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Love Stuff (Orginal)

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schattengirl
Erzengel

Beiträge: 131
Ort: belgern


New PostErstellt: 06.04.07, 14:51  Betreff:  Love Stuff (Orginal)  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

Hey ho!
Ich weis, eigentlich heißt die Kategorie Fanfiktion, aber ich stelle hier jetzt einfach mal meine Story mit rein, die zwar keine Fanfiktion ist, aber ist ja egal! Ist auf jeden Fall ShonenAi/Slash!

Inhalt
Alexander Bronz stammt aus reichem Haus, doch sein Leben ist bei weitem nicht perfekt. Seine Schwester hat Probleme in der Schule und ist psychisch nicht stabil. Er selber muss sich ständig gegen Rico durchsetzen, der Alex’ Position haben will. Dann lernt er William, den neuen Referendar seiner Schule, kennen. Dieser ist schwul, was Alex absolut nicht tolerieren kann. Noch weniger jedoch kommt er mit der Tatsache klar, dass William scheinbar etwas von ihm will. Denn er kann William einfach nicht hassen, obwohl dieser das verkörpert, was Alex verabscheut….

[u]1. Kapitel: Erste Begegnung[u/]

Ein reges Treiben herrschte wie immer auf dem Leipziger Bahnhof. Züge fuhren ein und wieder ab. Ständig füllte und leerte sich der Bahnhof, doch kein Zustand hielt lange an. Die Menschen waren in Hektik, voll gepackt und zum Teil ziemlich genervt von den Massen und den Verspätungen der Züge. Aber das war hier schon seit einiger Zeit Alltag. Nur selten kam ein Zug pünktlich, meist kam er mindestens zehn Minuten zu spät.
Eine Gruppe von Jugendlichen stieg aus dem hintersten Wagon. Sie sahen ziemlich gutgelaunt aus, scheinbar wollten sie nur shoppen und machten sich nichts aus dem ganzen Rummel. Und so war es auch. Die letzte Ferienwoche hatte gerade für sie begonnen und dann würde wieder der Ernst des Lebens losgehen, die Schule.
„Leonie, wo bleibst du?“, rief ein junger Mann mit mittelblonden Haaren, die ihm etwas weiter als bis zum Kinn hingen.
„Ich komm gleich!“, rief ein vierzehnjähriges Mädchen, zurück. Ihre ebenfalls blonden Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Doch im Gegensatz zu jenem jungen Mann war sie eher rundlich und wirkte ziemlich ungesund. Sie sah nicht so glücklich aus wie er.

Der Blondhaarige wand sich einem anderen jungen Mann zu, der hungrig Richtung McDonalds sah. Er hatte kurze, braune Haare, fast schon nur noch Stoppeln statt Haare. Er wirkte ziemlich hager, war fast schon zu dünn.
„Wie machst du das mit deiner Figur bloß? Du denkst von früh bis spät nur an Essen und nimmst einfach nicht zu. Wie geht das?“, meckerte der Blonde spaßig.
„Tja, Alex, so ist das nun mal. Ich hab einen Traumkörper“, grinste Michael, so der Name des Braunhaarigen.
„Traumkörper, du?“, fragte Leonie von der Seite her und grinste zurück.
„Pass auf, was du sagst, Schwabbel“, giftete Michael. Damit spielte er auf Leonies rundliche Formen an. Sie hatte Übergewicht und bekam es einfach nicht mehr runter. Und irgendwie war es ihr fast schon egal. Auch wenn sie keinen Freund hatte, so hatte sie doch genügend Verehrer.
„Hört auf euch zu streiten!“, meinte Alexander nur und ging an den beiden vorbei um einen Blick in den McDonalds Laden zu werfen. Der war total voll.
„Wir gehen nachher erst was essen. Im Moment ist es mir einfach zu voll und ich will mich nicht anstellen. Gehen wir erst mal zu Saturn, ich brauch neue CDs“, damit war die Sache für den Blonden erledigt und er ging an den Toiletten vorbei zum Elektronikmarkt. Michael, Leonie und Andre, ebenfalls Alex’ Kumpel, folgten ihm.
Andre war, im Gegensatz zu Michael und Alex, ziemlich füllig und wirkte ziemlich heruntergekommen. Man sah ihm an, dass er nicht das Geld aufzuweisen hatte, welches seine beiden Kumpels alleine als Taschengeld bekamen.

Als sie in dem überfüllten Laden ankamen, kämpften sich Alex und Leonie gleich zu den CDs vor, während die anderen beiden lieber zur Computerabteilung gingen.
„Wieso muss Andre ständig mitkommen?“, fragte Leonie, die gerade die neue CD von Lordi in der Hand hielt und sich die Musiktitel durchlas.
„Ja ja, ich weis, du magst Andre nicht. Aber er ist nun mal mit in der Clique und das Angebot zum Mitkommen war für alle da“, meinte Alexander, wobei er Andre auch nicht mochte.
„Na und? Steven war auch in der Clique! Trotzdem hast du ihn nicht mehr geduldet, als raus kam, der er ne verdammte Schwuchtel war“, regte sich die Vierzehnjährige auf. Sie war ziemlich hart und voreingenommen. Und wen sie nicht mochte, den mochte sie nicht. Außerdem fand sie Homosexuelle abstoßend.
„Steven ist schwul. Das war ein Grund. Aber Andre… sieh es positiv: Alles, was wir nicht machen wollen, macht er. Sieh ihn einfach als Spielzeug“, meinte Alex gleichgültig und suchte nach einer neuen CD von den Toten Hosen.
„Das Spielzeug steht wenigstens nicht auf dich. Was soll ich bitte sagen? Die Qualle will was von mir“, regte sie sich weiter auf. Sie mochte ihn einfach nicht und obwohl sie schon tausendmal darüber diskutiert hatte, gab sie nicht auf.
„Der fasst dich eh nicht an, weil er Schiss vor mir und Michi hat. Und sollte er auch nur auf den Gedanken kommen, dich gegen deinen Willen anzufassen, gibt’s richtig Ärger! Also mach dir da mal keine Sorgen. Er hat außer uns keine Freunde, also wird er nichts machen, was uns verstimmen könnte. Also?“, langsam gingen ihm diese ewigen Diskussionen auf die Nerven.
„Ja, ja“, meinte sie, setzte Kopfhörer auf und hörte die Lordi-CD durch.

Alexander machte ebenfalls eine dieser CDs an und hörte kurz die Tracks durch. Sie gefielen ihm nicht wirklich so gut, deswegen legte er die CD schnellstmöglich wieder weg. Leonie hingegen schien die CD zu mögen.
„Mist“, hörte Alex es plötzlich hinter sich und er sah seine Schwester, die deprimiert auf das Preisetikett schaute.
„Was denn?“, fragte er.
„Zu teuer“, jammerte sie.
„Komm her, ich zahl sie dir. Ich hab heute Morgen noch mal von Vati einen Hunderter zugesteckt bekommen…“, sagte er und bereute es sogleich wieder. Wieso hatte er das nur gesagt?
„Schön für dich… ich hab, wie immer, nichts bekommen. Aber spar dir lieber dein Geld“, sie wirkte niedergeschlagen.
„Hör mal, meine Maus“, sagte der Blondhaarige und schaute sie dabei superlieb mit seinen blaugrauen Augen an. „Ich gebe das Geld lieber für dich aus als für irgendwas anderes“, er wollte ihr über den Kopf streicheln, doch sie drehte sich weg, stellte die CD ins Regal und verließ den Laden.
„Mist“, stieß Alex aus. Wieso konnte er auch nicht den Mund halten. Er wusste doch, wie seine süße Schwester darauf reagieren würde. Immer wurde er bevorzugt, sie bekam nie etwas nebenbei. Nur weil sie nicht so gut in der Schule war wie er. Obwohl… er hatte immerhin das letzte Schuljahr nicht geschafft, aber das hatten natürlich seine Eltern wieder seiner Schwester zugeschoben. Sie sei Schuld, weil sie ihn mit ihren unwichtigen Problemen genervt hatte. Von wegen unwichtig….
Alexander nahm sich die CD, von der seiner Schwester so begeistert war, ging zur Kasse und bezahlte sie. Er würde ihr die CD zum Geburtstag schenken, schließlich hatte sie am 2. September. Und der war bald.

Leonie setzte sich auf eine Bank, die auf dem Bahnhof stand, und wartete. Sicher würde Alexander bald kommen, um sie zu trösten, doch was würde das schon bringen? Besser wird es dadurch auch nicht mehr. Sie war dazu verdammt, immer die zweite Geige neben ihrem Bruder zu spielen. Und die zweite war unwichtig. Warum nur? Was hatte sie getan? War es, weil Alexander auf dem Gymnasium war und sie bloß auf der Hauptschule? Weil sie dick und hässlich war und Alexander super aussah?
Immer mehr verlor sie sich in ihren Gedanken und war den Tränen nah, als sie aufblickte und Alex, Michael und Andre auf sich zukommen sah. Betrübt richtete sie sich auf und ging auf die drei zu, als sie plötzlich angerempelt wurde. Sie verlor das Gleichgewicht, wurde aber von irgendjemand aufgefangen.
„Alles in Ordnung?“, fragte eine männliche, ihr nicht bekannte Stimme.
„Ja…“, hauchte sie und versuchte sich aufzurichten, als sie in zwei wunderschön grüne Augen blickte, die von einer leicht ovalen Brille vergrößert wurden.
„Pfoten weg von meiner Schwester“, rief Alexander und zog sie sofort zu sich. Andre und Michael stellten sich hinter die beiden, um Alex’ Worte noch mehr Ausdruck zu verleihen.
„Alex“, hauchte Leonie leise und wollte ihrem Bruder gerade sagen, er sollte nicht so unfreundlich sein, als sie ihr fast leeres Portemonnaie auf dem Boden liegen sah. Dort war ihr letztes Taschengeld drin.
„Sie wollten mich beklauen!“, rief sie aufgebracht.
„Nein…“, meinte der Unbekannte mit den schwarzen, hochgegelten Haaren. „Ganz sicher nicht!“
„Sie Schwein“, Alexander ging nach vorn, hob das Portemonnaie auf und gab es seiner Schwester. Dann wand er sich wieder dem Unbekannten zu.
„Ich wollte das Mädchen ganz bestimmt nicht beklauen. Ich bin kein Dieb. Wir sind nur zusammengestoßen und da muss es ihr wohl aus der Tasche gefallen sein“, versuchte er es noch einmal im Ruhigen.
„Und das soll ich Ihnen glauben? Was glauben Sie, wer vor ihnen steht? Ich bin kein Idiot!“, raunte Alexander bösartig. Die anderen hielten sich daraus. Wenn es um Leonie ging, verstand er keinen Spaß. Und das konnte schon mal gefährlich werden.
„Bitte, dass müssen Sie mir glauben“, der Unbekannte schien ein wenig unter Zeitdruck zu stehen, da er ständig auf die Uhr späte.
„Andre, ich hab vorhin bei Saturn einen Polizisten gesehen, hol ihn her“, befahl Alexander.
„Nein, bitte“, langsam klang der Schwarzhaarige verzweifelt. Andre hielt inne. Irgendwie tat ihm dieser Kerl leid.
„Andre“, rief Alex, der mitbekommen hatte, dass er immer noch nicht weg war.
„Hör ihm doch wenigstens zu, Alex. Vielleicht war es wirklich ein Unfall…“, meinte Andre mutig, wobei er wusste, dass ihm diese Aktion seinen Platz in Alex’ Clique kosten könnte.
„Ja, bitte. Mein nächster Zug kommt jeden Moment und wenn ich den verpasse…“, versuchte er es noch einmal.
„Lass ihn, Alex“, sagte auf einmal Leonie. „Auch wenn er’s probiert haben sollte, er hat’s nicht geschafft, also lass ihn laufen. Der ist es nicht währt, dass du vielleicht sogar noch Ärger bekommst. Außerdem ist mir die Zeit zu schade, mich mit diesem Schwein abzugeben“, meinte sie beruhigend.
„Hauen Sie ab. Das haben Sie meiner Schwester zu verdanken, Sie Schwein“, das letzte zischte er bedrohlich.
„Danke“, meinte der Fremde in Richtung Leonie und verschwand dann schnellstens mit seinem Koffer, als ob er Angst hatte, dass sich Alexander doch noch mal um entscheiden würde.
„Kommt Leute, wir gehen essen“, sagte Alexander nach einiger Zeit, da nun auch sein Magen nach Essen schrie.

Der Schwarzhaarige erwischte seinen Zug gerade so noch und lies sich erleichtert auf einem freien Platz nieder. Aus seiner Tasche kramte er seine Brillenscheide heraus und nahm sie ab. Normalerweise trug er sie nur zum Lesen und Autofahren, wobei er nicht einmal eins besaß, aber während der Prüfung musste er sie tragen.
So begann also sein neuer Lebensabschnitt hier in der Gegend: mit einer Verdächtigung des versuchten Diebstahls. Aber der Kleine war auch nicht von seiner Meinung, dass er ein Dieb war, abzubringen. Und wenn die Kleine nicht gesagt hätte, er sollte ihn gehen lassen, würde er jetzt noch dort stehen und hätte seinen Zug verpasst.
Aus Langeweile holte er sein Portemonnaie raus und überprüfte, ob bei ihm überhaupt noch alles da war. Sein Ausweis war noch da. Er blickte sein Bild an und fand es schrecklich. Auf solchen Fotos sah er immer schrecklich aus. Irgendwie sah er furchtbar blass aus. William Dark… wie er seinen Vornamen hasste. Da merkte jeder sofort, dass er irgendwie Engländer war. Gut, sein Großvater heiratete nach Deutschland und er selber war zwar schon oft in London, wo er noch immer Verwandtschaft hatte, aber er lebte in Deutschland und war Deutscher. Aber nein, sein Name musste ihn ja verraten.
Er blickte auf die Uhr und merkte, dass der Zug seiner neuen Heimatstadt näher kam. Er musste nicht lange fahren, nur wenige Stationen. Dann würde er dort ankommen, wo er mindestens ein Jahr seines zukünftigen Lebens verbringen müsste. Vielleicht sogar zwei. Aber soweit dachte er lieber noch nicht. Es kam erst einmal drauf an, wie ihm die neue Schule und alles rundherum gefielen.
Wenn er an sein Staatsexamen zurück dachte, merkte er, dass er nicht halb so aufgeregt davor war, als er es nun war. Kurz vor Beginn seiner Zeit als Referendar an einer ihm völlig fremden Schule. Hoffentlich waren hier in der Gegend nicht alle so wie dieser Alex. Bei dem Gedanken lief es ihm eiskalt den Rücken runter.
Seine Mutter hatte ihm schon oft gesagt, dass er zu leicht zu verunsichern und einzuschüchtern wäre, aber erst jetzt merkte er, wie Recht sie doch hatte. Schließlich verging er hier gerade vor Nervosität.

