Kleine Igelbiologie Igel sind dämmerungs- und nachtaktive Insektenfressende Winterschläfer. Erwachsene Igel haben eine Körperlänge von 24-28cm und wiegen 800-1500g. Ausgewachsene Igel haben rund 6000 bis 8000 Stacheln.
Sie haben einen hervorragenden Geruchssinn, wodurch sie Artgenossen und Nahrung finden. Das Gehör ist ebenso sehr ausgeprägt und reicht weit in den Ultraschallbereich hinein. Ihr Sehvermögen ist dagegen nur mäßig. Das Jacobsonsche Organ ist ein zusätzliches Sinnesorgan. Trifft ein Igel auf einen ihm unbekannten Stoff oder Geruch, benagt und beriecht er diesen bis schaumiger Speichel entsteht. Danach spuckt er den Speichel auf seinen Rücken.
Die Paarungszeit der Igel liegt zwischen Mai und August. Nach einer Tragezeit von 35 Tagen kommen etwa 4 Junge zur Welt, die ca. 12-25g wiegen.
Im Winterschlaf liegt die Herztätigkeit bei ca. 8 Schlägen pro Minute (sonst 180 Schl.p.M.), der Atem lediglich bei 3-4 mal pro Minute. (Sonst 40-50 mal pro M.). Die Körpertemperatur sinkt von 36 Grad auf 5 Grad, ist aber immer höher als dir Umgebungstemperatur.
Während des Winterschlafes verliert ein Igel 20 bis 40% seines Körpergewichts.
Die Lebenserwartung liegt durchschnittlich bei 2-4 Jahren. Nicht jeder Igel braucht Hilfe – aber jede Hilfe muss richtig sein! Igelfinder mögen sich bitte unbedingt umgehend mit einem Tierarzt oder Igelstation in Verbindung setzen um fachkundigen Rat und medizinische Hilfe einzuholen, damit Kranke oder Verletzte Tiere nicht zu einem qualvollen Tod verurteilt sind. Nach § 20 des Bundesnaturschutzgesetzes ist es erlaubt, verletzte oder kranke Tiere aufzunehmen und gesund zu pflegen. Wenn es der Zustand der Tiere erlaubt sind sie unverzüglich wieder auszuwildern.
Ob ein Igel im Spätherbst aufgenommen werden muss hängt nicht nur von seinem Körpergewicht ab.
Bei einem Körpergewicht von unter - unter 300g im Oktober
- unter 400g im November
- unter 500g im Dezember
sollte ein Tier aufgenommen werden. Igel stehen unter Naturschutz und dürfen nur aus der Natur entnommen und gefangen gehalten werden bei: a. Verletzungen Sichtbare Verletzungen am Körper, auch Verkrustungen der Augen, Ohren und Bauch.
Sie tagelang in Gruben oder leeren Schwimmbecken ohne Wasser und Futter gefangen waren. b. Krankheit Igel zeigen bei Krankheit gewöhnlich abnorme Verhaltensweisen, wie beispielsweise umherirren und Futtersuche tagsüber. Oftmals können sie nicht richtig laufen bei Verletzungen und Madenbefall oder zeigen Stachel- oder Haarausfall. Kranke Igel rollen sich kaum ein, sind mager, (Einbuchtung hinter dem Kopf, herausstehende Hüftknochen) apathisch und ihre Augen sind eingefallen, schlitzförmig. Ausnahmen: Wenn im Garten oder Parks gearbeitet wird und Laubhaufen oder Holstapel entfernt werden können Igel gestört werden. Auch durch z.B. Hunde oder Baumaßnahmen können Igelnester zerstört werden, auch säugende Igelweibchen suchen tagsüber einen weiteren Schlafplatz außerhalb des Aufzuchtnestes. c. Herumlaufen bei Wintereinbruch und Dauerfrost Diese Tiere können krank sein. Auch Alttiere oder Jungtiere, die im Herbst nicht genug Fettpolster zugelegt haben findet man häufig tagsüber auf Futtersuche. d. Verwaiste Igelbabys Igeljunge mit noch geschlossenen Augen und Ohren die tagsüber im Freien angetroffen werden und sich womöglich kühl anfühlen, sind mutterlos und nach eingehender Beobachtung der Umgebung umgehend in eine Igelstation zu bringen, da sie besonderer Hilfe bedürfen.
Erstmaßnahmen beim Igelfund * Pflegeprotokoll anlegen!
