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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 
Jugendamt Burg: Fall Benjamin

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Gast
New PostErstellt: 12.03.07, 23:52  Betreff: Jugendamt Burg: Fall Benjamin  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

FAKT vom 27.03.2006
Kindesmisshandlung - Der Fall Benjamin
Manuskript des Beitrages
Der Fall Benjamin sorgte für Schlagzeilen. Das Kind könnte womöglich noch leben, wenn das zuständige Gericht schneller entschieden hätte. Jetzt sollen Fristen solche Dramen verhindern, fordert der Justizminister aus Sachsen-Anhalt.
In der Kirche von Schlagenthin in Sachsen-Anhalt vor drei Wochen: Der Pfarrer Andreas Henke hält einen Trauergottesdienst für den kleinen Benjamin. Die Gemeinde ist schockiert über den Tod des Jungen.
 
O-Ton: Andreas Henke, Pfarrer von Schlagenthin
"Denn Benjamin könnte heute noch leben. Er könnte in unserer Mitte lachen und spielen, wenn er rechtzeitig Hilfe bekommen hätte."

Benjamin wurde nur zwei Jahre alt. Im August des vergangenen Jahres ziehen seine Eltern in dieses Haus in Schlagenthin ein, offiziell mit fünf Kindern. Zu diesem Zeitpunkt ist Benjamin schon nicht mehr am Leben. Die Eltern sind mit dem toten Kind umgezogen. Nach einem Geständnis der Mutter findet die Polizei die teilweise skelettierte Leiche Benjamins in einer Plastiktonne auf dem Hof. Spurensuche: Im August 2003, taucht die Familie hier auf, in Stresow im Jerichower Land. Einer der Nachbarn, Peter Goltze, lernt die Eltern kennen und merkt bald, dass etwas nicht stimmt.
 
O-Ton: Peter Goltze, Nachbar in Stresow
"Der optische Eindruck, wenn Sie die Haustür aufgemacht haben - als Normalbürger hätten Sie zwei Schritte zurück gemacht und gesagt - um Gottes Willen, da kann ich doch nicht reingehen. Da holst du dir doch was weg! Das war gleich der optische Eindruck - und ein Geruch kam dir entgegen: leichter Brechreiz - da gehe ich nicht rein!"

Doch die Nachbarn kümmern sich. Peter Goltze und seine Lebensgefährtin Kati Weber, die selber drei Kinder haben, nehmen Benjamin sogar zwei Wochen bei sich auf, weil dessen Eltern ganz offensichtlich völlig überfordert sind. Auffällig ist, dass Benjamin Nahrung einzig und allein aus Joghurtbechern zu sich nimmt. Etwas anderes scheint er einfach nicht zu kennen.
 
O-Ton: Peter Goltze, Nachbar in Stresow
"Meine Frau hat ihn ein bisschen ausgetrickst, die Joghurtbecher leer gemacht und ein richtiges Mittagsbrot rein gemacht, und dann hat er auch was rein geruppt - und das Mittagsbrot gegessen. Und da ist er auch im Laufe dieser Zeit dann richtig schön proppig geworden wieder."
 
O-Ton: Kati Weber
"Die ersten Tage hat er ja so gegessen, nach dem Motto: jetzt musst du mal richtig zuschlagen. Wer weiß, wann es das nächste Mal was zu essen gibt!"

Doch nach zwei Wochen kommt Benjamin wieder zu seinen Eltern. Die Nachbarn sind besorgt.
 
O-Ton: Peter Goltze, Nachbar in Stresow
"Wir haben ja auch mit dem Amt gesprochen. Und das Amt hat ja auch gesagt, sie machen was. Nur, was haben sie denn gemacht? Sie haben ein Kind sterben lassen! Das ist ganz klar gesagt."

Frage: "Was haben Sie dem Amt gesagt?"

"Dass das Amt sich drum kümmern soll, dass die Kinder rauskommen dort. Oder dafür sorgen, dass die Eltern die Wohnung hier in Schuss kriegen. Wir haben was dafür getan - ich hab´ mich hingestellt, hab` mit denen angefangen, die Wohnung zu renovieren. Bis er nicht mehr wollte. So - meine Kompetenz war da zu Ende. Vom Amt die Kompetenz, die hätte doch weiter reichen können! Oder nicht? Dafür sind sie doch da!"

