Fargo in Zeitlupe
oder
Warum kleine Mädchen tödlich sind
Verdammt ist das unheimlich.
Ich bin ganz allein!
Nein nicht ganz...
Vereinzelt huschen Schatten hinter den Regalen an mir vorbei. Ansonsten scheinen die langen Gänge leer.
Wo bin ich da nur hinein geraten!
Ich musste ja her kommen...
Mist!
Vorsichtig bewege ich mich weiter.
WUUUAAAHHHH!!!!
Eine junge Frau in rot steht plötzlich vor mir!
Erschrocken sehen wir uns an.
Ich sinke zitternd zusammen, schließe die Augen...
1.. 2.. 3.. *blinzel*
Pfuu!
Glück gehabt.
Als ich die Augen öffne ist sie verschwunden.
Jetzt aber rasch zum Exit!
Wer denkt sich nur so einen Irrsinn aus?
Autonome Ladenöffnungszeiten, völlig verrückt!
Ich drücke meine Beute eng an die Brust und eile zur Kassa.
Wortlos zahle ich und verlasse den Mediamarkt.
Nie wieder gehe ich dort nach 7 Uhr Abends rein!
Daheim angekommen habe ich mich halbwegs beruhigt...
Jetzt noch rasch das Spiel auspacken!
F.E.A.R., also Angst.
Wie passend!
Ab ins Laufwerk und mach mich glücklich.
*klack*
*surr*
Los geht’s!
Einer gegen alle
Ich lande mitten im Intro und erfreu mich erstmal an lecker schmeck Geballer vom Feinsten.
Au ja!!!
Da will ich mitmischen!
Also auf zur Kampagne und neues Spiel.
Aha es gilt die Schwierigkeit in Form von 4 Stufen zu wählen.
Es gibt Niedrig, Mittel, Hoch und Extrem.
Da ist also für jeden was dabei!
Soso im Jahr 2002 gründet das US Militär eine Spezialeinheit gegen paranormale Bedrohungen.
Die First Encounter Assault Recon, kurz genannt F.E.A.R.
Hui ein brennendes Auge…
Das kenn ich doch auch von so manch durchgezockter Nacht…
Wie was nun?
Ein Typ der inner Zelle sitzt und eine Stimme die sagt: „Tötet sie alle“
Na zum Glück!
Und ich dachte schon ich bin der einzige der so was täglich hört…
Die Spezialeinheit dreht darauf hin gleich mal am Rad und schnetzelt munter alles nieder.
So und nun komme ich ins Spiel!
Ich soll den jetzigen Anführer der Supersoldaten Klon Armee lahm legen.
Der Oberchef bringt mich im schnittigen Mittelklasse Wagenm inklusive Tannenbaumduftteil am Rückspiegelm zum Schlachtfeld, will sagen Einsatzgelände, um Paxton Fettel zu finden.
Besser ich sag ihm nix von meinen dauernden Visionen….
Die halten mich eh schon alle für ein wenig schräg.
Raus aus der Karre und ab geht die Luzzi!
Ich laufe durch einen heruntergekommenen Hinterhof.
Brennende Fässer vermitteln heimelige Getto Atmosphäre.
Fehlen nur noch ein paar rappende Oldies in Heilsarmee-Decken und fertig ist die Kitsch Kulisse!
Ich betrete den Schimmelkrustenladen und hier drinnen sieht es auch nicht gerade nach frischem Frühjahrsputz aus.
Müllsäcke, Ratten, kaputte Wände, vernagelte Fenster, leere Dosen und vereinzelte Möbel.
Mensch da fühlt man sich doch gleich zu Hause!
*Klirr*
Manno, der Kollege ausm anderen Raum zerklopft gerade die letzte heile Thermoglasscheibe, nur um mir zu sagen dass ich mir nen Weg zu ihm suchen soll.
Na gut, also weiter durch die vergilbten Räume.
Wuuaaahhh!
Schockshit…
Was zum Henker?
Ich hab plötzlich ne verstümmelte Leiche vor mir gesehen die da munter durch die Gänge schlurft…
Hinterher!
„Hey Zombikovski, stehen bleiben oder ich ballere dir die Maden aus dem Leder!“
Statt meiner Anweisung zu folgen löst sich die Gestalt einfach mal in Rauch auf…
Also ich bin mir sicher dass ich meine Tabletten heute Morgen genommen habe.
Muss ne andere Erklärung für das hier alles geben!
Ja richtig!
Bin ja Mitglied der F.E.A.R. Einheit und wie ich im Vorspann erfahren habe, gehe es hier um paranormale Dinge.
Tja dann, lecker Pfefferminzbonbon eingeworfen und nicht weiter drüber nachgedacht…
Hups hier komme ich nicht weiter.
Eine Tür mit Vorhängeschloss.
