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Titel:
Ein stummer Schrei
Fandom:
Gundam Wing
Autor:
Wing
eMail:
[email protected]
Pairing:
1x2x1, 3x4, 6x5
Warnung:
MA
Geladen:
592 mal.
Einstufungen:
angst death lemon lime songfic

 

"Ich weiß nicht, ob jemals jemand diese Seiten finden wird, aber wenn
doch, dann will ich ihm raten, sie zu lesen, denn er befindet sich in
gefährlichem Territorium und wenn er nicht sofort aus dieser Stadt
verschwindet,ist sein Leben in großer Gefahr. So, wie es meines
einmal war......"

Ein stummer Schrei VIII


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Ein stummer Schrei 8

Mein Kopf ist so schwer. Warum habe ich das Gefühl, eine ganze Nacht durchgesoffen zu haben?
Alles dröhnt so schrecklich laut. Ich öffne langsam die Augen und schaue mich um. Mein Blick fällt
auf meine Freunde. Quatre. Mein blonder Freund sitzt auf dem Boden, die Hände in schweren Eisen-
schellen. Er scheint noch nicht bei Bewußtsein zu sein. Auch Trowa war auf dieselbe Weise kaltge-
stellt. Ich seufze und sehe auf meine eigenen gefesselten Hände. Auch um meinen Hals lag ein
schwerer Eisenring und ich hebe ihn ein wenig an. Ich bekomme kaum Luft durch dieses Ding.
Aufstehen war wohl auch zwecklos. Vor meinen Füßen sehe ich eine Kette und ich brauche nicht
erst lange zu überlegen, wohin die wohl geht oder woher sie kommt. Ich lege den Kopf in den Nacken.
Heero. Bitte. Du mußt doch langsam wach sein. Laß uns nicht im Stich. Bitte, hilf uns.

Ich schrecke hoch. Die schwere Eichentür hat sich bewegt. Der blonde Vampir betritt den Raum
und kommt schweigend auf mich zu. Er löst meine Ketten und läßt nur die Handschellen um meine
Gelenke. Dann zieht er mich am Kragen auf die Füße und schleift mich aus dem Verlies. Was wird
aus meinen Freunden? Was wird aus ihnen? Bleiben die hier? Ich stemme mich mit all meiner Kraft
gegen seinen Griff. Er stoppt und sieht mich höhnisch an. "Beweg dich. Deine Aufgabe wartet auf
dich!" "Aufgabe? Was für eine Aufgabe?" Meine Stimme klingt heiser und rauh. Er zieht wieder an
meinen Kleidern, zerrt mich in einen Innenhof. Wo sind wir hier überhaupt? Ich kenne die Umgebung
gar nicht. Mitten im Innenhof fesselt er meine Schellen an einen Ring, der in einer der gigantischen
Bodenplatten eingelassen war. In dieser Haltung kann ich nichts anderes tun, als liegen. Die kurze
Kette zwischen Handschellen und dem eisernen Halsband hält mich nur Zentimeter über dem
schmutzigen Boden.

Ich knie und sehe nur, was genau vor mir ist. Ich kann den Kopf nicht richtig wenden. Dann höre ich
das Reißen von Kleidung und ein kalter Wind weht um meine jetzt bloße Haut. Mein Oberteil ist weg
und er greift nach dem Stoff meiner Hose. "Die kannst du ihm anlassen. Er soll wenigstens die
Möglichkeit haben, in Würde zu sterben." ertönt eine ironische Stimme, deren Eigentümer ich nicht
sehen kann. Aber ich erkenne sie. Eine Hand streicht über meinen Rücken, greift nach meinem Zopf.
"Wie lange hat es gedauert, ihn so lang wachsen zu lassen?" Ich spüre, wie er an dem Haarband zieht
und die weichen Strähnen auffächern. Wie ein Vorhang gleiten meine Haare zu den Seiten hinab
und verwehren mir jetzt auch die Sicht zu den Seiten. Was will der Kerl denn jetzt? Warum spielt er mit
mir? "Gleich wird die Sonne aufgehen. In nicht einmal einer halben Stunde. Wenn er dann nicht hier
ist, wirst du hier bleiben, bis die Sonne auf Mittag steht. Sie scheint dann genau hier herein." sagt Treize
höhnisch und fährt mit den Fingern durch meine Haare.