Wieder ein mal das Versagen des zuständigen Jugendamts? Aber dieser Fall liegt anders. Aus Sicht des Leiters wurde getan, was möglich war: mehrfach hat der verantwortliche Mitarbeiter die Familie aufgesucht, und mehrfach hat das Amt beim Familiengericht in Burg beantragt, den Eltern das Sorgerecht zu entziehen. Doch eine Entscheidung fiel dort nicht.
 
O-Ton: Wilfried Werner, Leiter Jugendamt Burg
"Wäre den ersten Anträgen des Jugendamtes Folge geleistet worden, und die Herausnahme der Kinder verfügt worden, würde Benjamin heute noch leben!"

FAKT liegt eine Dokumentation der Maßnahmen des Jugendamtes vor: Bereits am 6. Juli 2004 zeigt danach die Behörde eine Gefährdung des Kindeswohls an und verlangt ein Gutachten. Das angerufene Gericht sieht dafür keine Gründe. Noch drei Mal zeigt das Jugendamt eine Gefährdung des Kindeswohls an. Doch das zuständige Familien-Gericht scheint alle Zeit der Welt zu haben. Erst im April 2005 beschließt das Gericht, ein Gutachten erstellen zu lassen. Mehr als neun Monate nach dem ersten Antrag. Zu diesem Zeitpunkt ist Benjamin bereits einen Monat tot. Die Erstellung des Gutachtens wiederum dauert dann sage und schreibe weitere zehn Monate.
 
O-Ton: Wilfried Werner, Leiter Jugendamt Burg
Frage: "Dass heißt: Das hat alles über anderthalb Jahre gedauert."

"So ist es."

Frage: "Kann das sein?"

"Es sollte nicht sein! Es sollte nicht sein! Dass es sein kann, zeigt leider dieses Beispiel."

Für den Verband der Kinder- und Jugendärzte ist dieser Fall keine erschreckende Ausnahme. Mitglieder aus ganz Deutschland beklagen ein gefährliches Defizit im Umgang mit Risikofamilien.
 
O-Ton: Dr. Wolfram Hartmann, Präsident Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte
"Wir haben auch Fortbildungen über Kindesmisshandlungen und wie man das verhindert. Dabei kam immer wieder klar die Meinung zum Tragen, dass bei den Gerichten zur zeit eine Schwachstelle ist. Natürlich gibt es auch Fälle, in denen Jugendämter versagt haben, aber wir kennen durchaus viele Fälle, in denen Jugendämter durchaus aufmerksam gewesen sind und wo eben der letzte Schritt, die Kinder aus der Familie zu nehmen, nicht erfolgt ist."

Frage:"Mit welcher Folge?"

"Mit der Folge, dass Kinder zu Tode gekommen sind und mit der Folge, dass Kinder schwerste Schäden erlitten haben, die kaum noch zu reparieren sind."

Der Tod von Benjamin hat auch bei der Politik in Sachsen-Anhalt Entsetzen ausgelöst. Zum Fall selbst will sich Justizminister Curt Becker nicht äußern. Er fordert jetzt aber eine Verschärfung der Gesetze, denn bisher gibt es in den Familienverfahren keine einzige Frist. Jeder Richter kann selbst bestimmen, wann er Entscheidungen fällt.
 
O-Ton: Curt Becker, Justizminister Sachsen-Anhalt
"Wir brauchen erstens eine Regelung, die vorsieht, dass eine Entscheidung eines Familienrichters binnen einer bestimmten Frist gefällt werden muss. In Eilfällen sogar binnen eines Tages. Zweitens muss der Richter künftig vor Ort gehen, um sich ein Bild zu machen und nicht nur nach Aktenlage zu entscheiden. Und zum dritten erwarte ich, dass die Gutachter eine Frist gesetzt bekommen, in der sie ihr Gutachten über Sorgerecht und ähnliches erstatten müssen."

Viele Fälle von Kindervernachlässigung haben die Öffentlichkeit wachgerüttelt. Das ist eine Chance für einen besseren Kinderschutz. Denn für alle Beteiligten, auch bei den Gerichten muss das Kindeswohl im Mittelpunkt stehen.
 
zuletzt aktualisiert: 27. März 2006 | 20:40
Quelle: FAKT
http://www.mdr.de/fakt/2670107.html


[editiert: 03.05.07, 22:26 von Admin]
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Gast
New PostErstellt: 18.03.07, 03:33  Betreff: Re: Jugendamt Burg: Fall Benjamin  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

exakt vom 07.03.2006
Schicksal Benjamin
Manuskript des Beitrages
von Knud Vetten, Karsten Scholtyschik
Benjamin war gerade zwei Jahre alt, als er nach einem unglaublichen Leidensweg starb. Verhungert im Haus der eigenen Eltern.
  