Alex kam gerade mit seinem Tablett zum Tisch, wo die anderen bereits saßen und nur noch auf ihren „Anführer“ warteten. Das war er wirklich, der Anführer. Was er sagte, war normalerweise maßgebend. Da konnte jeder etwas anderes denken, keiner traute sich etwas gegen ihn zu sagen.
„Andre“, sagte er ziemlich kühl, als er sich hingesetzt hatte.
„Wieso bist du nicht gegangen, wie ich es dir gesagt hatte?“, fragte der Blonde noch immer etwas verstimmt wegen der ganzen Aktion.
„Weil ich dem Kerl wirklich geglaubt habe. Glaubst du wirklich, dass ein richtiger Dieb sich so einfach seine Beute hätte abnehmen lassen. Außerdem war das wirklich ein ungewollter Zusammenstoß. Musst du doch gesehen haben“, versuchte es Andre ruhig, doch er war ziemlich nervös.
„Kann sein, kann aber auch ein Anfänger gewesen sein. Auf jeden Fall machst du das nächste Mal, was man dir sagt. Verstanden?“, wieder zischte Alex auf diese bedrohliche Weise.
„Ja, verstanden“, sagte er leise und begann wie die anderen zu Essen.
Es verging einiges an Zeit, während die vier über unwichtige Themen sprachen wie das baldige Beginnen des neuen Schuljahres. Irgendwie hatte noch keiner von ihnen so richtig Lust, wieder in die Schule zu gehen.
„Glaubt ihr, dass Steven sich noch mal in der Schule blicken lässt?“, fragte Andre plötzlich. Er zog damit die komplette Aufmerksamkeit auf sich.
„Weist du noch nicht, dass Stevens Familie umgezogen ist?“, erwiderte Leonie, die normalerweise gar nicht mit Andre sprach.
„Echt jetzt?“, fragte er überrascht. Steven war Andres bester Freund gewesen, doch er musste ihn aufgeben, sonst hätten er Alex’ Clique vergessen können. Doch eigentlich war dieser Steven der einzige gewesen, der ihn jemals wirklich gemocht hatte und ihn nicht nur geduldet hatte. Er hatte es wirklich bereut, sich gegen seinen Sandkastenfreund gestellt zu haben. Aber nun war es zu spät.
„Ja, die Schwuchtel hat sich verkrümelt, nachdem er von irgendwem zusammengeschlagen wurde. Schade, dass ich nicht weis, wer es war. Dem würde ich meinen Dank aussprechen“, grinste Leonie, die wusste, dass sie Andre mit dieser Aussage wehtun konnte.
„Ich hab die unterschiedlichsten Gerüchte gehört, wer es gewesen sein könnte, aber ich weis es nicht. Vielleicht Rico. Zumindest hat er mal gesagt, dass er der Schwuchtel gern eine aufs Maul hauen würde“, warf Michael zu dem Thema ein. Rico gehörte ebenfalls zu der Clique, war aber nicht dabei, da er mal wieder ziemlich Stress mit seinen Eltern hatte. Das kam bei ihm oft vor, da er den Ansprüchen dieser einfach nicht erfüllte.
„Bei Rico könnt ich mir das auch gut vorstellen. Er hat Steven nie gemocht und als er erfahren hat, dass der ein Arschficker ist, ist er sowieso ausgerastet“, meinte Alex und futterte seinen Hamburger auf. Er liebte Fastfood, aß es aber nicht oft, da es dick machte.

William stieg an der ihm genannten Haltestelle aus und sah sich erst mal um. Zumindest war hier nicht solche Hektik wie in Leipzig, aber es gab trotzdem genügend Menschen, die den wenigen Platz auf dem Bahnhof einnahmen.
„Sind Sie Herr Dark?“, hörte er sogleich eine weibliche Stimme hinter sich.
„Ähm… ja“, sagte er leicht verunsichert, da er mit dem Direktor gerechnet hatte, und der war, wie er in Erinnerung hatte, ziemlich klein und rundlich. Diese Frau war zwar auch klein, aber extrem dünn und zierlich. Ihre Haare waren fest zu einem Zopf gebunden und hatten eine Mischung von braun und blond als Farbe.
„Guten Tag, mein Name ist Johanna Krüger. Ich bin für dieses Schuljahr Ihre Betreuerin“, sie reichte ihm die Hand.
„William Dark, sehr erfreut“, sagte er höflich und schüttelte der Frau.
„Ich weis, Sie haben sicher mit dem Direktor Herrn Lebrecht gerechnet, aber der ist kurzfristig verhindert, deswegen habe ich die Aufgabe übernommen, Sie am Bahnhof abzuholen, übernommen“, sie lächelte.
„Oh… vielen Dank“, sagte Will lachend.
„So, nun kommen Sie. Ich hab leider auch nicht so viel Zeit. Ich muss Sie noch auf einiges Wichtiges für hinweisen, was Sie bitte ernst nehmen sollten“, erklärte sie, während sie den Bahnhof verließen.
„Okay, ich bin ganz Ohr“, er fragte sich, was denn so wichtig sein konnte.
„Also, bei uns an der Schule gab es vor kurzem einen ziemlich unschönen Vorfall. Einer der Schüler wurde verprügelt, auf dem Schulgelände. Und zwar richtig heftig. Er lag sogar einige Zeit im Krankenhaus. Er hat jedoch Angst zu sagen, wer das war. Wir haben einen Verdacht, aber keinen Beweis. Oder besser gesagt, wir haben zwei Verdächtige, denen wir es zutrauen würden, aber keinem können wir etwas nachweisen. Deswegen werden wir beide nächstes Schuljahr im Auge behalten und ich bitte Sie, uns dabei zu unterstütze“, sagte sie und ging zur Neubausiedlung, die sich in der Nähe des Bahnhofs befand.
„Natürlich helfe ich, den Fall aufzuklären. Aber darf ich fragen, warum der Junge zusammengeschlagen wurde?“, fragte William. Er war geschockt. So hatte er sich den Beginn seines Referendariats nicht vorgestellt.
„Auch dazu hat er geschwiegen, doch kurz bevor das letzte Schuljahr geendet hatte, kam heraus, dass jener junge Mann homosexuell ist. Und, wie soll ich sagen, die Clique, in der er sich normalerweise aufhielt, ist ziemlich intolerant in diesem Bereich. Ich glaube auch, dass es einer aus dieser Clique war. Entweder Rico Käfer oder Alexander Bronz. Aber ich weis es wirklich nicht“, erklärte sie.
Sie schloss im dritten Stock in einem der Neubaublöcke die Tür auf. „Ich hoffe, die Wohnung sagt Ihnen zu?“, fragte sie zwischendurch.
„Ja, sie gefällt mir“, behauptete William, auch wenn es nicht wirklich stimmte. Sie war ziemlich heruntergekommen und auch wenn schon Möbel drin waren, die bereits vor einigen Tagen angeliefert wurden waren, wirkte alles noch kühl und leblos. Eine Ein-Zimmer-Wohnung mit Küche und WC. Nicht grad groß, musste aber für ihn genügen, denn mehr konnte er sich im Moment noch nicht leisten.
„Zeigen Sie mir am Besten die beiden jungen Männer, die Sie verdächtigen, und ich werde sie im Auge behalten“, bot Will sich an. Hoffentlich hatte dieser Alexander nichts mit diesem Alex zutun, dem er heute auf dem Leipziger Bahnhof über den Weg gelaufen war.
„Natürlich. Sie schauen besorgt. Alles okay?“, fragte sie aufmerksam.
„Na ja… sie sagten Alexander. Der hat nicht zufällig blonde, längere Haare und eine kleine, etwas fülligere Schwester, oder?“, fragte er vorsichtig.
„Doch, dass trifft auf Alex zu. Woher kenne Sie ihn?“, sie schien überrascht.
„Ich bin heute mit seiner Schwester zusammengestoßen und er dachte, ich wollte sie beklauen“, erklärte er kurz und versuchte zu unterdrücken, wie geschockt er war. Das konnte doch unmöglich wahr sein. Der erste Schüler, den er kennen lernte, musste ihn ja auch gleich für einen Dieb halten. Außerdem war da noch diese Geschichte mit den Homosexuellen…. Was, wenn dieser Blonde wirklich was damit zutun hatte? Oder vielleicht war auch einer der anderen dieser Rico? Vielleicht. Aber was sollte er bloß an dieser Schule tun? Er war doch selber schwul. Gut, er hatte nicht vor, dass das die Runde umging, aber was, wenn es doch raus kam? Schließlich sollte er mindestens ein Jahr an dieser Schule überstehen… Langsam wurde er panisch.
„Oh… wenn es um Leonie geht, reagiert er immer etwas… na ja… übertrieben. Er hängt sehr an ihr, müssen Sie wissen. Machen Sie sich nichts draus. Ich habe schon erlebt, dass Alex total ausgerastet ist, weil einer Leonie angefasst hat und sie das nicht wollte. Deswegen brauchen sie sich nicht allzu große Sorgen machen…“, versuchte sie den Referendaren zu beruhigen. „Außerdem, solange Sie sich nicht mit Rico anlegen, haben Sie nicht viel zu befürchten. Denn Leon schlägt nicht halb so fest zu wie Rico“, sie lächelte und ging zur Tür zurück. „Ich gehe dann mal. Wir sehen uns dann morgen früh. Ich zeige Ihnen dann die Schule“. Damit ging Frau Krüger.

Und wie fandet ihrs??? Fortsetzung folgt....


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schattengirl
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New PostErstellt: 04.06.07, 17:10  Betreff:  Re: Love Stuff (Orginal)  drucken  weiterempfehlen

Mich hätte zwar mal interessiert, wie die Story ankommt, aber ist ja jetzt auch egal!!! Hier kommt das zweite Kapitel! Viel Spaß damit!!!!



2. Kapitel: Das Widersehen

Alexander saß am Frühstückstisch und aß sein Nutellabrötchen, als seine Mutter durch die Tür in die schwach beleuchtete Küche kam. Es war gerade mal fünf Uhr und ihr Sohn musste schon um die Uhrzeit aufstehen, da bei ihm der Unterricht hab sieben begann. Und da es langsam auf den Herbst zuging, wurde es später hell.
„Guten Morgen, Alex“, sagte die ebenfalls blonde Frau und nahm sich auch ein Brötchen.
„Morgen, Mama. Wieso bist du schon auf?“, fragte er überrascht.
„Ich muss nachher noch mit zu Leonies Schule und will mich jetzt schon vorbereiten. Ihre Klassenlehrerin will mich unbedingt noch vor dem ersten Schultag sprechen. Keine Ahnung, warum…. Ob die Kleine wieder etwas angestellt hat?“, fragte Babara sich.
„Leonie hat irgendwas von Klassenwechsel erzählt. Keine Ahnung, was sie genau wollte, aber ich glaube, sie will aus ihrer alten Klasse in die Parallelklasse wechseln“.
„Wieso denn das?“, fragte sie.
„Keine Ahnung, so genau hat sie mir das nicht erzählt. Ich muss dann mal los. Tschüss, Mama“, sagte Alexander, zog sich seine Jeansjacke über das weiße, eng anliegende T-Shirt und verließ das Haus.
Als er draußen war, drehte er sich noch einmal um und blickte die Villa an. Sie war wirklich riesig, weiße Fassade und ein riesiger Garten. Er kannte Menschen, die in kleinen Wohnungen lebten, deren komplette Wohnung vielleicht so groß war wie der riesige Wohn- und Aufenthaltsraum des Hauses war. Er erinnerte sich noch gut daran, als Andre, der mit seiner Familie nur in einer winzigen Wohnung lebte, geschaut hatte, als er zu Alex’ letzter Geburtstags Feier hier gewesen war. Er war überwältigt und neidisch.
Womit hatte sich Alex’ eigentlich so ein Luxusleben verdient? Er hatte doch nichts Besonderes gemacht, er wurde nur in die richtige Familie geboren. Dafür konnte er nichts, doch er hatte auch nichts dafür getan.
„Schluss mit diesen sinnlosen Gedanken“, sagte er leise vor sich her und blieb bei einem Becker stehen.
„Morgen Alex“, hörte er nach wenigen Augenblicken des Wartens auch schon Michael, mit dem er sich jeden Morgen schon vor der Schule traf.
„Morgen Michi“, rief Alex und setzte seinen Schulrucksack auf, den er kurz vorher abgesetzt hatte.
„Na, aufgeregt?“, fragte der Braunhaarige.
„Wieso?“
„Na wegen der neuen Klasse? Immerhin sind wir jetzt nicht mehr in meiner Klasse. Schiss?“, Michael wich Alex’ bösen Blick aus und grinste. „Und wie du aufgeregt bist“.
„Na und? Ich kenne in der Klasse nun mal so gut wie niemanden. Ja gut, vom Sehen her schon, aber sonst gar nicht. Also lass mich aufgeregt sein“, giftete der Blonde und wurde ein wenig rot im Gesicht.
„Nicht Rotwerden, Kleiner“, er grinste weiter.
„Du kannst mich mal! Arschloch!“

William war nun schon seit kurz nach fünf Uhr früh in der Schule und unterhielt sich mit Frau Krüger über die zukünftige Zeit und wie sie sich das Referendariat im Allgemeinen vorstellte. Auch wurde im Voraus geplant, in welchen Stunden er in den nächsten Wochen hospitieren würde.
„Und noch mal wegen Alexander. Lassen Sie sich nicht von ihm provozieren. Und vielleicht hat er das ganze auch schon wieder vergessen. Also, keine Panik“, beruhigte sie den angehenden Lehrer und beide gingen dann ins Lehrerzimmer.
William war nicht wirklich ruhig, er war total nervös. Was, wenn die Schüler ihn nicht mochten? Wenn sie ihn nieder machten? Wenn sie ihn nicht mochten? Er hoffte sosehr, dass seine Zeit als Referendar nicht allzu schlimm werden würde. Das wäre ein Horror für ihn. Aber er musste da nun mal durch. Jeder angehende Lehrer musste zwei Jahre seines Lebens als Referendar an einer Schule verbringe.
Er hoffte, dass er das erste Jahr an dieser Schule unbeschadet überstehen würde. Ob er das zweite auch noch hier verbringen würde, wusste er noch nicht.

