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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 

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Gast
New PostErstellt: 21.03.07, 21:54     Betreff: In Sachen Kaminski: Dieser Film bewegt Antwort mit Zitat  

Wenn das so ist (Premium-Edition)

Wiederholung Donnerstag, 20. April 2006
10.30-12.00 ARD

In Sachen Kaminski
Justizdrama, Deutschland, 2004, 90 min

 

"Das Problem war: Dieser Film bewegt"

Warum die ARD "In Sachen Kaminski" erst jetzt zeigt: Gespräch mit Regisseur Stephan Wagner und Darsteller Matthias Brandt

Kontroverser Fernsehfilm: "In Sachen Kaminski" - Foto: SWR

Berlin - Quote gegen Qualität, dieses Duell geht auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen immer häufiger zugunsten der Quote aus. Der Ausstrahlung des Films "In Sachen Kaminski", den die ARD morgen um 20.15 Uhr zeigt, ging eine Kontroverse darüber voraus, ob man dem Zuschauer den Film zumuten könne. Der Film erzählt die Geschichte minderbegabter Eltern, denen vom Jugendamt das Sorgerecht für ihre fünfjährige Tochter entzogen wird, weil das Kind zu Hause nicht ausreichend gefördert werde. Über den Film und die Kontroverse sprach Antje Hildebrandt mit Regisseur Stephan Wagner und Hauptdarsteller Matthias Brandt.

DIE WELT: Herr Wagner, Ihr Film behandelt ein Thema, für das Behörden den Begriff "Beelterung" erfunden haben. Was genau heißt das?

Stephan Wagner: Also, einem Kind würde ich sagen, wenn nicht mehr deine Eltern darüber entscheiden, was mit dir passiert, sondern das Jugendamt.

WELT: Ein fürchterliches Wort. Ist es der Schlüssel zu einem Plädoyer gegen Behördenwillkür?

Wagner: Kann man so sagen. Beelterung suggeriert, daß irgend jemand anders die Verantwortung übernehmen kann als die Eltern selbst. Und das ist ein Keil, der in die Seele eines Kindes getrieben wird. Unser Film erzählt die Geschichte einer Familie, die selbst um Hilfe nachgesucht hat. Doch weil die Beteiligten zwar das Beste wollen, aber schematisch agieren, lösen sie eine Tragödie aus.

WELT: Die ARD hat sich damit schwergetan, für diesen Film einen passenden Sendeplatz zu finden. Ist für gesellschaftlich relevante Stoffe im öffentlich-rechtlichen Abendprogramm kein Platz?

Wagner: Ich glaube, deutsches Fernsehen bewegt sich zwischen zwei Polen. Der eine ist die Gefälligkeit, einfach unterhaltsame Geschichten zu erzählen. Solche Filme haben ihre volle Daseinsberechtigung. Der andere Pol ist die Nachhaltigkeit. Das heißt, ein Film beschäftigt den Zuschauer weit über die 90 Minuten hinaus. Das Medium hat das Potential, mit einem Spielfilm Millionen von Zuschauern mit einem Thema zu erreichen. Und zwar möglichst nicht didaktisch, sondern so, daß sie darin eintauchen und sich eine eigene Meinung dazu bilden.

WELT: Warum, glauben Sie, hat die ARD mit der Ausstrahlung Ihres Films gezögert?

Wagner: Ich glaube, das Problem war: Dieser Film bewegt. Er löst vieles an Gefühlen aus. Er könnte verstören. Ich habe selber drei Kinder, und ich glaube, der Verlust eines Kindes rührt an eine Urangst, die wir alle mit uns herumtragen. Man hat sich bei der ARD die Frage gestellt, ob der Zuschauer um 20.15 Uhr heute noch bereit ist, sich einer solch emotionalen Reise auszusetzen. So ein Film muß natürlich auch gegen andere Filme konkurrieren.

WELT: Jetzt läuft der Film doch im Abendprogramm. Wie kam es bei der ARD zu diesem Sinneswandel?

Wagner: Vor einem Jahr ist der Film auf Arte gelaufen. Ich glaube, daß die Reaktionen auf die Ausstrahlung und die Auszeichnungen beim Filmfest in München und bei den Fernsehtagen in Baden-Baden die Verantwortlichen ermutigt haben.

WELT: Es werden immer weniger TV-Filme gedreht.

Wagner: Richtig, folglich wird auch der Anteil der außergewöhnlichen Geschichten kleiner. Und der Erfolgsdruck steigt. Und der bemißt sich entweder nach der Quote oder nach Auszeichnungen. Oder nach beidem.

WELT: Herr Brandt, Sie spielen Martin Kaminski, den minderbegabten Vater einer Fünfjährigen. Was hat Sie an der Rolle eines Mannes gereizt, der einen IQ hat, der halb so groß ist wie Ihr eigener?

Matthias Brandt: Mich hat die Welt interessiert, in der sich diese Figur bewegt. Ich mochte den Mann einfach unheimlich gern. Er hat mir gefallen in seiner Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit. Ich finde, daß er im Rahmen seiner Möglichkeiten Unglaubliches leistet.

WELT: Wie haben Sie sich der Figur genähert?

Brandt: Die Frage ist ja immer: Wo docke ich persönlich bei einer Rolle an? Also, ich habe zu Martin Kaminski sofort einen emotionalen Zugang gefunden. Vielleicht liegt das an meinem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Das ist ja auch der innerste Kern dieser Figur. Martin Kaminski ist nicht bereit, diese Ungerechtigkeit hinzunehmen. Daß er eine andere Konstitution hat als ich, psychisch oder intellektuell, spielt dabei gar nicht so eine große Rolle.

WELT: Aber persönlich hatten Sie keinen Kontakt zu Menschen wie den Kaminskis?

Brandt: Nein, das haben wir vermieden. Solche Begegnungen bergen immer die Gefahr, daß sie einen befangen machen. Außerdem wäre es eine Grenzüberschreitung, sich zu solchen Leuten ins Wohnzimmer zu setzen. Juliane Köhler und ich, wir haben aber in Berlin ein Café besucht, das von Menschen mit einem intellektuellen Defizit betrieben wird. Wir haben da einfach geguckt, wie die miteinander umgehen. Das war toll. So unaggressiv und emotional. Da ist eine große Wärme.

WELT: In der Anfangsszene schlägt Kaminski in einem Lexikon nach, um eine Antwort auf die Frage seiner Tochter zu finden, wer Brockhaus ist. Beim Zuschauer erweckt diese Szene den Eindruck, Sie lieferten die Figur dem Spott aus.

Brandt: Ich mochte diese Szene sehr gerne. Sie zeigt gleich: In was für eine Welt begibt man sich da? Daß so etwas auch eine Komik haben kann, dagegen habe ich überhaupt nichts. Warum darf man darüber nicht lachen? Die Leute lachen ja auch über sich selber.

Artikel erschienen am Di, 18. April 2006

http://www.welt.de/data/2006/04/18/875047.html

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