Am vergangenen Samstag in der Kirche von Schlagenthin in Sachsen-Anhalt. Der Pfarrer Andreas Henke hat einen Trauergottesdienst für den kleinen Benjamin angesetzt. Die Gemeinde ist schockiert über den Tod des Jungen.
 
O-Ton: Andreas Henke, Pfarrer von Schlagenthin
"Denn Benjamin könnte heute noch leben. Er könnte in unserer Mitte lachen und spielen, wenn er rechtzeitig Hilfe bekommen hätte."

Benjamin wurde nur zwei Jahre alt. Im August des vergangenen Jahres zogen seine Eltern in dieses Haus in Schlagenthin ein, offiziell mit fünf Kindern – doch zu diesem Zeitpunkt ist Benjamin schon tot. Dem Bürgermeister des Ortes fiel die Familie schon am Tag des Einzugs auf. Er bekam die Nachricht, vor dem Haus wird LKW-weise Müll abgeladen.
 
O-Ton: Horst Blasius, Bürgermeister von Schlagenthin
"Da bin ich dann hingefahren, und da sagten die Fahrer denn: also das ist noch lange nicht alles, wir bringen noch drei oder vier Wagen hierher. Also so viel Unheil und Unrat haben sie hier so hinterlassen."

Frage: "Was war das?"

"Na, alles Gelumpe, was man sich vorstellen kann. Mülltüten und Müllbehälter – nur reineweg Müll."

Vor einem Monat fällt einer Ärztin der schlechte Gesundheitszustand eines der Kinder auf, sie verständigt die Polizei, und die finden die teilweise skelettierte Leiche Benjamins in einer Plastiktonne auf dem Hof. Endpunkt eines Dramas, das eine lange Vorgeschichte hat. Spurensuche.

Die kleine Stadt Egeln – 100 Kilometer südwestlich von Schlagenthin. Hierher zieht die Familie im Frühjahr 2002 Im April 2003 wird Benjamin geboren, als viertes Kind. Die Vermieterin in Egeln ist noch immer fassungslos, in welchem Zustand sie ihr Haus nach dem Auszug der Familie nur ein Jahr später vorfand.
 
O-Ton: Claudia Knopp, Vermieterin in Egeln
"Es war eine einzige Müllhalde. Teppichböden naß, vollgepullert. Kot in Pappschachteln, es war eine Katastrophe! Sanitäranlagen unbenutzbar – wir mußten alles neu machen!"

Schon in Dessau, wo die Familie vorher wohnte, war das Jugendamt aufmerksam geworden, es gab Anzeigen wegen Vernachlässigung, über Monate erfolgte eine Familienbetreuung durch das Jugendamt. Doch das Sorgerecht bleibt bei den Eltern. Dann, im August 2003, taucht die Familie hier, in Stresow im Jerichower Land auf. Einer der Nachbarn, Peter Goltze, lernt die Familie kennen und merkt bald, dass etwas nicht stimmt.
 
O-Ton: Peter Goltze, Nachbar in Stresow
"Der optische Eindruck, wenn Sie die Haustür aufgemacht haben – als Normalbürger hätten Sie zwei Schritte zurück gemacht und gesagt – um Gottes Willen, da kann ich doch nicht reingehen. Da holst du dir doch was weg! Das war gleich der optische Eindruck – und ein Geruch kam dir entgegen: leichter Brechreiz – da gehe ich nicht rein!"

Doch die Nachbarn kümmern sich. Peter Goltze und seine Lebensgefährtin Kati Weber, die selber drei Kinder haben, nehmen Benjamin sogar zwei Wochen bei sich auf, weil dessen Eltern ganz offensichtlich völlig überfordert sind. Auffällig ist, dass Benjamin Nahrung einzig und allein aus Joghurtbechern zu sich nimmt. Anderes scheint er einfach nicht zu kennen.
 