"Wenn du es wagst, ihn auch nur anzufassen, wirst du schnell feststellen, wie schmerzhaft der Tod für
einen Vampir sein kann, Treize Khushrenada." Die leise Stimme klang gefährlich, eisig und drohend.
Ich versuche zu sehen, woher sie kommt, aber ich kann nur auf den Boden vor mich sehen. Heero
muß irgendwo über mir sein. Seine Stimme klingt weiter oben. Auch weiter oben als die der ande-
ren. Plötzlich spüre ich Hände, die an meinen Hals greifen. Der eiserne Ring bricht auseinander und
fällt zu Boden. Ich hebe den Kopf und mein Blick trifft auf kobaltblaue Augen. Seine Hand greift nach
den Handschellen und sie fallen zu Boden. Heero sieht mich besorgt an und stellt mich auf die Füße.
"Geht es dir gut?" Ich nicke. Er hält mich in seinen Armen und ich lehne den Kopf an seine Schulter.
"Ach, so ist das also!" ertönt Treizes Stimme und er klingt mehr als ungehalten. "Du wagst es, mich mit
diesem..........diesem Jungen zu betrügen?" zischt er Heero zu, doch der bleibt ungerührt stehen.

"Ich betrüge niemanden. Aber ich mache dir einen Vorschlag. Wir bleiben hier. Und heute abend
im Atrium machen wir es unter uns aus. In einem fairen Zweikampf. Gewinnst du, komme ich zu dir
zurück und kannst mit mir machen, was du willst. Wenn ich gewinne, läßt du uns gehen und gibst
Ruhe." Treize sah den japanischen Vampir mißtrauisch an. "Wo ist der Haken?" "Es gibt keinen!"
"Dann beweis es. Komm her und beweise, das du bereit bist, den vereinbarten Preis auch zu bezahlen."
Ich wende den Kopf. Heero preßt die Lippen fest zusammen und atmet tief durch. Er senkt den Kopf.
"Es tut mir leid, Duo. Ich muß es tun. Sonst geht er auf meine Bedingungen nicht ein." sagt er leise und
ich schlucke hart. Worauf sollte das denn hinauslaufen? Was sollte ich schon sagen? Lass es bleiben?
Und in der nächsten Nacht waren alle seine Vampire hinter uns her. Ich darf nicht nur an uns denken.
Auch Quatre und Trowa gehörten zu uns. Und sie hielten dem Sonnenlicht nicht stand. Ich seufze.
Ich mußte wohl zustimmen, egal ob ich es wollte oder nicht. Ich nicke und löse mich aus seiner Um-
armung.

Er geht langsam hinüber zu Treize und bleibt vor ihm stehen. Treize lächelt überlegen. Mit einem Ruck
zieht er Heero in seine Arme und die Lippen auf seinen Mund. Eine Hand gleitet an Heeros Rücken
hinab und die andere drängt ihn immer tiefer in den Kuß. Heero wehrt sich nicht. Ich wende den Blick ab.
Ein schmerzhafter Stich fährt durch meine Brust. Ich kann das nicht sehen. Ich drehe mich
um und sehe zu Boden. "Was denn? kannst du nicht hinsehen?" fragt Zechs amüsiert und sieht mich
herablassend an. "Und was ist, wenn er ihn hier und jetzt nimmt? Was tust du dann?" Seine Worte
stechen wie heiße Nadeln in mein Herz. Ich fahre herum und sehe gerade noch, wie Heero sich aus
Treizes fordernder Umarmung befreit. "Das reicht. Wenn du heute nacht gewinnst, kannst du weiter-
machen." sagt Heero kalt und drehte sich abrupt um. Er kommt zu mir zurück, doch er weicht
meinem Blick aus.