Genaue Fundstelle, Datum, Uhrzeit und Gewicht
Weiterhin Gewichtszunahme, Tierarztbesuche, Medikamente usw. * Geschlechtsbestimmung
Bei Alttieren besonders wichtig, da es sich um säugende Muttertiere handeln kann. Der einzig sichtbare Geschlechtsunterschied ist die Lage der Geschlechtsteile. Männchen haben etwa in der Bauchmitte einen häutigen Knopf, den Penisaustritt. Weibchen haben beide Körperöffnungen eng zusammen unter der Schwanzwurzel.
* Auf Verletzungen untersuchen
Hierzu muss man genau den Kopf , Bauchbereich und die Beine inspizieren. * Aufwärmen von unterkühlten Tieren
Eine Unterkühlung besteht dann, wenn sich die Bauchseite kühler anfühlt als die eigene Hand. Das unterkühlte Tier ist sofort auf eine Gummiwärmflasche zu setzen, die mit gut handwarmem Wasser gefüllt und mit einem Frotteehandtuch (ohne Aufhänger, Löcher oder heraushängende Fäden – Verletzungsgefahr) umwickelt ist. Mit einem weiteren Handtuch wird das Tier dann zugedeckt. * Außenparasiten entfernen
Bei verletzten oder schwachen Tieren findet man in der warmen Jahreszeit oft Fliegeneier oder- Maden in Wunden, aber auch in den Körperöffnungen (Ohren, Mund, After etc) die sofort und sehr sorgfältig mit einer Pinzette entfernt werden müssen.
Fliegeneier sind weißliche, etwa 1,5mm lange aneinanderklebende Stäbchen, Fliegenmaden kleine weißliche Würmchen.
Gegen Igelflöhe gibt es beim Tierarzt ein spezielles Spray (kein Puder verwenden!). Zecken werden mit einer Pinzette gefasst und durch drehen und gleichzeitiges ziehen entfernt. (kein Öl, Klebstoff etc. verwenden!)
Der Igel sollte nicht gebadet werden, da dies zusätzlich Streß verursacht. * Tierarzt und/oder Igelstation aufsuchen
In jedem Fall sollte so bald wie möglich ein Tierarzt und/ oder eine Igelstation aufgesucht werden. Verletzungen zu versorgen ist Sache des Tierarztes. Auch hilft er bei der Entfernung von Außen-, Innenparasiten und geschwächten Tieren kann durch entsprechende Präparate geholfen werden.
Unterkunft und Nahrung allein helfen ihm nicht! Pro Igel Hotline: 08382 – 3021 6023 6024 Faxabruf: 08382 - 3022 * Kot sammeln für Untersuchungen
Kotsammelgefäße können in unserer Praxis abgeholt werden. Es sollte Kot von 2 Tagen gesammelt werden, da es ungegemein wichtig ist wie stark der Befall mit Darmparasiten ist. * Ernährung der Igel
Igel sind Insektenfresser, doch in der Gefangenschaft soll man sie nicht mit Schnecken, Regenwürmern etc. ernähren, weil diese Überträger von Innenparasiten sind. Die Ernährung eines Igelpfleglings muss sich an der inhaltlichen Zusammensetzung der natürlichen Nahrung orientieren, also fett- und eiweißreich sein. Igel dürfen niemals einseitig ernährt werden. Für eine abwechslungsreiche Ernährung eignen sich als Grundnahrungsmittel - Katzen- oder Hundefutter
- Eier (als Rührei oder hartgekocht)
- Geflügel (gekocht)
- Hackfleisch (durchgegart)
Zum Anbraten empfiehlt sich Maiskeimöl, da es für den Igel günstige Komponenten enthält.
Für eine gute Verdauung unerlässlich – Ballaststoffe – - Weizenkleie
- Haferflocken
- Igeltrockenfutter
Zusätzliche Vitamin- oder Mineralstoffabgabe sind nur nach tierärztlicher Verordnung sinnvoll. Die erforderliche Nahrungsmenge hängt vom Körpergewicht und vom Gesundheitszustand eines Tieres ab. Ein mittelgroßer Igel benötigt ca. 150 g Futter täglich, wobei der Maßstab für die richtige Futtermenge die tägliche Gewichtszunahme (ca. 10g – 20g) g ist.
Gefüttert wird in der Regel nur einmal täglich, und zwar abends. Läuft jedoch ein offensichtlich hungriges Tier tagsüber im Gehege herum, sollte es selbstverständlich Futter bekommen. Alle Speisen bei Raumtemperatur anbieten, nicht herdwarm oder kühlschrankkalt.
