Piraten des Falgahten

Hein · Quartiermeister Beiträge: 1091

"Laaaand in Sicht! Direkt vorauuuus!" Ismael wies mit der Steuerbordhand in die Fahrtrichtung der Schwarzen Braut. Hein setzte sogleich seinen Kieker ans Auge, obwohl er wußte, dass das Land noch hinter der Kimm war.
"Jocke, das muß das Kantenland sein." wante sich der alte Seemann an den Steuermann der Braut.
"Kantenland? Was machen wir denn da?" Chariva und Roxsana schauten Hein fragend an.
"Wir werden einige Freunde treffen und mit ihnen verhandeln. Es geht um Liegerechte und einen Stützpunkt nicht weit von Danglar entfernt. Wir werden sie brauchen, wenn wir gegen die Khardin losschlagen. Und unsere Nordmannfreunde brauchen Lagerraum." entgegnete Hein.
Chariva nickte. Sie konnte sich gut an das Treffen mit den Nordmännern erinnern.
"Außerdem werden wir uns ein wenig im Landkampf üben. Dort findet gerade eine Art Flottenübung an Land statt. Eine gute Gelegenheit die Geschütze an Land zu testen. Ich stelle es mir nicht einfach vor, so ohne auf und ab etwas zu treffen." Hein grinste.
"Wenn ihr Lust habt, könnt ihr uns ja begleiten."

Roxsana · Bootsjunge (oder Mädchen) Beiträge: 59

Eine Woche später stand Roxsana an der Reling und schaute der kleiner werdenden Küste der Kantenlande hinterher. Noch war die See ruhig, aber die aufziehenden Wolken verhießen ein Unwetter - auf dem Land täten sie dies zumindest, das Wetter auf See war Roxsana so wenig vertraut wie all die Begriffe, mit denen die Besatzung ständig um sich warf und die sie nur mühsam lernte.
Sie erinnerte sich daran, dass sie Titje versprochen hatte, beim Kartoffeln schälen zu helfen, und wandte sich um - Platsch! stand sie in einem Eimer, strauchelte, stolperte über ein halb fertig geschnitztes Holzbein und schlitterte über den feuchten Boden. Sie wollte gerade eine Schimpftirade über den Missetäter beginnen, als ihre Schlitterpartie in einem ausgebreiteten Segel endete, das Pöpke und Xiana gerade ausbesserten.

Hein · Quartiermeister Beiträge: 1091

"...Westwind...nordnordoost....hmmm..." murmelte Hein van Fleet in seinen Bart.
"...6-8 Knoten...Kurswechsel auf Oost...hmmm..."
Grumbeld ließ er den Zirkel über das Pergament der Karte huschen.
Dann zog er raschelnd eine weitere Karte hervor.
Er machte einige kleine Kreuzchen darauf und verband diese dann mit einem Strich.
Einen langen Augenblick betrachtete er die Karten mit unstetem Blick. Dann packte er das Schreibzeug weg und verließ den Kartenraum. Als er die Tür zum Mitteldeck öffnete, sah er nur ein schmutziggraues Segel vor sich gespannt. Und irgendetwas rammte ihn voll und warf ihn von den Beinen.
"Tausend tote Klabuter!!" fluchte Hein und rieb sich die malträtierte Schulter. Ein Eimer tronte auf seinem Haupte und einige Kartoffelschalen hingen über seiner Nase und tropften. Unter dem Segel kam unter einem Schopf zerzausten Haars drappiert mit Kartoffelschalen ein hübsches wenn auch rotes Gesicht zum Vorschein.
Von backbord Seite lachte es lauthals.

Hein · Quartiermeister Beiträge: 1091

"Und Feuer!"
Fünf Steingeschosse jagten auf das kleine Floß mit der Fahne zu und zwei trafen es, während die anderen knapp dahinter ins Wasser platschten.
Hein van Fleet schaute sich die Salvenlage mit dem Fernrohr an. Langsam fiel die Gischt des aufgewirbelten Wassers wieder in sich zusammen.
'Das war gut!' dachte er. 'Das war sogar sehr gut!'
"Drei Fahrkarten!" brüllte er über das Deck. "Das will ich besser sehen!" setzte er hinterher.
"Also nochmal! Laden! Alles fertigmachen für die Halse! Decksmannschaften an die Brassen! Backborddecksgeschütze geben klar wenn feuerbereit!"
Ein Stöhnen ging durch die Mannschaften.
"Jocke, Ruder hart steuerbord!"
Heins Stimme war rau und heiser. Er hatte die letzten Tage viel gebrüllt.
Aber langsam begann es sich auszuzahlen.
"Nackter Mann klar!"
"Drache klar!"
"Klabauter klar!"
"Ratte klar!"
"Berta klar!"
"Feuer!"
Und wieder brüllten die Geschütze der Schwarzen Braut.