Ich greife nach seinen Händen, ziehe ihn in meinen Arm. Ich sehe Tränenspuren auf seinen Wangen.
Sanft wische ich sie ab und sehe ihm tief in die Augen. "Ich liebe dich. Ich vertraue dir. Du wirst ge-
winnen!" Meine Stimme klingt um einiges fester als mir zumute ist. Treizes Lachen jagt mir einen
Schauer über den Rücken. "Sag das mal nicht zu laut. Also gut, ich nehme an. Wir treffen uns nach
Sonnenuntergang im Atrium. Zweikampf, keine Hilfe, keine Waffen." Heero nickt und Treize verschwin-
det. Auch von Zechs ist nichts mehr zu sehen. Heero zieht mich fest in seine Arme und streichelt mei-
nen Rücken. Dann fällt mir siedendheiß etwas ein. "Mensch, Heero. Trowa und Quatre sind immer
noch gefesselt im Verließ. Wir müssen sie wenigstens befreien. Auch, wenn wir jetzt noch nicht gehen
können." Heero nickt und folgt mir in das Innere des Gemäuers. Ich sehe mich um. Hier entlang. Wir
finden den Weg zum Verließ und Quatre sieht auf, als wir den feuchten Raum betreten.

"Haben sie dich jetzt auch gefangen?" Trowa seufzt und sieht zu wie seine Handschellen zu Boden
fallen. Er reibt sich die Handgelenke. Ich befreie Quatre von seinen Fesseln. "Was machen wir jetzt?"
"Warten." "Warten? Auf was?" "Auf den Abend. Draußen wird es gerade hell. Wir sollten schlafen.
Besonders du, Heero." Ich setze mich an die Wand und ziehe Heero zu mir hinunter. Er lehnt sich an
mich. Auch Quatre und Trowa legen sich Arm in Arm in eine einigermaßen auszuhaltende Stellung.
Ich schließe meine Augen und versuche, mich zu entspannen. Was heute abend wohl passierte?
War Heero wirklich in der Lage, Treize zu besiegen? Oder war ich im Begriff, ihn zu verlieren? Was
Treize wohl tun wird, wenn er verliert? Ich bezweifle, das er das so einfach hinnehmen wird. Aber er
hat zugestimmt und er muß sich an die Regeln halten. Egal, wie der Kampf ausgeht................

Langsam wird meine Umgebung wieder klarer. Die anderen sind schon wach. Ich reibe mir ver-
schlafen die Augen und sehe auf zu Heero. Ein Lächeln umspielt meine Lippen. Heero! Ich halte die
Luft an und beobachte fasziniert die Muskeln unter seiner Haut. Verwundert bemerke ich, das ich
jetzt sein Oberteil trage. Er hatte wohl Angst, ich erkälte mich. Ich stehe auf und trete zu den anderen.
Heero sieht mich an und ich erwidere seinen Blick fest. Es ist dunkel geworden. Man sieht es in dem
kleinen Seitenfester ganz oben unter dem Dach des Verlieses. "Wir müssen gehen!" sagt er und ich
nicke langsam. Er küßt mich liebevoll und greift dann nach meiner Hand. Wir gehen zu viert hinaus
und suchen uns den Weg ins Atrium. Treize hat Fackeln rund um die Arena aufstellen lassen und
wieder schottet eine lückenlose Mauer aus Vampiren das Freilichtheater ab. Wieviele er wohl in
seinem Leben schon getötet hatte? Die Menschen mitgerechnet, die er nur ausgesaugt und nicht
zu Vampiren gemacht hatte.