Mal sehen ob ich das Ding nicht mit meiner Knarre…
*baller*
*kling*
Jupp so soll das laufen!
Vorhängedingenskirschen ist weg und die Tür kann geöffnet werden
Treppchen hoch und da ist ja auch der freundliche Kollege!
Wir betreten den Zielraum.
Nanü?
Mir wird so schwummerig?
Alles ist in Zeitlupe?
Mein Kollege löst sich in Rauch auf und eine Stimme sagt mir „Hier wurdest Du geboren“
Au Backe…
Immer diese Backflashs aus meiner LSD Zeit!
Ich schwebe wie auf Wolken in den nächsten Raum und dort sitzt so ein Kloppi mit offener Fresse.
Könnte schwören dass man die Futterlucke eigentlich gar nicht so weit aufreißen kann.
Wobei das würde dann vermutlich auch die unnatürliche Kopfhaltung und das ganze Blut erklären.
Meine Sicht wird normal, mein Begleiter taucht wieder auf und fordert die Spurensicherung an.
Okay….
War also nur ein temporärer Aussetzer.
Nun soll ich alleine das Gebäude sichern.
Alleine?
Mann, hier ist doch einiges faul und der schickt mich da einfach so los.
Dass ich in den nächsten Levels fast immer alleine unterwegs sein werde, weis ich zum Glück noch nicht…
Wie die Story weiter geht, warum mein Einsatztrupp im Hafengebiet in einer halben Stunde nur noch Hackfleisch ist und wo zum Henker dieses kleine Mädchen in rot her kommt, dürft ihr schön selber raus finden!
Supersoldaten im Intervall
In der weiteren Story ist man nur noch per Funk mit der Einsatzleitung verbunden und es gilt verschiedene Missionsziele zu erreichen.
Die 23 Missionen sind in 11 Intervalle und den Abschluss Epilog unterteilen.
Es gilt Wissenschaftler zu finden, einem Programmierer zu helfen und Gebäude zu säubern etc.
Zum Glück bleibt einem eine Schnitzeljagd mit Rätseln etc. erspart und man muss bestenfalls mal irgendwo nen Schalter umlegen!
Die Kampagne selbst erschien mir richtig lang, die Levels riesig.
Kurzum es wird einem nicht wirklich langweilig.
Vom Nervenspuk und Gehirnterror abgesehen trifft man auf durchaus reale Bedrohungen!
Man kämpft gegen die Klonarmee der Supersoldaten.
Diese sind nicht nur gut gepanzert, sondern auch (entgegen der allgemeinen Meinung über Klone) ziemlich schlau!
Wer also glaubt das hier nur sabbernde KI-Vollbleppos mit ner Knarre rumspasten, der irrt.
Die Jungs gehen in Deckung, ziehen sich zurück, versuchen einen ins Kreuzfeuer zu nehmen und schleichen sich mitunter auch mal gerne von hinten ran!
Neben den normalen Soldaten gibt es noch richtig fett gepanzerte Bösewichte, Robocop-ähnliche Riesen mit Raketenwerfer, aber auch so Psychofreaks mit einem stealthmässigen Tarnanzug und das „normale“, aber dafür keinesfalls ungefährliche, Sicherheitspersonal.
Zum Glück hatte meine Großtante Adolfinchen schon früher stets mahnend den Finger erhoben und gesagt: „Umzingeln Dich Feinde in großer Schar, nimm ne Pumpgun und mach sie klar!“
Was das Waffenarsenal betrifft kann man hier ja auch nicht meckern.
Porentiefe Bleibehandlung
Neben gewöhnlicher Pistolen und Uzis gibt es Sturm- und Scharfschützengewehre, Schrotflinte, Raketen- und Granatwerfer.
Besonderes Gimmick und mein liebstes Spielzeug ist und bleibt der 10mm-HG Penetrator!
Nein das ist nix unartiges aus dem Beathe Use Shop…
Vielmehr ein Bolzenschussgerät fürs Militär.
Der kleine Schlingel verballert nämlich Stahlpflöcke in Hochgeschwindigkeit!
Schon mal nen Gegner an die Wand getackert?
Bolzen durchs Hirn und schon ist Ruhe auf der Kirmes!
Wer lieber auf Distanz bleibt, kann sich auch der Typ-7-Partikelwaffe bedienen.
Mit einem gehörigen Zoom nimmt man das Opfer gemütlich aufs Korn und verwandelt es mittels Partikelstrahl in ein rauchendes Skelett.
Zum Glück verkaufen die die Dinger nicht für den Hausgebrauch!
Ich mag meine Steaks nämlich medium statt komplett Brikett.
Für die kleinen Hobbypyromanen unter uns gibt es auch allerhand Explosives!
Splittergranaten, Mienen und Sprengfallen mit Fernzünder.
