Ärzte Zeitung, 03.08.2007
Pflege für zwei Euro die Stunde
"McPflege" bietet in Bremen seine Dienste an / Personal aus dem Osten
BREMEN (cben). Ein Bremer Pflege-Anbieter will den deutschen
Markt aufrollen. "McPflege" heißt die Firma. Ihr Angebot: häusliche
Betreuung rund um die Uhr ab zwei Euro pro Stunde.
"McPflege" will keine Konkurrenz sein zu Pflegediensten, teilt das
Unternehmen mit, sondern eine Ergänzung zu den Pflegediensten vor Ort.
Möglich wird das Angebot durch billige Arbeitskräfte aus Osteuropa,
die "McPflege" im Rahmen der Dienstleistungsfreiheit in Europa für den
deutschen Markt angeheuert hat. Nach Angaben der Firmengründer und
Betriebswirtschaftler Alwin Teiken und Norbert Meiners vermittle man
qualifiziertes und sozialversichertes osteuropäisches Pflegepersonal
aus Ungarn und der Slowakei. Abgerechnet wird direkt mit den Anbietern,
"McPflege" kassiert die Provisionen. Bisher gibt es zwei Büros, weitere
sollen folgen.
"Mit unserem Service sind wir in der Lage, pflegende
Familienangehörige und die bundesdeutschen Pflegedienste zu
unterstützen und zu entlasten, um es den Pflegebedürftigen zu
ermöglichen, so lang als irgend möglich und medizinisch vertretbar im
eigenen Zuhause zu bleiben", erklärt das Unternehmen. Die Pflegenden
sollen 24 Stunden im Haushalt der Pflegepatienten leben und sie
"hingebungsvoll betreuen", heißt es in einer Mitteilung. Für die
Pflegebedürftigen und ihren Familien entstehen dabei Kosten in Höhe von
1500 Euro pro Monat - bei anderen Pflegedienstleistern müssten sie
dafür 4000 bis 5000 Euro bezahlen.
Die Gewerkschaft Verdi reagierte kritisch auf das Billig-Angebot.
Verdi-Mitarbeiterin Annette Klausing spricht von "Dienstmagd-Gehabe"
und "Allzeit-bereit-Mentalität". "Wir wissen, dass es einen großen
Schwarzmarkt in der Pflege gibt", so Klausing zur "Ärzte Zeitung",
"aber eine sehr schlechte Situation durch eine schlechte wie ‚McPflege‘
zu ersetzen, ist keine Lösung." Ihre Befürchtung: McPflege wird immer
mehr Pflegeleistungen übernehmen und die Konkurrenz ausstechen.
Lächeln ist die eleganteste Art, dem Gegner die Zähne zu zeigen.