Treize steht wie ein Herrscher mitten in der Arena und breitet die Arme aus. Heero drückt noch einmal
leicht meine Hand und springt dann hinunter, stellt sich ihm gegenüber auf und taxiert den älteren
Vampir mit mißtrauischen Blicken. Meine Hände zittern. Ich bin so schrecklich nervös. Dann greift
Heero an und im Nu reicht meine Kraft kaum aus, ihren Bewegungen zu folgen. Über der Arena liegt
Stille und man hört nur den Lärm, den die beiden Kämpfer verursachen. Ich sehe auf meine Uhr.
Wie lange kämpfen die beiden schon? Die Zeiger stehen beide auf der Zwölf. Ich keuche über-
rascht. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen ist, so konzentriert beobachte ich die
beiden Gegner. Es sieht aus, als ob niemand gewinnen wird. Immer wieder landen sie Treffer
oder stecken ein, aber niemand scheint wirklich stärker zu sein. Dann ertönt plötzlich ein Schrei und
Treize kracht mit einem brachialen Knirschen an eine steinerne Säule. Er sinkt zu Boden und bleibt
liegen. Anscheinend fehlt ihm die Kraft, wieder auf die Füße zu kommen.

Heero stellt sich vor ihn und sieht auf seinen Mentor hinab. "Damit wäre die Entscheidung wohl gefallen.
Ich werde dich wohl nicht erst töten müssen." erklingt Heeros harte Stimme und er wendet
sich ab, kommt zu mir herüber. Ein siegreiches Lächeln erhellt sein Gesicht und ich laufe ihm ent-
gegen. Ganz plötzlich ändert sich sein Gesichtsausdruck und Schmerz zeichnet seine Züge. Er sinkt in
die Knie. Ich schreie auf. Mein Blick heftet sich ungläubig auf die kaum sichbaren Seile, die scharf in
den Puls seiner Handgelenke und in seinen Hals schneiden. Blut dringt aus den Wunden heraus und
läuft in schnellen Rinnsalen über seine Hände und seine Brust, färbt den Boden dunkel. Heeros Augen
sind weit aufgerissen, sein Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Immer blasser wird die Farbe
seiner Haut, das Brennen in seinem Blick wird dumpf. Seine Augen fixieren mich, sehen mir traurig
entgegen. Treize hebt den Kopf und zieht mit einem Ruck an den Seilen, die in seiner Hand zusam-
menlaufen. "Wenn ich dich nicht bekomme, bekommt dich niemand. Du HÄTTEST mich töten sollen."
Die Wunden reissen immer weiter auf, kraftlos fällt Heero nach vorne, in meine Arme.

Meine Augen sind fast blind vor Tränen. Er ist so kalt. Eiskalt. Ich streiche die Haare aus seiner Stirn und
unterdrücke das heftige Schluchzen in meiner Kehle. "Heero...nicht.... bitte nicht...." Meine Stimme
klingt flehend. Ich halte mit beiden Händen die Wunden an seinen Handgelenken zu. Quatre presst
seine Jacke auf Heeros Kehle. Er schüttelt schwach den Kopf. "Es tut......mir....leid, Duo!" Seine Worte
waren kaum vernehmbar. Seine Lider flatterten, dann sank sein Kopf zur Seite. Ich schüttele ihn und
schreie laut auf. Mein Blut kocht und die Wut in mir raubt mir fast den Verstand. Dann fahre ich auf,
reiße meinen Koi in meine Arme und hebe ihn auf. Ich muß mich beeilen. Warum fällt mir das jetzt erst
ein? Ich renne los, ohne auf das Schreien meiner Freunde oder meiner Feinde zu achten. Niemand
durfte mich jetzt aufhalten. Niemand konnte mich jetzt aufhalten. Mit einem Satz übersprang ich meine
Angreifer und schlug Haken. Ich mußte schnell sein. Schneller wie normal. Schneller, wie ich sein kann.