O-Ton: Kati Weber und Peter Goltze
"Meine Frau hat ihn ein bißchen ausgetrickst, die Joghurtbecher leer gemacht und ein richtiges Mittagsbrot reingemacht, und dann hat er auch was reingeruppt – und das Mittagsbrot gegessen. Und da ist er auch im Laufe dieser Zeit dann richtig schön proppig geworden wieder."

"Die ersten Tage hat er ja so gegessen, nach dem Motto: jetzt mußt du mal richtig zuschlagen – wer weiß, wann es das nächste Mal was zu essen gibt! Der hat wirklich so zwei große Teller voll zu Mittag, und zum Kaffee ´nen Haufen Kuchen und was weiß ich nicht alles, und zum Abendessen, Frühstück – der hat richtig bergeweise gegessen! So nach drei, vier Tagen hat sich das gelegt, als er gemerkt hat, halt, ich kriege ja regelmäßig mein Essen, jetzt brauche ich nicht mehr so viel essen."

Doch nach zwei Wochen kommt Benjamin wieder zu seinen Eltern. Die Nachbarn sind besorgt.

"Wir haben ja auch mit dem Amt gesprochen. Und das Amt hat ja auch gesagt, sie machen was. Nur, was haben sie denn gemacht? Sie haben ein Kind sterben lassen! Das ist ganz klar gesagt."

Frage: "Was haben Sie dem Amt gesagt?"

"Dass das Amt sich drum kümmern soll, dass die Kinder rauskommen dort. Oder dafür sorgen, dass die Eltern die Wohnung hier in Schuss kriegen. Wir haben was dafür getan – ich hab´ mich hingestellt, hab` mit denen angefangen, die Wohnung zu renovieren. Bis er nicht mehr wollte. So – meine Kompetenz war da zu Ende. Vom Amt die Kompetenz, die hätte doch weiter reichen können! Oder nicht? Dafür sind sie doch da!"

Dies ist genau die Zeit, als die Nachricht vom Hungertod der kleinen Jessica in Hamburg die Republik erschüttert. Ein Mädchen, von den Eltern eingesperrt und von der Außenwelt völlig isoliert – mitten in der Großstadt. Auch in Stresow machen sich die Bürger Sorgen und holen wieder das Jugendamt vor Ort, weil sie manche Kinder wochenlang nicht gesehen haben. Doch offenbar heißt es nur: ein Grenzfall, keine Handhabe für sofortiges Einschreiten.
 
O-Ton: Petra Jarosch, Bürgermeisterin in Stresow
"Und da haben wir gesagt. Was heißt denn Grenzfall? Für uns ist das ein Katastrophenfall gewesen und kein Grenzfall! Und daraufhin hat er zu mir gesagt: So, können Sie mir jetzt sagen, daß eines der Kinder in Lebensgefahr ist? Dann gehen wir da rein und holen die Kinder raus. Und da hab´ ich ihm gesagt, ob er mir nicht zugehört hat. Ich habe ihm doch gerade gesagt, daß alle Leute die Kinder seit Monaten nicht gesehen haben! Wie kann ich behaupten, daß ein Kind in Lebensgefahr ist? Ja, und da war das ja gerade mit dem Fall Jessica in Hamburg, und da hat er gesagt, wir sollten nicht hinter jeder Tür, jedem Türschrank ´ne Leiche suchen."

Doch aus Sicht des Jugendamtleiters wurde getan, was möglich war: mehrfach habe das Amt die Familie aufgesucht, und mehrfach habe es beim Familiengericht in Burg beantragt, den Eltern das Sorgerecht ganz oder teilweise zu entziehen. Doch eine Entscheidung fiel dort nicht.
 
O-Ton: Wilfried Werner, Leiter Jugendamt Burg
"Wäre den ersten Anträgen des Jugendamtes Folge geleistet worden, und die Herausnahme der Kinder verfügt worden, würde Benjamin heute noch leben!"

Frage: "Warum hat das Gericht das nicht gemacht?"

"Es hat anscheinend die Argumente, die das Jugendamt vorgebracht hat, nicht für so gewichtig angesehen, dass es einen solchen Beschluß gefasst hat."

Frage: "Waren die Argumente ausreichend?"

"Aus unserer Sicht ja! Wir haben lediglich, um das noch einmal zu untersetzen, dieses Gutachten gefordert!"

Gegenüber "exakt" wollte sich das Gericht zum Fall Benjamin nicht äußern. Klar ist: es dauerte weitere acht Monate, bis das Gericht ein solches Gutachten wirklich in Auftrag gab. Da ist Benjamin schon tot.
 