Alexander verabschiedete sich von seinem besten Freund und ging die Treppe hoch zum Raum 36, seinem neuen Klassenzimmer. Das Schulgebäude war noch ziemlich leer, da er ziemlich früh dran war und nur ein paar vereinzelte Schüler begegneten ihm im dritten Stock. War ja auch der letzte Stock und damit mussten nicht alle Schüler hindurch.
Er öffnete die Klassenzimmertür und blickte in das Gesicht eines ziemlich hübschen Mädchens, die in der vorletzten Reihe an der Wand saß. Sonst waren noch keine Schüler da, nur ein paar Ranzen standen herum. Scheinbar waren die meisten noch mal eine Rauchen gegangen oder ähnliches.
„Hallo“, sagte die Braunhaarige.
„Hi“, meinte Alex. „Hier ist die Klasse 11b?“, fragte er vorsichtshalber.
„Ähm… ja“, meinte sie schüchtern.
„Dann ist ja gut. Ist hinter dir noch frei?“, er ging schon nach hinten.
„Ähm… ja“, sie wurde leicht rot. Ihr gefiel Alex von Anfang an und sie war sowieso schüchtern und hielt nicht viel von sich selber, warum also sprach dieser supersüße Boy mit ihr?
„Ich bin Alex. Und du?“, er fand die kleine richtig süß und warum sollte er nicht gleich die erstbeste Gelegenheit nutzen, sich mit jemanden aus der Klasse anzufreunden. Außerdem war sie voll sein Typ. Nur etwas zu schüchtern, fand er.
„Lena Perle“, brachte sie heraus.
„Freut mich“, meinte er und packte einen Block, sein Hausaufgabenheft und eine dünne, neue Federmappe aus. Mehr hatte er am ersten Schultag noch nicht mit.
„Ähm… warst du nicht schon letztes Jahr an unserer Schule?“, fragte sie vorsichtig.
„Ja, ich bin schon ne ganze Weile hier. Nur eben muss ich die elfte noch mal machen. Ich hatte letztes Jahr andere Probleme als die Schule. Deswegen waren meine Noten nicht so gut“, erzählte er, wobei er so tat, als ob es ihn nicht interessieren würde. Doch das war nicht der Fall. Eigentlich hat er nur nicht mehr auf die Schule geachtet, weil seine kleine Schwester sich fast umbringen wollte und er gerade in ihr Zimmer kam, als diese ein Messer an ihre Pulsadern hielt. Leonie hatte ihn angefleht, dass er nicht zu den Eltern gehen würde und so hatte er es ihr versprochen und sich selber um sie gekümmert. Und daraufhin hatte er die Schule komplett vernachlässigt.
Die Tür ging auf und zwei Jungen und ein ziemlich aufgetakeltes Mädchen kamen in das Klassenzimmer. Letztere kannte er und konnte sie nicht ab. Er wusste ihren Namen nicht, doch sie kam sich immer unheimlich toll vor und glaubte, sie könnte jeden Mann haben. Da lag sie falsch, denn bei Alex war sie mehrere Male schon abgeblitzt. Er stand nicht auf Mädchen, die die ganze Zeit nur vor dem Spiegel verbrachten.
„Alex“, sagte sie sogleich erfreut und wollte sich neben ihn setzten, als er den Stuhl entschieden an den Tisch schob.
„Tut mir leid, aber ich will allein sitzen“, meinte er ziemlich kühl und blickte sie ziemlich arrogant an. So sah er nur Leute an, die er absolut nicht leiden konnte.
„Aber Alex, ich dachte…“, begann sie.
„Seit wann kannst du denken? Verpiss dich! Geh jemand anderen auf die Nerven!“, schnarrte er sie noch kühler an.
„Was…? Du spinnst ja. Die meisten würden vor Freude in die Luft springen, wenn sie neben mir sitzen dürften“, meinte sie spitz.
„Dann setzt dich neben einen von denen“, damit war für ihn das Gespräch beendet und sie zog mit trauriger und wütender Miene zugleich ab. Schließlich fand sie einen Platz auf der anderen Seite des Klassenzimmers neben einem ziemlich gut aussehenden Kerl.
„Wow… Respekt. Aber wirklich. So hat noch keiner mit Kathleen geredet“, meinte Lena, die Kathleen ebenfalls nicht leiden konnte.
„Ach ja, Kathleen heißt sie. Hatte ich vollkommen vergessen. Ich mag sie einfach nicht. Ist mir zu arrogant und unnatürlich“, erklärte er und blickte noch mal auf die Blondhaarige. Sie wirkte wirklich wie irgendein Modell vom Laufsteg.
Langsam füllte sich die Klasse, doch niemand versuchte sich noch einmal neben Alex zu setzen. Scheinbar hatten die, die seine Unterhaltung mit Kathleen mitbekommen hatten, schnell den anderen davon erzählt. Ihm war es ganz recht, allein zu sitzen. So konnte er sich wirklich auf die Schule konzentrieren. Und wenn ihm wirklich mal langweilig wurde, konnte er sich immer noch mit Lena unterhalten, die vor ihm und ebenfalls alleine saß.

Die Klasse war nun wirklich so gut wie voll und nur noch wenige Plätze waren frei. Eigentlich nur noch einer neben ihm, einer neben Lena und einer ganz vorn war auch noch einer frei.
Die Tür ging auf und Frau Krüger kam ins Klassenzimmer. Ihr folgte William, der sich leicht nervös umsah. Er entdeckte auch gleich Alex, der sich noch immer mit Lena unterhielt und somit ihn noch nicht bemerkt hatte.
„Setzen Sie sich bitte ganz hinter, William?“, fragte die Lehrerin.
„Ähm… neben Alexander? Sie wissen…“, begann er.
„Schon, aber Sie sollen ja nur beobachten und, na ja, ich hab die Erfahrung gemacht, dass es sich von hinten am Besten macht. Und es ist nur noch neben ihm frei. Ich frag ihn auch, wenn Sie wollen“, schlug sie vor.
„Okay, mir bleibt ja nichts anderes übrig. Aber es wäre besser, wenn Sie fragen“, meinte William.

„Ich mag Pink trotzdem nicht. Das hat nichts mit Musik für Mädchen und Musik für Jungen zutun. Ich finde einfach. Sie ist zu extrem und ihre Musik passt nicht zu ihrem Styl“, begründete er seine Meinung über die Sängerin. Lena und er unterhielten sich über Musik und ihre jeweiligen Lieblingsstars. Lena liebte Pink, sie mochte die Musik, den Stil und die Person. Alex wiederum konnte nicht viel mit ihr anfangen.
„Alexander“, wurde er plötzlich angesprochen und sah zur Seite, als er zuerst Frau Krüger sah und dann schließlich William. „Könnte sich Herr Dark neben dich setzen? Er wird als Referendar hier arbeiten“, fragte sie ruhig und tat so, als ob sie von nichts wusste.
„Ähm…“, begann er. „Okay“, es war ihm total peinlich, dass der Kerl, den er erst des Diebstahls bezichtigt hatte, auch noch angehender Lehrer war. Na dann war der Kerl sicher unschuldig. Was hatte sie gesagt? Herr Dark. Auch noch ein Ausländer, schoss es ihm durch den Kopf und er wand sich schnell wieder Lena zu, doch die musterte William.
„Hallo“, sagte William seine Unsicherheit überspielend und lächelte die beiden vorsichtig an. Lena lächelte zurück, Alex jedoch schien wie erstarrt, denn er starrte Will an, als ob dieser ein Gespenst war.
Der Referendar setzte sich auf seinen ihm zugewiesenen Platz und packte ebenfalls einen Block aus, da er sich Notizen und Fragen aufschreiben sollte, was ihm am Unterricht auffiel, was er anders machen würde und was er gut und weniger gut fand. Danach würde er sich mit seinen Notizen vor Frau Krüger rechtfertigen müssen und würde sicher auch Erklärungen bekommen bei Verhaltensweisen, die er nicht verstand.
Die Schulglocke war zu hören und alle Schüler sahen gespannt auf Frau Krüger, die sich vor der Klasse aufbaute und sich erstmal umsah. Ständig sah sie auf eine Liste, die sie in der Hand hatte und hackte die Namen, die darauf standen.
„So, es sind alle da. Schön. Ich begrüße euch alle hiermit zu einem neuen Schuljahr. Dieses Jahr ist dafür da, um euch auf die zwei noch kommenden Jahre vorzubereiten. Dieses ist das letzte Jahr, welches ihr im Klassenverband verbringen werdet und sicher auch das letzte, in dem ihr es so einfach haben werdet und nur die Tafelbilder abschreiben oder das Diktierte der Lehrer mitschreiben müsst“, begann sie die Stunde.
„Aber bevor wir richtig loslegen, möchte ich euch erstmal darauf hinweisen, dass wir einen neuen Schüler haben. Alexander Bronz. Er wiederholt das Schuljahr und ich hoffe, dass du es dieses Mal schaffst“, sagte Frau Krüger an ihn gewand. Alle Blicke lagen nun auf Alex und den meisten fiel auf, dass sie den jungen Mann neben Alex, noch nie gesehen hatten. Noch ein neuer Schüler, fragten sich viele.
„Und neben Alexander sitzt Herr Dark, der dieses Jahr sein Referendariat beginnt und es hoffentlich an dieser Schule auch zu Ende bringen wird. Für dieses Schuljahr wird er höchstwahrscheinlich hier bleiben und ich persönlich hoffe, dass er auch das nächste Schuljahr hier verbringen wird“, sie machte eine kurze Pause und alle musterten William neugierig, alle außer Alex, dem die Geschichte vom Bahnhof noch viel zu peinlich war.
„Hallo“, sagte er freundlich in die Runde. Manche riefen auch „Hallo“, andere drehten sich wieder Frau Krüger zu und nahmen den Referendar nicht sonderlich ernst.
„So, nun kommen wir zuerst zu eurem Stundenplan. Ich muss sagen, dieses Jahr habt ihr es ziemlich hart getroffen, aber na ja… zumindest habt ihr Donnerstag und Freitag zeitig aus. So, nun bitte ich um Aufmerksamkeit, ich lese ihn vor. Schreibt euch das auf, was für euch zutrifft. Das heißt, die eine Fremdsprache abgewählt haben, schreiben sich diese nicht mit auf, die eine Naturwissenschaft abgewählt haben, brauchen sie auch nicht in den Stundenplan eintragen. So, ich lese vor…“, sie las den kompletten Stundenplan vor und die Schüler stöhnten auf, als sie ihn hörten. Bis auf Donnerstag und Freitag war er wirklich schrecklich, aber sicher ginge es noch schlimmer, da waren sich die meisten sicher.

