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Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen
Staatsterror durch staatliche Eingriffe in das Familienleben
Verletzung von Menschenrechten, Kinderrechten, Bürgerrechten durch Entscheiden und Handeln staatlicher Behörden im familienrechtlichen Bereich, in der Kinder- und Jugendhilfe, in der Familienhilfe unter anderem mit den Spezialgebieten Jugendamtsversagen und Jugendamtsterror
Fokus auf die innerdeutsche Situation, sowie auf Erfahrungen und Beobachtungen in Fällen internationaler Kindesentführung und grenzüberschreitender Sorgerechts- und Umgangsrechtskonflikten
Fokus auf andere Länder, andere Sitten, andere Situtationen
Fokus auf internationale Vergleiche bei Kompetenzen und Funktionalitäten von juristischen, sozialen und administrativen Behörden

"Spurensuche nach Jugendamtsterror und Familienrechtsverbrechen"
ist ein in assoziiertes Projekt zur
angewandten Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung
"Systemkritik: Deutsche Justizverbrechen"
http://www.systemkritik.de/

 

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Gast
New PostErstellt: 02.02.08, 20:25     Betreff: Re: Kritik an Debatte über härteres Jugendstrafrecht Antwort mit Zitat  

SodaStream DuoPack Glaskaraffe (2 x ...
© ZEIT online 2.2.2008 - 14:23 Uhr
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* Schlagworte:
* Gesellschaft
* Kriminalität
* Jugend

Auf dem heißen Stuhl

Vom Kriminellen zum Krisenbewältiger: Skanda, 24, arbeitet als Anti-Aggressionstrainer in Berlin. Er weiß, wovon er spricht. Ein Gespräch

© ZEIT online

Aufgewachsen ist Skanda im sozialen Brennpunkt Berlin-Lichterfelde. Bereits mit 13 Jahren wurde er kriminell und beging zahlreiche Straftaten, unter anderem Einbrüche und Körperverletzungen. Seit zwei Jahren arbeitet er ehrenamtlich als Anti-Aggressionstrainer mit Berliner Schülern und jungen Erwachsenen. Er ist Vater einer dreijährigen Tochter und eines einjährigen Sohnes.

ZEIT online: Inwiefern hilft dir deine eigene Vergangenheit bei der Arbeit als Anti-Aggressionstrainer?

Skanda: Wenn ich erzähle, dass ich selbst schon viel Mist gebaut habe, hören mir die Kids eher zu als irgendeinem Professor oder Sozialpädagogen, bei dem sie denken, er hätte selbst nie Erfahrungen mit Gewalt gemacht. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, was man anders oder besser machen könnte.

ZEIT online: Wer besucht eure Kurse?
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Skanda: Es gibt Trainings an Schulen, an denen Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 15 Jahren teilnehmen. Außerdem finanziert das Arbeitsamt Kurse für junge Erwachsene, die auffällig geworden sind und schon aus zahlreichen Maßnahmen herausgefallen sind.

ZEIT online: Was passiert bei so einem Training?

Skanda: Wir analysieren zunächst die Biografie jedes Teilnehmers. Dabei werden alle sozialen Einflüsse mit einbezogen, die dazu geführt haben, dass er heute so ist, wie er ist.

ZEIT online: Wie sehen diese Biografien aus?

Skanda: Die meisten erwachsenen Teilnehmer sind kriminell, drogen- oder alkoholabhängig, ihre Familien sind zerbrochen oder gar nicht vorhanden, viele sind in Heimen aufgewachsen. Die meisten von ihnen sind gewalttätig. Die Mädchen richten diese Gewalt meistens gegen sich selbst, indem sie sich zum Beispiel die Arme aufritzen. Die Männer wollen den Coolen raushängen lassen und blockieren alles, was an sie herankommt. Türkisch- oder arabischstämmige Männer haben dazu häufig ein falsch verstandenes Ehrgefühl und sind sofort in ihrem Stolz verletzt.

ZEIT online: Wie durchbrecht ihr diese Blockaden?

Skanda: Bei älteren Teilnehmern fangen wir immer mit Atem- und Entspannungsübungen an. Dadurch sollen sie ein bisschen ruhiger werden. Außerdem sehen diese Übungen bei vielen komisch aus – und wenn sie erst einmal über sich selbst lachen können, überwinden sie auch schneller ihr übertriebenes Ehrgefühl. Mit Hilfe von Schauspielübungen zeigen wir den Leuten, dass man eigentlich sein ganzes Leben lang schauspielert. Bei der Mutter sind sie der liebe, kleine Sohn, im Freundeskreis oder bei der Arbeit wieder ein ganz Anderer.

Viele müssen sich erst mal bewusst machen: Wie wirke ich überhaupt auf andere? Was sagt meine Körpersprache aus? Die Jungs laufen durch die Gegend und beschweren sich, dass sie immer angemacht werden und sich nur deshalb schlagen – was natürlich so nicht stimmt.

ZEIT online: Warum werden Jugendliche zu Schlägern?

Skanda: Es ist doch so: Jeder Mensch braucht Anerkennung und möchte gelobt werden. Die meisten unserer Teilnehmer haben diese Anerkennung nie bekommen und spüren sich selbst irgendwann nicht mehr. Wenn sie jemandem eine reinhauen, wissen sie zumindest: Ich lebe noch, ich habe immerhin irgendein Gefühl. Und wenn das verflogen ist, wollen sie es wiederhaben.

