cf: vom leeren Klassenzimmer
Cedric hätte alles ertragen, alles, egal was. Er hätte auf alles etwas erwiedern können, er hätte seinem Vater stolz in die Augen schauen können und ihm sagen, dass er Cedrics Entscheidungen akzeptieren musste, aber das, das konnte er nicht ertragen. Er wollte das sein Vater ihn anschrie, ihn verhexte, ihm eine schmierte. Das wäre ihm egal gewesen, ja, das hätte er erwartet. Aber niemals hätte er gedacht, dass sein Vater so weit gehen würde und ihn tatsächlich enterben würde. Es kam Cedric alles so unwirklich vor, er wusste nicht mehr wo ein und aus. Es war wie wenn vor seinen Augen eine Wand gebaut wurde und er einfach nicht mehr hindurch kam. Verbannt, enterbt. Er hatte keine Familie mehr, er wurde von seiner Familie im Stich gelassen.
Er wollte doch nur Verständnis. Er wollte ein einziges Mal Verständnis von seinem Vater. Aber zu so etwas war dieser anscheinend nicht fähig. Wieso durfte Cedric nicht einfach einmal in seinem Leben glücklich sein, wieso durfte er nicht einmal in seinem Leben tun was er wollte und nicht was die Familie verlangte. Er wollte doch nur ein bisschen frei sein. Cedric hatte gedacht, dass das etwas bringen würde, schliesslich hatte er sich gerade niedergelassen und sozusagen im Verzeihung gebeten. Cedric hatte gedacht, dass sein Vater sich dadurch erweichen lassen würde. Doch bald merkte Cedric, dass seine Aktion wohl eher das Gegenteil bewirkt hatte. Er merkte ziemlich bald, wie sich die Wut des Vaters ständig steigerte und schliesslich in ein Schreien ausartete. „Du hast gar nichts gelernt. GAR NICHTS! Ich habe meine Jahre mit dir vergeudet. Regel eins: Du darfst deine Gefühle niemals anderen zeigen. Regel zwei: Du darfst dich nie von deinen Gefühlen leiten lassen. Regel drei: Sei ein stolzer Malfoy! Wenn du diese Regeln gelernt hast, dann kannst du wieder angekrochen kommen und fragen, ob du mich Dad nennen kannst.“
Cedric wurde immer kleiner, bei jedem einzelnen Wort seines Vaters sackte er mehr in sich zusammen. Wie konnte sein Vater nur so hart sein, wie konnte er seinem Sohn nur das Schlimmste antun, was einem Menschen passieren konnte? Wie konnte er seinen Sohn nur so behandeln? Was musste er in seinem erbärmlichen Leben alles durchgemacht haben, dass er zu einem solchen herzlosen Menschen geworden ist? Cedric konnte es nicht fassen. Er war nicht mehr fähig sich zu bewegen, er wusste nicht, wie ihm geschah. Wie in Zeitlupe sah er, wie sein Vater sich wutentbrannt umdrehte und ging. Cedric bliieb stehen, rührte sich nicht. Niemand in ganz Hogwarts konnte jetzt wohl nachvollziehen wie er sich fühlte. Er wünschte dieses Gefühl auch niemandem. Als niemand ausser Bellatrix mehr im Raum war hob Cedric den Kopf und sah seine Schwester verzweifelt an. Sie würde ihn jetzt nicht auch noch verlassen? Sie würde dem Vater jetzt nicht gehorchen wie eine Mariette. Das konnte nicht sein. Bellatrix musste doch merken, dass der Vater falsch lag. Cedric wollte etwas sagen, wollte seine Schwester anflehen hier zu bleiben, bei ihm doch der dicke Klos in seinem Hals liess ihn nicht sprechen. Er schüttelte nur den Kopf als er sah, wie sie sich langsam in Bewegung setzte.
"Nein" sagte er leise und brach sein Schweigen. "Bella nein, nicht du auch noch" sagte er leise und verzweifelt. Doch seine Schwester ging zur Türe. Cedric konnte nicht mehr. Tränen kullerten seine Wangen hinunter und verzweifelt schrie er "wie kannst du nur, wie kannst du ihm nur gehorchen als wärst du seine Mariette. Bella" schrie er mit tränenerstickter Stimme. "Bella" sagte er dann leiser, als er merkte, dass sie schon aus der Türe war und im begriff diese zu schliessen. Er hörte das Schloss einrasten und würde dieses Geräusch in seinem Leben wohl nie vergessen. Jetzt war er alleine. Verlassen und verstossen von seiner Familie. Er Cedric Malfoy. Nur weil er ein bisschen Glück haben wollte. Nur wegen einem Namen und einer alten Feindschaft.
Cedric liess sich auf den Boden sinken und jetzt wo er alleine war hielt er sich mehr im Zaum. Er hatte den Kopf in die Hände gestützt und schluchzte hemmungslos. Er sah seine Familie vor sich, auf der anderen Seite stand Susannah und streckte ihre Hand nach ihm aus. Es sah sie vor sich stehen und sah sich in Gedanken ihre Hand ergreifen. Es war die richtige Entscheidung, auch wenn es hart war, es war dennoch richtig. Cedric musste jetzt stark sein, er durfte sich jetzt nicht fallen lassen. Er musste es tun, für Susannah. Auch sie nahm für ihre Beziehung viel in Kauf, also musste er stark sein. Mit ihr gemeinsam würde er das schaffen.
