Herr Klein, haben Kirchgänger weniger gesundheitliche Probleme?
Es scheint so. Wir haben die Studien zum Thema gesichtet. Fazit: Religiöse Menschen haben ein geringeres Risiko für diverse Krankheiten.
Vor welchen Erkrankungen schützt der Glaube?
Ein typisches Beispiel sind Depressionen. Gläubige sind weniger anfällig für das Seelentief – und kommen auch schneller wieder heraus. Außerdem haben sie seltener Bluthochdruck und Herzerkrankungen, sind weniger suchtgefährdet und haben eine stärkere Abwehr.
Was macht die Religion denn so gesund?
Da gibt es ein ganzes Bündel von Erklärungen. Religiöse Menschen sind oft Teil einer Gemeinschaft, in der die gegenseitige Hilfe eine große Rolle spielt – das schützt vor Einsamkeit und nimmt den sozialen Druck. Die Vorstellung, dass Gott mich so annimmt, wie ich nun einmal bin, ist natürlich gut fürs Selbstwertgefühl. Und auch das Beten kann psychisch entlasten: Wer betet, löst zwar keine Probleme – aber er löst sich von den Problemen.
Sollte der Arzt also einen Gottesdienstbesuch aufs Rezept schreiben?
Bestimmt nicht. Denn nur eine innerlich empfundene Gläubigkeit wirkt sich offenbar günstig auf die Gesundheit aus. Wer den Kirchgang als Pflichtübung sieht, wird eher das Gegenteil erreichen.
Gibt es auch so etwas wie eine Überdosis Religion?
Verhängnisvoll kann die Annahme eines strafenden und richtenden Gottes sein. Wer dieser Idee anhängt, ist beispielsweise stärker gefährdet für Zwangserkrankungen.