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Drachen

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New PostErstellt: 02.06.07, 01:17  Betreff: Drachen  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Als Drache (latein. draco, griech. drákon „Schlange“) werden echsenartige, meist geflügelte Mischwesen bezeichnet, die Mythologien und Märchen entstammen. Sie verbinden Schlangen-, Krokodil-, Löwen- sowie hörnertragende und feuerspeiende Eigenschaften in unterschiedlichen Variationen miteinander. Erzählungen von Drachen oder drachenartigen Wesen finden sich in fast allen Kulturkreisen der Erde, beispielsweise:

Lindwurm – germanisch
Tatzelwurm – alpenländisch
Knucker – südenglisch
Wyvern – nordeuropäisch, afrikanisch
Slawischer Drache – russ., bulg. Zmey, serb., kroat. Zmaj
Long – chinesisch und japanisch
Mang-gon – thailändisch und laotisch
Amphithere – mesoamerikanisch


Geschichten und Darstellungen von Drachen sind älter als das, was wir heute den westlichen Kulturkreis nennen. Das Bild der westlichen Drachen wird oft mit beeinflusst von Darstellungen aus Mesopotamien oder Ägypten. Auch das Drachenbild der nordischen Mythologie soll in der Begegnung mit der römischen Kultur von dieser beeinflusst sein.

In der Artussage erscheinen zwei Drachen, ein roter und ein weißer. Sie stellen die Energie der Erde und die Kraft des Lebens dar. Sie erscheinen in den Voraussagen von Merlin. Der keltische Drache steht für Führungsqualität und Reinheit.

Allgemein sind Drachen das Symbol für die vom Menschen überwundenen Urmächte, aber auch nicht überwundene Urängste und Gefahren, die im Untergrund existierten, sowie dem Chaos.

Obwohl Menschen und Dinosaurier nicht gleichzeitig gelebt haben, sehen manche Mythenforscher Drachen und die Furcht vor Drachen als Ur-Instinkt und somit uralte Erinnerung an die Saurierzeit. Hinzu kommt, dass Knochenfunde ausgestorbener Riesensäuger und Dinosaurier beim Vergleich mit bekannten Tierarten bis ins 18. Jahrhundert Drachen zugeordnet wurden. Nach der Meinung einiger Forscher ist aus diesen real existierenden Fossilienfunden der Drachenmythos entstanden.

Gemäß Volkmar Enderlein im Führungsblatt Nr. ISL 2 des Pergamonmuseums 1994 stammt das erste Vorkommen des Drachenmotivs zusammen mit den Phönix aus Chinas Zeit der Streitenden Reiche (480–221 v.Chr.). Drache und Phönix seien ursprünglich Symbol für das Kaiserpaar für Himmel und Erde gewesen. Dort begegnete das Symbol den China erobernden Mongolen, die es übernahmen und mit ihren weiteren Eroberungszügen in den Fernen und Nahen Osten brachten. Für die Kunst Vorderasiens sei das Drachenmotiv eine Neuerung des 13. Jahrhunderts. Eines der ersten Beispiele für die Übernahme des Motivs findet sich auf einem tauschierten Metallbecken in Nordsyrien. Ab diesem Zeitpunkt findet sich das Motiv Drache und Phönix in stilisierter Form auf Teppichen. Demnach wäre durch das Drachenmotiv die Vorstellung von Ungeheuern aus dem europäischen Kulturkreis überlagert werden.


Der Drachenkampf: „Gut“ gegen „Böse“
In mythologischen Erzählungen vom Drachenkampf werden Auseinandersetzungen zwischen Schlangenhalsdrachen oder mehrköpfigen Drachen geschildert. Dazu gehören:

die Ninurta-Mythologie, in der Giftdrachen, Löwendrachen und Schlangendrachen besiegt werden
der Kampf des Wettergottes Baal gegen das Meer
Marduk gegen Tiamat
Zeus gegen Typhon
Siegfried gegen Fafnir (Nibelungenlied)
Thor gegen Jormungandr (Ragnarök)
Herzog Krak, Gründer von Krakau, gegen den menschenfressenden Wawel
russische Bogatyri (Reiter) gegen Zmej Gorynytsch (russische und slawische Märchen)
der Heilige Georg bezwingt und tötet einen Drachen (christliche Mythen)
der Endkampf zwischen Gott und dem „Tier“ bzw. dem Drachen (auch: „die Schlange“, der Teufel, Luzifer oder Satan) am Tag des Jüngsten Gerichts (Offenbarung des Johannes)
Von der Antike bis zur Gegenwart wird das Motiv des Drachenkampfs politisch gelegentlich so instrumentalisiert, dass die eigene „gute“ Partei gegen die andere Partei des personifizierten „Bösen“ zu Felde zieht.


