Rosenquarz
Stammträumer
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Erstellt: 25.05.04, 12:40 Betreff: vom Leben zum Tod |
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Wenn ein Mensch sein Leben vollendet, wenn er schwer krank ist und man zusehen muß wie er sich mehr und mehr verändert, ist auch zu erkennen wie er sich oft schrittweise aus dem Diesseits löst. So erlebe ich es jetzt (wieder) bei meiner Schwiegermama. Seit letzten November wissen wir, das sie wieder Krebs hat, ein Rezidiv und wirkliche Behandlung war icht möglich. Allein beharrlicher Lebenswille und unendliche Güte hielten sie bis jetzt noch im Leben. Schwere Operationen waren nötig um die Folgen des Krebses einzudämmen, zum Teil gabs bedrohliche Zustände, mit Darmverschluß und eiternder Niere, alles wurde getan, sie nicht "vorzeitig" sterben zu lassen. Jetzt bekommt sie ständig Morphium, ihre Augen sind geschlossen und sie hört wie aus der Ferne dem Treiben ihrer Söhne zu. Sie sehnt sich nach einer heilen Welt, das sich niemand um ihretwillen streiten möge, doch ist das kaum möglich, weil der Sohn der sie betreut, sich sträflich an ihr vergeht. Langsam beobachtet man als außensteheder ihr entrücken: wenn etwas unerträglich für sie wird, schlüpft sie schon in die andere Welt. Wenn die Schmerzen unhaltbar werden, wenn die Mahlzeiten die Tabletten unendlicher Zwang der Realität sie zu zerbrechen drohen geht sie durch die kleine Türe. Sie sieht auf ihr Leben, der Mann ist wieder da, und die söhne sind klein, vielleicht kann sie da auch mit ihrer Mutter, oder Schwester reden, die vor ihr gegangen sind. Sie hat als einzigste 2x den Krebs besiegt und eine Embolie überlebt. Aber jetzt ist die Kraft aus dem Jenseits stärker und stärker. Es wird nichtmehr lange dauern, dann will der Magen keine Nahrung mehr. Die Träume werden stärker werden, die Stimmen der Söhne werden leiser werden, das Herz wird langsamer werden... und ich hoffe sie findet eine Welt ohne Schmerz und ohne Mißachtung.
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