Hein · Quartiermeister Beiträge: 1091

...kratz...kratz...kratz...
Die Feder kratzte über ein Stück Papier.
Ein weiterer Zettel wurde herangezogen.
Hein van Fleet schubberte nervös seinen Bart.
„...fünf, eventuell sechs...von den Großen sicher vier, eher mehr...“
...kratz...kratz...kratz..
„...das Panzerschwein liegt in der Mündung...“
Mit einem Wisch seines Handrückens schob er einige Zettel von einem Teil einer Karte zu einem Anderen.
„...mh...das kriegen wir nicht wech...das nicht...nicht so zumindest...“
...kratz...kratz...kratz ...
Wieder huschte die Feder über ein Papier.
„...zwölf, vielleicht achtzehn ...das sind einfach zu viele....zu viele...viel zu viele...“
Wieder schubberte der alte Seemann durch seinen Bart.
Eine ganze Weile verharrte Hein mit dem Blick auf der Karte. Fast eine halbe Glasen lang. Unbeweglich stierte auf die Karte.
Dann schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch und schritt schnell zur Kartenraumtür.
Er riss sie auf und brüllte hindurch.
„Fedder...schafft mir den Fedder ran!“
Dann ging er langsam zum Kartentisch zurück.

Gast · Erstellt: 18.07.08, 21:10 Betreff: Re: Im Auftrag des Falgathen II

Fedder hört den Hein brüllen und macht sich den Niedergang hinunter zu Hein in die Kajüte.
"Was gibts denn, Quartiermeister?"

Hein · Quartiermeister Beiträge: 1091

Hein schloß die Tür hinter Fedder.
"Setz dich Fedder, willste nen Rum?"
Fedder fand den Hein etwas seltsam. So druckste der doch nie rum. Er schaut ihn nicht mal richtig in die Augen.
Er nickte und Hein schenkte von dem guten Zeug ein.
Fedder wurde nervös. Vom guten Zeug!
Hein plauderte ein Weilchen über dies und das und Fedder wurde zusehends mulmig im Bauch.
"Aber das war jetzt eigentlich nicht der Grund, warum ich dich hierher bestellt habe." Hein schaute den Fedder direkt an.
"Ich habe habe eine Aufgabe für dich. Traust du dir zu, die londrische Prise zu segeln? Segeltechnik beherrscht du, das weiß ich. Aber würdest du einen Hafen ansteuern können? Also Navigation mit Wind und Wetter und Strömung und so?"
Fedder spürte ein leichtes Rumoren im Bauch. Ein Kommando. Er. Er und ein Kommando. Kommandant Fedder. Käptain Fedder. Er wurde rot im Gesicht.
"Klar kann ich das. Wenn du mir noch etwas bei der Nautik zeigst und mir mal die Hintergründe nochmal beibringst, klar kann ich das."
Er grinste Hein breit an.
Hein grinste nicht zurück.
"Die Aufgabe die ich für dich habe ist alles andere als leicht. Und sie ist gefährlich. Du und deine Mannschaft könnt dabei draufgehen. Ehrlich gesagt, glaube ich eher, dass ihr nicht wiederkommt, als dass ich euch unversehrt wiedersehe. Und es besteht die Gefahr, dass ihr in die Hände der Khardin fallt. Und ich weiß ganz genau, was das bedeutet. Wenn das einer weiss, dann bin ich das."
Heins Augen waren dunkel. Und kein Lächeln umspielte sein Gesicht.
"Und? Willst du dein Kommando?"

Fedder · Steuermann (oder Frau) Beiträge: 200

Fedder war blass geworden, riss sich aber offenbar zusammen.
"Ach Scheisse, ja! Wenn du mir das zutraust, dann krieg ich den Kahn schon gesegelt. Klar hab ich Schiss! Wenn das nicht so wäre, würde mit mri was nicht stimmen. Irgendwie kriegen wir das hin. Sollen wir die Khardin-Flotte mit dem Seelenverkäufer ablenken? Oder was hast du vor, dass du uns eher auf dem Meeresgrund als auf der Schwarzen braut wiederzusehen erwartest?"

