Lokales für: Mönchengladbach
erstellt am: 20.03.2007
Mönchengladbach
Doppelmord: Jugendamt kannte Haftbefehl nicht
VON GABI PETERS
Trauer um die Opfer des Doppelmords an der Frankenstraße. rp-foto: ilgner
(RP) Hätte der Doppelmord in Rheydt verhindert werden können? Und wenn ja, wo und bei wem lag der Fehler? Die Frage ist noch nicht beantwortet, und sie zieht immer weitere Kreise. Gerade bat Karl Sasserath, Fraktionsvorsitzender der Grünen, die Stadt um eine Stellungnahme, inwieweit denn das Jugendamt in den Fall involviert war.
„Dort war definitiv nicht bekannt, dass gegen Erol P. ein Haftbefehl vorlag“, sagte gestern Dirk Rütten von der städtischen Pressestelle. Wie bei allen Sorgerechtsverfahren sei das städtische Jugendamt auch bei Familie P. eingeschaltet worden. Und so sei auch eine städtische Sozialarbeiterin am Morgen vor den tödlichen Schüssen zu dem Gerichtstermin in Rheydt erschienen. Die Jugendamtsmitarbeiterin sollte eine Stellungnahme abgeben. Sie sprach sich dafür aus, dass die Kinder zwar bei der Mutter bleiben, ihren Vater aber einmal im Monat für ein Wochenende in den Niederlanden besuchen sollten.
Vorausgegangen waren Gespräche mit den Eltern und den Kindern. Rütten: „Zu keiner Zeit entstand der Eindruck, dass die Kinder in irgendeiner Art und Weise gefährdet sind.“ In einer offiziellen Stellungnahme heißt es: „Die gesetzliche Aufgabe hat die Mitarbeiterin eigenverantwortlich und vollkommen korrekt ausgeführt. Der Leiter des Jugendamtes und der Jugendhilfedezernent haben die Vorgehensweise der Mitarbeiterin geprüft und keinerlei Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten oder ein pflichtwidriges Unterlassen entdeckt.“ Vor dem Sorgerechtsverfahren war das Jugendamt nicht eingeschaltet. „Es hatte keinen Hilferuf aus der Familie P. oder von Nachbarn gegeben“, so Rütten weiter.
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Bitter aufgestoßen ist bei der Stadt der Umstand, dass Sasserath die Bitte um Stellungnahme in Durchschrift an die Staatsanwaltschaft Krefeld weiterleitete. So sei der Eindruck entstanden, es gebe einen „kausalen Zusammenhang“ zwischen der Tätigkeit des Jugendamtes und dem Doppelmord, erklärt Rütten.
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Wolfgang Wolff, jugendpolitischer Sprecher der CDU, nannte das Vorgehen Sasseraths gestern „eine Schweinerei“. Er habe mit dem Schreiben üble Mutmaßungen aufgeworfen. Sasserath hatte u.a. gefragt, ob das Jugendamt darauf hingewirkt habe, im Prozess die Polizei zu alarmieren und ob die Stadt für solche Fälle eine Notrufnummer bereithalte.
http://www.rp-online.de/public/article/regional/niederrheinsued/moenchengladbach/nachrichten/419454