Hau das Ding weg, das ist ne Bombe!
Wer schon immer dachte, dass ja eh alle Fußballtrainer unfähig sind, Spieler immer über ihre eigenen Beine stolpern und die Stadien der Nation unter aller Sau sind, kann nun endlich beweisen, in welche Kerbe er selbst schlagen würde.
Nach dem, in meinen Augen hervorragenden Bundesliga Manager Hattrick (1994) auf Amiga, wurde das Flehen der Konsoleros dann anno 2001 erhört und mit „BDFL Manager“ kam von Codemasters eine echte Managersimulation auch für Konsolen heraus. Mit der 2007er Auflage setzten sie nun auch auf der 360 zu den ersten zielstrebigen Schritten an.
Was zeichnet einen Fußballmanager aus?
Ganz klar, die Lizenzen! Mit ihnen steht und fällt so ein Spiel. Hier hat der BDFL Manager, wobei BDFL für „Bund deutscher Fußball-Lehrer e.V." steht, die gängigsten 1. bis 3.. Ligisten des Europäischen Fußballs im Kader. Leider bleiben uns echte Vereinswappen, Trikots, Liga- und Stadiennamen sowie „Oliver Kahn“ weiterhin verwehrt, dafür geht die Steuerung ohne Maus und Tastatur mal wieder eingängig von der Hand.
Aber hübsch der Reihe nach.
Modi:
Zu Anfang muss erstmal der Trainer erschaffen werden. DNA 1 + DNA 3 + DNA 5 *poff
Aus üblichen Baukastenelementen lässt sich ein Alterego schnitzen, welcher fortan alle kritischen Stimmen aber auch Auszeichnungen an den Kopf geworfen bekommt.
Nun folgt noch die Auswahl des Vereins oder man bastelt sich selbst seinen Fantasy-Verein aus der Crème de la Crème des Fußballs zusammen.
Anfänger können anschließend noch KI-Teams hinzuziehen, die sich um solche „belanglosen“ Dinge wie Finanzen und Training kümmern – echte Profis nehmen natürlich alles selbst in die Hand.
Ja und dann geht es auch schon los, ein Kader will verwalltet, Werbeverträge geschlossen, Trainingseinheiten abgestimmt werden und vieles mehr. Hierbei switcht man recht eingängig mit den Schultertasten durch die jeweiligen Hauptmenüs, wobei die Trigger für die entsprechenden Untermenüs zuständig sind – eine wirklich einfache Steuerung. Je nachdem ob einem die KI mit Rat und Tat zur Seite steht, muss man sich durch die vielen Statistiken wühlen und Entscheidungen treffen, sollte nach einer kurzen Eingewöhnungszeit jedoch zielsicher unterwegs sein.
Ist man der Meinung, dass sich das aufgestellte Team dem Gegner auf dem Platz stellen kann, hat man die Wahl zwischen dem 3D-Modus oder einer trockenen Simulation, wo lediglich die Minuten gezählt werden und ein aktiver Eingriff in das Spielgeschehen nicht möglich ist. Hier wäre ein Textmodus wünschenswert gewesen um nicht nur stupide dem Rotieren der Minutenzeiger zuzuschauen.
Im 3D Modus darf dann noch die taktische Marschroute vorgegeben, Auswechslungen angeregt und ein Zeitraffermodus gestartet werden.
Nach den abgeschlossenen Spielen wird eine Gesamtübersicht der Spiele der Liga gewährt, auf Wunsch können Highlights angeschaut, Spielziehungen und Tabellen eingesehen werden.
Ist man dann in seinem virtuellen Verwaltungsapparart angekommen, erwarten einen meist mehrere E-Mails, in denen man Verletzungen, Trainingserfolge und Angebote unterbreitet bekommt. Hier wird einem meist klar vor Augen geführt, wo als nächstes Handlungsbedarf besteht. So arbeitet man sich durch die jeweilige Saison um sein Ziel zu erreichen, welche unterschiedlichster Natur sind. Ein 2. Ligist z.B. wird den Aufstieg als erklärtes Ziel haben, wohingegen der FC Bayern sicherlich klar auf Meisterschaft und Champions League ausgerichtet ist.
Technik:
Technisch gesehen verhält sich das Spiel, wie schon erwähnt, recht ansprechend. Die Menüstruktur birgt viele grafische Tabellen und Einstellmöglichkeiten, z.B. kann jedem Spieler ein individuelles Training zugewiesen werden oder gar das ganze Stadion umgebaut werden. Der 3D-Modus geht für ein Managerspiel in Ordnung, wobei hier nicht wirklich eine Identifikation mit den realen Vorbildern möglich ist, dazu dienen dann die Namen über besagten Spielern.
Enttäuscht war ich jedoch vom Sound. Einzig im Hauptmenü dudelt in einer Endlosschleife der immergleiche Rocksong, im Spiel an sich hört man dann nur das Menüklicken. Die Geräusche der Fans, welche man nur im 3D-Modus zu hören bekommt, sind im Gegensatz zu den monotonen Sprecherkommentaren schon eine „Abwechslung“. In den Lade- bzw. Simulationspausen hingegen, kann man den einen oder anderen Snack zu sich nehmen, dies mindert den Spielfluss ein wenig.
Abseits des reinen Managerspiels gilt es dann noch Freundschaftsspiele via XBL zu bestreiten, Spieler und taktische Aufstellungen können den Besitzer wechseln oder die Spielerdatenbanken heruntergeladen werden. Dies ist ein langerwartetes Feature, womit die Kader immer auf dem neuesten Stand sein sollten – sehr löblich!
Redzone:
Klar, Managerfanatikern war BDFL Manager noch nie tiefgründig genug, es bietet aber ausreichend Spielraum um alle Fußballbegeisterten zu bedienen, ohne Neulinge und Einsteiger mit bloßen Zahlen und Tabellen zu erschlagen. Geht der 3D-Modus so in Ordnung, muss in Zukunft klar an der Soundkulisse gearbeitet werden. Die Steuerung macht es dank der gelungenen Umsetzung vor, dass Managerspiele nicht dem PC vorenthalten bleiben müssen. Alle, die einen kleinen Manager in sich verloren sehen, sollten einen Blick riskieren.
13.11.2006