Die erste Stunde verging ziemlich schnell und eine Zehn-Minuten-Pause war angesagt. William ging zu Frau Krüger, Alex atmete erleichtert auf, als der Referendar für einige Zeit verschwand, auch wenn es nur zehn Minuten waren.
„Kennst du den?“, fragte Lena neugierig. Sie war nun etwas sicherer, da sie vor der ersten Stunde gemerkt hatte, wie gut man mit Alex reden konnte.
„Nicht direkt…. Ich bin ihm schon mal begegnet, trifft es wohl eher…. Na ja, da ist er mit Leonie zusammengestoßen und ich dachte, er wollte ihr was klauen und war knapp davor, ihm eine zu verpassen…. Außerdem hab ich ihn nicht nur einmal als Schwein bezeichnet…“, gestand er und blickte zu William nach vorn, der interessiert mit der Lehrerin redete.
„Oh… das ist natürlich weniger gut. Ist Leonie deine Freundin?“, fragte sie, da sie sich sonst nicht erklären konnte, warum Alex so sauer auf ihn gewesen sein sollte. Sie hatte ihn schließlich als netten Menschen kennen gelernt.
„Meine kleine Schwester…. Aber trotzdem, dass ist mir mehr als unangenehm, dass der Kerl jetzt ausgerechnet neben mir sitzt…“, meinte er ehrlich.
„Entschuldige dich doch bei ihm“, schlug Lena vor.
„Spinnst du? Dann mach ich mich ja erst recht zum Affen“, sagte er leicht aufgebracht. Er war ziemlich durch den Wind.
„Okay, wie du meinst. Aber trotzdem… überleg mal, du hast ihn sicher beleidigt…“, versuchte Lena es trotzdem noch einmal.
„Ich werde mich ganz sicher nicht bei diesem Arsch entschuldigen“, entschied er und wollte gerade zum Fenster schauen, als William neben ihm stand und ihn amüsiert ansah.
„Ich hoffe, ich bin nicht gemeint“, sagte der Schwarzhaarige.
„Ähm…“, begann Alex und wäre am liebsten im Boden versunken. Die Situation war ihm mehr als peinlich und der Kerl musste auch noch grinsen. Das war doch mies, entschied er.
„Übrigens, ich hoffe, du glaubst mir in der Zwischenzeit, dass ich deine Schwester nicht beklauen wollte“, William grinste noch immer.
„Warum sollte ich es Ihnen jetzt glauben? Auch wenn Sie hier Referendar sind, heißt das noch lange nicht, dass Sie auch unschuldig sind“, konterte Alex ziemlich überheblich. Er würde doch nicht vor so einem Lackaffen zugeben, dass er einen Fehler gemacht hatte.
„Schade. Ich hab nämlich gerade erfahren, dass ich jede Stunde, in der ich bei dir in der Klasse hospitieren werde, neben dir sitzen muss, da du dadurch so schön ruhig bist, was sonst so gar nicht deine Art sei“, grinste der ’Lackaffe’.
„Womit hab ich das verdient?“, murmelte Alex und sah Frau Krüger fast schon flehend an, die gerade die Schulbücher nachzählte, die sie in der folgenden Stunde ausgeben wollte.
„Frau Krüger hat das so angewiesen. Glaub mir ruhig, ich war nicht scharf drauf, ausgerechnet neben dir zu sitzen“, er machte eine Handbewegung, die soviel heißen sollte, wie „Die da vorn ist Schuld“.
„Dann hätten Sie ihr doch gesagt, dass Sie nicht neben mir sitzen wollen“, Alex war fast so weit, dem angehenden Lehrer eine zu knallen. Langsam nervte er ihn. Wer hatte dem eigentlich erlaubt, ihn zuzutexten? Keiner hatte den darum gebeten.
„Sag du’s ihr doch“, Will schrieb irgendwas in seinen Block und blickte dann Alex an. Der war leicht rötlich im Gesicht, seine Haare waren hinter seine Ohren geklemmt und einige wenige Strähnen hingen ihm im Gesicht. Wenn er ehrlich war, fand er den Jüngeren fast schon niedlich, so wie er hier saß und sich strickt weigerte, in einer Argumentation mit Will einzugehen.
„Was unterrichten Sie eigentlich?“, wollte Alex nun wissen und hoffte, dass es Fächer waren, die er nicht hatte… zum Beispiel Physik….
„Englisch und Sport“, sagte er ziemlich überrascht, der auch körperlich Kleinere tatsächlich die Unterhaltung von sich aus fortsetzte.
„Ne, oder?“, fragte Alex geschockt.
„Doch…. Was ist so schlimm an den Fächern?“, wollte William wissen.
„Hätte ich Englisch bloß abgewählt“, murmelte Alex vor sich hin, lehnte sich gegen die Wand und blickte zur Tafel. Es klingelte zur Stunde.

In der zweiten Stunde wurden die Bücher ausgeteilt. Jeder lieh sich alle Bücher, da die Preise für die Schulbücher einfach viel zu hoch waren. Es waren auch einige Bücher, da sie immerhin elf Fächer hatten und davon in zehn ein Buch brauchten. Und einige Bücher waren nicht gerade dünn.
„So, nun fehlt nur noch die Belehrung“, verkündete Frau Krüger. Sie nahm einen Zettel in die Hand, bei dem es sich sicher um die Schulordnung handelte.
„Ich weis, ihr bekommt das jedes Jahr zu hören, doch da jedes Jahr jede Regel mindestens einmal übertreten wird, muss ich sie wie jedes Jahr erläutern. Ich hoffe, dass ich in unserer Klasse wenige Probleme in der Richtung haben werde“, begann sie.
„Also ich beginne mit dem, was neu ist. Auf dem Schulhof ist ab sofort das Rauchen verboten. Wir haben jetzt eine Raucherzone eingerichtet. Sie befindet sich hinter dem Schulgebäude bei den Fahrradständern. Es ist nur Schülern, die das sechzehnte Lebensjahr erreicht haben, erlaubt zu rauchen. Das wird jetzt auch kontrolliert. Ich bitte diejenigen, die noch keine sechzehn Jahre sind, sich daran zu halten und nicht zu rauchen. Übrigens sind auch die Lehrer, die rauchen, auf diesen Platz angewiesen, deswegen werden wir ganz sicher mitbekommen, wenn ihr gegen diese Regel verstoßt“, erklärte sie. Es waren nur drei Schülerinnen auf die das zutraf. Alle anderen waren sechzehn oder älter.
„Weiter…“, sie las die komplette Schulordnung vor, erklärte die Wege, die bei einem Feueralarm zu gehen sind und dass sie in den einzelnen Fachräumen noch einmal eine Belehrung erhalten würden.

Die zweite Stunde war ebenfalls schnell überstanden und schon hatten sie die erste größere Pause, wo die meisten auf den Schulhof gingen, wobei es keine Pflicht war. Alex wartete nicht lange, sprang förmlich auf und ging gleich durch den Hinterausgang zur Raucherinsel. Er rauchte schon seit zwei Jahren und auch wenn er schon drei Mal versucht hatte, aufzuhören, rauchte er noch immer ziemlich viel. Eine Schachtel in der Woche. Er war sich nicht sicher, ob das nun viel oder wenig war. Michael rauchte zum Beispiel in zwei Wochen eineinhalb Schachtel. Rico, ebenfalls Alex’ Kumpel, raucht eine Schachtel in zwei Tagen. Und Leonie schaffte manchmal sogar zwei Schachteln an einem Tag. Das war eindeutig zu viel, dass wusste er, aber er sagte nichts dagegen.
Alex sah sich um und entdeckte ziemlich schnell Michael, Andre und Rico, die etwas abseits standen und ihn angrinsten.
Rico war ein ziemlich großer junger Mann mit einem Drei-Millimeter-Schnitt. Er war kräftig, hatte einen breiten Oberkörper aber trotzdem einen Waschbrettbauch. Das hatte er wohl dem jahrelangen Fußballspielen zu verdanken.
„Hey Leute“, sagte Alex erleichtert, steckte sich ebenfalls eine Zigarette an und wurde zum ersten Mal, seit er William wieder gesehen hatte, etwas ruhiger.
„Na, wie ist die neue Klasse? Du bist doch jetzt mit Kathleen in einer Klasse, oder?“, fragte Rico, der, wie alle wussten, unheimlich auf Kathleen stand.
„Ja…. Die hat mich auch gleich angemacht, aber kein Interesse. Die gehört dir, Rico“, grinste Alex.
„Dich angemacht? Und du hast tatsächlich nein gesagt?“, fragte Michael überrascht. „Sonst lässt du doch nichts anbrennen“, grinste er.
„Ne, Kathleen ist nicht mein Typ. Viel zu unnatürlich. Ich steh nicht auf so viel Make-up. Aber mal was anderes. Erinnert ihr euch noch an den Typen, mit dem Leonie in Leipzig zusammengerauscht ist?“, fragte er in die Runde. Rico hatte natürlich schon von Andre und Michael erfahren, worum es ging und wie Alex ausgerastet war.
„Klar, so was vergisst man nicht so schnell“, grinste Michael, der das Ganze jetzt im Nachhinein sehr lustig fand, da er fest von der Unschuld Williams überzeugt war, da sich kein Dieb so dämlich anstellt hätte.
„Na ja, der heißt Herr Dark und ist der neue Referendar an unserer Schule. Frau Krüger, meine Klassenlehrerin, ist seine Mentorin und jetzt ratet mal, neben wem er sitzen muss“, schon allein an Alex Gesichtsausdruck konnten alle erkennen, dass Alex sich selber meinte.
„Ach du Armer“, grinste nun Michael.
„Spar dir dein geheuchelte Mitleid“, giftete der Kleinste in der Gruppe.
„Und, hat er dich nieder gemacht?“, wollte Andre wissen. Auch er fand das Ganze sehr amüsant. Man sah Alex, Chef der Clique, schließlich nicht oft so… verunsichert.
„Nicht wirklich…. Eigentlich hat er ziemlich cool reagiert. Und man kann gut mit ihm streiten…. Aber natürlich muss er meine Lieblingsfächer als Studienfächer haben. Englisch und Sport. Jetzt hab ich nur noch Mathe, wo ich relaxen kann. Zumindest solange er nur hospitiert“, jammerte Alex ein bisschen.
„Ach, deswegen warst du vorhin so angetan von meinen Fächern, die ich studiere“, stellte plötzlich eine Stimme hinter ihm fest. William und Frau Krüger standen hinter der Gruppe.
„Rico, Alex, kommt ihr beiden bitte mit?“, sagte Frau Krüger freundlich.
„Was gibt’s?“, fragte Rico.
„Das möchte ich nicht hier besprechen“, sagte sie entschieden. Die beiden Jungen traten ihre Zigaretten aus und folgten der Lehrerin und dem Referendaren.

Sie kamen in ein leeres Klassenzimmer, wo Frau Krüger die beiden anwies, sich zu setzen. William, der im Hintergrund stand, wäre in diesem Moment lieber wo anders gewesen, denn er wusste, worum es jetzt ging.
„Ihr wisst sicher schon, dass Steven in den Ferien zusammengeschlagen wurde. Ich bin mir ziemlich sicher, dass einer von euch beiden das war“, sagte sie ziemlich direkt.
„Wir?“, fragte Alex, der wirklich keine Ahnung hatte, wer es gewesen sein könnte. Er verdächtigte zwar auch Rico, doch würde er das nie vor seiner Lehrerin sagen. Außerdem hatte Steven es Alex’ Meinung nach nicht besser verdient.
„Ja, Alex. Wobei ich es dir, Rico, noch mehr zutrauen würde“, sagte sie an Rico gewand, der still dasaß.
„Ich hätte dem Arschficker gern eine verpasst, aber leider, leider ist mir da jemand zuvor gekommen“, entgegnete er ziemlich cool. „Und, falls sie jetzt wieder auf Alex umspringen. Überlegen sie mal. Alex schlägt nur zu, wenn es nicht anders geht, wenn er provoziert wird oder er seine Leonie verteidigen will. Glauben sie wirklich, dass ausgerechnet er Steven verprügeln würde?“, verteidigte der Zwölftklässer seinen Kumpel. Ja, so konnte er Punkte bei Alex erschleichen. Und immerhin wollte er dessen Vertrauen. Sie waren doch Freunde.
„Außerdem habe ich Steven seit dem letzten Schultag nicht mehr gesehen. Und, ganz ehrlich, hier an der Schule hätten ne Menge Leute Bock gehabt, ihm eine zu verpassen. Die Schwuchtel hat es nicht besser verdient“, meinte Alex kühl. Er dachte genauso wie Rico. Schwule sind doch pervers.
„Ich kann euch nichts beweisen. Leider. Und ich habe euch auch nicht vom Pausenhof geholt, um euch dazu zubringen, es einzugestehen. Nur ihr beiden seit die, wie soll ich sagen, einflussreichsten Schüler in den meisten Klassen. Nur die Dreizehner haben nicht so viel mit euch am Hut, weil sie sich aufs Abi konzentrieren. Ich wollte euch bitten, den anderen klar zu machen, dass es kein Verbrechen ist, schwul zu sein“, sagte Frau Krüger.
„Ist das ihr voller Ernst?“, fragte Rico ungläubig. „Ich verabscheue Homos. Die sind einfach nur pervers und auch wenn es kein Verbrechen ist…. Ich bin zwar kein Nazi, aber wenn Hitler etwas richtig gemacht hat, dann war es, Schwule ins KZ zu befördern. Ich gehe“, damit stand er auf.
„Du bleibst“, befahl Frau Krüger entschieden.
„Vergessen Sie es“, er war schon an der Tür und verschwand im Flur.
„Alex, bleib bitte hier, ich bin gleich wieder da“, sie verschwand ebenfalls durch die Tür.
William überlegte kurz, ob er es wagen sollte, Alex anzusprechen, da ihn interessieren würde, ob er wirklich so dachte, was Homosexuelle anging.
„Denkst du auch, dass Schwule es nicht besser verdient haben, als das man sie ein einsperrt und am Besten noch umbringt?“, fragte er schließlich vorsichtig.
„Ich sag es mal so. Ich habe nicht viel für Homos übrig. Sie umzubringen wäre vielleicht etwas übertrieben… und die Sache mit dem KZ… na ja, das ist doch etwas heftig. Aber bei Steven… er war ein Kumpel von mir… als aber raus kam, dass er schwul ist, hat keiner von uns mehr was mit ihm zutun haben wollen. Ich find es einfach eklig, wenn ich mir vorstelle, dass er vielleicht was von mir wollen könnte…“, Alex hielt inne. Er fragte sich selber, warum er es William überhaupt versuchte zu erklären, was er darüber dachte. Aber irgendwie wollte er sich vor ihm rechtfertigen.
„Überleg doch mal. Wie lange ist dieser Steven möglicherweise schon schwul? Wenn es nun schon mehrere Jahre sind, dann war er die ganze Zeit in deiner Nähe, ohne dich auch nur einmal anzufassen“, William kannte das schon, diese Diskriminierung von Seiten der Heteros, aber er versuchte diese immer wieder klarzumachen, dass es nicht viel anders war als was die Heteros machten.
„Ich find es trotzdem abartig. Aber trotzdem hab ich Steven nicht zusammengeschlagen. Ich hätte es auch nicht getan, selbst wenn ich die Möglichkeit dazu gehabt hätte…. Ich behaupte einfach mal, dass Steven durch seine Neigung schon genug bestraft ist. Er hat all seine Freunde hier verloren und wirklich normal leben kann er wahrscheinlich auch nicht“, er blickte William an, der ihn überrascht musterte.
„Hat dir Steven als Freund irgendwas bedeutet?“, fragte der Ältere. Ihm war klar, dass diese Freundschaften unter den Jugendlichen wahrscheinlich eh nur oberflächlich waren. Keiner von ihnen hing wahrscheinlich wirklich an Steven.
„Bedeutet? Nein, nicht wirklich. Der Einzige aus der Clique, der wirklich an ihm hang, war Andre, der sich aber auch für die Clique und gegen seinen besten Freund entschieden hat. Andre ist wie ein Schoßhündchen. Er macht, was man ihm sagt, damit er nicht vollkommen allein ist. Deswegen hat er sich gegen Steven entschieden. Denn dass Steven nicht an der Schule bleiben konnte, war von dem Moment klar, als das mit seiner Homosexualität raus kam. Und wenn er sich für Steven entschieden hätte, hätte er auch gleich mit umziehen können. Ich weis zum Beispiel auch, dass Rico bloß so nett zu mir ist, weil ich erstens sehr reich und zweitens sehr beliebt bin. Das hat nichts mit Freundschaft zutun. Denken Sie, ich weis nicht, wie die anderen denken?“, fragte Alex ziemlich arrogant.
„Und du bist so glücklich? Ich hab zwar nicht viel Geld, aber zumindest echte Freunde, auch wenn die nicht hier in der Nähe sind“, William verstand nicht, wie ein junger Mensch wie Alex so gleichgültig sein konnte. Wieso war ihm die Freundschaft zu seinen Kumpels so unwichtig?
„Da ist der Unterschied. Es ist mir nicht egal. Ich hätte gern ein paar echte Freunde. Aber ich weis, dass die meisten nur das Geld meiner Eltern sehen. Aber das können Sie nicht verstehen, wenn sie nicht so aufgewachsen sind, wie ich“, der Blondhaarige lächelte matt und lehnte sich zurück.
„Hat Rico Steven zusammengeschlagen?“, fragte William plötzlich.
„Keine Ahnung. Ich könnte es mir vorstellen, dass er es getan hat. Aber er sagt niemanden was, aus Angst, verpetzt zu werden. Viele würde eine Menge geben, wenn sie ihm eine reinwürgen könnten, da er mit Muskelkraft das erreicht hat, was ich mit Geld erreicht habe. Einen unanfechtbaren Ruf“, Alex stand auf und ging zum Fenster, zog seine Zigaretten aus der Tasche und fragte: „Sie verpfeifen mich doch nicht, oder?“
„Lohnt sich eh nicht mehr, es klingelt in einer Minute“.
Die beiden sahen sich kurz an und grinsten sich dann an. Beide sahen ein, dass der jeweils andere doch nicht so ein Arschloch war, wie sie zuerst gedacht hatten. Doch zugeben würde das wohl so schnell keiner von beiden.
Frau Krüger kam wieder ins Zimmer: „Rico ist weg…. Keine Ahnung, wohin“, sie war vollkommen außer Atem.
„Der taucht heute bestimmt nicht mehr auf“, meinte Alex.
„Alexander, warst du das mit Steven?“, fragte sie schließlich den Schüler.
„Er war es nicht. Ich hab mich ziemlich ausführlich mit ihm drüber unterhalten und ich glaube ihm, dass er nichts damit zutun hat“, antwortete William ruhig. Er glaubte ihm wirklich.
„Stimmt das?“, fragte sie und sah Alex an. Dieser nickte.
„Okay, es klingelt gleich vor. Alexander, geh schon mal ins Klassenzimmer. Sie können auch gehen, William“, sagte Frau Krüger aufgebend.

