Definitionen
Suizid, Freitod, Selbsttötung: Die absichtliche oft vorher angedrohte Vernichtung des eigenen Lebens durch vergiften, erhängen, ertrinken, erschießen, öffnen der Pulsadern ... Kommt vor bei allen Psychosen (vor allem bei endogener Depression), aber auch bei Geistesgesunden (als Endpunkt einer abnormen seelischen Entwicklung)
(Roche Lexikon Medizin).
Methoden
Der Suizid ist nach dem Unfalltod die zweit häufigste Todesursache in der Altersschicht bis 20 Jahre.
In Deutschland sterben zur Zeit täglich drei Kinder und Jugendliche durch Suizid. Weitere 40 Kinder versuchen jeden Tag sich das Leben zu nehmen. Die Anzahl der jugendlichen Selbstmorde ist in Großstädten doppelt so hoch wie auf dem Lande. Nach neuesten Informationen liegt die Zahl der Suizide auf dem Land wo sich Drogenhochburgen befinden, 50 % über dem normalen Schnitt.
Sehr interessant ist aber auch, daß sich Mädchen drei mal so oft das Leben nehmen wollen wie Jungen. Dagegen führen bei Jungen die Suizidversuche drei mal öfter zum Tode wie beim weiblichen Geschlecht. Gründe dafür liegen in der Art des Suizidversuches. Denn Jungen wählen die harte Methode des Suizids, wie z. B. verbrennen, erhängen oder erschießen.
Die Selbstmordgefahr ist bei Schülern höher als bei Jugendlichen, die sich bereits in der Berufs- ausbildung befinden.
Die meisten Selbstmorde passieren im Frühjahr und im Herbst und überwiegend Montags. Keine Rolle spielt dagegen wie immer angenommen wird die soziale Schicht. Genaue Zahlen über Suizide gibt es leider nicht, da Experten die Dunkelziffer um ein vielfaches höher schätzen als in den Statistiken aufgeführt sind. Gründe dafür liegen darin, daß Eltern aus Angst vor der Schuldzuweisung durch die Gesellschaft den Selbstmord als Unfall oder Unglück hinstellen.
In den meisten Religionen und Kulturen wir der Suizid immer noch als Schande oder nichts normales bezeichnet. Früher wurde Selbstmördern die Beisetzung auf Friedhöfen nicht gestattet.
Es ist deshalb falsch zu glauben, daß Menschen, die von Selbstmord sprechen, es nicht tun. Acht von zehn Suizidanten haben ihre Tat vorher angekündigt.
85 % derer, die einen Suizidversuch begangen haben versuchen, sich ein zweites mal zu töten. Dieser Versuch verläuft zu 10 % wiederum tödlich.
Die Methoden, die Jugendliche und Erwachsene anwenden, sind unterschiedlichster Art:
24 % erhängen
24 % erschießen
22 % vergiften
12 % ertränken sich.
28 % sonstige
Weitere Methoden wären Sturz aus großer Höhe, Öffnen von Pulsadern, sich vor einen Zug legen.
Ursachen
Die Frage der Hinterbliebenen nach dem ,,Warum" bleibt meist unbeantwortet. Nur jeder zehnte Selbstmörder hinterläßt einen Abschiedsbrief.
Um der Frage des ,,Warum begehen Kinder und Jugendliche Selbstmord" nachgehen zu können, muß man unterscheiden zwischen Ursache und Auslöser. Auslöser sind fast nie die Ursache eines Suizids.
Die Ursache des Suizids bei Kindern und Jugendlichen liegen meist in der frühen Kindheit. Fehler in der Erziehung wie
- Zurücksetzen oder Vernachlässigung des Kindes
- Mißtrauen
- ständige Kritik
- angstfördernde Erziehung
- zu hohe Leistungserwartung
- gestörte Familienverhältnisse
Dieses sind in der Regel die wirklichen Gründe für einen Suizid.
Auslöser
Auslöser für einen Suizid sind meist aktuelle Anlässe wie z.B.