Ich spüre deutlich, was sie tun um mich aufzuhalten. Sollen sie doch kommen. Ich bin schneller, ich
bin schneller als sie, schneller.........................Mit einem einzigen Sprung lande ich auf dem großen
Balkon und stürze die Treppen hinunter. Der Schlüssel steckt immer noch in der Tür. Atemlos drehe ich
ihn um, stürze in den Raum zum Brunnen hinüber. Heeros Körper in meinen Armen wird leichter.
Schockiert sehe ich, wie er beginnt, sich aufzulösen. Kleine Funken stiegen von seiner Haut auf, hin-
terließen graue, verbrannte Asche, die sich löste. NEIN. BITTE. ICH HAB ES DOCH FAST GESCHAFFT.
BITTE NICHT. NICHT JETZT. NEIN. Das Gewicht auf meinen Armen ist kaum noch spürbar. Ich lasse mich
nach vorne fallen, tauche meine Arme bis zu den Schultern in das Brunnenbecken. Mit einem
leuchtend goldenen Funkenregen löst sich Heeros Körper ganz auf und meine Hände sind leer.
LEER. NEEEEEIIIIIIIIINNNNN! Mit haltlosem Schluchzen sinken ich vor dem Brunnen zu Boden.
Wie ein Sturm brechen die Tränen aus mir hervor. Ich war nicht schnell genug gewesen. Es war zu
spät.

Langsam erstirbt das Schluchzen in mir und Kälte breitet sich in meinem Inneren aus. Ich erhebe
mich und drehe mich zum Brunnen um. Haß steht in meinen Augen, lässt sie brennen. Hinter mir
erklingt ein Keuchen. Quatre und Trowa stehen im Türrahmen und sehen sich ungläubig um. "Großer
Gott, was ist das hier?" stößt Quatre ehrfurchtsvoll hervor. Ich drehe mich um. Wie ein leises Flüstern
dringen Worte in meine Gedanken, mit denen ich nichts anfangen kann. Sprich sie aus, Sprich sie aus.
Sie stehen draußen. Gib ihnen das, was sie verdienen. Gib Treize, was er verdient............Ich sehe zur
Tür hinaus, nehme meine Freunde gar nicht wahr. Wie in Trance registriere ich, das der Brunnen und
auch die Wasserspeier aufgehört hatten zu fließen. Die rote Flüssigkeit lag völlig still. Sag es, schreit
die Stimme in meinem Kopf und ich kann mich nicht mehr wehren. Ich öffne meinen Mund.......

"Rad des Schicksals in Gottes Hand, ich folge deiner Spur im Sand. Rad des Schicksals, bleib nicht
stehen, durchbrich den Zirkel des Geschehns. Der ewige Lauf der Zeit sind die acht Speichen .......
der Unendlichkeit......................." Meine Stimme hallt dröhnend von den Wänden wider und Quatre
taumelt zurück. Der Boden bebt, das Blut unter den Stegen und im Brunnen beginnt zu brodeln, als
würde es kochen.

tu via es in mundo magico
il lumino torqueo inveni
et il lumino

Mein Blick geht immer noch starr geradeaus, als ich mich in Bewegung setze und mit forschen
Schritten nach draußen gehe. Trowa und Quatre machen mir Platz, sehen mir verwirrt nach, doch ich
kann es ihnen nicht erklären. Alles, was ich spüre ist Zorn und Trauer. Licht begleitet meinen Weg, flammt
überall dort auf, wohin ich gehe. Das ganze Anwesen erstrahlt im Licht der Lampen und Laternen. Überall
im Garten stehen sie. Warten darauf, was passiert. Unsicher, was das Beben ausgelöst hat. Dann fällt mein
Blick auf Treize und das wütende Feuer in meinen Augen wird immer größer.

rota fortunae octo imaginibus
tu clavis ad universum alienum es
anni permulti ego te indagavi
et ego pericula multa superavi

Langsam steige ich die Stufen zum Park hinunter. Wind kommt auf, weht mein Haar in wilden Strähnen
um meinen Kopf. Treize sieht mir entgegen, seine Augen zeigen Unglauben, ja fast Furcht. Die anderen
Vampire weichen unschlüssig zurück, sehen fragend zu ihrem Meister hinüber. "Fangt ihn!"
schreit Treize laut, doch im selben Moment erklingt ein Grollen, das aus dem Haus zu kommen scheint.

