Maharak
Hochgeweihter
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Erstellt: 26.02.14, 22:50 Betreff: Re: Reto Parat - Die Klinge der Mark |
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"Na, zumindest hast du hier oben deinen Weingeschmack nicht verkommen lassen", meint Darian, als er das Horn von seinen Lippen nimmt. "Mir doch etwas zu markant im Abgang, aber alles in allem - nicht schlecht. Hätte nich gedacht, dass sich in der Wildermark so ein gutes Tröpfchen finden lässt." Reto und sein Besuch haben sich im Nordostflügel im Obergeschoss niedergelassen. Nachdem Darian von seinem alten Leibwächter durch sein Heim geführt wurde, und es sich nicht nehmen ließ, hier und da ein paar stichelnde Bemerkungen loszuwerden, haben sich die beiden einen Weinfäßchen aus dem Keller bringen lassen. "Das ist auch der letzte Rote, den wir im Keller hatten. Wir konnten ihn während einer Strafexpedition hier in der Nähe bei einer Meute Strauchdiebe aufbringen. Hatten wohl einen albernischen Händler oder so überfallen." "Hach, das würde ich auch mal gerne wieder machen", seufzt Darian und setzt den Wein abermals an den Mund. "Was meinst du? Strauchdiebe aufbringen oder Albernier überfallen?" meint Reto und lacht schallend los, als Darian seine Getränk brustet über den Tisch verteilt. "Du Hund, kannst mich doch nicht so zu lachen bringen!", ruft der Liebfelder. "Wie der fette Buckelwirm geglotzt hat, als wir ihm den Karren auf der Flucht mitsamt seinem Weinvorrat vor seinen Augen haben mitgehen lassen. Und dann erst das Besäufnis auf dem Imanfeld. Wie hieß nochmal die kleine Rothaarige, die ich da hatte?" "Frenja, Darian, sie hieß Frenja", feixt der Baron, während ihm Tränen vom Lachen über die hochroten Wangen kullern. "Achja, wie das Weib geschriehen hat. Und du konntest danach drei Tage lang nicht mehr auf dein Pferd steigen, sodass wir noch eine ganze Woch in dem Bordell gewohnt haben, bis der Weinschlauch genauso leergepumpt war, wie wir selbst." "Jaja, in Honigen, da haben wir es damals richtig krachen gelassen," spricht Darian freudestrahlend und wirkt geradezu, als ob er wieder knapp 20 Götterläufe zählen würde. "Das wohl, mein alter Freund. So, aber nun sag' mir doch mal Darian, warum du die weite Reise auf dich genommen hast. Doch bestimmt nicht, um etwas zweifelhafte Geschichten von damals auszutauschen?" Schnell wird der Gesichtsausdruck Darians etwas ernster. Er stellt das Trinkhorn mit etwas zuviel Enthusiasmus auf den Tisch ab, was kleine rote Tropfen auf das Holz spritzen lässt. "Nun, Reto. Es ist nun doch einmal so, dass mein hochgeschätzter Vater - Boron möge seiner Seele gnädig sein - mit dir schriftlich den Kontrakt, bezüglich deiner damaligen Einstellung als mein Leibwächter mit den verbundenen "Vorzügen", festgehalten hatte." Darian erhebt sich aus der Sitzgelegenheit und schlendert mit hinter dem Rücken verschränkten Armen zum Fenster. Während die untergehende Sonne ihre letzten Grüße durch die Glasscheibe schickt, tanzen auf den vielen kleinen Facetten von Darians Gewand, die rötlichen Sonnenstrahlen zu einer unbekannten Meloldie. "Die Vorzüge waren: Eine fürstliche Bezahlung und die Hand meines veehrten Schwesterchen." Bei der Erwähnung Camillas zuckt ein flüchtiges Lächeln über seine Lippen, doch Reto vermag keine Freude zu empfinden. Das alles wusste er doch bereist, wo blieb das dicke Ende? "Nun, ich möchte seine Hochwohlgeboren nicht mit Bekanntem langweilgen," meint Darian etwas höhnisch. Doch das lässt Reto ihm durchgehen, er ist zu gespannt, was er zu sagen hat. "Jedenfalls ist nach dem Ableben meines Vaters die einzigste Grund, warum meine Schwester dich heiraten sollte, eben jene Urkunde. Leider muss ich dir berichten, Reto, dass eben jene Urkunde vor nicht allzu langer Zeit...äh... verschwunden ist. Halt! Bevor du Widerwort erhebst - ich weiß, dass die harte Schale Camillas längsam unter deiner Beharrlichkeit und deiner Tate zu schmelzen beginnt. Doch wenn ich dich vielleicht an den jungen Ramal di Caramillza erinnern dürfte?" "Du meinst diesen klebrigen Burschen, der Camilla bereits einmal den Kopf verdrehen wollte und dafür von mir gefodert wurde? Du meinst den kleinen Wicht, der mit eingekniffenem Schwanz das Weite suchte, als ich den kümmerlichen Haufen von einem Leben verschonte, weil es meine Herzensdame so wollte? Was ist mit ihm?" "Nun, es scheint so, als ob eben jener bei der Geschichte mit der Urkunde seine Finger im Spiel hatte, denn seit sie verschwunden ist, taucht er vermehrt bei uns auf." "Dann schmeißt den Schmutzfink einfach hinaus!", ruft Reto sichtlich aufgebracht. Auch er ist aufgestanden und läuft zornig das Zimmer auf und ab. "Nun mein Bester, dass würde ich nur allzu gerne machen, doch eben jener di Caramillza ist seit eurem letzten Zusammenstoß die Erfolgsleiter immer weiter hochgewandert und steht im Adlerorden - so schwer es mir fällt zuzugeben - doch ein paar Sproßen über mir. Außerdem scheint er gute Kontakte in Vinsalt zu haben, was mir in der derzeitigen Situation die Hände bindet. Er könnte sich gegen mich wenden. Und seit meiner nichtsnutziger Bruder gegen mich intrigiert, brauche ich alle Unterstützung die ich brauchen kann." "Aber warum hat Camilla dich dann geschickt, wenn sie nun doch wieder diesem aufgeplusterten Gockel hinterher läuft?" Sollte es das für ihn gewesen sein? All die Jahre der Enthaltsamkeit und Treue zu dieser Frau so zu Nichte gemacht? "Aber, aber, Reto. Noch ist nicht aller Tage Abend. Ich komme, weil meine Schwester diesem Mann eben noch nicht verfallen ist. Deine Taten sind bei ihr angekommen. Und nun steht sie zwischen den Stühlen: Auf der einen Seite du, ein ruhmreicher Baron in der weit entfernten und heruntergekommenen Wildermark. Ein Baron, der leider oftmals doch zuwenig auf sein Auftreten achtet. Und auf der anderen Seite, ein Jungspunt mit einem charismaten Äußeren und Geld und guten Kontakten. Und vorallem....er ist in direkter Nähe! Das ist es was Camilla am meisten stört: Du bist eben hier! Und sie wird es sich gründlich überlegen, in die Wildermark zu ziehen. Nicht das es das Mittelreich ist, nein, es ist auch noch die verruchteste Gegend dort." "Was soll ich denn tun, Darian? Ich bin hier der Reichsbaron! Ich kann nicht einfach alles stehen und liegen lassen." "Nein, dass kannst du nicht. Aber ich habe eine Idee, mein alter Freund,...."
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