- Verlust eines Elternteiles durch Scheidung oder Tod
- Probleme in der Schule oder Beruf
- Drogenprobleme
- Kriminalität (Diebstahl)
- Verkehrsunfall
Diese Auslöser sind meist nur der letzte Tropfen im Faß, der dieses dann zum überlaufen bringt und sich daraus oft eine unüberlegte Handlung daraus ergibt.
Wichtige Faktoren für einen Suizid beim Menschen sind unter anderen:
Wohlstand: Mit steigenden Wohlstand nahm in der Schweiz auch die Zahl der Suizide zu. Dagegen liegt in Ländern mit niedrigen Lebensstandard die Selbstmordrate um einiges niedriger. In unserer Wohlstandsgesellschaft bleibt die Frage nach dem Sinn des Lebens oft unbeantwortet. Das Wort ,,Freude" scheint für viele Leute ein Fremdwort geworden zu sein. Sie glauben, alles zu besitzen und können sich daher über nichts mehr freuen.
Liebeskummer: Dadurch, daß Jugendliche in der Familie keine Geborgenheit und Liebe mehr finden, versuchen sie sich diese bei einem Freund oder einer Freundin zu finden, geht diese Liebe auch dort verloren, fallen sie in eine tiefe Resignation oder fühlen sich auf ein Abstellgleis geschoben. Dies führt dann meist zu einer Panikhandlung, dem Selbstmord als letzten Ausweg. Oft wird der Suizid auch als Racheakt benutzt, um beim Partner ein schlechtes Gewissen oder ein Schuldgefühl zu verursachen.
Nachahmung: Dabei handelt es sich um ein klares Nachahmungslernen in der Pubertät. Schauspieler, Freunde, Eltern werden imitiert. Das kann bis zum Selbstmord führen. 1981 lief im Fernsehen z.B. die Serie ,,Tod eines Schülers", die damit begann, daß sich ein Schüler vor einen Zug warf. Daraufhin stiegen die Eisenbahnsuizide enorm.
Depression: 60 % aller Selbstmörder litten unter Depressionen. 16 % der Suizide sind auf krankhafte Depressionen zurückzuführen. Den Betroffenen erscheint alles grau in grau. Nichts kann ihnen mehr Freude machen. Sogar Sachen, die früher Spaß machten, bereiten jetzt nur noch Qualen. Der Tod erscheint als Erlösung, weil schlimmer als das Leben kann er gar nicht sein.
Zum Unterschied dazu gebt es die sogenannte ,,heitere, lachende" Depression. Die Betroffenen verbergen ihr seelisches Elend hinter einer Maske und erscheinen fröhlich und sorglos. Doch plötzlich halten sie ihre Qualen nicht mehr aus und nehmen sich das Leben. Diese Menschen sind besonders gefährdet, weil niemand die Gefahr erkennt, niemand bemerkt eine Veränderung. Deshalb haben diese keine Chance, daß ihnen geholfen wird.
Kindesmißhandlung: Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ist ein sehr weit verbreitetes Problem, über das zu wenig gesprochen wird. Die Betroffenen schämen sich, darüber zu sprechen oder werden mit Drohungen zum Schweigen gebracht. Deshalb stehen diese Kinder und Jugendliche ohne Hilfe da und wissen keinen anderen Ausweg aus ihrer Lage als den Suizid.
Zeichen
Um einem Selbstmord vorbeugen, bzw. helfen zu können, muß man sehr genau und viel beobachten.
Es gibt kein Patentrezept, das generell angewandt werden kann. Denn jeder Fall liegt anders. Fast jeder Suizid kündigt sich durch Zeichen und Handlungen an die man erkennen muß. Diese könnten sein
- Schule/Arbeit schwänzten
- weglaufen von zu Hause
- Eß- und Magersucht
- Diebstähle
- Abbrechen von Freundschaften
- Verschenken von Lieblingssachen
- Intressenlosigkeit an liebgewonnen Hobbys
Präventive Maßnahmen
In der Suizidforschung spricht man von einem ,,präsuizidalen Syndrom", das fast immer dem Selbstmord vorausgeht. Darunter versteht man das Zusammentreffen verschiedener psychischer Störungen zu einem Krankheitsbild.
