Mike Edison
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Erstellt: 11.01.09, 15:53 Betreff: 25.09.2007 |
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Mike versuchte ruhig zu atmen, doch die Erinnerungen und Wunschbilder, die ihre weichen Geichtszüge in ihm regten schlossen sich wie eiskalte Hände um seine Kehle. Diese weichen, dunklen Haare an seiner Wange kitzeln zu spüren schickte ihm einen Schauer über den Rücken. Und auch wenn die leicht zitternden Hände des Mädchens etwas unbeholfen ihren Platz auf seinem Rücken suchten, hätte Mike ihre angenehme Wirkung am liebsten weiter währen lassen. Der Slytherin schloss die blaugrünen Augen, nur um ihre Berührungen noch deutlicher spüren zu können und nicht durch das schmerzliche Gesicht vor ihm in die Realität gerissen zu werden, denn im Moment wollte er noch weiterträumen. Für einige Sekunden dem Alltag entfliehen und nicht an die Nachwirkungen denken müssen. Es gab nur noch ihn und Summer, keinen Noel, keine Familie, die einem misstrauisch nachzublicken schien. Träumen. Beinahe lautlos seufzend lehnte Mike seinen blond umspielten Kopf an den der etwas kleineren Ravenclaw und versuchte den Moment zu genießen. Doch es wollte ihm nicht gelingen. Krampfhaft kniff er die Augen zusammen und versuchte die Sekundenbruchteile des Friedens wieder heraufzubeschwören, doch das ungute Gefühl in ihm blieb. Nein, Mike wollte nicht, dass dieser Moment zerstört wurde. Er wollte, dass alles wieder in Ordnung kam, aber ein blutiger Störfaktor bahnte sich immer noch seinen Weg zwischen ihnen. Unkontrolliert verkrampfte der Junge die Hände zu Fäusten und wurde durch einen pulsierenden Stich in das Hier und Jetzt zurückgeworfen. Verhängnisvolle Worte hallten unaufhaltsam in seinem Kopf und verjagten das Wunschbild einer glücklich lächelnden Summer aus seinem Gedächtnis. Es blieb eine gähnende Leere. [I]“Wenn ich die Wahl habe zwischen dem Schmerz und dem Nichts, dann wähle ich den Schmerz.“[/I] Es hatte sich ausgeträumt. Ruckartig riss Mike die Augen auf und wurde von einem gnadenlosen Licht- und Farbenmeer begrüßt. Nur die leblose Hülle in seinen Armen schien in Schwarz getaucht zu sein. Beinahe schon keuchend rang der Slytherin nach Luft und löste sich von Summer, deren Worte soeben seine Gedanken gekippt hatten. Vielleicht hatten sie ihm aber auch nur im Nachhinein klargemacht, wie sehr das Weltbild des Mädchens von ihrem Schmerz geprägt wurde. Nichts. Schmerz. Nichts oder Schmerz. Unwillkürlich stellte der Junge sich die Frage, ob er selbst denn ein Nichts für sie war. Ein Niemand. Dann wäre sein Kampf um Summers Glück nichts weiter als reine Zeitverschwendung, wenn nicht sogar schädigend, schließlich sprachen die roten Striemen an den schmalen Unterarmen eine nur allzu klare Sprache. Zweifel umringten den Jungen und ließen seine Ideale bröckeln. Doch auch wenn eine unaufhaltsame Trostlosigkeit mit ihren Worten mitschwang, realisierte der Slytherin dennoch, dass Summer sich ihm in diesem Moment geöffnet hatte. Was dort aus ihr sprach war keine zurechtgelegte Aneinanderkettung von Wortlauten, sondern ihre gebrochene Seele. Sie wagte es sich Mike anzuvertrauen, doch dieser wusste nicht, ob dieses Vertrauen auch gerechtfertigt war, denn er konnte nicht sagen, wie er mit der folgenden Situation umgehen wollte. Er hatte schlicht und ergreifend nicht vorausgedacht, sein Bauchgefühl über den gesunden Menschenverstand hinweg handeln lassen. Was sollte er nur nach dieser Entschuldigung tun? Einfach Gras über die Sache wachsen lassen und so tun, als wäre nichts gewesen? Das konnte Mike nicht. Allein ein einziger Blick in Summers emotionsgeladenen Augen ließ ihn diese Möglichkeit streichen. Dieser stumme Schrei nach Hilfe, den der Slytherin jetzt schon so lange vernommen aber nie gehört hatte, brach ihm das Herz und ließ ihn seinen Blick abwenden. Zu groß war der Schmerz, wenn er darin nach seinen Wünschen suchte, sich aber auf halbem Wege in einem Scherbenhaufen verfing. Dabei strahlten eben diese graugrünen Augen einst so viel Wärme für ihn aus. Jetzt waren sie nur noch Spuren der Vergangenheit, die in Mike ein wehmütiges Verlangen weckte, nocheinmal die alten, unbeschwerten Zeiten heranzuholen. Dabei wusste er nur zu gut, dass diese niemals die Zukunft sein konnten, auch wenn er es sich noch so sehnlichst wünschte. Die einzige Möglichkeit Summer wieder auf seinen Pfad zu ziehen, war Aktionen sprechen zu lassen. Mike musste sich entscheiden – ein öffentlicher Kampf gegen ihre Gewohnheiten oder ein stilles Zurückziehen aus dem Leben der Ravenclaw, die ohne seine kindischen Dramatiken wahrscheinlich um einiges sorgenfreier wäre.
