Sie sind nicht eingeloggt.
LoginLogin Kostenlos anmeldenKostenlos anmelden
BeiträgeBeiträge MembersMitglieder SucheSuche HilfeHilfe StatStatistik
ChatChat VotesUmfragen FilesDateien CalendarKalender BookmarksBookmarks
Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 
Jugendamt Altenkirchen: Familientyrann (Missbrauch Töchter und Söhne)

Anfang   zurück   weiter   Ende
Autor Beitrag
Gast
New PostErstellt: 24.02.11, 08:31  Betreff: Jugendamt Altenkirchen: Familientyrann (Missbrauch Töchter und Söhne)  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

23.02.2011

Koblenzer Missbrauchsprozess
Staatsanwalt ermittelt gegen Jugendamt
Im Missbrauchsprozess um Detlef S., der jahrelang seine Töchter missbrauchte und mit einer von ihnen acht Kinder zeugte, ermittelt die Staatsanwaltschaft nun gegen Mitarbeiter des Jugendamts. Die Befragung dreier Beamter vor Gericht sprach für sich.

Koblenz - Im Fall um den jahrelangen Missbrauch im Westerwald ermittelt die Staatsanwaltschaft nun auch formal gegen Mitarbeiter des Jugendamts. Privatleute hatten sie angezeigt. Geprüft wird, ob in dem Amt Fehler gemacht wurden. "Es handelt sich um ein förmliches Verfahren", betonte der Staatsanwalt am Mittwoch in Koblenz. Es ändere nichts am Ergebnis einer ersten Untersuchung.

Diese hatte ergeben, dass weder der Mutter der Opfer noch dem Jugendamt strafrechtlich relevante Vorwürfe gemacht werden könnten. Wegen der Anzeigen sei die Staatsanwaltschaft aber verpflichtet zu ermitteln.

Das Jugendamt Altenkirchen hatte nach Aussagen von Mitarbeitern vor Gericht wenig direkten Einblick in das Leben der Familie von Detlef S. Ortstermine im Haus der Familie in Fluterschen hätten sich meist schwierig gestaltet, sagte die derzeit für die Familie zuständige Sachbearbeiterin am Mittwoch. "Ich hatte nicht den Eindruck, dass ich in seinem Haus willkommen war."

Detlef S. wollte "einen guten Eindruck machen"

Am Mittwoch waren vier zum Teil ehemalige Mitarbeiter des Jugendamts Altenkirchen als Zeugen im Prozess um Hunderte Fälle sexuellen Missbrauchs im Westerwald geladen. Amtsleiter Hermann-Josef Greb wies vor Gericht erneut Vorwürfe zurück, er sei mit dem Angeklagten Detlef S. näher bekannt gewesen. Greb bestätigte jedoch, dass er als junger Sozialarbeiter den damals 16-jährigen Detlef S. und seine minderjährigen Geschwister nach dem Tod der Eltern betreut hatte.

"Er war sehr darauf bedacht, einen guten Eindruck zu machen", sagte Greb über den Angeklagten. Die Kinder hätten Misshandlungen in Gesprächen mit Mitarbeitern der Behörde immer wieder abgestritten. In der vergangenen Woche hatten die mutmaßlichen Opfer schwere Vorwürfe gegen das Jugendamt erhoben, das trotz etlicher Hinweise auf Missbrauch und Misshandlung nicht eingeschritten sei.

Die für die Familie zuständige Sachbearbeiterin sagte, wegen der Schwierigkeiten bei den Ortsterminen sei die Stieftochter des Angeklagten, Natascha S., immer wieder zu Terminen ins Jugendamt in Altenkirchen bestellt worden. Bei fast allen diesen Terminen sei Detlef S. dabei gewesen.

Ehefrau verweigerte die Aussage

Die 28-Jährige, die in dem Prozess als Nebenklägerin auftritt, hat acht Kinder von ihrem Stiefvater bekommen, wovon eines kurz nach der Geburt starb. Der Jugendamtsleiter sagte, dass die Vaterschaft nie ein Schwerpunkt der Arbeit des Jugendamtes gewesen sei. Dennoch habe er Detlef S. zu einem Vaterschaftstest geraten, als es erste Gerüchte gab.

lm Zusammenhang mit dem Fall wird inzwischen auch gegen Jugendamtsmitarbeiter wegen unterlassener Hilfeleistung ermittelt.