tu via es in mundo magico
et il lumino
il lumino torqueo inveni
et il lumino

Die Lichter um den riesigen Brunnen flammen hell auf und in einer gigantischen Fontäne steigt das
Blut zum nächtlichen Himmel hinauf, bevor es den Brunnen in Gang setzt. Die Vampire starren un-
gläubig auf die fließende rote Flüssigkeit, die sich dampfend in die drei Schalen des marmornen
Brunnens ergießt. Mit einem knackenden Geräusch beginnt das runde Kunstwerk, sich um sich selbst
zu drehen. Schneller, immer schneller, bis eine riesige Spirale gen Himmel steigt.

rota fortunae octo imaginibus
tu clavis ad universum alienum es
anni permulti ego te indagavi
et ego pericula multa superavi

Treize starrt ungläubig auf den Brunnen und ein wütender Schrei entfährt ihm. "Das kann nicht sein.
Das glaube ich nicht. Das ist NICHT möglich!" Mit wutverzerrtem Gesicht stürzt er auf mich zu, doch
ein harter Schlag aus der Luft wirft ihn zurück, schleudert ihn zu Boden. Er fährt herum. Meine Trance
bricht mit einem Mal und ich spüre deutlich, wie ich zittere. Was passiert hier? Was hatte ich getan?
Das hier ist völlig ausser Kontrolle geraten. Wieder schießt Treize auf mich zu, doch im nächsten Mo-
ment umgibt mich ein Strudel aus roten Tropfen, der Treize schreiend wieder zurückwirft. "Ich habe
gesagt: RÜHR IHN NICHT AN!" erklingt dröhnend eine Stimme, die mir mehr als vertraut ist. Ich fühle
Arme, die mich aufheben und wende meinen Kopf um. Fassungslos beobachte ich, wie aus den
Tropfen ein Körper erscheint, ein fester Körper. Warme Haut streift meine. Wildes, zerzaustes, dunkles
Haar peitscht im heißen Wind hin und her. Heeros Gesicht war ernst und in seinen Augen brannte
ein Feuer, das ich noch nie zuvor gesehen hatte. Sie glühten rot, leuchtend rot. "Mach dich bereit,
zu sterben," hallt seine Stimme kalt zu seinem ehemaligen Mentor hinüber.

tu via es in mundo magico
et il lumino
il lumino torqueo inveni
et il lumino

"LOS, GREIFT SIE AN. ZUSAMMEN!" brüllt Treize panisch und wendet den Blick nicht von uns ab. Die
Vampire schnellen auf uns zu, doch Heeros Kopf ruckt herum. Seine Augen glühen grell auf und die
erste Front der Angreifer geht schreiend in Flammen auf. Wieder wendet er den Kopf. Wieder Schreien.
Dann sieht er Treize an. Seine Augen fixieren den Mann. Treize geht in die Knie, seine Haut
scheint zu leuchten, bevor kleine Flammen erscheinen und ihn ganz einhüllen. Angst steigt in mir
hoch. Heeros Kopf sinkt zurück, ein Schwall brennender Luft ballt sich um ihn zusammen und die an-
greifenden Vampire verglühen in einem riesigen Feuerball. Mit weit aufgerissenen Augen sehe ich
auf Heeros unbewegtes Gesicht. Bitte....Heero. NICHT. NICHT MEHR. HÖR AUF. Ich fasse nach seinem
Gesicht und presse meine Lippen in einem verzweifelten Kuß auf seine. Seine Anspannung löst sich.
Die Hitze kühlt ab und er erwidert meinen Kuß mit leidenschaftlicher Hingabe. Langsam sinken wir zu
Boden und ich löse atemlos meine Lippen von seinen. Heero. Ich hatte ihn wieder. Ich hatte ihn
nicht verloren. Er war noch immer bei mir.

