Location:
Hmmmjaaa, die Location…
Das Haus und seine Lage an sich waren nicht schlecht. Das Haus versprüht irgendwie einen urigen und nicht allzu modernen Charakter, was unserem Hobby ja meistens eher zuträglich ist. Irgendwie war drinnen (bis auf das Essen) aber alles im Maßstab 1:16 angelegt. Vielleicht hat es das auch so urig gemacht, keine Ahnung :-)
Vom urigen Charakter abgesehen war es wirklich sehr eng und die sanitären Anlagen erhalten von mir das Prädikat „Sankt Jost Deluxe“, was jeder deuten mag, wie er will ;-)
Es war aber sehr angenehm, draußen unter dem Dach sitzen und plaudern zu können, denn das hat die Spielatmosphäre sehr positiv beeinflusst, wie ich finde. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die übrigen organisatorischen Rahmenbedingungen dies gerechtfertigt haben.
In diesem Sinne ein extra Lob an die Küchencrew dafür, dass ihr in diesem Küchenschlauch arbeiten und euch organisieren konntet.
Plot:
Hmmmjaaa, der Plot…
Ich lasse das Glyphengedöns mal fast außen vor, denn dass sich die Spieler über die Glyphen austauschen würden war natürlich „mitgebracht“. So war klar, dass es da einen Austausch untereinander geben würde, auch wenn der Con ja sozusagen eher den Beginn der „diplomatischen Ära“ einläuten sollte. Ich fand es aber bei all der Geheimniskrämerei um die Dinger, die man IT und OT so mitbekommen hat, schon sehr verwunderlich, wie offen da über diesen ganzen Komplex gesprochen und philosophiert wurde; bzw. der Gastgeber Sigismund hat ja sogar vollmundig eine Versammlung und Besprechung einberufen, die dann in aller Öffentlichkeit abgehalten wurde. Zwei oder drei gezielte Rückfragen an unterschiedliche Leute und man wusste als Fremder eigentlich recht schnell, was man als Spion hätte wissen müssen. Ob das so gewollt war, keine Ahnung. Ich denke einfach, das ist ein OT-Problem, weil man sich ja untereinander kennt und dann der gespielte Charakter relativ egal ist.
Einen wesentlichen Teil des „organisierten“ Plots haben aber ja die Gespräche unter den Fraktionen ausgemacht. Ich finde auch, die einzelnen „Fraktionen“ waren plausibel und gut dargestellt und konnten auch ihre Beweggründe, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt das Gespräch zu suchen, gut anbringen. Allerdings war deren Auftauchen mitunter stakkatoartig und arg gedrängt. Dazu aber unten mehr.
Einzige Ausnahme beim Stichwort „plausibel“ wären da für mich die Turma, die ich mir nach all den Erzählungen sehr viel grimmiger und konfliktreicher vorgestellt hätte. Ich finde auch, dass die joviale und kumpelhafte Art und Weise nicht zu deren Anführer gepasst hat. Mit den Turma hätte es eigentlich zum größten „Zusammenstoß der Kulturen“ kommen müssen. Das hätte die Situation für die Verhandlungen noch mal richtig anspruchsvoll gemacht.
Das ist aber auch etwas, was ich vom Grundtenor fast aller Gespräche ableiten würde: Sie waren allesamt sehr konfliktarm und relativ „zahm“. Es gab keinen, der mal aufgesprungen ist mit den Worten „Nein!!! So lasse ich mich von Steinwacht nicht über den Tisch ziehen!“, „Nein!!! Auf dieser Straße will ich eure fiesen Möppes nicht sehen, auch wenn Ihr sie Wachen nennt!“ oder „Ihr wollt euch doch nur Nouvelpi einverleiben!“ oder, oder, oder. Es gab für die Spieler, die da dran waren kaum einen Anlass, Konflikte zu schlichten, Gespräche zu retten oder in grundverschiedenen Positionen zu vermitteln. Da hätte ich mir deutlich mehr gewünscht. Die Spieler waren in beinahe allen Gesprächen über „Sigi’s Vision“ weitestgehend aufs Zuhören und Senf-Dazugeben reduziert, was ich sehr schade fand. Denn auch den Spielern wurde relativ unreflektiert in fast allem Recht gegeben und im Grunde genommen viel geschenkt.