ANZEIGE
Die Ehefrau des Angeklagten Detlef S. machte vor Gericht von ihrem Recht zur Aussageverweigerung Gebrauch. Ihr Auftritt als Zeugin dauerte am Mittwoch nur rund zwei Minuten, dann verließ die Frau den Gerichtssaal wieder.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 48-Jährigen aus Fluterschen (Kreis Altenkirchen) 350 Fälle von sexuellem Missbrauch vor. Unter anderem soll er die Stieftochter Natascha und seine leibliche Tochter Jasmine zur Prostitution gezwungen haben.

Bei der Fortsetzung des Prozesses am Freitag sollen unter anderem die mutmaßlichen Freier vernommen werden. Außerdem soll laut Gericht ein psychologisches Gutachten über den Angeklagten vorgestellt werden, das ein Sachverständiger in den vergangenen Tagen erstellt hat.

jjc/dapd
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,747288,00.html#ref=rss
nach oben
Gast
New PostErstellt: 24.02.11, 08:34  Betreff: Re: Jugendamt Altenkirchen: Familientyrann (Missbrauch Töchter und Söhne)  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

23.02.2011

Koblenzer Missbrauchsprozess
Ein Jugendamt schaut weg

Von Gisela Friedrichsen, Koblenz

Wieso schöpfen Mitarbeiter eines Jugendamtes keinen Verdacht, wenn eine junge Frau in zehn Jahren achtmal schwanger wird? Im Fall des Koblenzer Missbrauchsprozess lautet die Antwortet: Chaotische Aktenführung sowie träge und gleichgültige Angestellte.

Das ist der Fall, der derzeit in Koblenz verhandelt wird: Ein Familienvater konnte zehn Jahre lang und mehr seine eigene Tochter, anfangs ein Kind noch, als Sexualobjekt benutzen. Er konnte sie in seiner Anwesenheit gegen kleines Geld von brutalen Freiern vergewaltigen lassen und dabei auch noch mitmachen. Er hat seine Stieftochter achtmal geschwängert und die ganze Familie unter Einsatz körperlicher und psychischer Gewalt schlimmsten Ausmaßes zum Schweigen und Stillhalten und Mitmachen verdammt. Die Wahrheit darüber drang höchstens in Form von Gerüchten nach draußen, erst die Staatsanwaltschaft bringt jetzt diese Taten, die längst nicht mehr nur mutmaßliche sind, ans Licht.

Wenn ein Fall so gelagert ist, dann zeigt er, dass nicht nur dieser Mann Detlef S. versagt, dem zurzeit in Koblenz der Prozess gemacht wird. Dass er in seinem Haus in Fluterschen im Westerwald solch ein widerliches Schreckensregime führen konnte, haben auch Personen zu verantworten, die sich heute hinter komplettem Erinnerungsverlust, Nicht-Zuständigkeit oder Blauäugigkeit verstecken, die schon an Torheit grenzt.

Den Auftakt zum vierten Verhandlungstag vor der 4. Strafkammer des Koblenzer Landgerichts bildete am Mittwoch zunächst der Zeugenauftritt von Erika S., 52, der Ehefrau des Angeklagten. Sie hat 1987 vier kleine Kinder in die Ehe mitgebracht, ein Mädchen und drei Jungen, und weitere vier geboren, wieder ein Mädchen und drei Jungen.

Dann erlahmte offenbar das Interesse des Ehemannes an ihr, und er wandte sich seiner Stieftochter, später auch seiner leiblichen Tochter und inzwischen sogar einer Enkelin zu, die zugleich seine Tochter ist.

Wer Frau S. gesehen hat, begreift plötzlich, dass es auch eine Hölle auf Erden gibt.

Mit dem Blick eines waidwund geschossenen Tieres betritt sie den Saal durch eine Nebentür - eine dünne, gebeugte Frau mit grauem, eingefallenem Gesicht. Unsichere Schritte bis zum Zeugenstuhl. Sie will nicht aussagen. Vielleicht wollte sie es, wagt es aber nun doch nicht angesichts des nur wenige Meter entfernten Ehemanns auf der Anklagebank.

Vor der Saaltür bedauert einer ihrer Söhne, auch er ein nervös zitterndes Bündel voller Angst, dass die Mutter schwieg. Sie wolle sich scheiden lassen, sagt er in die Mikrofone. Jetzt, da alles zu spät ist.

"In Ihrer Akte herrscht heilloses Chaos!"