Mythologische Drachen-Orte
Orte, an denen der Legende nach ein Drache gelebt haben soll und/oder besiegt wurde:

Babylon am Euphrat − der jüdische Prophet Daniel vergiftete den weisen Drachen Tannin.
Damavand-Berg in der Provinz Māzandarān im Iran − der Drache Azhi Dahaka bleibt ewig an diesen Berg gekettet.
Drachenfels im Siebengebirge am Rhein − angeblich der Ort der Drachentötung durch Siegfried.
Élorn in der Bretagne − in diesem Küstenfluss lebte ein Drache.
Furth im Wald in Bayern − hier wird jährlich das bekannte Volksschauspiel Further Drachenstich gefeiert.
Geldern in Nordrhein-Westfalen − Wichard und Lupold von Pont besiegten einen feuerspeienden Drachen.
Klagenfurt im österreichischen Kärnten − ein Drache, der im Sumpf lebte, wurde getötet, siehe Wappen der Stadt.
Krakau in Polen − der Stadtgründer Krak tötete den Drachen Wawel, es gibt eine Drachenhöhle.
Lemberg in der Ukraine − ein Drache wurde vom Stadtgründer Fürst Lew erschlagen.
Ljubljana in Slowenien − Iason soll einen Drachen erschlagen haben, siehe Wappen der Stadt.
Metz in Frankreich − Bischof Clemens von Metz befreite die Stadt vom Drachen Graoully.
Pilatus-Berg in der Schweiz − in den Bergfelsen bei Luzern lebten heilbringende Drachen.
Rouen in Frankreich − Erzbischof Romanus von Rouen erschlug den Drachen Gargouille, der im Fluss Seine lebte.
Tarascon in der Provence − die Heilige Martha von Bethanien zähmte den Tarasque-Drachen.
Thunersee im Berner Oberland in der Schweiz − der Apostel der Schweiz Beatus hat den hier lebenden Drachen bekämpft.
Wales − ein Roter Drache diente Merlin zur Vorhersage der walisischen Zukunft, siehe Wappen von Wales.
Siehe auch: Bekannte Drachentöter in geschichtlicher Reihenfolge


Drachen im Christentum
In der nachbiblischen Christentumsgeschichte, das heißt in der Geschichte der Kirche und der Heiligen, ist St. Georg besonders bekannt als Drachentöter für die Gute Sache. Er kämpfte gegen einen bösen Drachen, der eine Königstochter gefangen hielt, und befreite durch den Tod des Drachen nicht nur diese holde Jungfrau, sondern auch das ganze Volk von der Schmach, dem Drachen jeden Monat eine Jungfrau zu opfern.

Hildegard von Bingen schreibt in Physica, achtes Buch: „Mit Ausnahme seines Fettes ist nichts von seinem Fleische und den Knochen für Heilzwecke verwendbar ...“. Sie ging wohl von einer für die Jagd verfügbaren Drachenpopulation aus.

Die christliche Drakontologie bezeichnet den Drachen als Allegorie des Teufels.


Drachen in der Bibel
Das Alte Testament kennt die Drachengestalt unter anderem als Leviathan und Behemoth. Die Apokalypse schildert das Böse in Gestalt eines siebenköpfigen Riesendrachen. In der Apokalyptik übernimmt der Erzengel Michael die Rolle des Drachentöters.

5 Mose 32:33 – ihr Wein ist Drachengift und wütiger Ottern Galle.

Nehemia 2:13 – Und ich ritt zum Taltor aus bei der Nacht, vor dem Drachenbrunnen und an das Misttor; und tat mir wehe, daß die Mauern Jerusalems zerrissen waren und die Tore mit Feuer verzehret.

Psalm 44:20 – daß du uns so zerschlägest unter den Drachen und bedeckest uns mit Finsternis.

Psalm 74:13 – Du zertrennest das Meer durch deine Kraft und zerbrichst die Köpfe der Drachen im Wasser.

Psalm 91:13 – Auf den Löwen und Ottern wirst du gehen und treten auf den jungen Löwen und Drachen.

Jesaja 13:22 – und Eulen in ihren Palästen singen und Drachen in den lustigen Schlössern. Und ihre Zeit wird schier kommen, und ihre Tage werden sich nicht säumen.