Man kann bis zu drei verschiedene Waffen mit sich tragen.
Und hat man den letzten Rest Munition verpulvert bleiben einem immer noch die Fäuste!
Wenn man die Waffen weg steckt ist man zudem ein wenig schneller unterwegs.
Auch die restliche Ausrüstung ist zufrieden stellend.
Man kann bis zu 10 Medikits bei sich tragen und damit die eigene Gesundheit immer wieder nachfüllen.
Weiters kann man den Gesundheitswert steigern, indem man dafür Booster aufsammelt.
Diese vergrößern mittels Injektor dauerhaft den Maximalwert der Gesundheitsanzeige.
Auch findet man verstreut Kevlarwesten mit denen man seine Panzerung wiederherstellt.
Wem die dunklen Gänge Angst machen sollte dann besser die Taschenlampe anknipsen.
Diese leuchtet jedoch nur eine bestimmte Zeit lang und muss sich dann erneut aufladen.
Hier wurde wirklich an alles gedacht!
Mach mal langsam…
Die Problemstellung: Vor einem tauchen gleich mehrere Gegner auf und eröffnen das Feuer.
Die Lösung: Man macht einen auf Matrix, verlangsamt die Zeit und erledigt einen nach dem anderen.
Nein ich habe nix geraucht!
Das geht wirklich, zumindest bei F.E.A.R.
Mittels Knopfdruck wechselt man in die Slow Motion und kann somit ungestört Kopftreffer anbringen, bzw. dem feindlichen Feuer entgehen.
Zwar ballern die eigenen Waffen auch langsamer, aber wer schon mal Bullettime erlebt hat, weis sicherlich dass das Töten damit wesentlich einfacher wird!
Ähnlich der oben erwähnten Taschenlampe geht auch die Energie für die Zeitlupe mal zu Ende und regeneriert sich dannach neu.
Besonders nett finde ich dabei den Effekt dass die Zeit nicht einfach auf einen Schlag normal läuft, sondern mit einem sanften Übergang wieder ins normale Tempo beschleunigt.
Der vereinzelte Donnerschlag des Mündungsfeuers beschleunigt also zusehends bis aus ihm wieder das stetige Prasseln des Kugelhagels wird!
Auch für die Zeitlupen Dauer gibt es Erweiterungen zum Sammeln, nämlich die Reflex-Booster.
Weltweite Angst
In den Onlinemodi geht es ebenfalls ganz schön zur Sache.
Man hat die Wahl zwischen Rangliste und normalem Spiel.
Egal ob allein oder im Team, hier sind die gängisten Spielmodi vorhanden!
Deathmatch: Töten und getötet werden bis die Zeit zu Ende ist, oder jemand das Punktelimit knackt.
Team Deathmatch: Dasselbe noch mal, jedoch diesmal mit Rückendeckung durchs eigene Team.
Eliminierung: Mit nur einem Leben gegen den Rest. Wer überlebt, gewinnt!
Team Eliminierung: Schalte mit Deinen Jungs das gegnerische Team aus um zu gewinnen!
Kampf um die Flagge: Klaue die gegnerische Flagge und beschütze die deines Teams.
Zeitlupe: Die Modi Deathmatch, Team Deatchmatch und Kampf um die Flagge gibt es auch mit der Möglichkeit dabei Zeitlupe zu nutzen.
Mittels eines Reflexbooster kann man für alle übrigens Spieler (auch für die eigenen Teammates) die Zeit verlangsamen, sich selber jedoch normal weiter bewegen.
Dafür leuchtet man nun, für alle klar sichtbar, als blauer Punkt auf dem Radar der anderen Spieler auf.
Wird man getötet, kann der Reflex Booster neu aufgesammelt und verwendet werden.
Es gibt insgesamt 13 verschieden große Maps.
In den Lobbys haben je nach Mapgröße zwischen 2 und 16 Spielern Platz.
Für die Modi DM, TDM und Eliminierung kann man 10 Maps nutzen.
Beim Modus Kampf um die Flagge die übrigen 3 Maps.
Weiters kann man als Host, bevor man die Lobby öffnet, Friendly Fire an- oder ausmachen, bestimmte Waffen verbieten, das Zeitlimit zwischen 5 und 30 Minuten fest setzen und das Punktelimit vorgeben.
Bei einem normalen Spiel werden zusätzlich private Plätze eingestellt.
Für Ranglistenspiele kann man nur die Anzahl der öffentlichen Plätze bestimmen.
Weiters kann man die Spielgeschwindigkeit auf bis zu 1,5fach erhöhen.
Das mag sich nicht sonderlich viel anhören, der Unterschied ist jedoch enorm.
Somit kann man also selbst bestimmen, ob man lieber durch die Gänge rast, oder den Gegner ein wenig gemütlicher aufs Korn nimmt.