Unsicher und beunruhigt ist Fedder sehr deutlich, von dem sonst so häufigen belustigten Grinsen ist nichts zu sehen.

Hein · Quartiermeister Beiträge: 1091

"Wir werden die londrische Prise bis zur Oberkante mit dem Walfischtran und Klabauterrum und Öl vollpacken und ein paar Fäßchen mit unserem Pulver. Und segelt ihr nach Perlhafen."
Hein zeigte auf die Karte vor sich auf dem Kartentisch.
"Dann stellt ihr euch in Luvstellung von dem Panzerschwein, bindet die Ruderpinne fest, zündet die Lunte unter Deck und laßt die Prise auf das Panzerschwein laufen nachdem ihr von Bord gesprungen seid. Wenn wir Glück haben schicken wir das Ding damit auf dem Meeresgrund."
Hein schob Fedder einen Stapel Papieren zu.
"Hier sind fast echte londrische Papiere von der Prise. Ich habe sie ein wenig...bearbeitet. Damit solltet ihr durch evtuelle Blockaden kommen, als friedliches Handelschiff, das ihr seid."
Fedder nahm das Paket an sich und blätterte durch die Papiere.
"Wenn das Panzerschiff zu schwer abgeschirmt ist, oder der Wind schlecht steht, dann bring ihr die Prise in den Hafen und jagt sie gegen die Galeeren und versucht so viele wie möglich davon zu erwischen."
Hein schaute dem Fedder in die Augen.
"Versucht vom Schiff runter zu kommen, solange noch Zeit dafür ist. Dann trefft ihr euch außerhalb der Stadt an dem Treffpunkt, den ich in dem Brief beschrieben habe und bewegt euch dann zu dem genannten Zeitpunkt an den Ort an der Nordküste. Da holen wir euch dann wieder ab."
Hein reichte Fedder den dicken versiegelten Brief.
"Den Inhalt des Briefes mußt du dir einprägen. Sobald du alles in Kopf hast, verbrenne ihn. Aber präge ihn dir vorher gut ein."
Heins Stimme wurde sehr leise.
"Wenn ihr zu dem Zeitpunkt nicht am Treffpunkt seid, dann werden wir weitersegeln und wir werden nicht nach euch suchen können."
Fedder schluckte vernehmlich.
"Wenn das schlimmste passiert, dann erwarte ich nicht von euch, dass ihr Helden seid. Rettet was zu retten ist, versucht uns nicht in die Pfanne zu hauen. Aber versucht am Leben zu bleiben. Rettet euren Hintern, versprecht ihnen das Blaue vom Himmel. Gern auch meinen Kopf. Ich werde es verstehen."
Hein grinste Fedder diabolisch an.
"Außerdem müssen die sich den ersteinmal verdienen.
Bevor ihr den Angriff durchführt, müßt ihr aber noch ein Paket abliefern. Hier sind die Anweisungen dazu. Kommt ihr in die Nähe von Danglar, folgt ihr diesen Anweisungen und verbrennt dann den Brief."
Ein weiterer Brief wurde über den Tisch geschoben.
"Such dir ein vier Schurken aus, die dich begleiten. Sie sollten nicht aus Danglar sein und du solltest dich auf sie verlassen können. Sag ihnen, dass die Geschichte wirklich gefährlich wird, aber nicht genau was ihr tun sollt. Wenn sie dann ablehnen, können keine Informationen ausgeplaudert werden."
Hein griff unter den Kartentisch und schob Fedder eine Gallone vom guten Rum über das Holz.
"Hier, für dich. Mach dir nen schönen Abend. Du hast heute und morgen keinen Dienst und meine ausdrückliche Erlaubniss, dich zu betrinken."

Fedder · Steuermann (oder Frau) Beiträge: 200

"Ach du kriegst die Luke nicht verschalkt! Wir sollen das Panzerschiff hochjagen. Na das wird lustig. Bis wann muss ich denn meine Leute ausgesucht haben? und darf ich wen von den Mädels mitnehmen oder müssen es Kerle sein?" eine Frage nach der anderen stellte Fedder, offenbar um seine Unsicherheit zu bekämpfen. "Dann sag mir man besser nicht, wohin du die Braut führst, dann kann cih auch nischt verraten, wenns schief geht."

Fedder stand auf, nahm sich Briefe und Rum, tippte sich salutierend mit 2 Knöcheln an die Stirn, was er sonst bei niemandem tat, und verliess den Raum mit dem klaren Ziel, sich jetzt mörderisch zu betrinken.