Das Verkuppeln von Sigismund und der Dame Michelle war dann ja auch eher ein Selbstläufer, aber das lag vielleicht daran, dass man Karsten und Moni nicht mehr verkuppeln muss ;-)
Wenn man das nun anlegt an die Tatsache, dass die Anzahl an wichtigen Persönlichkeiten der Steinmarken sehr hoch und deren aufeinander folgendes Eintreffen auch zeitlich recht dicht war (irgendjemand hat bereits auf dem Con von einem „Promi Dinner“ gesprochen), muss man fast schon annehmen, dass die Orga auf diesem ersten Ostmarken-Con einfach die politische Ausgangslage ausbreiten wollte und dies dann als Grundlage für weitere Entwicklungen nehmen will. So nach dem Motto „Die VIPs und ihre Positionen sind bekannt.“ Das ist an sich ja okay. Vielleicht war dann einfach der Gedanke, die Spieler hätten da noch Zünglein an der Waage oder Vermittler im Sinne der Völkerverständigung spielen können einfach eine Fehlinterpretation im Vorfeld, kann ja auch sein.
Das soll aber nun beileibe nicht heißen, dass mir die ganze Sache keinen Spaß gemacht hat. Im Gegenteil, wir haben ja teilweise echt gut gelacht und nebenbei auch schon gute Deals abgewickelt. Es war eben recht schnell recht kumpelhaft, vielleicht hat mich das etwas gewundert. Aus meiner Sicht sollte Diplo-Larp auch immer den Sinn haben, Konflikte auszuräumen, Vertrauen in Portionen aufzubauen und Kompromisse auszuhandeln, denn das ist der Sinn von Diplomatie; und natürlich ist es für die Spieler reizvoller, wenn sie zunächst auf ein Dilemma stoßen und das beseitigen müssen, bevor ihnen der Erfolg vergönnt wird.
Ach ja, Stichwort Dilemma:
Elfen. Bei diesem besonderen Volke macht es glaube ich immer mehr Sinn, wann man gleich eine kleine Delegation von ihnen einbaut (3 hätten ja völlig gereicht). Gerade vor dem Hintergrund von deren ungeklärtem Verschwinden wirkt das Auftauchen eines einzelnen Elfen aus meiner Sicht recht banal und plotmechanisch („Info-NSC“). Es hätte der Situation einfach eine gewisse Erhabenheit (ich will nicht sagen Überlegenheit) und Wichtigkeit verliehen. Eben nicht so ein „Taucht ein Elf auf, trinkt ’nen Tee und erzählt von gestern. Dann geht er wieder.“ Da hätte „mehr“ gehen können. Die Turma und die Räuber waren ja schließlich auch gleich im Dutzend da.
Stichwort Nachtangriff:
Wenn der Sinn eines Kampfes bei Dunkelheit eindeutig klar und dem Plot dienlich ist, okay. Aber wenn es mehr als eine Stunde Cowboy und Indianer rund um den Wigwam bedeutet, lasst es einfach. Kämpfe bei Nacht müssen ein eindeutiges Ziel und Ende haben, damit sich die Spieler nach der „Bereinigung“ der Situation wieder ihren eigenen Zielen und Aktivitäten widmen können. Ansonsten riskiert eine Orga für den Rest der Nacht Alarmbereitschaft, Licht aus, Wachgänge und anderes, was vielleicht auf einem ausgewiesenen Ambiente-Con eher von nachrangiger Bedeutung wäre.
Und sonst so?
Euch ist ein bodenständiger und durchweg gut organisierter Con mit viel Liebe zum Detail gelungen. Es lässt sich auch nie alles vorhersehen, insofern Hut ab!
Ich finde es auch gerade immer wieder amüsant, sich mit den „kleinen Rollen des Larp“ zu beschäftigen, zum Beispiel der Tavernen-Crew, wenn sie sich auf’s Spiel einlässt; oder einfach mal die Sichtweise eines Steinmetzes zu ergründen. Solche Rollen, wenn sie gut rübergebracht werden, können einen Con gut beleben und auch immer noch ein Stück weit authentischer machen. Insofern war es besonders schön, so viele urige Steinmarker zu sehen. Gut, die Parade der Steinmarken VIPs hat ein wenig zu gedrängt gewirkt. Dafür war die Stimmung aber wirklich erstklassig und das Gefühl, ein bisschen was über ein neues Land erfahren zu haben ist bei mir eindeutig hängengeblieben.
To be continued...
"Ich liebe Tavernen-Larp. Ich komm' auch gleich dazu, ich will nur noch ein bisschen leveln."