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Rudi und Rita
Ehren-Moderator


Beiträge: 2497

New PostErstellt: 27.04.11, 04:18     Betreff: Re: Dignitas Forum

Hallo Maiken, 

da werden wir wohl unterschiedlicher Meinung bleiben, ob Suizidalität nun grundsätzlich ein Krankheitssystem ist oder nicht. Ich bleibe dabei, dass der Mensch eigentlich ganz andere natürliche Instinkte hat, die eher sein Überleben absichern. Die Suizide sind nicht umsonst in den hoch entwickelten Ländern besonders hoch, ebenso die psychischen Erkrankungen. Auch wenn es auf den ersten Blick anders scheinen mag, aber der Überlebenskampf ist in den hoch entwickelten Ländern viel belastender, die menschliche Wärme viel weniger als in den ärmsten Ländern der Welt. 

Ich kenne keine Statistiken, aber ich würde mal sagen, der Unterschied zwischen hoch entwickelte Länder und Indianerstämme ist in der Suizidalität und den psychischen Erkrankungen sicher sehr hoch. Es liegt uns Menschen praktisch nicht in den Genen, sich das Leben zu nehmen. 

Dein Beispiel mit den Lemmingen zeigt eher auch den Überlebenskampf. Es sind kleine Nager, die durch Überpopulationen auswandern müssen. Die Natur wehrt sich gegen diese Überpopulationen, denn auch sie will überleben. Die Lemminge werden gefressen, finden aber selber keine Nahrung mehr. Sie haben in diesem Überlebenskampf gar keine andere Chance, als auch über Gewässer zu fliehen, die man nun mal nicht umgehen kann. Dass sie irgendwelche Gedanken dabei haben, bezweifle ich, sie werden wohl eher von ihrem Überlebensinstinkt getrieben. 

Menschen verhalten sich nicht viel anders. Was meinst du, warum man damals zur Seefahrt nur Seeleute genommen hat, die nicht schwimmen konnten. Im Fall des Kenterns hatten sie keinen langen Überlebenskampf. Sie haben nicht um ihr Leben gekämpft, weil sie es nicht konnten. Schwimmer dagegen kämpfen instinktiv – genau wie die Lemminge – noch viele Stunden oder auch Tage, so aussichtslos die Lage auf dem riesigen Ozean auch ist. Sie haben also einen viel grausameren und längeren Tod. 

Doch, ich denke, dass die Schizophrenie eine Erkrankung ist. Wer schon einmal starkem psychischem Stress oder tagelangem Schlafentzug ausgesetzt gewesen ist, der weiß, wie schnell man Stimmen hören oder Dinge sehen kann, die eigentlich nicht da sind. Ich vermute mal, dass das Gehirn im Fall einer Schizophrenie völlig überlastet ist. Es müssen keine total unrealen Bilder und Stimmen sein, die der Erkrankte da wahrnimmt. Aber er nimmt eben Dinge wahr, die ein gesunder Mensch nicht wahrnehmen kann. Der Mensch kann nur 5 % der Dinge sehen, die es gibt. Dabei ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass es viel mehr Materie um uns herum gibt. Bestes Beispiel ist der Sternenhimmel, wo unsere Augen nur in der Lage sind, die Sterne wahrzunehmen, obwohl es dort viel mehr Materie gibt. 

Unser Gehirn kann nur 10 % aller Dinge um uns herum verarbeiten. Vielleicht nimmt ein an Schizophrenie erkrankter Mensch eben Dinge wahr, die über diese 10 % gehen? Genie und Schwachsinn liegen ja enorm eng aneinander. Nur es sind eben Dinge, die den Erkrankten schnell in den Wahnsinn treiben können. Ich habe mir mal ein Video einer Schauspielerin dazu angesehen, das war schon irre, ich würde das wohl nicht lange aushalten. 

Die meisten Erkrankten halten das auch nicht lange aus, ganz verständlich. Nur weiß man heute, dass das nicht die Mörder und Kinderschänder sind, wie damals ihr Ruf war. Im Gegenteil, ehe sie anderen was tun, nehmen sie sich eher selbst das Leben. So wie damals mit Schizophrenie-Kranken umgegangen wurde, kann ich verstehen, dass sie sich für den letzten Weg entschieden haben. Da stimme ich dir vollkommen zu. 

 Gegen Zwangsaufenthalte bin ich auch. Ein schizophrener Mensch z. B. merkt ja doch fast ganz normal, was um ihn herum passiert. Nur ganz auf Hilfe kann man wohl nicht verzichten. Da muss man als Erkrankter auch bereit sein, seine Erkrankung zu erkennen. In ganz schweren Fällen wird wohl auch eine Zwangseinweisung mal nötig sein, aber man sollte mit den Menschen eben viel geduldiger und verständnisvoller sein. Selbst geistig behinderte Menschen sind nicht blöd. Im Gegenteil, da war ich von einigen Dingen, was sie können, schon sehr überrascht. Bis kurz nach der Wende hat meine Mutti im Betrieb mal geistig behinderte Menschen betreut. Manch einer konnte aus dem Stehgreif hunderte Geburtstage auswendig aufsagen, einige konnten Instrumente spielen, ohne jemals Unterricht gehabt zu haben usw. Einer kannte das ganze Planetensystem, hat sich aber andererseits noch in die Hosen gemacht. 

Jedenfalls reagieren auch geistig behinderte Menschen nicht gerade positiv, wenn sie nicht so gut behandelt werden. Aber auch sie werden heute um einiges besser behandelt. Aus der eher nach Krankenhaus wirkenden Wohnsituation – getrennt nach Geschlechtern, sind heute lockere, kleine, gemischte Wohngruppen geworden. Ja, auch sie haben Gefühle, durften aber selbst diese damals nicht ausleben. Da gab es schon einige schwule Pärchenbeziehungen aus der Not heraus. 

Ich kann schon nachvollziehen, dass Psychiatrien und Psychiater nicht immer gute Ansprechpartner sind. Solange ich noch weiß wie ich heiße und mein Leben einigermaßen selbst regeln kann, würde ich auch nicht freiwillig in eine Psychiatrie gehen. Über schwerwiegende Dinge, wie Selbstmordgedanken, würde ich wohl auch lieber mit ebenfalls Betroffenen reden. Man fühlt sich einfach viel besser verstanden, das stimmt schon. Aber eben nur so lange, wie man selber merkt, dass man keine Gefahr für sich und andere ist, man von diesen Hilfen noch profitieren kann. 

Was du durchgemacht hast, ist wahrhaftig die Hölle auf Erden. Schrecklich, dass damals so mit den Erkrankten umgegangen wurde. Auch heute ist wohl noch manches Personal fehl am Platz. Für die Betroffenen, die um einen Klinikaufenthalt nicht herum kommen, wäre eine Atmosphäre wie z. B. bei den anonymen Alkoholikern besser. Da kennen alle – von unten bis oben – die Probleme, haben deswegen gegenseitig viel mehr Verständnis. 

Wohl dem, die Menschen um sich herum haben, die sie in der Not auffangen können und denen sie alles anvertrauen können. Das sollte man immer zu schätzen wissen. 

Liebe Grüße 
Elke




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