Mr. Canes Händedruck war fest und angenehm. Das Zögern, bevor der Sportminister Violettas Hand ergriffen hatte, war der jungen Blondine gar nicht aufgefallen. Sie war nur glücklich den Zauberminister endlich unter vier Augen sprechen zu können, denn diesen Augenblick hatte sie schon so lange herbeigesehnt. Stunden hatte sie damit verbracht sich auszumalen was er sagen würde, wie sehr er sich freuen würde, mit der Tochter zweier Berühmtheiten sprechen zu dürfen. Und seine Freude erst, wenn er bemerkte, dass sie ihn als Idol auserwählt hatte und nicht ihre Eltern, obwohl diese doch so viel höher standen als er und auch wesentlich mehr erreicht hatten. Natürlich war Wilbur Cane nicht Violettas Idol. Er war nur Minister für ein so unwichtiges Ressort wie Sport. Violetta wollte viel mehr erreichen als er. Aber so zu tun als ob, war doch ein geschickter Schachzug um sich der Gunst des eitlen Mannes zu versichern.
„Ich weiß nicht, ob ich Ihre Frage so direkt zu Ihrer Zufriedenheit beantworten kann, doch eines kann ich mit Sicherheit sagen: Sie sind eine mutige junge Frau. Sie scheinen keine Scheu zu haben, das einzufordern, was Sie wollen und das ist, wie Sie bestimmt wissen, eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere im Zaubereiministerium. Wir können motivierte junge Menschen immer gebrauchen und fördern sie so, wie sie uns fordern.“
Was? Das sollte nun alles gewesen sein? Eine schwammige Auskunft in der er Violetta zwar zu verstehen gab, dass er sie durchaus für fähig hielt, aber überhaupt nichts Konkretes verlauten ließ. Das wusste Violetta doch schon längst!
Natürlich war sie in der Lage sich ihre Wünsche zu erfüllen! Sie war überaus klug, sehr wissbegierig, außerordentlich begabt, in allen Bereichen in denen ein Angestellter des Ministeriums Fähigkeiten vorzuweisen hatte. Außerdem war sie von fester Charakterstärke und hatte ein tadelloses Zeugnis. Sie war Schulsprecherin von Hogwarts! Nein, Violetta brauchte ganz bestimmt niemanden der sie mit ihren Vorzügen bekannt machte. Sie wollte jemanden, der ihr half in kürzester Zeit zu maximalen Erfolg zu gelangen. Das letzte Schuljahr dauerte nicht mehr lange und dann wollte Violetta nicht faul auf dem Sofa im elterlichen Wohnzimmer herumhängen und die Zeitung nach Jobangeboten durchstöbern. Das mindeste das sie von Wilbur erwartet hatte, war eine fixe Zusage für ein Praktikum gewesen! Zwischen ihren Augen entstand eine steile Falte, als Wilbur sich plötzlich seiner Assistentin zuwandte und sie fragte wie es ihr im Ministerium denn gefalle.
Ungeduldig spielte Violetta mir ihren Fingern. Dieses Gespräch lief ganz und gar nicht so wie sie sich das erträumt hatte. Alles war ganz falsch! Violetta wollte sich nicht mit einer niederen Angestellten unterhalten, die nur wenig älter war als sie selbst! Auch wenn Ms. Wilson noch so nett und freundlich aussah, hatte Violetta kein Interesse an einem Gespräch mit ihr. Sie wollte mit jemandem sprechen der schon etwas erreicht hatte und nicht mit jemandem der genauso tief unten stand wie Violetta selbst.
Und diese Fragen die Wilbur an seine Assistentin stellte waren einfach lächerlich! Eine objektive Berichterstattung war gar nicht möglich, denn Wilbur drängte Hannah gerade dazu dem Ministerium und damit ihm ein positives Zeugnis auszustellen. Der Tochter einer Reporterin konnten solche Spitzfindigkeiten natürlich nicht verborgen bleiben. Und Hannahs Antworten fielen selbstverständlich auch dementsprechend nichts sagend aus. Natürlich lobte sie das Ministerium und hob die Menschlichkeit des Sportministers in den Himmel.