O-Ton: Wilfried Werner, Leiter Jugendamt Burg
"Das Gutachten schließlich wurde erstellt und lag dem Jugendamt vor – vorher bereits dem Familiengericht, vor uns – aber Eingang im Jugendamt: 2. März 2006!"

Frage: "Das heißt, das hat über anderthalb Jahre alles gedauert?"

"So ist es."

Frage: "Kann das sein?"

"Es sollte nicht sein. Es sollte nicht sein. Dass es sein kann, zeigt leider dieses Beispiel!"

Benjamins Leben war kurz. Es spielte sich ab zwischen Kot und Urin. Hinweise, so viel ist klar, lagen den Behörden rechtzeitig vor. Doch anderthalb Jahre lang kommt es zu keiner Entscheidung. Jetzt – zwölf Monate nach Benjamins Tod kann man im Gutachten lesen: das Kind sei in der Familie nicht präsent. Es müsse den Behörden vorgeführt werden.
 
zuletzt aktualisiert: 07. März 2006 | 23:51

http://www.mdr.de/exakt/2593736.html

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Eltern von Benjamin vor Gericht
ERSTELLT 31.08.06, 10:19h, AKTUALISIERT 31.08.06, 15:59h
Bild: dpa
Die Angeklagte Mutter Sandra S. und ihr Anwalt Klaus-Jürgen Adamietz.
Prozessbeginn
Auf dem Grundstück dieses Hauses hatte die Polizei die Leiche des kleinen Jungen entdeckt (Archivbild).

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Druckfassung
Stendal - Die Eltern des verhungerten zweijährigen Jungen aus Schlagenthin in Sachsen-Anhalt müssen sich seit Donnerstag vor dem Landgericht Stendal verantworten. Die 27 Jahre Frau und der 28 Jahre alte Mann, die des gemeinschaftlichen Totschlags angeklagt sind, wollten sich zunächst nicht zur Sache äußern. Die stark verweste Leiche ihres an Unterernährung gestorbenen Sohnes war im Februar in einer Tonne auf ihrem Grundstück gefunden worden. Ins Rollen gebracht hatte den Fall eine Ärztin, die bei der Untersuchung eines anderthalbjährigen Bruders deutliche Symptome von Vernachlässigungs feststellte und Anzeige erstattete.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Eltern von insgesamt sechs Kindern vor, sich ab August 2003 nicht um ihre Kinder gekümmert zu haben. Zwei andere Kinder erlitten laut Anklageschrift durch "böswillige Vernachlässigung" und aus "Eigensucht und Bequemlichkeit" erhebliche Gesundheitsschäden. Die Kinder seien mindestens ein Jahr in ihrer Entwicklung verzögert gewesen, sagte die als Zeugin geladene Kinderärztin des Kreiskrankenhauses Burg, Cornelia Hesse. Der Bruder des zweijährigen toten Kindes sei stark unterernährt gewesen. Zudem habe sie Erfrierungen bei dem Kind festgestellt.

Der Haushalt der Familie soll in einem stark verwahrlosten Zustand und durch Exkremente verunreinigt gewesen sein. Die Wohnung sei in einem "grauenvollen" Zustand gewesen, sagte eine Zeugin.

Eine andere Zeugin berichtete, dass die Familie bereits vor ihrem Umzug nach Schlagenthin in Stresow mit mehr als fünf Katzen und mehreren Hunden zusammenlebte. In den Räumen habe es "stark gerochen". Bei dem zweijährigen Jungen sei ihr aufgefallen, dass er nicht gespielt und nicht wie andere Kinder reagiert habe. Zudem habe er nur flüssige Nahrung zu sich nehmen wollen.

Mehrere Zeugen beschrieben die Familie vor Gericht als eher verschlossen. Vor allem die 27-jährige Frau habe sehr zurückgezogen gelebt und sich mehr für ihre Tiere als für ihre Kinder interessiert. Auf Kritik habe der 28-Jährige meist "wie ein kleiner Junge reagiert", sagte ein ehemaliger Nachbar vor Gericht. Durch mehrere Umzüge hätten sich bereits drei Jugendämter um die Familie gekümmert und doch sei offenbar nichts passiert.

