B.a.r.F. – “bones and raw food” oder “Biologisch artgerechtes rohes Futter”
1. Frage: “Wie, Sie füttern rohes Fleisch?”
2. Frage: „Ist das nicht schädlich und macht die Katzen krank?“
3. Frage: „Was ist mit zukünftigen Kittenbesitzern, die nicht barfen wollen?“
Das sind die Fragen, welche ich sehr häufig höre. Antworten gibt es hierzu natürlich auch:
1. Antwort: „Ja, aber nicht nur. Vitamine und Mineralien müssen dem Fleisch zugesetzt werden.“
2. Antwort: „Nein, vorausgesetzt man weiß wie. Dann ist es sogar gesundheitsfördernd.“
3. Antwort: „Eine Futterpräferenz entwickelt sich erst später, wenn die Kitten größer werden. Davon abgesehen gibt es bei uns pro Woche einen Dosentag, das ist wie „Mc. D.“ für Katzen. Sie bleiben also auch an Fertigfutter gewohnt. Dies wird auch von Tierheilpraktikern so empfohlen.“
Von Wüsten, Mäusen, Charly… und Dosenfutter
Unsere Hauskatze, somit auch unsere Russisch Blau, stammt von der afrikanischen Falbkatze ab.
Sie ist ein Wüstenbewohner, welche nur dann trinkt, wenn sie dehydriert. Sie frisst ganze Beutetiere und deckt damit ihren Wasserbedarf. Das Beutetier wird meist im Ganzen gefressen, d.h. mit Knochen, mit Blut, mit Fell oder Federkleid. Nur ein sehr geringer Anteil des Futters besteht aus Kohlehydraten / Ballaststoffen – der Mageninhalt des Beutetieres.
Gerne spricht man von Domestikation und man würde annehmen, dass die Katze und ihre Nahrungsbedürfnisse sich im Laufe der Zeit an die neuen Lebensumstände angepasst hätten. Aber nichts hat sich getan. Die Katze ist nach wie vor ein Beutetierfresser, welche sich dem Menschen nur darum angeschlossen hat, weil der Mensch Kornkammern besitzt. Das zog Katzen natürlich magisch an, nicht wegen dem Getreide, sondern den leckeren Mäuschen.
Erst seit wenigen Jahrzehnten gibt es Fertigfutter. Die Anatomie der Katze hat sich in dieser kurzen Zeit jedoch nicht an die Fütterungsvorlieben des Menschen angepasst.
Fertigfutter, vor allem Trockenfutter ist sehr bequem, das gebe ich zu. Aber der Katze, einem strikten Karnivoren, der mit Kohlehydraten kaum etwas anfangen kann, tut man damit selten Gutes.
Die Folge ist, dass viele Zivilisationskrankheiten, wie Zahnstein, Diabetes, Nierenkrankheiten, Blasensteine, Fettleibigkeit, Allergien und Überempfindlichkeitsreaktionen Einzug halten.
Weshalb wir kein Trockenfutter geben:
Charly war kein Russisch Blau, jedoch sah er aus wie einer. Er war eine rein blaue Bauernhofkatze, Sohn zweier schwarzer Katzen, welche zufällig beide Verdünnung trugen. Charly hat das Interesse an den Russisch Blau in Gang gebracht, da sein Wesen sehr den Russisch Blau ähnelte.
Er wurde primär mit Trockenfutter ernährt, speziell mit den „Standardsorten“ und Supermarktdosenfutter. Damals wusste man es nicht besser.
Charly war plötzlich sehr krank konnte nicht mehr Wasserlassen. Er war zwei Jahre alt, als er über die Regenbogenbrücke ging. Es hat Jahre gebraucht… und die Vorwürfe sind nach wie vor akut.
Bevor Danica bei uns einzog, informierte ich mich über Futtersorten. Ich hatte für mich festgelegt, dass unsere Süße kein Trockenfutter bekommen wird. So etwas, wie mit Charly sollte nicht noch einmal geschehen. Also versuchte ich geeignete Futtermittel für unser Schätzchen zu finden. Aber auch hier war es schwer. Es muss so viel Fleisch wie möglich enthalten, die Deklaration muss schlüssig sein, wenig Nebenerzeugnisse, möglichst kaum Kohlenhydrate, eine moderate Feuchtigkeit, keine EG-Zustatzstoffe, kein Zucker, Karamel, Farbstoffe…. Oh Gott!!! Welch Horror!!!
Ich fand zu diesem Zeitpunkt genau zwei verfütterbare Sorten: Petnatur und GRAU.
Bei anderen Futtermittel war das Ca/P-Verhältnis unausgewogen oder aber man hatte in diversen Katzenforen irgendwelche Horrormeldungen von Plastikteilen in der Dose gelesen.
Okay, ich bestellte mir bei ZooPlus also ein Mix-Megapack GRAU.