Für diesen Mittwoch standen als Zeugen auch jene Mitarbeiter des Jugendamts Altenkirchen auf dem Programm, die mit dem in der deutschen Justizgeschichte fast beispiellosen Fall aus dem Westerwald in den vergangenen Jahren zu tun hatten. Harsche Kritik an der Aktenführung, die nicht mehr nachvollziehbar macht, was wann wer getan oder gewusst hat - das Übliche, das kennt man.

Doch eine Sozialarbeiterin, zum Glück vor elf Jahren schon aus der Behörde ausgeschieden, die sich an wirklich gar nichts mehr erinnert?

Fluterschen ist ein Dorf mit 750 Einwohnern. Da wird es auch damals nicht so viele Familien vom Kaliber der S.s gegeben haben. Ein Vorsitzender Richter, der da nicht aus der Haut fährt, sondern einen beunruhigenden Vermerk nach dem anderen, den sie damals angefertigt hatte, geduldig vorhält, beweist Haltung. Nur einmal fragt er: "Muss ich Ihnen wirklich alles vorlesen?" Ja, er muss.

Mindestens 16 Mal sagt sie: "Keine Erinnerung", wortloses Schulterzucken nicht mitgerechnet. Nicht einmal, als der Beisitzer mit Nachdruck allein acht Vorkommnisse zwischen März und Mai 2002 zitiert, die alle Alarmglocken im Jugendamt Altenkirchen hätten schrillen lassen müssen, kehrt die Erinnerung zurück. "In Ihrer Akte herrscht heilloses Chaos! Haben Sie überhaupt etwas richtig abgeheftet?" Der einzige Satz, den diese Zeugin hervorbringt, lautet: "Ich hoffe, damals alles nach bestem Wissen und Gewissen gemacht zu haben." Sie hofft.

Wieso schreckte das Amt nicht auf bei acht Schwangerschaften in Serie?

Es gibt Lücken in den Akten, ausgerechnet zwischen 1998 bis 2002 und dann wieder bis 2008. Zufall? Auch die nächste Zeugin, die 1998 in einem Bericht für die Staatsanwaltschaft schrieb, die "tatsächliche Situation der Kinder wird als undurchsichtig eingeschätzt", kann sich die Lücken nicht erklären.

Sie weiß gut Bescheid, sie erinnert sich sogar noch daran, dass sie, als sie die Familie S. übernahm, deren Akte aus der Vergangenheit nicht ansah. Und sie erinnert sich auch, dass vor allem die Stiefkinder S.s immer wieder Hinweise gaben, um Hilfe baten, von zu Hause wegwollten - und dann, wenn S. sie wieder in seiner Gewalt hatte, alles abstritten. Oder schwiegen. "Es war ein ewiges Hin und Her."

Die Stieftochter, die S. schon schwängerte, als sie 16 war, und ein Jahr später gleich wieder und wieder bis 2009 - wäre hier nicht Anlass gewesen, den Gerüchten, S. sei der Vater, nachzugehen?

Glaubte man im Jugendamt wirklich die Geschichten, die die junge Frau dort erzählte: von wegen unbekannter Männer, mit denen sie nach Discobesuchen Geschlechtsverkehr gehabt habe und an die sie sich nicht mehr erinnere? Wie naiv muss man sein oder wie gleichgültig, wenn man dann vor Gericht sagt: "Ja, wenn keine Meldung kommt, dann sehe ich auch keinen Handlungsbedarf." Und: "Es war ja ein gutes familiäres Klima."

"Wir können Hilfen nicht aufzwingen"

Man habe die junge Frau "stärken" wollen, sagt die Zeugin, eine Sozialarbeiterin mit Diplom. "Ich war sehr erschrocken, als ich sah, dass die Frau mit sieben Kindern auf 45 Quadratmetern bei ihren Eltern zu Hause lebte. Sie schlief auf einem Sofa zwischen den Zimmern, die Kinder hatten zum Teil kein eigenes Bett. So ging es nicht." Dass die Misere sich nicht auf 45 Quadratmeter beschränkte, entging ihr.

"Es ist nicht meine Aufgabe, Vaterschaften festzustellen oder klären zu lassen, wenn die Mutter es nicht will", sagt sie trotzig als Zeugin. "Wir können Hilfen nicht aufzwingen." "Kam es Ihnen nicht komisch vor, dass die junge Frau immer mit ihrem Stiefvater erschien?", fragt eine Anwältin. "Es kommt ganz auf die Beziehung an", lautet die Antwort. Erst 2008 sei ihr aufgefallen, dass S. sich dagegen sträubte, fremde Leute ins Haus zu lassen.