Bei den Ermittlungen waren auch Vorwürfe gegen die Behörden laut geworden. Die Staatsanwaltschaft kam aber zu dem Ergebnis, dass es keinen Tatverdacht gegen das Jugendamt gebe. Deshalb wurde kein Ermittlungsverfahren gegen Mitarbeiter des Amtes eröffnet.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Insgesamt sind zehn Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil wird voraussichtlich am 25. Oktober verkündet. (ddp)

http://www.ksta.de/html/artikel/1157003629649.shtml



[editiert: 18.03.07, 03:35 von Admin]

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Gast
New PostErstellt: 18.03.07, 03:34  Betreff: Re: Jugendamt Burg: Fall Benjamin  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

Hungertod eines Zweijährigen

Ermittlungen gegen Behörden

Der neuerliche Hungertod eines Kindes in Deutschland ist vermutlich auch auf das Versagen der Behörden zurückzuführen. Trotz regelmäßiger Besuche von Mitarbeitern des Jugendamtes war nicht aufgefallen, dass der zweijährige Benjamin aus Schlagenthin (Sachsen-Anhalt) verhungert war.
 
"Die Familie hat uns offenbar gelinkt", sagte der Präsident des Landgerichts Stendal, Dieter Remus. Die stark verweste Leiche des Kindes war auf dem elterlichen Grundstück gefunden worden. Die Eltern sitzen seit Mittwoch in Untersuchungshaft, die fünf weiteren Kinder des Paares sind in der Obhut des Jugendamtes. Benjamin starb im Frühjahr 2005.
 
Mehrere Besuche des Jugendamts im Monat
 
Mehrere Male im Monat hätte es in der Wohnung der Familie in dem kleinen Dorf Stresow Besuche von Mitarbeitern des Jugendamtes gegeben, sagte der Leiter des Jugendamtes Burg, Winfried Werner. Die Mitarbeiter glaubten der Darstellung der Mutter, dass Benjamin sich bei der Schwester ihres Mannes oder bei der Großmutter aufhalte. Nachgeprüft worden sei dies nicht.
 
Den Mitarbeitern habe sich ein unterschiedliches Bild geboten. Bei einigen Besuchen sei alles sauber und ordentlich gewesen, bei anderen nicht. Später habe die Familie jegliche Hilfe verweigert. Der Vater habe Mitarbeiter des Jugendamtes sogar bedroht, als sie in Begleitung von Polizisten die Wohnung betreten wollten, sagte Werner. Strafanzeige sei daraufhin nicht gestellt worden.
 
Mit der Leiche umgezogen
 
Das Jugendamt habe vielmehr beim Familiengericht beantragt, das Sorgerecht für alle Kinder zu entziehen. Die Richterin hatte dies aber abgelehnt und stattdessen das Gutachten eines Sachverständigen eingeholt, das erst zehn Monate später vorlag. Den Behörden war auch nicht aufgefallen, dass die Mutter im August 2005 beim Umzug von Stresow ins benachbarte Schlagenthin zwar sechs Kinder am früheren Wohnort abgemeldet, aber nur fünf am neuen Wohnort angemeldet hatte.
 
Damals war der kleine Benjamnin längst tot: Die Eltern hatten seine Leiche mit im Umzugsgut. Aus Angst, das Sorgerecht für ihre anderen Kinder zu verlieren, hatten die beiden Arbeitslosen den verhungerten Benjamin versteckt. In einer Mülltonne war der tote Körper des Kleinen nach Hinweisen einer Ärztin von Polizisten entdeckt worden. Die Medizinerin hatte bei einem anderen Kind der Familie deutliche Vernachlässigungssymptome festgestellt.
 
Hätte Drama verhindert werden können?
 
Unterdessen prüft die Staatsanwaltschaft jetzt die Mitschuld von Behörden. "Wir ermitteln unter anderem, ob das zuständige Jugendamt versäumt hat, rechtzeitig einzugreifen und das Drama zu verhindern", sagte der Stendaler Oberstaatsanwalt Thomas Kramer. Sachsen-Anhalts Sozialminister Gerry Kley (FDP) kündigte eine Sonderberatung des Landesjugendamtes mit den Jugendämtern Sachsen-Anhalts an, um sich über mögliche vorsorgende Maßnahmen auszutauschen.
 
Seit dem Hungertod der kleinen Jessica in Hamburg vor gut einem Jahr diskutieren Fachleute und Politiker bundesweit über die Vernachlässigung von Kindern und Möglichkeiten, dies zu verhindern. Hamburg will beispielsweise mit einer Bundesratsinitiative Vorsorgeuntersuchungen zur Pflicht machen, um so frühzeitig eingreifen zu können.