Mit sechs Wochen besuchten wir Danica bei Thomas und Ines. Wir waren sofort über beide Ohren in die Kleinen verliebt. Irgendwann sagte Thomas, was sie fütterten. Rohes Fleisch! Ganze Hühner durch den Wolf geleiert. Ich war gar nicht überrascht, irgendwie empfand ich das als völlig okay und fand die ganze Sache eher interessant.
Zu Hause angekommen, fing ich dann an zu recherchieren. In den kommenden sechs Wochen las ich alles, was bis zu dem Zeitpunkt zum Barfen zu finden war.
Barfen war und ist in unseren Augen einfach nur die logische Konsequenz einer möglichst artgemäßen Katzenhaltung.
Dubarfst
Um so viel Wissen zum Barfen wie möglich zu erlangen, habe ich mich damals im Forum von dubarfst.eu angemeldet. Dieses Forum wird von langjährigen Katzen- und Hundebarfern betrieben. Ich habe die Leute im Forum und deren Betreiber als sehr nette Leute kennen gelernt, welche immer freundlich und super hilfsbereit miteinander umgehen. Auch Anfängerfragen, welche schon tausendmal gestellt worden, werden beantwortet. Keiner wird im Stich gelassen.
Seit geraumer Zeit bin ich im Katzen- und Frettchenbereich bei dubarfst.eu selbst Moderator, habe den dubarfst-Kalkulator geschrieben, habe die Barf-Einsteigerscripte zusammengestellt und versuche so gut wie ich kann Neulingen im Barf-Bereich den Weg ein Stück leichter zu gestalten.
Übrigens gehen die Spenden für den dubarfst-Kalkulator und den Barf-Einsteigerscripten zu 100% an die Tiertafel ( http://www.tiertafel.de ) und an einen Tierschutzverein ( http://gnadenhof.de ), kein Mensch verdient daran etwas.
Barfen
Wir barfen zu 90 oder mehr Prozent. Solche Leute nennt man „Vollbarfer“.
Andere barfen vielleicht zu 50%, das nennt man „Teilbarfer“.
Andere geben nur ab und zu ein Stückchen Fleisch, das nennt sich dann „Kleines Barfen“.
Wenn die Fleischmenge pro Woche und Katze nicht mehr ca. 200g beträgt, dann ist es nicht notwendig das Futter mit irgendwelchen Vitaminpillen aufzupeppen. Diese 200g Fleisch können an einem Tag oder aber verteilt in der Woche verfüttert werden. Sie können hierzu Geflügelfleisch, Rinderfleisch, Lammfleisch etc. verwenden. Auf die Verfütterung von rohem Schweinefleisch würde ich aufgrund der möglichen Gefahr des Aujeszky-Virus verzichten. Hühner- oder Putenherzen werden auch gerne angenommen.
Leber sollte man aufgrund des hohen Gehaltes bei diesem kleinen Barfen meiden, auch andere Innereien halte ich hier nicht für empfehlenswert.
Achtet aber darauf, dass zwischen dem Fleisch und dem Fertigfutter ein paar Stunden liegen, ansonsten kann es zu üblen Gerüchen im Katzenklo kommen.
Wenn mehr roh gefüttert werden soll, ist es notwendig das Fleisch mit Zusätzen zu versehen. Wir Barfer nennen diese oft Supplemente oder Suppies oder Supplies.
Wenn wir diese Zusätze dem Fleisch zusetzen, sprechen wir häufig vom Supplementieren (auch wenn es das Wort nicht gibt und es eine grammatikalische Katastrophe ist).
Man hat die Wahl zwischen „künstlichen Vitaminen“ (easy B.a.r.F., Centrum A-Z für Menschen, Nekton, Catfortan, Trixie Aufbaukalk, Marienfelde Vitakalk… aus den USA: Kittybloom, Feline Future…) oder der „natürlichen Supplementierung“ (Seealgenmehl, Fortain, Salz, Lachs und Leber…). Bei letzterem hat man ein paar Pülverchen mehr, jedoch kann man das Futter präziser mit diesen Einzelmitteln einstellen.
Ebenfalls ist eine Mischform zwischen „natürlicher“ und „künstlicher“ Supplementierung möglich.
Im Internet kursieren so genannte Grundrezepte. Auch auf meiner Seite. An diese kann man sich eine Weile lang halten, wenn man gesunde Katzen hat, kein Problem. Viele Barfer halten sich seit Jahren an solche Rezepte und die Katzen strotzen vor Gesundheit. Aber ich persönlich rate jedem sich mit dem Barfen so weit auseinanderzusetzen, dass er sich eben nicht krampfhaft an diese Rezepte hält. Nicht jede Katze ist gleich, vor allem wenn Adipositas, Diabetes, CNI, Struvitkristalle, Oxalate oder HCM dazu kommen. Aber gerade in diesen Fällen hat man mit dem Barfen die besten Karten, um ganz individuell auf sein Tier eingehen zu können.