Trotzdem machte er sich Sorgen. Er brachte sie in Gefahr mit seinem Handeln. Sein Vater hatte ihm gedroht und er wusste, dass seine Vater nicht einfach nur drohte. Er hatte einfach nur Angst davor, dass er ihr etwas antun könnte. Sie war jetzt der einzige Schatz den er noch besass. Er wollte in diesem Moment auch nur noch zu ihr und sich in ihrer Gegenwart beruhigen. Er wollte ihr alles erzählen , er wollte all die Last loswerden.
Cedric riss sich zusammen und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Dann stand er mit Hilfe der Wand auf. Nocheinmal lehnte er sich gegen diese und schloss die Augen. Er genoss die Kühle, die seinen Rücken hinauf kroch. Sie holte ihn wieder zurück in die Realität. Cedric atmete tief und langsam. Er würde das schaffen. Langsam wagte er einen Schritt. Er taumelte, aber das war ihm egal. Er wollte zurück in die Bibliothek, er wollte Susannah warnen, sie in seine Arme schliessen. Dann würde er merken, dass sich alles gelohnt hatte. Langsam ging er zur Türe, öffnete sie und trat hinaus. Bevor er sie jedoch wieder schloss blickte er nocheinmal zurück. Niemals würde er an diesen Ort zurück kommen. Niemals, egal was auch kommen würde. Niemals würde er sich hier wieder mit seinem Vater oder sonst jemandem treffen. Wenn er jetzt diese Türe schloss liess er seine Vergangenheit hinter sich und war kein Malfoy mehr. War das nicht immer das was er wollte? Frei sein und den verhassten Namen endlich loswerden? Aber wenn es jetzt Realität war dann wollte er es nicht mehr.
Fast unmerklich schüttelte er den Kopf und seufzte. Dann schloss er mit geschlossenen Augen die Türe. Er hatte es tatsächlich gemacht, er hatte die Vergangenheit hinter sich gelassen. Mit jedem Schritt von der Türe weg ging er ein Stück in die Zukunft. In eine Zukunft die er selber in der Hand hatte. Eine Zukunft ohne seine Familie aber mit Susannah.
Wie in Trance ging er in Richtung der Bibliothek. Susannah hatte versprochen da auf ihn zu warten. Er war sich sicher, dass sie ihr Versprechen halten würde.
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Nach einer Zeit, die ihm wie Stunden vorkam, kam er endlich bei der Bibliothek an. Er öffnete die Türe und trat hinein. Es sassen noch immer vereinzelte Schüler an den Tischen und lernten über ihre Bücher gebeugt. Cedric liess sein Blick über die Köpfe schweifen und sein Blick blieb schliesslich an der Frau hängen für die er gerade seine Familie aufgegeben hatte. Doch sie war nicht alleine. Bei ihr war ihr Bruder, Sebastian Potter, sein Erzfeind. Er machte nicht gerade einen begeisterten Eindruck und auch Susannah schien nicht gerade glücklich zu sein.
Cedric fasste Mut und ging auf die beiden zu. Sie schienen ihn noch nicht bemerkt zu haben.
Genauso, wie du weißt, dass ich so etwas niemals gutheißen werde. So eine Liebe kann weder für dich, noch für ihn Glück bedeuten.“ hörte er die letzten Worte von Sebastian. Er zog seine Augenbrauen hoch und trat neben Susannah und legte einen Arm um ihre Hüften. "Das wirst du wohl müssen Potter" sagte er knirschend. "Du wirst unsere Beziehung akzeptieren müssen." sagte er dann leise und schaute seinem Erzfeind in die Augen. "Du irrst dich, diese Beziehung bedeutet das absolute Glück für mich und daran wirst DU nichts ändern können" fuhr er dann leise, fast schon bedrohlich flüsternd fort. Seine Hand zog Susannah automatisch näher an sich.
Es tat gut jetzt hier neben ihr zu stehen und ihre Nähe endlich wieder zu spüren. Die Kälte, die sein Vater in seinem Herzen hinterlassen hatte verschwand und machte der Liebe, der Wärme platz. Cedric wusste jetzt endgültig, dass seine Entscheidung richtig war. Egal was er alles durchmachen müsste, egal wie oft er sich noch gegen seine eigene Familie stellen musste, dieses Mädchen das hier neben ihm stand war alle die Strapazen wert. Sie war eine Engel, ein Geschenk des Himmels und er würde niemals zulassen das sie in irgendeiner Weise verletzt wurde. Auch nicht von ihrem unsensiblen Bruder.
So ein bisschen Streit würde ihm jetzt sehr gut tun und irgendwie hoffte er sogar, dass Sebastian ihn um ein "Gespräch" unter 4 Augen bitten würde. Er wollte eigentlich nicht, dass sein Engel das alles mitbekam.