Meine Güte, das war ihre Aufgabe! Violetta war völlig egal welches Ansehen ihr Arbeitgeber in Hannahs Augen genoss. Sie wollte einfach nur reich werden, berühmt, gefeiert, erfolgreich. Eine Mischung aus den beispielhaften Karrieren ihrer Eltern, aber keine Kopie. Mehr erhoffte Violetta sich von ihrem Leben gar nicht.
Während Hannah weiter darlegte wie sehr ihr die Arbeit bei Mr. Cane gefiel, versuchte Violetta ihre verräterische Mimik im Zaum zu halten. Ihr Lächeln war noch ebenso blendend wie zuvor, aber ihren Augen war deutlich anzulesen wie stark die Gryffindor von dieser Begegnung enttäuscht war. Wohl oder übel musste sie Hannah ihre Aufmerksamkeit schenken. Als sie jedoch aus dem Augenwinkel zu sehen glaubte, dass der Minister sich entfernen wollte drehte sie sich schnell wieder zu Wilbur Cane, ungeachtet der Tatsache, dass Hannah noch immer mit ihr sprach. „Mr. Cane!, rief sie mit leicht panischem Anflug und schnappte instinktiv nach Wilburs Mantel, ließ das Stück Stoff aber schnell wieder los als ob sie sich verbrannt hätte, als sie sich der Unhöflichkeit ihres Handels bewusst war. Sie versuchte von diesem Fauxpas, den Wilbur vielleicht gar nicht bemerkt hatte, abzulenken, indem sie ihr strahlendes Lächeln erneuerte. Nach diesem wortwörtlichen Fehlgriff war Violetta aber nicht mehr so entspannt wie am Anfang ihres Gesprächs. Die Situation drohte ihr zu entgleiten und sie verlor allmählich die Kontrolle über ihr eigenes Handeln.
Violetta war der Verzweiflung nahe, weil nichts so gekommen war wie sie sich das ausgemalt hatte und nun wollte Wilbur auch noch gehen ohne irgendetwas für sie getan zu haben.
„Sie können doch nicht einfach gehen…“ Violettas Stimme klang verzweifelt und bettelnd zugleich. „Sie haben mir noch gar nicht gesagt was ich jetzt machen muss. Sie haben mir noch keinen Job angeboten!“
Violetta war gar nicht bewusst wie frech ihr letzter Satz geklungen haben musste. Wie respektlos ihr ganzes Auftreten inzwischen geworden war. Wilbur musste ihr einfach helfen. Dazu war er schließlich da! Er konnte doch nicht so beschränkt sein und das große Talent, das vor ihm stand und sich ihm beinahe zu Füßen warf zu verkennen?! Violetta war die Frau für das Ministerium. Sie war dazu geboren die erste weibliche Zaubereiministerin zu werden. Das musste er doch sehen? Das Potential das in ihr steckte konnte ihm doch unmöglich verborgen bleiben?
Hart bleiben, unnachgiebig sein, nicht aufgeben… Das waren die Ratschläge die Violetta von ihrer Mutter bekommen hatte.
„Sie müssen doch etwas für mich tun!“ Violettas Stimme hatte wieder an Festigkeit zugenommen auch wenn sie wieder sehr leise geworden war, aber in ihren Augen war noch immer das verzweifelte Flehen nach irgendeinem hilfsbereiten Angebot zu sehen.
tbc: Schlafsaal
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Das Leben ist ein Traum, den man wie ein Schlafwandler durchschreitet.
Violetta Kimmkorn- Lockhart - 17 Jahre alt - Gryffindor - Schulsprecherin
other characters: Ilja Krum - Pansy Malfoy-Parkinson - Remus Lupin - Jack Weasley - Benoit Vergniaud