Kaum waren die beiden auf dem Gang, klingelte es auch schon. Alex fragte sich in diesem Moment, warum der Referendar ihn in Schutz genommen hatte.
„Warum haben Sie mich in Schutz genommen? Sie hätten sich jetzt für die Geschichte auf dem Bahnhof rächen können“, meinte der Blondhaarige.
„Hätte ich machen können. Aber was hätte es mir gebracht. Du hast gesagt, du hättest ziemlich viel Einfluss hier an der Schule. Ich hab keine Lust, dass du mit Hilfe von diesem Einfluss die komplette Schule gegen mich aufbringst. Außerdem hab ich dir wirklich geglaubt. Ich trau des dir einfach nicht zu“, erklärte William im ruhigem Ton.
Erst wollte sich Alex bedanken, ließ es aber doch. So leicht war er nicht zu beeindrucken und für sich zu gewinnen. Egal, ob er William ja doch nicht so schlimm fand, wie er zuerst gedacht hatte, wie er war. Er war sogar richtig nett, wenn man sich so mit ihm unterhielt. Und man konnte mit ihm gut diskutieren, wurde aber trotzdem nicht wegen jedem Wort, welches man einem Lehrer gegenüber nicht verwenden sollte, zurechtgewiesen. Er war im Grunde genommen okay.
William hatte zuerst gedacht, der Jüngere würde so was wie danke sagen, doch dann merkte er, dass der Kleine vielleicht doch etwas zu arrogant war, um sich so einfach zu bedanken. Um sich dessen Respekt zu verdienen, da war sich William sicher, würde er noch viel tun müssen. Aber aus irgendeinem Grund wollte er ein halbwegs gutes Verhältnis zu diesem Schüler haben. Und das hatte nicht wirklich was mit dessen Einfluss und Geld zutun.
Als sie wieder im Klassenzimmer ankamen und sich auf ihre Plätze gesetzte hatten, schwiegen sie sich noch immer an und hingen ihren Gedanken nach, als auch Lena vom Pausenhof kam und sich wunderte, dass die beiden so friedlich nebeneinander saßen.
„Wo warst du? Ich hab dich gesucht…“, meinte sie.
„Frau Krüger hat mich vom Hof geholt. Na ja, es ging um Steven“, erklärte er kurz.
„Steven? Ist das nicht der Homo, der letztes Schuljahr geoutet wurde… was ist mit dem?“, fragte sie interessiert.
„Ich stand bis vorhin unter Verdacht, ihn in den Ferien zusammengeschlagen zu haben“, er sah zum Fenster. Draußen konnte man eine Straße sehen, dahinter eine Wiese und schließlich einen kleinen Wald. Es war schönes Wetter, die letzten Atemzüge des Sommers.
„Hast du Bock, heute Nachmittag noch was zu unternehmen?“, fragte er sie spontan.
„Ähm… sorry, aber ich hab schon was vor“, gestand sie. „Vielleicht ein andermal“.
„Klar…“, sagte er. Er legte seine Arme auf die Bank uns seinen Kopf auf diese. Plötzlich fühlte er sich total müde. Was war nun wieder los? Er hasste solche Müdigkeitsattacken. Zwar kannte er so was schon, aber es nervte ihn immer wieder, wenn er ganz plötzlich müde wurde. Meist geschah das nämlich zu den unmöglichsten Zeitpunkten.
„Alles okay?“, fragte William.
„Ja… bin nur müde“, gestand er.
„Brauchst ja nur noch eine Stunde überstehen…“, grinste der Schwarzhaarige.
„Ich weis…“, knurrte Alex.
In der dritten Stunde teilte Frau Krüger den Ordnungsdienst und die Fachhelfer ein. Außerdem informierte sie über anstehende Veranstaltungen in diesem Schuljahr.
„Ich hab auch noch eine gute Nachricht für alle Sportbegeisterten“, rief sie kurz vor Ende der Stunde. „Wir werden ab diesem Schuljahr wieder Sport-AGs haben. Die Pläne dafür werden in den nächsten Tagen ausgehangen. So, das war’s von meiner Seite her. Habt ihr noch fragen?“, fragte die Lehrerin. Alle schwiegen.
„Gut, dann dürft ihr ausnahmsweise schon gehen“, sie lächelte, als alle aus dem Klassenzimmer stürmten.
Alex ließ sich Zeit, da Michael sowieso nicht eher Schluss hatte. Das wusste er schon vorher, da dessen Klassenlehrer, Alex’ ehemaliger Klassenlehrer, nie eher Schluss machte. Auch Lena beeilte sich nicht sonderlich und wartete noch auf ihren neuen Kumpel.

Als die beiden draußen auf dem Gang waren, traute sich Lena endlich zu fragen: „Was war da vorhin eigentlich los? Zuerst kannst du diesen Herrn Dark nicht ab, dann quatschst du freundlich mit ihm…“, sie sah ihn verwirrt an.
„Er hat mir vorhin geholfen. Nachdem Rico abgehauen ist, ist Frau Krüger hinterher und ich hab ein bisschen mit Herrn Dark gequatscht. Na ja, wir haben über die Sache mit Steven geredet, weil Rico und ich ja verdächtigt wurden. Auf jeden Fall hat der mich dann vor Frau Krüger verteidigt, als sie wieder da war“, erklärte er kurz.
„Hast du Steven verprügelt?“, wollte Lena wissen.
„Nein, das war ich nicht. Und bevor du fragst, ich weis auch nicht, wer es war. Ich glaube Rico, aber ich weis es nicht…“.
„Alex“, hörten die beiden plötzlich von hinten eine Stimme, die Alexander schnell seinem besten Freund zuordnen konnte.
„Hey Michi“, sagte er.
„Sag mal, was war vorhin los? Rico war jetzt in der dritten nicht mehr da. Haben sie ihn?“, wollte der Braunhaarige wissen.
„Ne, nicht wirklich. Er ist vorhin einfach abgehauen, als er und ich mit der Krügern geredet haben. Er hat alles abgestritten, doch weder Frau Krüger noch ich haben ihm geglaubt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er’s war… aber wen schert’s?“, er zuckte mit den Schultern.
„Typisch. Wer ist eigentlich die Süße da neben dir?“, fragte Michael und musterte Lena.
„Ich bin Lena. Hi“, sagte sie leise.
„Hi Lena, süßer Name“, grinste er und die drei gingen nebeneinander her.
„Danke“, auch sie grinste nun. Die beiden Jungs, fand sie, waren wirklich okay. Hätte sie nicht gedacht, da beide nicht grad den besten Ruf hatten. Aber darauf hatte sie noch nie gehört. Ihre Freundinnen, die in der Parallelklasse waren, hatten ihr ein bisschen was über Alex und dessen Clique erzählt, was sie so gehört hatten. Aber nichts davon stimmte. Sie waren weder arrogant noch brutal.


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Die Augen sind der Spiegel zur Seele! Also verschließe sie, wenn jemand versucht, darin zu lesen
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shikku
Seraphita

Beiträge: 297

New PostErstellt: 24.06.07, 23:13  Betreff: Re: Love Stuff (Orginal)  drucken  weiterempfehlen

Also ich find sie echt erste Sahne. *schlemmer*

Mach nur weiter so bin schon auf die kommenden kapitel gespannt *kaum erwarten kann*



Shonen-Ai and Yaoi forever!!!

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schattengirl
Erzengel

Beiträge: 131
Ort: belgern


New PostErstellt: 02.07.07, 18:58  Betreff:  Re: Love Stuff (Orginal)  drucken  weiterempfehlen

Hey ho!!!

Danke für dein Lob!!! Ich freu mich riesig, dass sich jemand für die Story interessiert!!!!

Hier kommt das nächste Kapitel. Viel Spaß damit!!!!

3. Kapitel: Süßes Eis

Alex war gegen halb elf wieder zu Hause. Seine Mutter war zu Hause, sein Vater kam erst am Wochenende nach Hause. Meist schlief er in seiner Firma, da diese in Leipzig war und er nicht jeden Morgen und Abend durch die Innenstadt fahren wollte.
Er war der Leiter einer großen Software-Firma, die im Moment immer mehr an Popularität zunahm und nicht zu wenig Geld abwarf, was man an der Villa und dem Lebensstil der Familie Bronz sehen konnte.
Alex’ Mutter ging gar nicht arbeiten, sondern kümmerte sich liebevoll um ihren Garten. Die Hausarbeit übernahm eine Haushälterin, die schon so lange da war, wie Alex überhaupt denken konnte. Sie kochte, putzte und half, wenn sie konnte, auch bei den Hausaufgaben. Das Leben konnte so schön einfach sein.
„Bin da!“, rief der Blondhaarige, als er in das Haus kam. Seine Mutter kam ihm gleich entgegen.
„Schön…. Ich muss mit dir reden“, sagte sie weniger glücklich.
„Geht’s um Leonie?“, fragte Alex vorhersehenden. Babara nickte nur.
„Von wegen Klassenwechsel. Es kann passieren, dass sie von der Schule fliegt“, sie setzte sich auf einen der Küchenstühle. Alex ging zum Kühlschrank und goss sich ein Glas Milch ein und machte einen Jogurt auf.
„Wieso von der Schule fliegen?“, fragte Alex geschockt. Was hatte seine kleine Schwester nun wieder angestellt?
„Sie… na ja… wie soll ich sagen…“, es war schwer für sie, das jetzt zu erklären.
„Du weist doch, dass Leonie letztes Schuljahr ziemliche Probleme in Mathe hatte. Na ja… sie hat mit ihrem Mathelehrer…“, Babara brach ab und einige Tränen schossen ihr in die blauen Augen.
„Sie hat mit ihrem Mathelehrer rum gemacht? Und das ist raus gekommen?“, fragte Alex, der das ganze einerseits lustig fand, andererseits aber auch schockierend.
„Ja…. Ihre Klassenlehrerin hat ziemlich eindeutige Fotos erhalten…. Keine Ahnung, von wem. Leonie hat einen Antrag auf Versetzung in die andere Klasse gestellt, damit sie den Lehrer nicht mehr hatte. Er hat ihre Situation, so wie sie es geschildert hat, ausgenutzt…“, sie war wirklich fertig.
„Und wie geht es weiter?“, wollte Alex wissen.
„Also… wir haben die Wahl. Entweder wir zeigen den Lehrer an und Leonie fliegt von der Schule oder… der Lehrer wird versetzt und wir vergessen die ganze Sache einfach…. Aber wie konnte Leonie das bloß tun?“, Babara gab Leonie scheinbar die ganze Schuld.
„Wie sie so was tun konnte? Das fragst du nicht wirklich, oder?“, fragte Alex sarkastisch. Das war doch nicht wirklich Babaras Ernst, dachte er.
„Was meinst du?“, fragte die Blondhaarige.
„Vergiss es. Hör mal, vergesst die ganze Sache am besten. Lasst den Lehrer versetzen und das war’s“, Alex wusste, dass es wieder eine ellenlange Diskussion geben würde, wenn er jetzt seinen Gedanken freien Lauf lassen würde. Natürlich waren seine Eltern daran schuld. Sie setzten Leonie ständig wegen der Schule unter Druck. Und was sollte sie sonst machen, wenn es anders nicht ging?
„Hallo“, kam es von Leonie, die niedergeschlagen durch die Küchentür kam. Sie wusste schon auf dem Heimweg, dass ihre Mutter jetzt austicken würde. Sie konnte doch nicht Ahnen, dass ihre Lehrerin davon wusste… von ihr und ihrem Lehrer.
„Hallo Kleine“, sagte Alex und nahm sie in den Arm. Sie war kurz vorm Heulen.
„Alex ist der Meinung, dass wir das ganze unter den Teppich kehren sollen und niemand davon erfahren braucht. Bist du damit einverstanden?“, fragte Babara ziemlich genervt und kühl. Sie sprach ganz anders mit ihrer Tochter als mit ihrem Sohn. So kalt und unpersönlich kam die sonst so warmherzige Frau jetzt rüber.
„Von mir aus“, piepste sie.
„Schön. Damit ist das Thema vergessen. Du bekommst zwei Monate kein Taschengeld. Das ist zwar noch eine sehr milde Strafe, aber ich habe keine Lust, mich mit dir rumzuärgern“, sie verließ den Raum.
Kaum war Babara draußen, begann Leonie zu weinen und sich an ihren Bruder zu klammern. Sie schluchzte immer wieder auf und ihr ging es gar nicht gut.
„Komm das nächste Mal zu mir, wenn du Hilfe in irgendeinem Schulfach brauchst, versprochen?“, fragte Alex ruhig.
„Versprochen“, hauchte sie nur und lehnte sich weiter an ihren Bruder, beruhigte sich aber langsam wieder.
„Hör mal, Mausi“, begann er freundlich. „Heute ist doch so ein schöner Tag. Wollen wir zwei nicht ins Café Plam? Ich gebe dir einen Kaffee oder ein Eisbecher aus. Oder beides. Hast du Lust? Sonst muss ich allein gehen. Denn keiner hat heute Zeit. Michi ist noch mit seinen Eltern einkaufen gefahren, Rico ist spurlos verschwunden und Andre wollte ich nicht fragen…“, er sah sie gespielt flehend an.
„Okay… aber ich gehe mich erst mal frisch machen“, sagte sie und rannte die Treppe im Flur nach oben in ihr und Alex’ Bad. Es gab insgesamt drei Badezimmer in der Villa. Einmal eins mit einem riesigen Whirlpool im Keller, dann noch eines im Erdgeschoss, welches meistens die Erwachsenen aufsuchten und dann noch das Privatbad der beiden Kinder des Hauses.