Quelle: >n-24<
http://www.n-tv.de/640161.html

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Gast
New PostErstellt: 23.03.07, 23:02  Betreff: Re: Jugendamt Burg: Fall Benjamin  drucken  weiterempfehlen Antwort mit Zitat  

"Fall Benjamin"

Eltern zu jeweils viereinhalb Jahren Haft verurteilt

Das Landgericht Stendal bringt die Eltern des toten Benjamin für jeweils viereinhalb Jahre hinter Gitter. Die Todesursache des stark vernachlässigten Jungen bleibt weiterhin ungeklärt. (15.11.2006, 16:30 Uhr)

Stendal - Das Landgericht Stendal verurteilte die 27 Jahre alte Mutter und den 28 Jahre alten Vater des damals Zweijährigen wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen in drei Fällen. Der Vorsitzende Richter Gerhard Henss sagte, die Todesursache von Benjamin bleibe ungeklärt. Der Junge sei wahrscheinlich an einer Infektion gestorben.

Die Eltern aus Schlagenthin (Jerichower Land) hätten ihre Kinder "böswillig vernachlässigt", betonte Henss. Ab August 2003 hatten sie sich nicht mehr um drei ihrer insgesamt sechs Kinder im Alter von einem bis acht Jahren gekümmert. Die stark verweste Leiche von Benjamin war Ende Februar 2006 in einer Tonne auf dem Grundstück der Familie gefunden worden. Seine Schwester Jasmin und sein Bruder Konstantin hatten laut Gutachten Entwicklungsrückstände. Vor allem Konstantin, der im Krankenhaus behandelt werden musste, habe mit Erfrierungen beider Beine, Mangelernährung und Krätze "ein Bild des Jammers" geboten, sagte der Richter.

Den Kindern Zuwendung vorenthalten

Während die Eltern dem Nachwuchs Nahrung verweigerten, waren Mutter und Vater gut ernährt. Das Kinderzimmer sei eiskalt gewesen, das Wohnzimmer dagegen "prächtig beheizt". Die Kinder hätten kaum Spielzeug gehabt, während ein Schrank voll von neuem Spielzeug gewesen sei. Die Eltern hatten mehrere Fernseher und einen Computer. Der Richter warf ihnen vor, ihren Kindern Zuwendung vorenthalten zu haben.

Der Vorsitzende Richter verwies darauf, dass in Deutschland ein Prozent der Kinder im Alter bis zehn Jahren, insgesamt rund 80.000, von Straftaten der eigenen Eltern betroffen oder bedroht seien. 15 Prozent der Eltern hätten massive Erziehungsprobleme. Das Jugendhilferecht sei im Wesentlichen ein "Elternhilferecht". Das Gesetz gehe von "guten Eltern" aus. Die Mitarbeiter des zuständigen Jugendamtes in Burg trügen weder strafrechtlich noch moralisch Schuld am Tod von Benjamin. Den Jugendämtern stünden keine wirkungsvollen Maßnahmen zur Verfügung, wenn "erziehungsungeeignete Eltern" Hilfe ablehnten.

Haustiere waren der Mutter wichtiger

Wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen hatten die Verteidiger der Angeklagten jeweils drei Jahre Haft und die Staatsanwaltschaft jeweils fünf Jahre Haft gefordert. Die Kinder hätten vom Tag ihrer Geburt an ein Martyrium durchgemacht, sagte Oberstaatsanwältin Ramona Schlüter in ihrem Plädoyer. Die Haushalte der Familien in verschiedenen Orten seien nach Aussagen von Zeugen verdreckt gewesen, und es habe ein übler Geruch geherrscht. Der Mutter seien offenbar Hunde, Katzen und Kaninchen wichtiger gewesen als ihre Kinder.

Der Vater hat alle fünf Kinder zur Adoption freigegeben, die Mutter die beiden jüngsten. Die Angeklagten hatten während der Verhandlung geschwiegen. Erst nach den Plädoyers der Verteidigung sagte der Vater: "Es tut mir Leid, was geschehen ist. Ich hoffe, dass mir meine Kinder noch einmal verzeihen." (Von Ramona Köhler, ddp)

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/nachrichten/fall-benjamin/80863.asp

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