Dann kam der Leiter des Jugendamts, Hermann Josef Greb, seit zwei Jahren erst im Amt. Er gibt immerhin zu, dass man "zeitweise wohl recht nahe dran war" und nicht viel gefehlt hat, "das riesige Ausmaß des Geschehens" zu erkennen.

Trotzdem: "Wenn eine Minderjährige schwanger wird, muss das Jugendamt ja nicht gleich das Schlimmste vermuten." Man habe schon festgestellt, dass da viele Kinder hintereinander gekommen seien. "Aber dass es der Stiefvater gewesen sein könnte? Wir hatten keinen Verdacht."

In spektakulären Fällen von Kindstötung oder Verwahrlosung geraten die Jugendämter schnell in die Schusslinie vor allem der Medien, nicht immer ganz zu recht. Ihre Arbeit ist eine Gratwanderung zwischen zu viel und zu wenig Kontrolle.

Im Fall S. aber wurde am Mittwoch im Koblenzer Gerichtssaal nur die Spitze eines ganzen Gebirges von Versagen sichtbar. "Welchen Eindruck machte der Angeklagte auf Sie?" fragt der psychiatrische Sachverständige Gerhard Buchholz jeden der Zeugen. Und jeder sagt ungefähr das Gleiche: Er war darauf bedacht, einen guten Eindruck zu machen.

Damit gab man sich offensichtlich zufrieden.
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,747331,00.html#ref=rss
nach oben
Gast
New PostErstellt: 23.03.11, 04:34  Betreff: Re: Jugendamt Altenkirchen: Familientyrann (Missbrauch Töchter und Söhne)  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Jugendämter in der Kritik Die Lehren aus dem Inzestfall in Fluterschen

Im Westerwälder Missbrauchsprozess steht auch das zuständige Altenkirchener Jugendamt in der Kritik. So wurde jetzt bekannt, dass der geständige mutmaßliche Täter Detlef S., die Zwillingsgeschwister Björn und Natascha im Jahr 2000 adoptieren durfte, obwohl es nach Auskunft einer der am Prozess beteiligten Anwältinnen schon vorher deutliche Hinweise auf Gewalt im Hause S. gegeben hatte. Das Jugendamt bestätigt, dass es hier keinen Informationsfluss im Jugendamt gegeben habe: „Ein systematischer Austausch von Informationen zwischen der Adoptionsstelle und den anderen Bereichen des Jugendamtes“ sei „aufgrund datenschutzrechtlicher Bestimmungen nicht gestattet“.
Die Lehren aus dem Inzestfall in Fluterschen REPORT MAINZ, 21.3.2011 | 6:25 min
szmtag

Dem widerspricht die Professorin für Familien- und Jugendhilferecht von der Hochschule Darmstadt, Anne Lenze. Immer dann, wenn es um das Kindeswohl gehe, sei der Datenschutz eindeutig ausgehebelt. Das sei im Gesetz eindeutig so geregelt. Völlig unzureichender Informationsfluss und mangelnde Kommunikation begünstigten auch der Tod der siebenjährigen Lea-Sophie aus Schwerin, die 2007 verhungerte. Der Untersuchungsausschuss im Fall Kevin aus Bremen stellte 2008 erhebliche Unsicherheiten der Jugendamtsmitarbeiter im Zusammenhang mit dem „Datenschutz“ fest. Experten, wie Anne Lenze, fordern jetzt Standards, dass zum Beispiel bei einer Adoption immer nachgefragt werden müsse, ob etwas gegen die Adoption spreche und bei der Aktenführung.

Alle Sendetermine:
21.03.2011, 22.00 Uhr, REPORT MAINZ, Das Erste
http://www.swr.de/report/-/id=233454/nid=233454/did=7623340/lwpc9/index.html
nach oben
Gast
New PostErstellt: 21.04.11, 07:04  Betreff: Re: Jugendamt Altenkirchen: Familientyrann (Missbrauch Töchter und Söhne)  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

23.02.2011
Ermittlungen gegen das Jugendamt im Westerwald

Nach mehreren Anzeigen ermittelt der Staatsanwalt jetzt auch gegen das Jugendamt, das die Familie des Westerwald-Peinigers Detlef S. betreut hatte.