Alex und Leonie gingen durch die Straßen. Das Wetter war herrlich, es war warm und sonnig. Scheinbar wollte der Sommer noch eine Extraschicht einlegen und bis tief in den Herbst strahlen.
„Leonie, erinnerst du dich noch an den Kerl, mit dem du am Leipziger Bahnhof zusammengestoßen bist?“, fragte er plötzlich. Das wusste seine Schwester ja noch nicht.
„Klar… dem hättest du doch am liebsten eine geknallt, oder?“, sie war wieder ruhiger geworden und versuchte einfach zu vergessen, was sie an dem heutigen Tag schon wieder durchhatte.
„Zum Glück hab ich’s nicht gemacht. Der ist nämlich der neue Referendar am Gym“, erzählte Alex.
„Der ist… oh…“, Leonie schaute ihren Bruder ziemlich mitleidig an.
„Keine Sorge, der ist eigentlich ganz okay. Hat mich heute sogar ein bisschen in Schutz genommen, weil die Krügern dachte, dass ich Steven verprügelt hätte. Na ja, und man kann mit ihm ziemlich gut quatschen, auch wenn er in einigen Punkten eine ziemlich verquerte Ansicht hat. Und er ist Engländer, glaub ich zumindest…“, überlegte Alex laut.
„Engländer?“, fragte Leonie überrascht.
„Ja, er heißt William Dark…. Na ja, beides klingt nicht grad deutsch, oder?“, fragte er seine kleine Schwester.
„Stimmt. Aber gegen Ausländer hab ich eigentlich nichts. Da ist so ne ganz Süße in der Realschulklasse. Die hat zwar ne dunkle Haut, aber ist dafür super nett…“, erzählte sie. „Sie hat mir Nachhilfe angeboten, was ich auch angenommen hab. Sie will mir jetzt helfen, besser in der Schule klar zu kommen“, Leonie lächelte.
„Ich freu mich für dich, dass du ne neue Freundin hast…“, Alex lächelte. „Ich hab auch ne Süße in meiner neuen Klasse. Die sitzt vor mir und ist echt okay“, schwärmte er ein bisschen. Nicht, dass er in Lena verknallt war, aber er mochte sie schon recht gern.
„Verknallt?“, fragte Leonie sogleich.
„Ne, nicht wirklich. Dafür kenn ich sie zu wenig…“.
Sie waren auf dem Marktplatz angekommen und auch wenn die Stadt eher klein war, hatte sie einen beeindruckenden Stadtkern. Mehrere Geschäfte rangen sich um den Platz, auf dem ein kleiner Springbrunnen stand.
Eine Eisdiele war ebenfalls da und in großen Buchstaben stand drauf: „Eiscafé Plam“. Über den Namen amüsierten sich oft die Leute, doch die meisten Jugendlichen in der kleinen Stadt liebten diese Eisdiele.
Alex suchte unter den Sonnenschirmen vor dem Café nach einem Platz, denn dort standen mehrere Tische, an denen man auch draußen essen konnte.
„Komm her, Mausi“, so nannte er seine Schwester oft und sie lies es sich gefallen.
„Komme“, rief sie und setzte sich hin. Sie hatten den letzten freien Tisch bekomme, worüber beide froh waren, da es in der Eisdiele meist zu kalt war.
„Schau schon mal in die Karte, ich weis schon, was ich nehme“, grinste der Blondhaarige. Er nahm eigentlich immer denselben Eisbecher.
„Heiße-Liebe-Becher, oder?“, fragte sie grinsend.
„Klar. Der ist einfach nur lecker. Also, was willst du? Ich will dann gleich bestellen, weil da schon die Bedienung kommt“, er lehnte sich gemütlich zurück.
„Ich hab was… Waltmeisterbecher. Klingt lecker…“, ihre Lieblingseissorte war Waldmeistereis. Deswegen bestellte sie ausnahmsweise diesen. Normalerweise hatte Leonie nie das Geld, um sich einen Eisbecher zu kaufen. Ihr Taschengeld war viel zu gering dafür. Aber sie wurde ab und zu mal von Alex eingeladen und war glücklich drüber.
„Das glaub ich jetzt nicht“, kam es plötzlich von Alex, der damit seine Schwester aus den Gedanken riss.
„Was glaubst du nicht?“, fragte Leonie verwirrt.
„Wart mal kurz hier. Falls die Bedienung kommt, du weist ja, was ich essen möchte“, grinste er und stand auf.
„Wo… wart mal… wo willst du hin?“, fragte sie, erhielt jedoch keine Antwort mehr.
Er schlich förmlich in die Eisdiele herein und entdeckte auch gleich die Person, die er zu sehen geglaubt hatte: William Dark. Was machte der denn hier? Scheinbar suchte er vergeblich nach einem Platz, doch den konnte er vergessen, denn auch in der Eisdiele war es mehr als voll. Die meisten nutzten noch einmal das schöne Wetter und so waren die Eisdielen wohl überall überfüllt.
„Da sollte man doch eher kommen, wenn man einen Platz möchte“, sagte Alex grinsend. William erschrak und drehte sich schnell um.
„Hast du mich jetzt erschreckt…“, keuchte der angehende Lehrer.
„Absicht. Wollen Sie sich mit raus zu mir und meiner Schwester setzen?“, fragte Alex und deutete in die Richtung, wo Leonie saß.
„Ist das dein Ernst?“, William war überrascht, sehr sogar. Warum war der Blondhaarige plötzlich so nett zu ihm.
„Ja, ist es. Sie haben schließlich noch was gut bei mir“, begründete Alex sein verhalten. Dass er den Schwarzhaarigen nur besser kennen lernen wollte, da dieser in Ordnung zu sein scheint, behielt er lieber für sich. Und dass er auch ein paar Hintergedanken in Form von unangekündigten Arbeiten, von denen er reinzufällig was erfahren hatte, brauchte sein Gegenüber auch noch nicht zu wissen.
„Was meinst du?“, fragte William überrascht.
„Sie haben mich immerhin vor einem sehr langen und vor allem langweiligen Gespräch mit Frau Krüger bewahrt“, grinste Alex nun.
„Nicht der Rede wert. Wo sitzt deine Schwester eigentlich? Ich sehe sie gar nicht…“, William spähte noch mal durchs Fenster.
„Kommen Sie einfach mit“, Alex ging voraus und William folgte ihm.

Leonie sah ständig in die Richtung des Eisdieleneingangs und sah nun endlich ihren Bruder und… William. Was sollte denn das jetzt? Sie sah Alex verwirrt an, der ihr zugrinste.
„Also, meine Schwester kennen Sie ja schon…“, er verkniff sich das Lachen. Leonies Gesichtsausdruck war einfach nur zu komisch.
„Ähm… Hallo“, sagte er William vorsichtig, da er nichts Falsches sagen wollte, damit er Alex nicht verärgerte. Er konnte sich noch gut erinnern, wie dieser auf dem Bahnhof ausgerastet war… und das wegen einer Lappalie.
„Hi…“, sie sah noch immer ihren Bruder fragend an.
„Herr Dark hat keinen Platz mehr bekommen, da sogar drin alles voll ist, deswegen kann er doch sicher bei uns sitzen, oder?“, fragte er scheinheilig.
„Von mir aus…“, Leonie war verwirrt. Das passte nun so gar nicht zu ihrem Bruder.
„War die Bedienung schon da?“, fragte er nun.
„Nö, noch nicht“, sagte sie und holte ihr Klapphandy aus der Hosentasche. Sie tippte ein bisschen drauf rum, spielte irgendwas. Alex beobachtete derweil William, der etwas ratlos die Karte ansah.
„Alles in Ordnung?“, fragte der Blondhaarige, da der Ältere etwas verlegen wirkte.
„Ähm… nicht so wichtig“, versuchte William abzulenken. Das Café hatte ziemlich hohe Preise und so ein teures Eis konnte er sich eigentlich gar nicht leisten. Worauf hatte er sich hier nur eingelassen. Er wusste doch von Alex selber, dass dieser und seine Schwester reiche Eltern hatten. Logisch, dass die beiden sich dann nicht in eine Billig-Eisdiele setzen würden. Wie dumm war er eigentlich gewesen?
„Übrigens, ich lad Sie ein. Als Dankeschön… und als Entschuldigung“, sagte Alex nach einiger Zeit, da ihm langsam klar wurde, was der angehende Lehrer hatte. Oder eher was er nicht hatte… genug Geld.
„Nicht nötig…“, meinte William ertappt.
„Doch… ich bestehe drauf. Jetzt suchen Sie sich was aus, sonst sitzen wir morgen noch hier“, er duldete in solchen Momenten keinen Widerspruch.
„Ich kann das nicht annehmen, Alex“, sagte der Schwarzhaarige noch einmal eindringlich. Da kam auch schon die Bedienung.
„Haben Sie schon gewählt? Oder brauchen Sie noch etwas Zeit?“, fragte die junge Frau freundlich. Alex blickte William an, der kurz nickte, was soviel hieß wie, dass er sich entschieden hatte.
„Also ich nehme einen Waldmeisterbecher“, sagte Leonie.
„Ich nehme einen Heiße-Liebe-Becher“, Alex fand den Namen wirklich genial.
„Ich nehme eine Kugel Vanilleeis“, sagte William ziemlich leise. Die Bedienung schrieb alles fleißig auf.
„Streichen Sie bitte das Letzte. Er bekommt dasselbe wie ich. Alles auf eine Rechnung, bitte. Ich gebe heute einen aus“, er sah William herausfordernd an. Auch die Bedienung sah ihn an. Der nickte ergeben.
„Ich gebe auf. Wenn du unbedingt dein Geld loswerden willst…“, sagte er seufzend.
„Klar, ich hab zu viel“, grinste Alex und die Bedienung machte sich auf den Weg zum Nachbartisch, um die dortigen leeren Eisbecher abzuholen.
„Das war echt nicht nötig“, sagte William nach einiger Zeit des Schweigens, da es ihm wirklich unangenehm war, dass sein Schüler ihm einen Eisbecher bezahlte.
„Erstens bin ich Ihnen noch was schuldig. Sie hätten mich heute auch auflaufen lassen können. Schon als Rache für die Geschichte am Bahnhof. Außerdem hab ich am Ende des Monats eh zu viel Taschengeld übrig. Und das wird dann eh versoffen. Also machen Sie sich da mal keinen Kopf wegen den sieben Euro“, stellte Alex die Situation richtig.
„Wieso sollte ich mich wegen der Sache am Bahnhof rächen? Mir ist klar, wie das aussah. Ich hätte an deiner Stelle auch gedacht, dass das ein versuchter Diebstahl war…“, William verstand den Jüngeren nicht. Wieso war der auf einmal so nett. Am Anfang des Schultags war er noch richtig arrogant, jetzt lud er ihn zum Eis ein.
„So aus reiner Neugier. Konnten Sie sich nicht entscheiden oder ist das mit dem Eisbecher bei Ihnen wirklich eine Geldfrage?“, Alex versuchte es so überlegt wie möglich auszudrücken, denn eigentlich waren solche Fragen indiskret, wenn es nicht zufällig ein richtig guter Kumpel war, dem man die stellte. Und das war in diesem Fall nicht so.
„Ja, bei mir ist das ne Geldfrage. Als Student hat man nicht so viel Geld…. Und auch wenn ich jetzt als Referendar was verdiene, ist das noch immer sehr wenig“, antwortete William, der Alex wegen der Frage nicht wirklich böse war. Er stand zu seiner momentanen Armut. Das würde auch wieder besser werden. Deswegen studierte er ja. Er wollte ein besseres Leben haben als er kannte.
„Sorry, ich weis, dass geht mich nichts an…“, meinte Alex entschuldigend.
„Schon okay. Aber was ist eigentlich mit dir los?“, fragte William.
„Was meinen Sie?“
„Du bist auf einmal so nett zu mir“.
„Stört’s Sie?“
„Hab ich nie gesagt. Es wundert mich nur“.
„Alex ist eigentlich immer ziemlich nett…. Aber eben nur Leuten gegenüber, die er gut leiden kann. Sonst ist er meistens ein ziemlicher Arsch“, mischte sich Leonie ein und grinste ihren Bruder an. Sicher hätte er das nicht offenbart, aber ein bisschen konnte man diesen doch ärgern.
„Sei ruhig“, knurrte der Blondhaarige seine Schwester an und sah in eine andere Richtung. Das war ihm nun doch peinlich. Warum eigentlich, fragte er sich. Das war doch nicht wirklich schlimm, dass er William gut leiden konnte. Er war nun mal nett.
„Du wirst rot“, Leonie fing mit kichern an und auch William lachte. Alex schaute beleidigt in eine andere Richtung.
„Du kannst mich mal kreuzweise! Und Sie auch“, schmollte der Blauäugige. Warum standen die beiden plötzlich auf einer Seite… und warum waren beide gegen ihn?
„Das Eis kommt“, sagte William auf einmal.
Kaum hatte er es gesagt, stellte die Bedienung auch schon die Eisbecher auf den Tisch. Leonie stürzte sich förmlich auf das Eis und begann gleich zu essen. William musterte seinen Becher erstmal kritisch, da er keine Ahnung hatte, was genau das für Eis war. Schließlich hatte er ihn nicht bestellt sondern Alex.
„Den können Sie ruhig essen. Das ist Vanilleeis mit Heißen Himbeeren drüber. Mehr nicht“, erklärte der Blonde. Auch er aß bereits an seinem Eis, war aber noch immer leicht beleidigt, was man ihm auch anmerkte.
„Klingt lecker“, er nahm seinen Löffel und probierte vorsichtig, als könnte es vergiftet sein. Natürlich wollte er Alex damit nur ein bisschen Ärgern, aber das funktionierte zumindest auch, denn der sah William böse an.