Jesaja 14:29 – Freue dich nicht, du ganz Philisterland, daß die Rute, die dich schlug, zerbrochen ist. Denn aus der Wurzel der Schlange wird ein Basilisk kommen, und ihre Frucht wird ein feuriger fliegender Drache sein.

Jesaja 27:1 – Zu der Zeit wird der HERR heimsuchen mit seinem harten, großen und starken Schwert beide den Leviathan, der eine schlechte Schlange, und den Leviathan, der eine krumme Schlange ist, und wird die Drachen im Meer erwürgen.

Jesaja 30:6 – Dies ist die Last über die Tiere, so gegen Mittag ziehen, da Löwen und Löwinnen sind, ja Ottern und feurige fliegende Drachen, im Lande der Trübsal und Angst: Sie führen ihr Gut auf der Füllen Rücken und ihre Schätze auf der Kamele Höcker zum Volk, das ihnen nicht nütze sein kann.

Jesaja 34:13 – Und werden Dornen wachsen in ihren Palästen, Nesseln und Disteln in ihren Schlössern; und wird eine Behausung sein der Drachen und Weide für die Straußen.

Jesaja 43:20 – daß mich das Tier auf dem Felde preise, die Drachen und Straußen. Denn ich will Wasser in der Wüste und Ströme in der Einöde geben zu tränken mein Volk; meine Auserwählten.

Jesaja 51:9 – Wohlauf, wohlauf, zeuch Macht an, du Arm des HErrn! Wohlauf, wie vorzeiten, von alters her! Bist du nicht der, so die Stolzen ausgehauen und den Drachen verwundet hat?

Jeremia 9:11 – Und ich will Jerusalem zum Steinhaufen und zur Drachenwohnung machen und will die Städte Judas wüste machen, daß niemand drinnen wohnen soll.

Jeremia 10:22 – Siehe, es kommt ein Geschrei daher und ein groß Beben aus dem Lande von Mitternacht, daß die Städte Judas verwüstet und zur Drachenwohnung werden sollen.

Jeremia 14:6 – Das Wild stehet auf den Hügeln und schnappet nach der Luft, wie die Drachen, und verschmachtet, weil kein Kraut wächst.

Jeremia 49:33 – daß Hazor soll eine Drachenwohnung und eine ewige Wüste werden, daß niemand daselbst wohne und kein Mensch drinnen hause.

Jeremia 51:34 – Nebukadnezar, der König zu Babel, hat mich gefressen und umgebracht; er hat aus mir ein leer Gefäß gemacht; er hat mich verschlungen wie ein Drache; er hat seinen Bauch gefüllet mit meinem Niedlichsten; er hat mich verstoßen.

Jeremia 51:37 – Und Babel soll zum Steinhaufen und zur Drachenwohnung werden, zum Wunder und zum Anpfeifen; daß niemand drinnen wohnet.

Klagelieder 4:3 – Die Drachen reichen die Brüste ihren Jungen und säugen sie; aber die Tochter meines Volks muß unbarmherzig sein, wie ein Strauß in der Wüste.

Hesekiel 29:3 – Predige und sprich: So spricht der HERR: Siehe, ich will an dich, Pharao, du König in Ägypten, du großer Drache, der du in deinem Wasser liegst und sprichst: Der Strom ist mein, und ich habe ihn mir gemacht.

Hesekiel 32:2 – Du Menschenkind, mache eine Wehklage über Pharao, den König zu Ägypten, und sprich zu ihm: Du bist gleichwie ein Löwe unter den Heiden und wie ein Meerdrache und springest in deinen Strömen und trübest das Wasser mit deinen Füßen und machst seine Ströme trübe.

Mica 1:8 – Darüber muß ich klagen und heulen; ich muß beraubt und bloß dahergehen; ich muß klagen wie die Drachen und trauern wie die Straußen.

Maleachi 1:3 – und hasse Esau und habe sein Gebirge öde gemacht und sein Erbe den Drachen zur Wüste.

Offenbarung 12:3 – Und es erschien ein ander Zeichen im Himmel; und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen.

Offenbarung 12:4 – Und sein Schwanz zog den dritten Teil der Sterne und warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor das Weib, die gebären sollte, auf daß, wenn sie geboren hätte, er ihr Kind fräße.