Im Fall um den jahrelangen Missbrauch im Westerwald ermittelt die Staatsanwaltschaft nach Anzeigen von Privatleuten nun auch formal gegen Mitarbeiter des Jugendamtes. Geprüft wird, ob in dem Amt Fehler gemacht wurden. „Es handelt sich um ein förmliches Verfahren“, betonte der Staatsanwalt in Koblenz. Es ändere nichts am Ergebnis einer ersten Untersuchung. Diese hatte ergeben, dass weder der Mutter der Opfer noch dem Jugendamt strafrechtlich relevante Vorwürfe gemacht werden könnten. Wegen der Anzeigen sei die Staatsanwaltschaft aber verpflichtet, zu ermitteln.

Foto: dapd/DAPD Der Leiter des Jugendamts Altenkirchen im Westerwald, Hermann-Josef Greb

Video

* weiter blättern

Detlef S. gesteht Missbrauch von eigener Tochter

Detlef S., 48, Familienvater, muss sich vor dem Koblenzer Landgericht wegen sexuellen Missbrauchs seiner Tochter sowie zweier Stiefkinder in 350 Fällen verantworten. Den Missbrauch der Tochter hat er zugegeben, ebenso die Vaterschaft für sieben Kinder seiner Stieftochter. Die 52 Jahre alte Ehefrau verweigerte h in dem Prozess eine Zeugenaussage.

JuDie Befragung von drei Jugendamtsmitarbeitern zeigte, dass es unter anderem schon 1998 Hausbesuche bei der Familie gab. Die damals zuständige Mitarbeiterin konnte sich nach eigenen Worten nicht mehr an den Fall erinnern.

*
* 1 von 8
* zurück blättern
* weiter blättern

Versteckt, missbraucht, geschwängert

Weltweit werden Kinder zu Opfern von sexuellem Missbrauch in der Familie, Töchter vom eigenen Vater geschwängert. Beispiele aus der Vergangenheit:

Oktober 2010: In Argentinien wird ein 60-Jähriger verhaftet, der seine Tochter 20 Jahre lang missbraucht und mit ihr sechs Kinder gezeugt haben soll. Die 34-Jährige zeigte ihren Vater erst an, nachdem er eine der gemeinsamen Töchter vergewaltigt hatte.

Juni 2010: In Brasilien missbraucht ein Vater mehr als 16 Jahre lang seine Tochter und zeugt mit ihr sieben Kinder. Zudem soll er sich an einem „Enkelkind" vergangen haben. Mithäftlinge töten den Mann Anfang Februar 2011 im Gefängnis.

Februar 2010: Ein Australier hat seine Tochter 30 Jahre eingesperrt, missbraucht und mit ihr vier Kinder gezeugt. Er hatte ihr immer wieder Gewalt angedroht und sie damit eingeschüchtert. Der Mann aus Melbourne wird zu 18 Jahren Haft verurteilt.

März 2009: Der Inzesttäter von Amstetten in Österreich, Josef Fritzl, muss lebenslang hinter Gitter. Er hatte seine Tochter Jahre lang in einem Keller gefangen gehalten und tausendfach vergewaltigt. Sie gebar sieben Kinder, von denen sechs überlebten.

März 2009: In Italien sorgt das Schicksal der damals 34-jährigen „Laura" für Aufsehen. Vater und Bruder hatten die Frau aus Turin mehr als 20 Jahre eingesperrt und immer wieder missbraucht. Als sie mit 17 schwanger wird, zwingt die Familie sie zur Abtreibung.

Juli 2004: Vater und Mutter von vier sexuell missbrauchten Söhnen werden in Nordfrankreich zu langen Haftstrafen verurteilt. Sie sollen die eigenen und zwölf weitere Kinder geschändet und zur Prostitution gezwungen haben. Die Opfer waren zwischen drei und acht Jahre alt.

Oktober 1999: Ein 39 Jahre alter Mann aus Sachsen-Anhalt muss wegen sexuellen Missbrauchs seiner Tochter für dreieinhalb Jahre hinter Gitter. Er hatte das damals elfjährige Mädchen geschwängert.

Auch als der Richter ihr mehrere ihrer eigenen Aktennotizen vorlas, sagte sie immer wieder: „Ich kann mich nicht erinnern.“ Laut Akte waren etwa bei einem Hausbesuch alle Rollläden herunter gelassen, hinter der einen Spalt geöffneten Haustür habe sie eine Menge Kinder erkennen können. Ins Haus gelassen wurde die Sozialarbeiterin nicht.