Fortsetzung folgt.....

LG,
Schattengirl


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New PostErstellt: 27.08.07, 11:16  Betreff:  Re: Love Stuff (Orginal)  drucken  weiterempfehlen

Heyho!!!

Und hier kommt der vierte Teil!

4. Kapitel: Unruhe

Michael, Rico und Andre standen am nächsten Morgen alle am Becker und warteten auf Alex. Es gab einiges zu besprechen….
„Morgen Leute… was macht ihr hier?“, fragte Alex überrascht, als dieser zu der Gruppe hinzu stieß. Er sah verwirrt aus.
„Hast du gestern noch irgendetwas zu dem Thema gesagt? Ich meine wegen Steven?“, fragte Rico ernst und kam damit gleich zum Thema.
„Nur, dass ich es nicht war und auch nicht weis, wer es war“, log der Blonde schnell. Er brauchte seinen Freunden ja nicht unbedingt zu sagen, dass er William gegenüber gesagt hatte, dass er ebenfalls Rico verdächtigte. Das würde nur unnötig Streit bedeuten.
„Ich hab eine Anzeige wegen Körperverletzung am Hals. Steven, dass weis ich rein zufällig, hat nicht gesungen. Und die beiden hier waren den ganzen letzten Tag mit mir zusammen. Also kannst nur du dahinter stecken. Vielleicht hast du ja was diesen Engländer erzählt, mit dem Leonie und du gestern Eisessen wart“, mutmaßte der Größte der Clique.
„Hör mal, Rico. Falls du es wirklich warst, weis ich es erst seit jetzt. Gut, ich hatte dich im Verdacht, aber da war ich sicher nicht der Einzige. Stimmt’s, Michi, Andre?“, er blickte seine beiden Kumpels an, die schnell auf den Boden sahen. „Außerdem geht es dich einen Scheißdreck an, mit wem ich Eisessen gehe und mit wem nicht. Ich hab Herrn Dark nur eingeladen, weil er mich gestern vor Frau Krüger verteidigt hat, weil er mir geglaubt hat, dass ich es nicht war“, seine Stimme wurde immer bedrohlicher.
„Und wer soll’s dann gewesen sein? Wer soll mich angeschwärzt haben?“, wollte Rico wissen.
„Keinen blassen Schimmer. Frag doch mal deine ganzen Ex-Freundinnen. Oder die ganzen Typen, die du zusammengeschlagen hast. Ich kann nichts dafür, dass du so blöd bist und Steven verprügelst. War doch klar, dass der Verdacht auf uns beide fällt. Michi wurde nicht schon mehrfach bei Schlägereien gesehen und Andre würde keiner Fliege was zu Leide tun. Da bleiben nur wir beide übrig. Aber wenn du so blöd bist und dich verdächtig machst, indem du bei dem Verhör mit der Krügern einfach türmst, ist das dein Problem und nicht meins. So, und jetzt Schluss mit dem Thema“, giftete Alex und ging voraus zur Schule. Michael und Andre folgte ihm gleich, Rico erst nach kurzer Erstarrtheit. Außer Alex traute sich niemand, so mit ihm, Rico, zu reden. Denn er war der Stärkste in der Schule. Und das würde er irgendwann noch mal unter Beweis stellen.

Alex setzte sich wütend auf seinen Platz und überlegte vor sich hin. Hatte William tatsächlich Frau Krüger von dem Gespräch erzählt? Hatte die ihn vielleicht sogar dazu beauftragt, dass herauszufinden? Und wie sollte das mit Rico weitergehen? Die beiden gerieten in letzter Zeit viel zu oft aneinander. Normalerweise stritten die beiden sich öfters mal, dann war es aber auch wieder gut, denn es waren belanglose Dinge. Aber seit die Geschichte mit Steven passiert war, machte Rico ständig Ärger. Was war nur mit ihm?
Heute würde Alex William nicht sehen, da er weder Englisch noch Sport hatte. Aber vielleicht hatte er Glück und konnte diesen Mal in einer Pause abpassen und fragen, ob er was gesagt hatte. Er hoffte innerlich, dass es nicht der Fall war, weil er sich dann mal wieder in einem Menschen geirrt hatte. Und das hasste er. Denn William war einer der ersten Menschen, die er kennen gelernt hatte, für die Geld nicht alles auf der Welt war. Zumindest kam er so rüber. Und deswegen wollte er auch eine möglichst gute Beziehung zu ihm, wenn nicht sogar eine gute Freundschaft. Seit wann sprang er eigentlich sofort auf neue Menschen an? Wo war seine Skepsis Fremden gegenüber geblieben?
„Morgen!“, rief ihm eine gutgelaunte Lena zu.
„Morgen“, er war noch immer in Gedanken und wollte auch nicht aufhören, zu grübeln.
„Hey, alles in Ordnung?“, wollte sie wissen und packte nebenbei ihr Schulzeug für Deutsch aus.
„Geht so…. Kennst du das Gefühl, wenn du nicht weist, ob du jemanden glauben sollst oder nicht?“, fragte Alex.
„Klar…. Mein kleiner Bruder hat mal gesagt, er hätte meinen Schokopudding nicht gegessen. Ich hab ihm nicht geglaubt. Na ja, später erfuhr ich, dass es mein Vati war…“, erzählte sie aufgeweckt. Alex sah sie an diesem Tag zum ersten Mal an. Sie hatte ihre Haare offen und so hingen sie ihr bis zur Hüfte. Sie sah wirklich hübsch aus, dachte er.
„So war das eher nicht gemeint. Ich hab gestern jemanden was erzählt… und heute wird das gegen einen Freund von mir eingesetzt. Jetzt weis ich nicht, ob dieser jemand das weitererzählt hat oder nicht…“, erklärte er kurz, ohne irgendwen zu verraten.
„Aha… ähm… vielleicht solltest du mal mit diesem jemand reden“, grinste sie, konnte sich aber fast schon denken, worum es ging. „Übrigens, Herr Dark hat sein Zimmer im dritten Stock in Raum 31…. Kannst es ja mal in der Pause probieren“, grinste sie weiter.
Zuerst wollte Alex fragen, woher sie das nun wieder wusste, lies es dann aber und bedankte sich brav. In dem Moment kam der Lehrer ins Klassenzimmer und der Unterricht begann.

Die ersten beiden Stunden Deutsch vergingen einigermaßen schnell und endlich war Hofpause, zwanzig Minuten. Also genug Zeit, William zu finden und ihn zur Rede zu stellen. Während er nach oben in den dritten Stock ging, fragte er sich, was denn nun passieren würde, wenn der Referendar es tatsächlich gewesen war und seine Verdächtigung weitergegeben hatte. Was dann? Dann wäre er wieder enttäuscht wurden.
„Aber wenigstens mal was anderes…“, dachte er. „Normalerweise ist es mein Geld, warum ich beschissen werde… diesmal sind es ein paar Vermutungen…“, er lachte innerlich auf. Es war so grauenvoll, sein Leben. Niemand schien ihn zu sehen… niemand. Langsam verließ ihn sein Mut… und als er vor der Tür mit dem Aufdruck „31“ stand, traute er sich nicht, zu klopfen. Also drehte er sich um und ging in die Raucherzone.
Er blieb etwas abseits stehen, zündete sich eine Zigarette an und zog ein wenig zitternd dran. Seit wann war er eigentlich so schwach? Warum war er nicht einfach rein gegangen und hatte ihn gefragt? Hatte er Angst, dass er sich wieder einmal in einem Menschen geirrt hatte? So wie schon einmal, als er fast daran zerbrach… als er sich fast umgebracht hatte… als er nur wegen Leonie am Leben blieb…. Hatte er davor Angst? Das es wieder werden würde wie mit Nico? Er blies den grauen, nebelhaften Qualm aus und sein Blick verdüsterte sich…
„Hey Alex“, rief auf einmal Michael.
„Hat sich Rico wieder eingekriegt?“, wollte Alex sogleich wissen, die trüben Gedanken versuchte er zu verscheuchen.
„Nein, nicht wirklich. Er glaubt immer noch, dass du was gesagt hast. Hast du?“, wollte der Größere nun ehrlich wissen.
„Ich wusste doch bis heute Morgen selber nicht, dass er es war…“, beteuerte Alex noch einmal. „Wie soll ich ihn dann verquatscht haben?“
„Hast ja recht…. Aber glaubst du, er kommt deswegen in den Knast?“
„Kann schon passieren… muss aber nicht. Also wenn Steven weiterhin die Klappe hält, dann nicht. Schließlich kann es dann keiner beweisen…“, Alex blieb realistisch. Wenn die Krügern ihn angezeigt hatte, hatte sie doch sicher irgendwelche Beweise. Also würde er wahrscheinlich auch verurteilt. Aber das brauchte er niemand auf die Nase binden. Dann wäre er nur noch verdächtiger. Und das konnte er sich nicht leisten… nicht jetzt.