Zu diesem Zweck habe ich den dubarfst-Kalkulator entwickelt. Mit diesem ist es möglich, Fleischsorten zu mischen und anhand der eingegebenen Mengen die Zusätze berechnen zu lassen. Das nimmt einem schon etwas Arbeit ab. Mitdenken ist dennoch gefragt. Klar gibt der Kalkulator einem die Menge an Fett vor, jedoch muss man diese nicht komplett übernehmen. Es ist vieles ein Vorschlag und die Tiere sind individuell. Somit kann ich versichern, dass ich mich selber nicht 100%ig an meinen Kalkulator halte. Der Kalkulator ist aber möglicherweise auch für Züchter interessant, da dieser die Bedarfswerte von Kitten in verschiedenen Altersstufen, von tragenden und säugenden Katzenmüttern beinhaltet. Hunderte Katzenbarfer verwenden mittlerweile den Kalkulator.
Aber ob nun der angehende Barfer mit einem Kalkulator arbeitet oder nach den Grundrezepten arbeitet, jeder Barfer hat irgendwann seine eigene Technik. Hier gibt es kein richtig oder falsch. Wichtig ist, dass es den Katzen schmeckt und vor allem, dass das Futter die Gesundheit fördert!
Umstellung:
Es tut mir leid, aber da bin ich so ein schlechter Ansprechpartner. Ich musste nie eine erwachsene Katze auf Rohfutter umstellen und ich weiß, dass viele Leute damit echte Probleme haben oder hatten. Wurde dann endlich Fleisch gefressen, wird das Futter dann verweigert, sobald ein paar Supplemente dran sind. Der Weg kann wirklich schwer sein und man sollte sich unbedingt Hilfe von erfahrenen Leuten holen. Was auf alle Fälle notwendig ist, ist Geduld! Eine Umstellung kann zwei drei Wochen dauern, aber auch Monate. Zu schaffen ist es aber für jeden.
Folgendermaßen würde ich vorgehen, müsste ich eine erwachsene Katze umstellen.
Frisst die Katze nur Trockenfutter, würde ich sie zunächst auf Nassfutter umstellen.
Die Umstellung sollte dabei langsam und fließend von Statten gehen, d.h. anfänglich das TroFu anfeuchten, später dann Nassfutter untermischen und das TroFu ausschleichen. (Dosenfutter hierzu in Eiswürfelbehälter einfrieren, somit verschwendet man nicht so viel Futter).
Wird das Futter nicht mehr gefressen, geht man zu dem Schritt zurück, wo das Futter noch gefressen wurde.
Normalerweise sollten zwischen Fertigfutter und Rohfutter mehrere Stunden liegen, so dass die Verdauung der Katze nicht durcheinander gerät. Zu Umstellungszwecken ist es jedoch üblich, dem Dosenfutter etwas Fleisch unterzumischen. Nach und nach wird die Fleischmenge erhöht und die Dosenfuttermenge verringert.
Manchmal wird Fleisch roh nicht gefressen, da es vom Geruch nicht so intensiv ist, wie Fertigfutter. Dann kann man das Fleisch mit heißem Wasser überbrühen oder kurz in der Pfanne anbraten.
Eine andere Möglichkeit ist, rohes Fleisch mit im Mörser zerkleinertem Trockenfutter zu „garnieren“, bzw. die Fleischstücken zu „panieren“. Hier muss man einfach ausprobieren, was funktioniert.
Auf die gleiche Weise wird die Katze dann nach und nach die Supplemente gewöhnt, so dass sie irgendwann komplett zubereitetes Futter geben können.
Und weiter?
Es gibt viele interessante Sachen zum Thema Barfen. Wenn Interesse am Thema besteht und ihr habt Fragen, dann scheut euch bitte nicht, sie auch zu stellen. Ich würde mich sehr freuen!
Wenn ihr euch nicht traut, weil ihr befürchtet bei anderen Züchtern in Misskredit zu geraten, könnt ihr euch auch heimlich Wissen anlesen.
http://www.dubarfst.eu – dubarfst, Zeitschrift und Online-Community
http://savannahcats.de/katzenernaehrung.html - sehr umfangreiche Barf-Seite
http://www.blaue-samtpfote.de/barf/barf.html - unsere Barf-Einsteigerseite
http://www.lucina-cats.de/katzenernahrung.html - andere Barf-Einsteigerseite, andere Herangehensweise
http://www.lillysbar.de – Bei Simone Wurth bestellen wir unsere Zusätze, tolle und freundliche Beratung
http://www.lucky-land.de – Sonja Graf bietet ebenfalls Supplemente an
Ansonsten kann ich nur sagen: Traut euch! Nicht nur immer mehr Katzenbesitzer barfen, auch immer mehr Züchter beginnen sich an die Fleisch- und Kükenfütterung rückzubesinnen…
Vielen lieben Dank an Tina von Chivaja-Woda für die Anregung zu diesem Beitrag! Ich hoffe, er bereichtert das Forenleben des RB-Forums,
Eure Katrin und die Russisch Blau von der Saaleaue