Liebe Shaumbra,
ich möchte heute einfach mal meine Gefühle hier aufschreiben.
Die letzten drei Jahre waren für mich sehr herausfordernd. Ich hab so vieles erlebt und gefühlt in dieser Zeit. In der Schule hatte ich oft Probleme. Ich war ein ganz gewöhnlicher Schüler, eigentlich wie jeder andere... und trotzdem war ich irgendwie anders. Da war etwas, was mich nicht in Ruhe gelassen hat, bis heute.
Es gab Zeiten, wo ich nicht einfach nur dasitzen und dem Lehrer zuhören konnte.
hmm so vieles was die Lehrer sagten und was auch Freunde den ganzen tag so sagten und taten schien mir einfach so... hmm.. vielleicht trifft es das Wort "leer". Ich konnte nicht akzeptieren, wenn ein Lehrer oder jemand anderes sich mir als "übergeordnet" zeigte und fühlte. Ich ließ sie es fühlen, ohne es zu wissen... ich habe das Gefühl, dass sie nicht wussten, wie oder mit welchen Worten sie mir begegnen sollten. Ich hatte keine Lust auf solche Worte... ich hatte keine Lust auf solche Worte und die alten Spiele, die sie mit sich und anderen spielten.
hmm es war mir egal was sie sagten. Ich wollte einfach nur Ehrlichkeit in ihren Worten fühlen. Ich wollte fühlen, dass da Liebe ist. Ich wollte fühlen, dass da auch Mitgefühl ist. Es musste nicht mal Mitgefühl mit mir sein, aber ich wollte fühlen, dass sie zumindest versuchen, den gegenüber wirklich zu verstehen. Ich wollte fühlen, dass sie wirklich und ich meine WIRKLICH mit mir reden, wenn sie Worte aussprechen.
Heute ist das auch so... jeden Menschen, der mir mit seinem Ego begegnet, mit seinen alten Spielen und den Versuchen sich zu bestätigen, bringe ich an den Rand, wo sein Ego ihm nichts mehr nützt, sondern wo er sein Herz benutzen muss. Das macht ihnen vielleicht Angst. Ich tue es wirklich nicht mit Absicht, sondern ich bin das einfach, weil ich selbst und ihr alle auch bereits durch diese ganzen Ego-Strukturen durchgegangen seit. Das ist so langweilig geworden. Da ist nicht wirklich Energie drin... und wir müssen noch nicht mal etwas sagen, sondern einfach mal ehrlich sein mit uns selbst.
Es wäre so schön, wenn wir alle ehrlich mit uns wären. Ich meine alle, nicht nur wir.
Ich sage das, weil ich jeden Tag sehe, dass die Menschen vor dem Paradies weglaufen. Weil sie von sich selbst weglaufen. Vor ihren Ängsten.. von ihren Gefühlen.. "Was fühle ich denn gerade?" Es würde so schön sein, wenn es ein Fach gäbe, dass heißen würde: "Was fühle ich? Wer bin ich denn eigentlich wirklich? Ist es das, was wirklich ist?" Ich ärgere mich nicht darüber, da ist kein Gefühl einer Bewertung. Es ist einfach nur eine Beobachtung von dem, was so ist/passiert.
Es braucht nur Bewusstheit. Bewusstsein ist Liebe, Akzeptanz, Verständnis, Mitgefühl. Wenn Bewusstheit "fehlt", dann spielen die Menschen Spiele und wandern im Kreis, ohne zu wissen, was sie eigentlich alles fühlen, denken, sagen, tun.
Ich kann beobachten, dass sie sich dann oft selbst nicht akzeptieren. Oft denken sie, dass sie "fehlerhaft" sind. Der einzige Fehler ist, dass sie denken, dass sie "Fehler" haben. Daraus entsteht doch alles das, was sie dann als "Fehler" bezeichnen.
Als ich anfing meine "Fehler" zu akzeptieren und zu lieben, konnte ich mich darin entspannen. Ich konnte anfangen, ehrlich zu sein. Die Bewertungen hörten automatisch auf. und ich erkannte, wie blind sein musste. =) Wieso hab ich das nicht vorher gemacht?
Als ich aufhörte, etwas an mir verbessern zu wollen, fing ich an, dass zu leben, was ich jetzt bin und nicht das, was ich erst sein wollte.
Als ich anfing, jedes Gefühl anzunehmen und zu fühlen, ohne sie zu bewerten, fing ich an zu erahnen, worum es wirklich geht.