Der restliche Schultag verging ziemlich schnell und Alex war gegen 15.30 Uhr zu Hause, wo er zuerst in der Küche eine Kleinigkeit aß, dann aber gleich die Treppe nach oben in sein Zimmer ging. In sein Reich, wo er seine Ruhe hatte. Sein Zimmer war ziemlich groß und rechteckig. Drei Wände waren hellgrün gestrichen, die vierte war dunkelgrün. In der vierten war ein großes Fenster mit schwarz-weis-gemusterten Gardinen dran. Überall hingen irgendwelche Poster, die meist Drachen, Wölfe oder auch einige Bands zeigten. Seine Einrichtung bestand aus zwei großen, hellbraunen Kleiderschränken, einem geräumigen Schreibtisch mit Computer, einem kleinen Doppelbett mit schwarz-silbernen Bettwäsche, einem Fernseher, einer riesigen Stereoanlage und einigen Regalen. Er fühlte sich in seinem Zimmer recht wohl, da er hier immer wieder abschalten konnte.
Er nahm die Fernbedienung für seine Stereoanlage und machte Musik an. So konnte man doch am besten entspannen. Er legte sich noch auf sein Bett, schloss für einige Momente die Augen. Warum konnte er nicht wieder Ferien haben? Da war doch alles in Ordnung gewesen. „Da gab es keinen blöden Referendaren, der einen aushorcht und dazu bringt, seinen Kumpel zu verraten. Da gab es keinen blöden Rico, der einem das Leben schwer macht… und das aller beste an den Ferien… da ist keine blöde Schule, die den ganzen Tag versaut“, flüsterte er vor sich hin und setzte sich wieder aufrecht hin. Schließlich musste er noch die ganzen Hefter für die Schule anfertigen… und das, so hatte er sich vorgenommen, würde er noch an diesem Tag machen. Sonst hätte er gegen Ende des Schuljahres noch nicht in allen Fächern einen Hefter.
„Ob Herr Dark mich hintergangen hat?“, fragte er sich in Gedanken und hätte sich am liebsten selber geohrfeigt. Wieso dachte er ständig an William? Selbst wenn er das getan haben sollte. Die beiden kannten sich doch erst seit zwei Tagen richtig. Warum machte es Alex so viel aus, wenn der Referendar ihn verraten haben sollte? Schon der Gedanke daran gefiel ihm gar nicht.
Es klopfte an der Tür und Leonie steckte ihren blonden Haarschopf in Alex’ Zimmer. „Darf ich reinkommen?“, fragte sie lieb und ihr Bruder nickte.
„Klar. Was gibt’s, Mausi?“, fragte er.
„Michi hat grad angerufen… er wurde zur Vernehmung geladen. Und du musst da sicher auch noch hin… wegen Rico…“, meinte sie besorgt.
„Das geht ja mal richtig schnell… wie ist die Krügern da bloß drauf gekommen?“, dachte Alex laut.
„Michi sagt, Rico glaubt, du hättest was gesagt… zu Herrn Dark…?“, Leonie kam nun vollständig ins Zimmer und schloss die Tür.
„Ich habe heute Morgen selber erst erfahren, dass er es wirklich war. Aber ja, ich habe gestern Herrn Dark gegenüber erwähnt, dass ich auch glaube, dass es Rico war. Aber das reicht nicht für eine Anzeige…“, meinte Alex. Seiner Schwester erzählte er eigentlich fast alles. Die beiden hatten ein sehr enges Band der Freundschaft, dass sie verband. Sie war eine der einzigen Personen, die Alex wirklich etwas bedeuteten.
„Ich sag es niemanden. Versprochen“, sie wusste, dass Rico die Tatsache, dass Alex seinen Verdacht geäußert hatte, nicht gefallen würde. Deswegen behielt sie das lieber für sich.
„Danke, Mäuschen…. Aber ich glaube eh nicht, dass er was gesagt hat… aber ich hatte auch noch keine Gelegenheit, ihn zu fragen…“, er lies lieber weg, dass er keinen Mut hatte, ihn zu fragen.
„Wann siehst du ihn das nächste Mal?“, fragte sie.
„Wahrscheinlich erst am Donnerstag. Denn da hab ich wieder Englisch…. Aber das heißt noch lange nicht, dass er da auch in der Stunde sitzen muss. Es kann auch sein, dass er wo anders hospitiert…“, aus einem ihm unergründlichen Grund hoffte Alex ganz stark, dass William wieder bei ihm in der Klasse sitzen würde.
„Du kannst ihn echt gut leiden, was?“, stellte Leonie fest.
„Merkt man das so eindeutig?“, antwortete Alex drauf. Vor ihr brauchte er sich wenigstens nicht zu verstellen. Hätten Michi, Andre oder Rico das gefragt, hätte er ihnen den Vogel gezeigt und gefragt, ob die spinnen. Denen gegenüber konnte er nicht so offen sein… aber seiner Schwester vertraute er wirklich. Denn die beiden Geschwister hatten so gut wie keine Geheimnisse voreinander.
„Ja…. Aber hör mal… häng dich nicht zu sehr an ihn… du wirst nur wieder verletzt…“, sie erinnerte sich noch zu gut, wie fertig Alex mal war, als er seinen damaligen besten Freund verloren hatte. Seit dem hatte er niemanden mehr an sich heran gelassen… niemanden außer Leonie, die er wirklich liebte. Für sie war ihm die Schule scheißegal. Als sie ihn brauchte, war er für sie da und kümmerte sich um seine kleine Schwester wie um keine andere. Und das würde er immer wieder tun. Denn sie war die einzige, die er noch liebte. Die einzige, der er vertrauen konnte… und wollte.
Er ging ein paar Schritte auf seine Schwester zu und umarmte sie fest. Diese verstand die Geste und erwiderte die Umarmung. Das geschah nicht mehr allzu oft, dass sich die beiden umarmten, aber wenn, dann immer dann, wenn sie dem jeweils anderen sagen wollten: „Ich brauch dich“.
„Ich kann Herrn Dark wirklich gut leiden. Frag mich nicht, warum. Aber glaub mir, ich werde nicht so dumm sein und mich emotional an ihn ketten, um schließlich wieder enttäuscht zu werden. Die einzige Person, der ich hundertprozentig vertraue, bist du. Und ich glaube nicht, dass es jemals irgendwer schaffen wird, mir noch wichtiger zu sein…“, er konnte seine Gefühle nur schwer in Worte fassen, aber sie verstand, dass sie ihm unheimlich wichtig war. Und darüber war sie glücklich.
„Ich weis…. Ich vertraue dir auch…. Und ich hab dich lieb, Alex“, antwortete sie und zog ihren Bruder noch näher an sich. Sie standen einige Zeit umschlungen da und wer es nicht wusste, hätte gedacht, die beiden seien ein Liebespaar.
„So, meine Süße, ich muss jetzt noch was für die Schule machen….“, sagte er nach einiger Zeit entschieden.
„Okay, ich auch….“, rief sie und stürmte aus der Tür.

Es wurde langsam dunkel, der Tag ging dem Ende zu. Als William nach einiger Zeit von seinem Buch aufsah und die schon langsam kühler werdende Luft ein sog, brauchte er fast schon Licht zum Weiterlesen. Aber er hatte auch genug von seinem Buch, irgendwie konnte er sich nicht mehr richtig drauf konzentrieren. Woran das wohl lag?
Er saß auf einem Stuhl auf dem winzigen Balkon seiner Wohnung, seinem momentanen Lieblingsplatz. Die winzige Wohnung beengte ihn zu sehr. Deswegen zog er sich oft hierher zurück. Auch wenn die Aussicht nicht gerade schön war, denn er sah nur weitere Neubaublocks, liebte er die Abendluft.
Er fuhr sich durch die Haare und schaute auf seine Uhr. Es war schon nach zwanzig Uhr. Eigentlich wollte er einen Film im Fernsehen schauen, doch die Lust war ihm vergangen. Er wollte nur noch raus.
Ziemlich überstürzt ging er in seine Wohnung, nahm seinen langen, schwarzen Stoffmantel und hüllte sich in ihn ein. Darin wirkte er fast schon unheimlich. Die Ärmel waren zu lang und verdeckten seine Hände fast vollständig. Der Kragen stand und versteckte damit seinen schlanken Hals. Er warf noch einen Blick in den Spiegel, der im Flur in der Garderobe eingebaut war. William erschrak fast vor sich selber. Lange war er nicht mehr so blass gewesen. Seine Haare standen noch vom Vormittag. Das Gel hielt wirklich, was es verspricht. Seine Haare behielten den kompletten Tag über die Form…. Er steckte noch sein Portemonnaie ein und verließ die Wohnung.
Einige Zeit ging er ziellos umher. Er war von einer Unruhe besessen, die er sich selber nicht erklären konnte. Wie durch Zufall kam er an einem Zigarettenautomaten vorbei. Eigentlich hatte er ja aufgehört mit rauchen, aber in dem Moment war es ihm so ziemlich egal und er zog sich ein Päckchen. Ein Feuerzeug hatte er aus Angewohnheit immer einstecken. Bevor er sich es anders überlegen konnte, zündete er sich eine Kippe an und begann genüsslich zu rauchen. Warum fing er wieder damit an? Er hatte doch so viel Mühe gehabt, sich davon zu lösen. Und jetzt machte er denselben Fehler wie schon vor einigen Jahren.
Er ging weiter und merkte, dass die kleine Stadt, in der er lebte, gar nicht so klein war. Sie war sogar ziemlich groß, denn in der Zwischenzeit ging er fast eine Stunde ziellos umher, vollkommen unruhig.
„Scheiße, wo bin ich denn hier gelandet?“, flüsterte er vor sich hin, als er um eine Hausecke bog und einige jungen Männer, die wahrscheinlich noch jünger waren als er selber, standen und die vorbeifahrenden Autos versuchten anzuhalten…. Stricher… in so einer kleinen Stadt, fragte er sich überrascht. Erst wollte er schnellstmöglich abhauen, als er einen Jungen sah, sicher erst achtzehn, wenn überhaupt. Er hatte blonde, schulterlange Haare, blaue Augen und war sehr zierlich. William dachte an Alex und wie ähnlich der Junge ihm sah. Nur die Haare waren etwas länger und Alex war etwas kräftiger. Aber sonst….
William holte sein Portemonnaie aus der Manteltasche und sah nach, wie viel Geld er noch hatte. Zwei Fünfzig-Euro-Scheine und vier Zwanzig-Euro-Scheine. „Das dürfte reichen“, sagte er leise vor sich her und ging direkt auf den Blondhaarigen zu, bevor er doch noch Schiss bekommen konnte.
„Wie viel nimmst du?“, fragte William geradeaus. Es war nicht das erste Mal, dass er sich einen Stricher für eine Nacht kaufte.
„Kommt drauf an, was du willst“, er hatte eine ziemlich weiche Stimme, aber einen anderen Klang als Alex seine hatte. Warum dachte William eigentlich ständig an diesen Schüler?
„Dich ficken“, sagte der Schwarzhaarige ziemlich deutlich. Der Junge schien überrascht, dass der neue Freier so eindeutig sagte, was er wollte. Normalerweise drucksten die meisten herum, weil sie nicht aussprechen wollten, was sie eigentlich wollten. Sie schämten sich dafür.
„Zweihundert“, sagte der Blonde.
„Vergiss es. Ich gebe dir fünfzig“, William zündete sich eine Zigarette an. „Und eine Zigarette, wenn du willst“, setzte er dazu.
„Hundertfünfzig“, handelte der Stricher weiter.
„Achtzig…“.
„Achtzig und ne Kippe“, stimmte der Blonde ein. Damit hatte er schon mehr erhandelt als manch anderer gegeben hätte. Er hatte es zum Teil schon für zwanzig Euro getan, weil sein Chef sonst durchgedreht wäre, wenn er davon erfahren hätte. Dessen Motto war, dass selbst fünf Euro Geld wären.
„Geht klar. Wie heißt du?“, wollte William noch wissen. Der Junge war wirklich billig zu haben, dachte er.
„Jesse…. Wo? Die meisten haben ein Auto dabei“, wollte Jesse wissen.
„Dahinten ist ein Park. Was meinst du, wofür Bäume gut sind?“, der Referendar ging vor und der Blondhaarige folgte ihm sofort. Soviel Geld durfte er sich nicht entgehen lassen.
Kaum waren sie im Park, drehte sich William um, drückte den Kleineren gegen einen größeren Baum, der die beiden halbwegs verdeckte und öffnete seine Hose.
Jesse merkte, dass der Kerl es wohl schnell tun wollte. Also begann er seine Hose aufzumachen und zog sie runter. Unterwäsche trug er nie, wenn er arbeitete. Er drückte William ein Kondom in die Hand, der sich dieses auch gleich überzog.
Der Schwarzhaarige fackelte nicht lange und schob sich, ohne jegliche Vorbereitung, in den Kleineren hinein, der aufstöhnte, sowohl vor Schmerz als auch vor Erregung. Er kannte es schon, dass die Männer, die er durch den Strich kennen lernte, es schnell hinter sich bringen wollten, als ob sie es nicht freiwillig taten. Und dieser schien auch so zu sein.
William stieß immer wieder zu und dachte dabei unbewusst an Alex, was ihn noch mehr erregte. Wie gern hätte er statt diesem Stricher Alex vor sich…. Er drang immer wieder tief in den Jungen ein, zog sich fast gänzlich zurück und stieß fast schon rücksichtslos zu. Er brauchte nicht lange und kam. In diesem Moment, als seine Lust ihren Höhepunkt erreicht hatte, stöhnte er „Alex“.
Das hörte auch der Stricher, der sich zuerst wunderte, dann aber daraus schloss, dass sein Freier möglicherweise Liebeskummer hatte. Der Körper, der ihn an den Baum drückte, viel förmlich zurück und er wurde freigegeben. Er zog seine Hose wieder hoch und sah, wie William sich das Kondom abstreifte, seine Hose zumachte und den Mantel wieder um sich schlang.
„Wer ist Alex?“, wollte Jesse wissen.
„Ein Bekannter…“, meinte William nachdenklich. Er gab ja zu, dass Alex sehr gut aussah und wirklich einen süßen Knackarsch hatte, aber er war immer noch ein Schüler und somit durfte er ihn nicht anfassen. Aber irgendwas tief in ihm drin sagte ihm, dass ihn das nicht abhalten konnte, Alex in seinen wildesten Fantasien dabei zu haben. Und dieser Stricher war doch der beste Beweis. Das bisschen Ähnlichkeit zwischen ihm und seinem Schüler reichte schon, dass William den Stricher für achtzig Euro nahm. Das war doch verrückt.
„Nur ein Bekannter?“, stichelte Jesse weiter.
„Ich glaube, ich steh auf ihn, aber das ist unmöglich…. Hier, dein Geld und deine Kippe“, sagte William und gab dem Jungen das Geld.
„Danke…. Kommst du wieder?“, fragte der Blonde und zählte das Geld nach.
„Keine Ahnung… vielleicht…. Tschüss dann auch“, damit drehte sich William um und verschwand in die tiefe Schwärze der Nacht. Nun war er total durcheinander. Mehr als jemals zuvor. Wie konnte er nur so dumm sein und ein Auge auf seinen Schüler werfen? Dafür war er ganz sicher nicht in Lehrerausbildung. Dafür, dass er seine Schüler dann verführen konnte. Er hasste sich für seine eigenen Gedanken. Und er hasste sich dafür, dass er bei seinem Orgasmus Alex’ Namen gestöhnt hatte. Wieso war er nur so schwach geworden? Er kannte Alex doch erst seit kurzem. Und sich sofort in einen süßen Typen zu vergucken, war nun wirklich nicht seine Art….


Fortsetzung folgt.....


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Taiyô
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Ort: Ausm hintersten Eck...


New PostErstellt: 30.08.07, 21:34  Betreff: Re: Love Stuff (Orginal)  drucken  weiterempfehlen

Yo, weiter so Schattengirl!!! (Freu mich schon auf die Fortsetzung... )



"Sich den Bauch voll schlagen!
Immer Spaß haben!
Schlafen, so viel man will!
Weinen! Zornig sein! Lachen!
Leben! Leben! Leben!"
Kazuya Minekura

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