "hartem" Polytheismus, allerdings befinden sich da auch mehrere Stoiker, als verschwimmen die Grenzen auch dort wieder

Ich glaube eine abschließendes "so ist es für alle" wirst du nicht finden. Vor allem weil ja gerade das heterodoxe (freifliegende) Wicca erst recht noch vielfältiger ist!

BB
Ishtar

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