Die Entwicklung läuft in drei Phasen ab:
1. Einengung der Gefühle
2. Aggressionsumkehr
3. Selbstmordphantasien
Die zu letzt genannte verläuft wiederum in drei Phasen:
Phase 1: ,,Ich möchte tot sein"
Phase 2: ,,Ich möchte mich selbst töten" Dieser Gedanke könnte schon zwanghaft werden.
Phase 3: ,,Wie und Wann werde ich es Tun"
Zu diesen Zeitpunkt wird der Selbstmord schon bis ins kleinste Detail geplant und evtl. darüber gesprochen.
Hilfen
Grundsätzlich gilt nun, wer helfen will, muß geäußerte Selbstmordabsichten erkennen und ernst nehmen. Man muß wissen, warum dem Menschen das Leben so unlebenswert erscheint. Die helfende Person sollte auf die Konflikte der Menschen eingehen und sich viel Zeit nehmen. Sie muß dem Gefährdeten aktiv helfen, aus seiner Notlage herauszukommen. Es ist ein Irrtum, zu glauben, daß ein zum Suizid entschlossener nicht mehr von seinem Vorhaben abzubringen ist. Die meisten von ihnen sind hin und her gerissen zwischen dem Wunsch zu leben und den Wunsch zu sterben. Meist dominiert doch der Lebenswille. Dieses belegen Befragungen von Suizidanten nach einen Selbstmordversuch, in dem sie angeben, diesen zu bereuen und sehr gerne weiter leben wollen.
Eine Schlüsselrolle bei der Verhütung von Selbstmorden kommt hier den Eltern zu, da ja, wie vorher schon erwähnt, die Ursachen für die psychischen Fehlentwicklung von Kindern in der frühesten Jugend liegt. Das Kind braucht, um sich entwickeln zu können, einfach nur die einfühlsame Liebe der Eltern. Es darf keine Angst vor ihnen haben, muß sie aber jedoch respektieren. Die Eltern sollen das Kind so annehmen, wie es ist. Sie müssen sich auch damit abfmden, wenn das Kind anders als erwartet ist. Das Kind muß wissen, daß die Eltern immer für ihn da sind. Jedoch dürfen Eltern ihre Kinder nicht als Eigentum betrachten. Ein Kind, das von Anfang an Liebe, Zärtlichkeit, Wärme, Schutz, Ehrlichkeit und Toleranz erfährt, wird sich nicht das Leben nehmen wollen.
Natürlich ist auch die Gesellschaft gefragt. Obwohl sich in der Schweiz jährlich
4000 Menschen das Leben nehmen, ist Selbstmord immer noch ein Tabuthema. Es gibt von öffentlicher Seite keine Hilfsangebote und keine Aufklärungskampagne. Zwar gibt es eine Suizidforschung, doch deren Appelle finden nur wenig Interesse. Gefragt ist das Engagement der Mitmenschen, das Selbstwertgefühl der Jugendlichen aufzubauen, ihnen wieder Mut zum Leben zu vermitteln und ihnen Zukunftsperspektiven zu vermitteln.
Zu einer dauerhaften Suizidvorbeugung gehört auch, das der Gefährdete über den Sinn seines Leidens nachdenkt, sich überlegt, ob es im Leben doch noch Freude für ihn gibt. Der junge Mensch muß sein Bewußtsein ändern. Das alles kann er am besten bei einem Therapeuten in einer Gesprächstherapie.
Zusammenfassung
Jede Lebensgeschichte ist anders, doch alle Selbstmörder hatten eines gemeinsam: Sie hatten keine Hilfe, fanden kein Verständnis und waren in ihrem kurzen Leben einsam. Wir, die Eltern, Gesellschaft, Schule... müssen versuchen, positive Vorbilder zu werden, aber wir müssen auch unsere Schwächen zeigen können.
Wir alle müssen sensibler mit den Nöten der Menschen umgehen und ihnen zeigen, daß das Leben schön sein kann.
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