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Maiken

Administrator

Beiträge: 7344


New PostErstellt: 29.06.11, 13:36     Betreff: Invasion der Borkenkäfer

http://www.stern.de/wissen/natur/winzling-bedroht-fichtenwaelder-invasion-der-borkenkaefer-1700552.html












Invasion der Borkenkäfer



Experten warnen vor einer
Borkenkäfer-Plage: Fichten sind ideale Bruträume für die Schädlinge.
Nach dem trockenen Frühjahr sind die Bäume aber geschwächt und können
sich kaum gegen die Käfer zur Wehr setzen.











 So klein und doch so schädlich: Borkenkäfer setzen deutschen Fichten massiv zu© Matthias Hiekel/DPA













Borkenkäfer, Käfer, Fichten, Fichtenwald, Fichtenwälder, Wald, Wälder, Waldschutz

Ein,
zwei gezielte Hiebe mit seinem Beil und schon hat Revierförster
Wolfgang Ladwig ein großes Rindenstück einer umgestürzten Fichte
abgeschält. Darunter wimmelt es emsig: Kleine hellbraune Käfer sind
ebenso sichtbar wie weiße Larven. Für Ladwig und seine Kollegen ein
schlechtes Zeichen, denn was da krabbelt, sind frisch geschlüpfte
Borkenkäfer. Bald werden sie ausfliegen, sich
unter die Rinde benachbarter Bäume bohren und dort ihre Eier ablegen.
Die Bäume sterben dann in der Regel ab. Nach dem Schneebruch im Winter
und dem trockenen Frühjahr befürchten Experten eine immense
Borkenkäfer-Plage in Deutschlands Fichtenwäldern.





 

"Wir sind jetzt in einer Phase, in der sich
alles entscheidet", sagt Ladwig, der rund 2000 Hektar Wald um Ziegenrück
in Ostthüringen betreut. "Momentan gibt es noch keine
Katastrophenbilder, aber wenn es in den kommenden Wochen heiß und
trocken bleibt, sieht es schlecht aus." Er zeigt auf eine Fichte: Noch
ist ihre Krone zwar grün, doch am Stamm sind große, hellbraune Flecken
sichtbar, an denen die Rinde fehlt. "Dort ist der Käfer schon
ausgeflogen", sagt Ladwig.

In vielen Regionen droht eine Plage

Behält
die alte Bauernregel vom Siebenschläfer recht, werden die kommenden
Wochen heiß und trocken. Dann wird es in vielen Regionen "eine ganz
kritische Situation" geben, erläutert Waldschutz-Experte Alfred Wulf vom
Julius-Kühn-Institut in Braunschweig. Besonders in
Bundesländern mit sehr hohem Fichtenanteil wie Baden-Württemberg,
Bayern, Nordrhein-Westfalen sowie Thüringen und Sachsen drohe eine
Plage. Das Thüringer Forstministerium hat schon jüngst auf Basis des
landesweiten Überwachungssystems mit Lockstofffallen vor der Gefahr
einer Massenvermehrung gewarnt. Von Januar bis Mai sei 16 Prozent mehr
Käferschadholz angefallen als im Vorjahreszeitraum. Auch in Bayern wird
in etlichen Regionen vor hohem Borkenkäfer-Aufkommen
gewarnt, besonders schlimm ist es um Ansbach und nahe Regensburg.

"Die
Buchdrucker und Kupferstecher sind relativ gut durch den Winter
gekommen", sagt Wulf. In diesen Tagen schwärmt nun die erste
Nachwuchsgeneration aus und befällt neue Bäume. Normalerweise können sie
die Eindringlinge ausharzen, doch die Trockenheit im Frühjahr hat ihre
Abwehrkräfte geschwächt. Die Käfer legen ihre Eier unter der Rinde ab,
wo sich dann die Larven durch das Bastgewebe des Baumes fressen und
dessen Wasser- und Nährstoffbahnen zerstören. Wulf schätzt, dass dieses
Jahr zwei bis drei Käfergenerationen schlüpfen. Ein Weibchen könne so
schon mal rund 80.000 Nachkommen haben.

Das
Käfer-Holz muss so rasch wie möglich aus dem Wald, um die
verhängnisvolle Kette zu durchbrechen. Dabei kommt den Waldbesitzern der
momentan hohe Holzpreis zugute, so dass sie trotz der Abschläge noch
Gewinn machen können. Eine Möglichkeit sei auch, die Stämme zu
entrinden, erklärt Förster Ladwig. Dadurch werde die Käferbrut
ausgetrocknet. Insektizide sollten nach Expertenmeinung nur in
Ausnahmefällen eingesetzt werden - etwa in Fangholzhaufen, in die die
Käfer mithilfe von Pheromonen gelockt werden.

Waldbesitzer reagieren oft spät

Im
Kampf gegen den Borkenkäfer macht den Förstern in Ostthüringen zu
schaffen, dass der Waldbesitz stark zersplittert ist. Etliche Besitzer
wohnen auswärts und hätten kaum Bezug zu ihrem Wald, erklärt der Leiter
des Forstamtes Schleiz, Herbert Seyfarth, dem auch Ladwigs
Revier untersteht. "Bis sie informiert sind und reagieren, verstreicht
oft wertvolle Zeit." Die zum Forstamt gehörenden 29.300 Hektar Wald
seien fast ausschließlich in privater Hand, meist in Größen von drei bis
sechs Hektar. Nur wenn die Gefahr akut sei, dürften die Förster auf
eigene Faust einschreiten, betont Seyfarth.

Damit
sich Borkenkäfer in Zukunft nicht mehr so massenhaft im Wald vermehren,
setzt Seyfarth mit seinen Kollegen auf einen stärkeren Mix an Bäumen. In
seinem Forstamt soll in den nächsten zwei Jahrzehnten der Anteil der
Fichte von heute 90 Prozent auf 70 Prozent sinken.
Stattdessen sollen verstärkt Douglasie, Weißtanne und Laubbäume wachsen,
die Trockenheiten besser verkraften. Eine Strategie, die auch nach
Einschätzung von Waldschutz-Experte Wulf Erfolg verspricht.





____________________
Liebe Grüße aus der sonnigen Pfalz

Maiken


[editiert: 29.06.11, 13:37 von Maiken]
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