ZEIT online: Wie kann man der Gewalt vorbeugen?

Skanda: Wir laden Trainer ein, die mit den Teilnehmern verschiedene Provokationsstufen durchspielen, von 1 bis 10. Viele Jungs sind schon nach einem leichten Antippen bereit, sich zu schlagen. Jede Reaktion der Beteiligten wird anschließend von der ganzen Gruppe bewertet.

Aber es fängt schon bei ganz einfachen Dingen an - dass Kinder lernen, zu tun, was man ihnen sagt. Wir geben ihnen zum Beispiel ein Blatt Papier, das sie so lange umgedreht auf dem Tisch liegen lassen sollen, bis wir ihnen sagen, sie dürften es aufdecken. Das kriegen die meisten schon nicht hin. Oder wir führen bestimmte Signale für Ruhe ein, wie ein „Stopp!!“ oder ein Klingelzeichen. Und wenn das nicht klappt, dann gibt es eben Konsequenzen: Liegestütze für die Jungs oder Treppensteigen für die Mädchen.

ZEIT online: Klingt ein bisschen nach Drill Camp.. .

Skanda: Nein, bei Drill Camps geht es darum, die Leute niederzumachen und sie zu brechen. Wir wollen, dass sie wachsen. Unsere Teilnehmer bestimmen die Regeln und die Sanktionen selbst. Erstaunlicherweise sind Trainer, Lehrer und Schüler dabei meist einer Meinung.

Außerdem setzen wir ganz viel auf Lob, geben uns gegenseitig Applaus und versuchen, bei allen Teilnehmern die positiven Dinge hervorzuheben. Selbst wenn sie auf dem heißen Stuhl sitzen, sagen wir ihnen: Was du gemacht hast, war falsch und wir verurteilen das, aber wir akzeptieren dich als Mensch und sehen, dass du im Grunde ein ganz netter Kerl bist.

ZEIT online: Was passiert denn genau auf dem heißen Stuhl?

Skanda: Jeder muss sich für das, was er getan hat, vor der gesamten Gruppe verantworten. Am Ende bekommt jeder einen Wiedergutmachungsauftrag, zum Beispiel, sich bei demjenigen zu entschuldigen, den er verprügelt hat.

ZEIT online: Hattest du es auch schon mit aussichtslosen Fällen zu tun?

Skanda: Natürlich gibt es viele ganz schwierige Fälle. Zum Beispiel haben wir gerade zwei Achtklässler, Cousins, die jeweils sieben ältere Brüder haben, die alle kriminell sind. Bei denen ist es sehr schwierig, etwas zu erreichen, weil sie sehen, dass ihre Brüder zumindest momentan gut mit ihrem Leben klarkommen: Alle haben ein schönes Auto, viel Geld in der Tasche und die Leute haben Angst vor ihnen. Es ist schwierig, diesen Jungs eine andere Welt zu zeigen, in der sie eine Zukunft haben.

ZEIT online: Wäre das nicht eigentlich Aufgabe der Eltern?

Skanda: Viele Eltern interessieren sich nicht mehr für die Erziehung ihrer Kinder oder finden keine Zeit dafür. Meine Mutter beispielsweise hat schon nachts um drei Zeitungen ausgetragen, mein Vater hat von morgens bis abends gearbeitet. Eltern müssen versuchen, ihren Kindern etwas Positives vorzuleben. Wenn der Vater arbeitslos ist und morgens um 7 Uhr im Bett liegen bleibt, fragt sich das Kind natürlich: Warum soll ich denn dann aufstehen und zur Schule gehen?

ZEIT online: Würde deiner Ansicht nach die Verschärfung des Jugendstrafrechts etwas bringen, wie es einige Politiker fordern?

Skanda: Ich finde schon, dass man es teilweise verschärfen sollte. Die meisten Jugendrichter werden einfach nicht ernst genommen. Gerade wenn es um Ersttäter geht, müsste man viel härter durchgreifen. Ich wusste zum Beispiel mit 13, dass ich alles machen kann, weil mir ohnehin nichts passieren wird.

ZEIT online: Sollte man also schon 13-Jährige wegsperren?

Skanda: Nein, wegsperren ist auch keine Lösung; im Knast werden sie dann erst recht kriminell. Man sollte lieber kontrollieren, dass Strafen auch wirklich abgeleistet werden – als ich zu Sozialarbeitsstunden verurteilt wurde, bin ich kein einziges Mal hingegangen und niemand hat das kontrolliert. Man muss bei Kindern ansetzen, weil man bei ihnen noch die Chance hat, sie zu sozialisieren. Wenn diese Kinder erst mal erwachsen sind, ist es ganz schwierig, sie noch zu erreichen.

ZEIT online: Was hat dich damals zum Umdenken gebracht?

Skanda: Ich habe mit 20 von einem Tag auf den anderen mit meinen kriminellen Aktionen aufgehört, als ich erfahren habe, dass meine jetzige Frau schwanger ist. Da war mir klar: Das geht so nicht weiter. Ein Leben, wie ich es früher geführt habe, könnte ich heute allein schon wegen meiner beiden Kinder nicht mehr verantworten. Es steht einfach zu viel auf dem Spiel, was ich nicht mehr riskieren will.

Die Fragen stellte Carolin Ströbele
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