Füttern sie keine Speisereste, nichts Süßes, nichts Gewürztes, kein Gemüse oder Obst, keine Milchprodukte oder Nüsse. Zum ,,Zähneputzen“ gibt man1-2 mal pro Woche etwas gekochtes Hühnerklein (Flügel, Hälse, Rücken) mit den Knochen aber ohne Haut, da Igel zu Zahnsteinansatz neigen. Die im Handel angebotene Igeltrockenfutter ist nur als Beimischung, keinesfalls als Alleinfutter geeignet. * Getränk
Zu Trinken bekommt der Igel nur frisches Wasser. Das Wasser reicht man in kippsicheren, flachen Porzellan- oder Glasschälchen.
Milch ist vom Igel wegen des Milchzuckers nicht verträglich und kann Durchfall, Darmentzündung und Infektionen bewirken, die tödlich sein können. * Gesunde Igel sofort wieder frei lassen
Hat der Tierarzt oder die Igelstation erkannt, das es sich bei dem aufgenommenen Tier um einen gesunden Igel handelt, sollte er unverzüglich wieder an seinen Fundort bzw. in dessen Umgebung zurückgebracht werden. * Zwangsfütterung
Kranke und schwache Igel, die selbstständig keine Nahrung aufnehmen, müssen mit einer Einwegspritze (natürlich ohne Nadel) ernährt werden. Dazu nimmt man den Igel in leicht sitzende Stellung und gibt das Futter seitlich ins Mäulchen.
Als Nahrung eignet sich Hipp – Fleischzubereitung püriert (ab 4. Monat) oder Hill’s Prescription Diet Canine/Feline a/d, welches sie in unserer Praxis bekommen, das mit Fenchel- oder Kamillentee verdünnt wird. Kurzfristig kann man auch laktosearme gebrauchsfertige Katzenmilch füttern. Man gibt ca. 4-5 mal täglich je 10-30ml. Im Gehege sollte aber auch immer normales Futter stehen, so das der Igel jederzeit selbstständig Futter aufnehmen kann. * Unterkunft
Ein Igelpflegling benötigt mindestens 2 qm Gehege, welches ausbruchsicher, d.h. ca. 45-50 cm Seitenhöhe (Igel klettern sehr gut) haben sollte. Am besten geeignet sind Holz- oder Spanplatten. Das Gehege sollte in einem gut belüfteten Raum ( ca. 18-20°C) mit Lichteinfall und normaler Luftfeuchtigkeit gestellt werden. Den Boden legt man mit einigen Lagen Zeitungspapier aus. Jeden Morgen sollte das Gehege gesäubert werden. Als Schlafhäuschen nimmt man einen ca. 30x30cm Karton in den man seitliche Öffnungen von ca. 10x10cm schneidet welches als Schlupfloch dient, das Schlafhäuschen wird mit reichlich zerknülltem Zeitungspapier (keine Lappen, Heu, Stroh oder Laub) gefüllt. Es sollte 1-2 mal wöchentlich gewechselt werden. * Winterschlaf
Wenn der Igel bei häuslicher Überwinterung ein ausreichendes Gewicht (Jungtier 600-700g) erreicht hat und gesund ist, sollte ihm die Möglichkeit geboten werden Winterschlaf zu halten.
Das Schlafhaus sollte gut isoliert sein und das Gehege muss an einem kalten, wettergeschützten Ort stehen. Die Umgebungsteperatur sollte möglichst der Aussenteperatur entsprechen ( weniger 6°C). Bei mehr als 6°C Temperatur fällt der Igel lediglich in einen Kräfte zehrenden Dämmerschlaf, in dem er weder fressen noch Winterschlaf halten kann. Auch Winterschläfer müssen kontrolliert werden, darum befestigt man ein Stück Toilettenpapier vor dem Schlupfloch des Schlafhauses, so das man merkt ob der Igel evtl. doch noch aktiv ist. Etwas Hunde- oder Katzenfutter sollte aber weiterhin im Gehege stehen, falls der Igel doch aus dem Winterschlaf aufwacht. * Aufwachphase und Auswilderung
Zwischen Ende März und Mitte April beendet der Igel meist seinen Winterschlaf und hat stark an Gewicht verloren. Da er zu dieser Zeit jedoch nur wenig Futter findet und bei nochmaligem Frost wenig Chancen hätte zu überleben, sollte er noch ca. 2-3 Wochen gefüttert werden. Die Auswilderung sollte möglichst in den frühen Abendstunden erfolgen. Im Sinne des Naturschutzgesetzes und der eingetretenen Fortpflanzungsperiode muss der Igel spätestens unmittelbar nach den Eisheiligen (Anfang Mai) und möglichst am Fundort ausgesetzt werden.
http://www.tierarztpraxis-schwenke.de/
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