2008 habe die Stieftochter von sich aus Hilfe beim Jugendamt beantragt, berichtete eine andere Behördenmitarbeiterin. Der Angeklagte war nach ihrer Einschätzung eher dagegen. „Er wollte keine fremden Leute im Haus haben.“ Die Jugendamtsmitarbeiterin berichtete davon, dass die Stieftochter mit ihren Kindern in sehr engen Verhältnissen im Haus des Angeklagten und seiner Frau gewohnt habe. „Ich schätze, das waren nur 45 Quadratmeter“, sagte die Zeugin.
Anzeige

*
* 1 von 15
* zurück blättern
* weiter blättern

Prozess um Missbrauchsdrama im Westerwald

-
Foto: AFP Detlef S. wurde in Koblenz der Prozess gemacht. Das Urteil: 14 Jahre und sechs Monate Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.

Prozess im Westerwaelder Missbrauchsfall
Foto: dapd/DAPD Wieder und wieder hat er nach Ansicht der Richter seine Kinder missbraucht.

Foto: dpa Beim Prozess-Auftakt hat der angeklagte Familienvater aus dem Westerwald das noch bestritten. Dann legte er ein Geständnis ab.

Natascha S. bei einem Interview mit N24
Foto: n24 Mit seiner Stieftochter Natascha hat Detlef S. acht Kinder gezeugt. Eines davon starb.

Prozessbeginn im Westerwaelder Missbrauchsfall
Foto: dapd/DAPD Der leitende Staatsanwalt Thorsten Kahl warf dem Angeklagten vor, auch seine leibliche Tochter und seinen Stiefsohn über Jahre sexuell missbraucht zu haben.

Prozessbeginn im Westerwaelder Missbrauchsfall
Foto: dapd/DAPD Der Adoptivsohn Björn war mit seiner Ehefrau zum Prozessauftakt erschienen.

Prozessbeginn im Westerwaelder Missbrauchsfall
Foto: dapd/DAPD Der Adoptivsohn (M.) mit seinem Anwalt Bernd Lundlein (l.) im Landgericht Koblenz. Er hatte auch schwere Vorwürfe gegen das Jugendamt erhoben. Nachdem er mehrfach verprügelt worden sei, habe er um Hilfe gebeten – aber keine bekommen.

Foto: dapd/DAPD Der Leiter des Jugendamts Altenkirchen im Westerwald, Hermann-Josef Greb, hatte Medien gesagt, dass die Möglichkeiten der Behörde begrenzt gewesen seien, weil die Stieftochter auf Nachfrage lange bestritten habe, vom Vater missbraucht zu werden.

Caption-Korrektur: Prozessbeginn im Westerwaelder Missbrauchsfall
Foto: dapd/DAPD Der Anwalt des Täters, Thomas Düber.

Prozessbeginn im Westerwaelder Missbrauchsfall
Foto: dapd/DAPD Der Demonstrant Timo Tasche vor dem Gerichtsgebäude.

Prozessbeginn im Westerwaelder Missbrauchsfall
Foto: dapd/DAPD Die Anklage hatte 14 Jahre und sechs Monate Haft gefordert. Wegen der Schwere der Taten und aufgrund der Wiederholungsgefahr hatte die Staatsanwaltschaft zudem anschließende Sicherungsverwahrung beantragt.

Sicherungsverwahrung für Missbrauchsvater - Nebenklägerin
Foto: dpa/DPA Die Richter folgten der Forderung der Anklage. Anwältin Katharina Hellwig (r.) und die Stieftochter Natascha S. fielen sich nach der Urteilsverkündung in die Arme.

Mehr als 14 Jahre Haft fuer Westerwaelder Missbrauchs-Vater
Foto: dapd/DAPD Ihm sei "ein ganzer Mount Everest vom Herzen gefallen", sagte Stiefsohn Björn am Ende des Prozesses.

Mehr als 14 Jahre Haft fuer Westerwaelder Missbrauchs-Vater
Foto: dapd/DAPD Die beiden Stiefsöhne Sven (l.) und Markus S. (2.v.l.) saßen im Publikum, das applaudierte, als die Richter das Strafmaß verkündet hatten.

Defendant Detlef S. stands with his lawyer Dueber before the pronouncement of judgement at the district court in Koblenz
Foto: REUTERS Detlef S. (l.) nahm das Urteil ohne jede Regung auf. Sein Verteidiger hatte neun Jahre Haft ohne Sicherungsverwahrung gefordert.

dpa/sv
http://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article12625757/Ermittlungen-gegen-das-Jugendamt-im-Westerwald.html
nach oben
Sortierung ndern:  
Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite 1 von 1
Gehe zu:   
Search

powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos

Design © trevorj