Einziger Nachteil ist, dass die Lobby nach Runden-Ende automatisch geschlossen wird.
Der Netzcode und die Trefferabfrage laufen recht sauber ab, solange man nicht mit all zu weit entfernten Personen spielt.
Ist der Host vom anderen Kontinent, treten massig Lags auf und das Aiming wird zur Glückssache.
Hat man jedoch eine Lobby mit Landsleuten offen, tobt die Schlacht vom Feinsten!
Kugelsound und Blutspritzer
Der Sound ist sicherlich nicht das Aushängeschild von F.E.A.R.
Die Waffen klingen alle recht ähnlich, der Sound im Allgemeinen recht blechern.
Was hier als Hintergrundmusik dient und Schrecken verbreiten sollte, ist nicht wirklich beachtenswert.
Dafür ist die Sprachausgabe sehr deutlich und gut zu verstehen.
Alles zusammen ist zweckgebunden, jedoch kein sonderlicher Hinhörer.
Anders verhält es sich mit der Grafik!
Obwohl die Räume recht kahl und nicht weiter aufregend sind, verbreitet doch alles zusammen eine wirklich düstere und beklemmende, Atmosphäre!
Die Figuren selbst sind sauber animiert und bewegen sich sehr flüssig.
Die Umgebung ist größtenteils beweglich und man kann auch recht viel zerstören.
Monitore zersplittern, Sessel fallen um und bei den Einschusslöchern in der Mauer bricht der Putz heraus.
Staub von Explosionen und verschiedene Lichteffekte erschweren mitunter die Sicht und machen das Ganze noch einen Tick realistischer.
Besonders gut gelungen ist die Zeitlupe!
Das Sichtfeld verschwimmt nach außen hin ein wenig und fokussiert nach innen.
Die Flugbahnen der Projektile werden sichtbar und ziehen silbrige Stränge durch die Luft.
Auch die Physik bei einem Treffer scheint zu stimmen.
So werden die Gegner je nach Kugeleinschlag oder Druckwelle umgerissen oder herum gedreht.
FSK 18 bedeutet nicht immer ungeschnitten
Wer sich F.E.A.R. als deutsche FSK 18 Version gekauft hat, mag vom Händler sogar gehört haben dass diese Version ungeschnitten ist.
Dies ist jedoch leider nicht ganz richtig.
Zwar sind die Zwischensequenzen und die verstümmelten Leichen etc. durchaus mit viel Blut dargestellt und man hat auch alle verfügbaren Waffen, jedoch spritzt beim Geballer selbst kein Blut aus den Gegnern.
Weiters mag man sich dann vielleicht auch wundern warum sich die Figur nach einem Volltreffer mit der Pumpgun in Luft auflöst und nur ihre Waffe hinterlässt.
In der englischen Version zerplatzen die Gegner in so einem Fall und es fliegt jede Menge Blut und Gedärm.
Auch einzelne Gliedmaßen können abgeschossen werden!
Wer also seine Gegner gerne mal ohne Kopf sieht und wem die englische Sprache trotz einiger Fachvokabeln kein Problem bereitet, sollte sich lieber nach der englischen Import Version umsehen.
Für alle anderen bleibt dennoch ein sauberes Game mit guter Deutsch-Synchro, aber eben ohne Gore-Effekte!
Die gute Nachricht ist, dass beide Versionen online kompatibel sind!
Das Waffenarsenal und die Maps sind völlig identisch, einzig die Bluteffekte sind unterschiedlich.
Mein Fazit:
Wie die meisten von Euch wissen ist F.E.A.R. eine reine PC Umsetzung für Konsole.
Für mich war das Game durchaus eine Bereicherung da ich die PC Version nie gespielt habe.
Der Gruselfaktor hielt sich in Grenzen, hin und wieder entwich mir dann aber doch der eine oder andere Fluch wenn mich plötzlich ein Geist angefallen hat.
Die Story wird nicht nur durch die Zwischensequenzen vorangetrieben.
Über das gesamte Spiel verteilt findet man immer wieder Nachrichten auf Anrufbeantwortern oder Email Daten deren Inhalt einen noch weiter in die psychedelische Handlung hinein ziehen.
Der Onlinemodus macht ebenfalls richtig Fun, vorausgesetzt man findet eine Lobby mit guter Verbindung oder bekommt die Eigene voll.
Vielleicht würde ein Patch das Online- Spielgeschehen steigern, all zu viel ist leider nicht los.
In Summe finde ich das Game durchaus gelungen.
Wer also Gefallen an guten Egoshootern mit netten Effekten und leicht gruseliger Handlung Gefallen findet, sollte sich das Spiel nicht entgehen lassen.
Also fürchtet Euch nicht!
Euer F.E.A.R.G.O.