Ein schüchternder Blick, der Anflug eines direkten Augenkontaks. Von Unsicherheit verdeckte, aber für Mike strahlende Erfolge zeichneten sich in Summers weichen Gesichtszügen ab. Ja, hatte er jemals daran gezweifelt, dass er für alle Zeiten an ihrer Seite sein würde, um das Licht in ihrer Nacht zu sein? Hatte er jemals daran geweifelt, dass er diesem Mädchen sein Leben schenken würde, nur um zu wissen, dass sie wieder glücklich sein konnte? Natürlich nicht. Mike wollte Summers Waffe im Kampf gegen den Schmerz sein, jederzeit, sowohl in Freud, als auch in Leid. Er wollte seine Gefühle mit ihr teilen, nur um ihr nahe sein zu können. Die positiven Gedanken auf sie übergehen lassen, auch wenn in ihm nur schwarze Leere übrig bleiben würde. Mike hatte ihr sein Herz schon vor langer Zeit geschenkt, nur fehlte es ihm in diesem Moment an der nötigen Gedankenfreiheit, um das zu realisieren. Seine Gedanken waren in Emotionen ertrunken und ließen keine Klarheit zu. Dabei war in der warmen Art, die Mike nur für sie um sich legte, nur allzu gut zu spüren, dass er mit ihr litt, jedoch die Hoffnung preisgeben wollte, welche die Halbspanierin in ihm weckte. All das tat er mit der Unbewusstkeit eines liebeskranken Narrens, ertappte sich selbst noch nicht einmal bei einem warmen Lächeln und einem weiteren Versuch mehr in ihren Augen sehen zu können, als den Schmerz. Die Berührung ihrer feingliedrigen Finger ließ ihn erschaudern, dennoch wandt er seinen Blick nicht von ihr. War er nun ein Nichts für sie, dass nicht gegen die geschärfte Klinge ankam? Er vermochte es nicht zu beantworten.
[I]“Mir tut es auch Leid. Alles.“[/I] Summers angenehm raue Stimme verscheuchte die völlig unnötigen Gedankengänge aus Mikes Gedächtnis und ließ ein nicht deutbares Gefühl zurück, das den Jungen schaudern ließ. Wie gebannt saugte er jede Reaktion der Ravenclaw in sich auf und versuchte sie einzurahmen, wie in einem alten Photoalbum, in denen man jederzeit blättern konnte. Er wollte sich an diesen Moment erinnern können, an den bestimmten Griff der Schülerin, welcher seine Hand auseinanderbog und die leichte Schnittwunde begutachtete und den besorgten Ausdruck, den Mikes offenkundiger Schmerz in ihr auslöste. Es waren Erinnerungen wie diese, die das Leben lebenswert machten, auch wenn sie auf einem tragischen Hintergrund basierten. So war es zum Beispiel nicht gerade nennenswert, dass der Slytherin Summer vor sich selbst schützen musste und mitansah, wie sie das sickernde Blut von seiner Hand wegwischte, jedoch protokollierte Mike diesen Moment in seinem Lebensphotoalbum als eines der wunderschönsten Bilder in Zeiten der Dunkelheit. Summers leicht verschreckter, aber herzlicher Gesichtsausdruck, der morgendlich glitzernde See, die himmlisch leichte Berührung ihrer kalten Hände – alles trug zu einem Farbenspiel der Vollkommenheit bei, auch wenn die Situation rein realistisch gesehen als monoton beschrieben werden konnte. Selbst die leise Stimme des Mädchens durchbrach den Moment nicht. Sie ergänzte sich mit ihrem einheitlichen Gesichtausdruck und hinterließ ein Gefühl der Wärme in Mike. [I]“Weißt du… manchmal verstehe ich dich einfach nicht. Aber… Du hast mir sehr gefehlt.“[/I] „Verstehst du mich nicht, oder willst du mich nicht verstehen?“, antwortete der hochgewachsene Junge und unterstrich seine ehrliche Reaktion mit einem prüfenden Blick. Sie musste seinen Standpunkt auf irgendeine Art und Weise nachvollziehen können, sonst wäre dieses tiefe Verständnis zwischen den beiden Schülern bereits schweigend untergegangen. Wahrscheinlich verdrängte sie die Antwort, um sich vor etwas zu schützen, dass ihr Leben nur bereichern konnte. Allein die Angst, dass eine Möglichkeit auf zusätzlichen Schmerz bestand schien Summer vor ihren wahren Gefühlen verzuhalten, schließlich konnte Mike spüren, dass sie nicht alles von sich preisgab. Sie verheimlichte ihm etwas. Wahrscheinlich verheimlichte das dunkelhaarigen Mädchen es sogar vor sich selbst, um nicht damit konfrontiert zu werden. Dabei führte das doch nur noch zu mehr Komplikationen und Missverständnissen. Das alles wollte für Mike einfach keinen Sinn ergeben, doch er beließ es bei einem fragend irritiertem Blick und ging nicht weiter auf ihre Verstörtheit ein. „Ich schätze wir sollten zurück zum Schloss gehen…“, murmelte er nicht ganz deutlich nach einigen Sekunden der Stille in sich hinein und ließ Summer einen auffordernden Ausdruck zukommen. Wenn sie wollte würde er sie auf Händen zurück in die Wärme des Gemäuers tragen, aber, wenn sie hier in der Idylle blieben, würde Mike mit ihr in dieser Idylle verweilen können. - Und wieder träumen können.
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