Carookee scheint das Format dieser Texte nicht übernehmen zu können. Ich stelle sie trotzdem einmal rein.
Platz 7: Marc „Der unscheinbare Koloss“ Hindelang, Punkteschnitt: 6,57(39).
Januar, Februar, März April – Diese vier Monate könnten als Synonymie für den kometenhaften Aufstieg des unscheinbaren Marc Hindelang gelten. Der über Jahre in den ewigen Tiefen der Kommentatorentabelle Verschollene schien 2009 einen nicht für möglich gehaltenen Aufstieg zu erleben. Von Platz 5 im Februar, über Platz 4 Anfang März arbeitete er sich Mitte des dritten Jahresmonats auf die Podestplätze. Der Mann, der mit einem Vorjahreswert von 5,33 Punkten und einem 37.Rang in das Jahr startete, kämpfte plötzlich nicht mehr um mittlere Platzierungen, nein, für ihn schien nur noch der erste Platz unserer Rangliste die Grenze des Möglichen. 2009 hat Marc Hindelang einen riesengroßen Sprung nach vorne gemacht, der meiner Meinung nach bisher noch nicht genug gewürdigt wurde. Wenn sich ein Reporter von 5,33 auf 6,57 binnen einem Jahr verbessert, ist das etwas Besonderes. Wenn er dann noch unter den Top 10 der Tabelle steht, dann kann dies wohl als die logische Konsequenz, als eine Art Belohnung betrachtet werden. Nach einer etwas schwächeren Eishockey-WM, während welcher Hindelang auch mit 4,5 Punkten seinen schwächsten Jahreswert einfuhr, fand er sich in der Halbjahresanalyse doch nur noch an der sechsten Position wieder. Auch wenn seine Flügel vor dem großen Sprung in Richtung Stach und Hagemann plötzlich gestutzt schienen, hielt der positive Trend bis zum Jahresende an.
Natürlich spielen bei solchen Verbesserungen auch die Vorzeichen immer eine wichtige Rolle: Hindelang bekam in diesem Jahr im 1.Liga-Team von Sky öfters einen Platz und wurde auch im Eishockeysport bewertet. Dass man bei besseren Fußballspielen tendenziell auch eher zu hoher Leistungsfähigkeit aufläuft, ist eines der ungeschriebenen Gesetze des Sportjournalismus. Alleine erklärt diese Gegebenheit die progressive Entwicklung des Pay-TV-Mannes aber nicht. Wodurch genau konnte der unscheinbare Marc jedoch punkten? Bei ihm ist es die Konstanz, die sich einerseits an den Punkten, andererseits aber auch den verbalen Kritiken offenbart. Auffallend zeigt sich aber, wie sehr Hindelang auch innerhalb der Bewertungskriterien ein ziemlich ausgeglichener Mann ist – Überall überdurchschnittlich, überall ähnlich. Eine Konferenz kann vom Niveau her einmal generell besser oder schlechter sein, Hindelang lässt sich von den Vorstellungen der internen Kollegenschaft kaum anstecken.
Nur selten vermag Hindelang aus diesem eng geschnürten Korsett auszubrechen und wirklich in die ganz hohen Punktbereiche vorstoßen. Am Ehesten gelang ihm das während seiner Eishockeyauftritte in den Play-Offs der DEL. Mit seinem Jahresbestwert von 9 Punkten für die Partie Krefeld gegen Düsseldorf braucht sich der Fachmann für die Schlittschuhläufer mit dem kleinen Puck sicher nicht verstecken. In der Beurteilung hieß es: „In allen Bereichen spitze“. Einmalmehr ein Beleg für seine Ausgeglichenheit. Ob ihm diese vielleicht noch nach ganz vorne verhelfen wird? Das Jahr 2010 könnte Aufschluss geben.
Platz 6: Tobias „Die Ausnahmeerscheinung des Winters“ Barnerssoi, Punkteschnitt: 6,80(10).
Die Tristesse der Wintersportkommentatorenlandschaft bekam vor 3 Jahren einen Lichtblick, eigentlich einen Lichtstrahl, der plötzlich all das andere buchstäblich in den Schatten stellte. Dieser Lichtstrahl war ein ehemaliger Alpinist, einer, der das Fach kannte. Tobias Barnerssoi hat den Weg vom Sportler zum Journalisten bestritten und er hat ihn erfolgreich absolviert. So erfolgreich, dass er nun in seinem 2. Job sogar eine viel bessere Figur als früher macht. Der Vergleich zum Jahr 2008 fällt trotzdem schwer. Es war seine erste Saison als Kommentator der ARD, nachdem Barnerssoi zuvor als Berichtemacher des Langlaufsports fungierte. Damals führte der Bayer die Tabelle von Mitte August bis zum 28.Dezember an. Mitte November lag der Mann mit der hellen Stimme noch über einen Punkt vor allen anderen. Auf den letzten Metern der Zielgerade zog Formel-1-Kommentator Jacques Schulz trotzdem noch um 0,01 Punkte vorbei. Ein traumatisches Erlebnis? Wohl kaum!
2009 musste sich Barnerssoi beweisen, musste zeigen, dass das vorangegangene Jahr keine Eintagsfliege war. Das zweite Jahr, indem man oft den Erwartungen nicht mehr ganz standhalten kann, meisterte der beste öffentlich rechtliche Kommentator der Rangliste allerdings zum wiederholten Male mit Bravour. Trotz der Tatsache, dass nun mehr kritische Augen auf ihn gerichtet waren, blieb Barnerssoi die Ausnahmeerscheinung der Wintersport-Berichterstattung. Dass er einmal ein Sportler war, ist längst vergessen – Seine gute Rhetorik und die spannenden Kommentare lassen das auch kaum vermuten. Kämpfen und stottern sich andere Spitzenathleten durch Kurzinterviews, so kommentiert sich Barnerssoi rhetorisch solide durch ein Abfahrtsrennen der Alpinen. Keine Frage: Dieser Mann hat in seinem Zweitjob seine Profession gefunden. Um noch weiter nach vorne zu kommen, müsste der Alpintobi, wie man ihn im Forum manchmal nannte, aber auch noch an den vorhandenen Schwächen arbeiten. Oft wird sein Tonfall, der eher einem Sprecher eines Berichtes gleicht, kritisiert. Auch der Einsatz seiner Stimme ist nicht immer optimal – Manchmal spricht Barnerssoi mit zu viel Nachdruck, manchmal zu leise. 2010 wird das aber nicht seine größte Sorge sein: Bei Olympia darf er nicht bei Ski-Alpinrennen brillieren, sondern muss sich durch Snowboard- und Freestyle-Bewerbe kämpfen. Viele stellten sich schon die Frage, ob er davon viel Ahnung haben werde. Falls nicht, werden die Top 10 im kommenden Jahr ein schöner Traum bleiben.