Erstellt: 03.08.07, 13:47 Betreff: Re: Pflege für zwei Euro die Stunde ?
Ärzte Zeitung, 03.08.2007
KOMMENTAR
Schocktherapie für die Pflege
Von Christian Beneker
"McPflege"- schon bei diesem Namen wird man misstrauisch. Zu Recht. Ein Bremer Unternehmen bietet an, Vater oder Mutter, Ehemann oder Ehefrau zu Minilöhnen pflegen zu lassen. Gerade mal zwei Euro die Stunde sollen die Pflegekräfte aus Osteuropa erhalten, wenn sie in Deutschland rund um die Uhr alte, bettlägerige Menschen zuhause betreuen. Die beiden Macher des Projekts verweisen auf die Rechtslage. Ja, in der Tat, so ein Angebot ist rechtens. Genau das ist das Problem. Wirtschaftliches Kalkül und juristische Cleverness bestimmen bei "McPflege" den Lebensabend von hilfsbedürftigen Menschen.
Nichts gegen die Pflegenden selbst, die meist aus Ungarn und der Slowakei kommen. Sie werden ihre Arbeit so gut wie möglich machen. Aber es ist eine Dumping-Nummer. Zu Recht kritisieren Sozialverbände und Kirchen die ausbeuterischen Löhne. Die Pflege verkommt zum Sparschwein des Sozialsystems. Wer in Deutschland würde sich noch für den Pflegeberuf entscheiden wollen, wenn die Wertschätzung für eine derart wichtige Aufgabe bei zwei Euro pro Stunde liegt?
"McPflege" hat aber auch etwas Positives: Es wirft ein Schlaglicht auf die vielen illegalen Arbeitsverhältnissen, wo sich Pflegende aus Osteuropa in Deutschland für Hungerlöhne abschuften. Und "McPflege" zeigt auch, was im Gesundheitssystem unter dem Diktat des Sparens alles möglich geworden ist. Möge die Schocktherapie helfen!
Lächeln ist die eleganteste Art, dem Gegner die Zähne zu zeigen.