"Bis in alle Ewigkeit, Duo." sagt er sanft und ich sehe ihn verwirrt an. Konnte er hören, was ich denke?
Das hatte er vorher nicht gekonnt. War das noch mein Heero? "Natürlich bin ich es noch, Koi!"
Ich kneife meine Augen zusammen und mustere ihn. Er lacht laut auf und zieht mich sanft in seine
Arme. "Was.......was ist mit dir passiert?" "Du hast die Macht des Brunnens in Gang gesetzt. Sonst wäre
ich nicht mehr am Leben." "Dann bist du.... dann hast du jetzt..?" Meine Stimme zitterte. Dann hatte er
jetzt die Macht des Urvaters der Vampire? Heero nickt. "Aber nicht nur ich. Du auch. Du bist mit mir
verbunden, bis in alle Ewigkeit!" Ich auch? Davon spürte ich aber gar nichts. "Wie glaubst du, hast
du das alles in Gang gesetzt?" Er lacht über den irritierten Ausdruck in meinem Gesicht. Dann steht er
auf und zieht mich auf die Füße. Ich sehe mich um. Überall um uns herum schwirren Funken wie
Glühwürmchen durch die Luft. Aber außer uns war niemand mehr zu sehen.

Das Anwesen steht immer noch im hellen Licht. Oben an der Terassentür stehen Quatre und Trowa,
spähen vorsichtig hinaus. Arm in Arm gehen wir hinauf. "Was war das? Was habt ihr getan?" fragt
Quatre schockiert. "Frag ihn das. Ich bin hier immer noch der Lehrling!" Ich deute auf Heero, der
seelenruhig zum Tisch geht und aus der Karaffe in Gläser goß. Ein Geräusch an der Tür läßt uns
herumfahren und Heero tritt zu mir, drückt mir ein gefülltes Glas in die Hand. Er sieht nicht einmal zur
Tür. "Komm ruhig herein, Zechs. Wufei." sagt Heero einladend und die beiden betreten zögernd den
Raum. Sie wissen nicht, was sie sagen sollen, fährt es mir durch den Kopf. "Gut erkannt!" sagt Heero
leise und ich höre seine Stimme in meinem Kopf. "Sollen wir nett sein und sie aufnehmen?" Ich sehe
Heero an. Das würde er tun? Vielleicht hatte er sich doch nicht so sehr verändert.

"Ja. Wenn sie sich anpassen können!" sage ich und nicke bestätigend. Dann wende ich mich um.
"Ihr könnt hier bei uns bleiben, wenn ihr wollt. Wenn ihr euch uns nicht anschließen wollt, dann geht
und lasst euch besser nie wieder blicken." Zechs sieht zu Boden und nickt, sein Arm drückt den jun-
gen Chinesen fest an sich. Dann sieht er wieder auf. Sein Blick hat den Hohn und die Überheblich-
keit verloren. Er sieht............dankbar aus. Heero ergreift die Gläser und läßt sie rundgehen, bis jeder
außer Wufei sein eigenes hat. "Wir werden uns umsehen, und die Vertreter unserer Rasse finden, die
nicht würdig sind, zur Familie der Vampire zu gehören." sagt Heero und hält das Glas hoch. Sein Arm
um meine Taille preßt mich fest an ihn. Ich lehne mich an ihn, glücklich darüber, mit ihm zusammen zu
sein. Mein Blick geht in die Runde, und sie lächeln. Alle lächeln. Ich hebe den Kopf und streichle sanft
mit meinen Lippen über Heeros. Er sieht mich an. "Ich liebe dich." "Ich liebe dich auch, bis in alle
Ewigkeit."



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Kommentare
Letzter Kommentar (von insgesamt 14):
Geschrieben von Gott des Todes
WOW!!! Diese Story ist echt wahnsinnig gut geschrieben, wahnsinnig schön....naja, Wahnsinn eben ^-^

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