Es geht nur darum, zu wissen, wer wir sind.
Wir träumen gerade. Ich will nicht mehr weiter träumen. Kein Geld der Welt kann uns wirklich glücklich machen. Es gab zb. so viele Models, die Selbstmord gemacht haben. Sie hatten doch alles, wenn man es oberflächlich betrachtet- Schönheit, Geld, Freunde, Anerkennung... Was ihnen fehlte, waren sie selbst.
Sie haben nichts "falsch" gemacht. Sie sind wundervoll gewesen, genauso wie alle anderen Menschen... sie wussten nicht, was sie taten.
Sie hatten keine Kontrolle. Vielleicht haben sie gemerkt, dass sie keine Kontrolle über ihre Gefühle haben und das hat sie dazu gebracht.
Ich habe gelernt, dass ich niemals Kontrolle über meine Gefühle habe. Sie kommen und gehen. Und als ich anfing zu erlauben, dass sie kommen und gehen dürfen, konnte ich mich darin entspannen. Weil ich jetzt weiß, dass ich keine Kontrolle habe. Ich habe noch nicht mal wirklich Kontrolle über mein persönliches Leben. Ich habe noch nicht mal ein persönliches Leben. Weil es "mich" nicht gibt. Meine alte Identität ist es, das glaubt Kontrolle zu haben. Es glaubt einen "freien Willen" zu haben. Es hat keinen freien Willen, solange es angewiesen ist auf irgendwelche Ergebnisse. Wenn meine Identität wirklich einen vollkommen freien willen hätte, dann wäre ich jetzt irgendwo auf einer geilen Insel mit teuren Autos, einer riesigen Villa, viel Geld, Gesundheit und alles was ich will...
Wenn ich wirklich einen freien Willen gehabt hätte, dann wäre ich jetzt nicht hier um zu erfahren, wer ich bin.. weil ich nie auf die Idee komme würde, zu erforschen wer ich bin. Es wäre doch alles "perfekt". Und bald doch eigentlich ziemlich langweilig =)
Sind wir bereit unser Leben dafür zu geben? Unser Leben, woran wir festhalten, weil wir Angst haben, etwas "verlieren" zu können.
Wir müssen aber alles verlieren. Wir müssen sterben- damit wir erkennen, was schon immer da gewesen ist und worüber alle reden. Wir haben Angst unser "kleines Glück" aufzugeben, woran es sich in Wahrheit nicht mal lohnt, es in irgendeiner Weise festzuhalten. Wir müssen so sehr willentlich sein, dass es uns sogar egal wird, was mit "uns" geschieht. Wir müssen in das Unbekannte. In das schwarze Loch. Das erfordert nur eins: Jetzt sofort, radikal anzuhalten. Wirklich wirklich anzuhalten und aufzugeben.
Wir können es nicht "machen".
Aber wir können wirklich anhalten und alles aufgeben.
Was ist für uns alles?
unsere Identität. Unsere Identität, das, was wir glauben zu sein, kann nur sein, wenn wir an unsere Geschichte glauben. Lassen wir unsere Geschichte wirklich los, werden wir erkennen, dass wir nicht nur diese 80 Jahre sind, die wir hier leben.
Das Spiel geht weiter, solange wir etwas "brauchen", solange wir abhängig sind von irgendetwas.
Wenn wir erkennen wer wir wirklich sind, fangen wir erst an zu leben. Wir fangen dann erst an, wirklich zu "handeln".
Wie können wir aber erkennen, wer wir sind?
Nicht indem wir danach "suchen".
Sondern indem wir wirklich radikal anhalten. Indem wir unserer größten Angst begegnen und sie erfahren- dem Tod. Wenn wir bereit sind zu sterben.
Aber eins kann uns aufmuntern: Das Wissen, dass wir sowieso unsterblich sind. Wir wissen nur nicht, was genau passiert, wenn wir uns in dieses Loch fallen lassen. Wir kennen die Erfahrung noch nicht. Es ist der letzte Schritt in das, was wir unsere wahre Souveränität nennen. Dann fängt das Leben erst bewusst an. hm
Liebe Shaumbra, ich hab jetzt nicht so sehr auf meinen Schreibstil geachtet, sondern hab einfach mal die Wörter kommen lassen, wie sie eben so gekommen sind. :)
Eine wundervolle Nacht wünsche ich uns allen!!! :D
Arocatos
=)