Asiatische Mythologie und Kultur
Der Hui-an Tempel (Taiwan), dessen Säulen und Dachgiebel mit einer Vielzahl von Drachen versehen sind.
Flagge von Bhutan
Chinesische Briefmarke (1910)
Ein Indonesisches Fahrrad in DrachenformIn Asien haben Drachen eine positivere Bedeutung. Hier gelten sie als weise, halbgöttliche Wesen, die Menschen beschützen und beschenken (siehe Long - chinesischer Drache, Mang-gon thailändischer Drache). Darunter sind auch Wasserdrachen, die mit Kräften des Wassers in Verbindung stehen. In China stehen Drachen zudem für Glück, männliche Potenz, und waren ein Zeichen des Kaisers. Jedoch sind gegen diese mehrheitlich positive Tendenz vereinzelt auch Drachentöter in China bekannt, die Drachen töten, weil sie für Unwetter oder ähnliches Übel sorgen.


Drachen im Schamanismus
Die meisten Schamanen aus den unterschiedlichsten Kulturen kennen aus ihren Visionen und außerkörperlichen Reisen Drachen. Der Anthropologe Michael Harner beschreibt eine Fülle von Drachen-Erlebnissen von Schamanen.[1] Die Schamanen mancher Völker, z. B. der südamerikanischen Conibo, kennen zwar kein spezielles Wort für Drachen und beschreiben diese als „Riesenfledermäuse“. Die Detailbeschreibung der europäischen und asiatischen Drachen enthalten aber sehr viele Ähnlichkeiten.


Drachen in der Fantasy- (und SF-) Literatur
Drachen als Fabelwesen erleben in der Fantasyliteratur und im Fantasy-(Rollenspiel) eine Renaissance. In dieser Literatur gibt es eine Unzahl von Drachen mit unterschiedlichen Stilelementen. Die traditionelle Bedeutung des Drachens in seiner jeweiligen Kultur geht häufig verloren oder wird phantastisch durchmischt. In der Fantasyliteratur werden Drachen nicht einheitlich als "gut" oder "böse" eingeordnet, eine solche Klassifizierung kann von Autor zu Autor sehr verschieden sein. Dies gilt analog auch für die verschiedenen Fantasy-Rollenspielsysteme. In einigen (z.B. Dungeons and Dragons) nehmen Drachen auch beide Seiten ein, je nach Art des Drachens. Gemeinsam haben Drachen in Fantasy-Literatur und -Rollenspielsystemen meistens nur einige Eigenschaften wie Echsenähnlichkeit, Flugfähigkeit, Feueratem (oder ähnliche Fähigkeiten), Größe, Intelligenz und magische Begabung. In anderen (z.B. Gothic II) muss man die Drachen töten, um die Welt zu retten oder ein Unglück abzuwenden.

Als neueres Element zu den überlieferten Bedeutungsmöglichkeiten des Drachens tritt der niedliche Drache auf. Dabei werden Drachen als Stilmittel genutzt, um den guten Kern im Bösen oder äußerlich Gewaltigen darzustellen, beispielsweise in Form von niedlichen Kinderdrachen.


Psychologische Deutungen
In der von Carl Gustav Jung (1875–1961) gegründeten Analytischen Psychologie gelten die in Träumen, Sagen, Mythen und Märchen auftretenden Drachen als Ausprägung des negativen Aspekts des sog. Mutterarchetyps. Während das Mutterarchetyp im Allgemeinen für die Vorstellung einer gebärenden und Schutz gewährenden Frau steht, symbolisiert nach C. G. Jung der Drache den Aspekt der zerstörenden und verschlingenden Mutter. Soweit der Drache erlegt werden muss, um die Hand einer Prinzessin o. ä. zu gewinnen, wird er teilweise auch als Form des Schattenarchetyps interpretiert, der die in der Prinzessin personifizierte Anima gefangen hält. Der Schattenarchetyp steht für die negativen, sozial unerwünschten und daher unterdrückten Züge der Persönlichkeit, für jenen Teil des „Ich“, der wegen gesellschaftsfeindlicher Tendenzen in das Unbewusste abgeschoben wird. Die Anima, für Jung der „Archetyp des Lebens“ schlechthin, ist eine Qualität im Unbewussten des Mannes, eine „weibliche Seite“ in seinem psychischen Apparat. Nach dieser Ansicht symbolisiert der Drachenkampf also die Auseinandersetzung zwischen zwei Teilen der Persönlichkeit des Mannes.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Dunkle Grüße
carpe nocterm



~~{Salome}~~


[editiert: 02.06.07, 01:31 von Admin]



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