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Kummer-Stern
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No new posts Auslöser und Ursachen

Magersucht 
Hinweise auf Ursachen und Auslöser
Wie oben dargestellt, liegen die Ursachen der
Magersucht im familiären oder soziokulturellen
Bereich. Auch traumatische Trennungssitua-
tionen, wie der Verlust eines Elternteils oder
eines nahen Familienangehörigen, oder ein
Schul- und Wohnungswechsel können eine
Magersucht auslösen. Wie bei anderen Ess-
störungen können auch sexueller Missbrauch
oder sexuelle Übergriffe eine Ursache sein.



Die Modelle zur Entstehung der Anorexie orientieren
sich an verschiedenen funktionalen Aspekten:

Modell 1
So versteht eine psychoanalytische Erklärung die Magersucht als eine Form der Abwehr sexueller Wünsche und als Möglichkeit wieder in die scheinbar heile Welt der Kindheit zurückzukehren. Als Beleg für diese Sichtweise wird angeführt, dass durch die Abmagerung der Körper weitgehend wieder dem eines Kindes ähnelt und damit die sexuelle Signalwirkung reduziert wird, ebenso, dass die Regelblutung bei Mädchen ausbleibt.


Modell 2
Ein anderes Modell versteht die Magersucht als einen Kampf um Selbstbehauptung. In der Anorexie verdeutlicht sich das Streben nach Identität, nach Kontrolle des eigenen Lebens. Die in der Kindheit oft überangepassten späteren Magersüchtigen sind von einem Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem eigenen Leben beherrscht. In der Kontrolle des eigenen Körpers und der Überwindung des Hungergefühls erlebt sich die/der magersüchtige Patientin/Patient stattdessen als eigenständige Person.


Modell 3
Ein drittes Modell betont schließlich die familiären Aspekte. Anorexie findet sich verstärkt in Familien, die durch ein hohes Harmoniestreben, eine Verklärung des Familienzusammenhalts, den Verzicht auf eigene Bedürfnisse und Opferbereitschaft gekennzeichnet sind. Die magersüchtigen Frauen und Männer lenken durch ihre Erkrankung von anderen Spannungen und Konflikten in der Familie ab. Diese verlieren angesichts des starken Untergewichtes der Betroffenen an Bedeutung und müssen daher auch nicht gelöst werden.

Bullemie
Rollenerwartung
Als wesentliche Risikofaktoren haben sich das gesellschaftliche Schlankheitsideal und eine veränderte Rollenerwartung an Frauen erwiesen. Einerseits können Frauen sich von der traditionellen Hausfrau- und Mutterrolle distanzieren und beruflichen Erfolg und Leistungsbereitschaft anstreben, andererseits werden ihnen aber nach wie vor die weiblichen Tugenden der Warmherzigkeit, des Sorgens für andere und vor allem des Schönseins zugesprochen und abverlangt.

Psychische Risikofaktoren sind vor allem ein Mangel an Selbstwertgefühl, eine große Selbstunsicherheit und eine insgesamt gestörte Entwicklung der eigenen Identität. Es besteht ein Mangel in der Wahrnehmungsfähigkeit der eigenen Körpersignale wie Hunger oder Sättigung, diese werden kaum oder verzerrt wahrgenommen. Gewichtskontrolle und Diäten vermitteln dann ein Gefühl der Sicherheit, weil die eigenen Bedürfnisse scheinbar kontrolliert werden.
Die familiäre Situation bulimischer Frauen ist häufig durch große Unsicherheit geprägt; mindestens zu einem Elternteil besteht in der Regel eine unsichere Bindung. Häufig finden sich frühe Verlustereignisse, z.B. Trennung von einem Elternteil, so dass die junge Frau schon früh das Erleben mangelnder Unterstützung zu verarbeiten hatte. Immer wieder wird auch über sexuellen und emotionalen Missbrauch in den Familien berichtet.

Kontrolle und Konfliktvermeidung
Kontrolle und Konfliktvermeidung charakterisieren das familiäre Klima in diesen Familien. Es gibt indirekte gegenseitige Beschuldigungen und Abwertungen. Widersprüchliche Botschaften kennzeichnen den Umgang miteinander. Vor allem die Konfliktvermeidung trägt dazu bei, dass bulimische Frauen kaum taugliche Strategien zur Konfliktlösung lernen. Vielmehr scheint ein Überleben angesichts von Konflikten nur durch ein hohes Maß an Kontrolle der eigenen Gefühle möglich. Viele bulimische Frauen berichten über familiäre Schlankheits- und Gesundheitsideale, der äußeren Erscheinung wurde eine hohe Bedeutung eingeräumt.
In einer Atmosphäre, in der die Bedürfnisse des Einzelnen nicht respektiert werden, wird auch die Wahrnehmung von Körpersignalen wie Hunger und Sättigung verlernt. Essen wird in diesen Familien häufig nicht bedürfnisorientiert eingesetzt, sondern als Mittel der Ablenkung, Belohnung und Entspannung und zur Aufrechterhaltung traditioneller Normen.

Hat sich die Bulimie erst einmal ausgebildet, so wird sie im Sinne eines psychosomatischen Teufelskreises aufrechterhalten. Diäten, Fasten, Erbrechen, exzessiver Sport und Abführmittelmissbrauch führen zu einem körperlichen und psychischen Mangelzustand, der nicht unbegrenzt ausgehalten werden kann. Typischerweise folgen Heißhungeranfälle, die wiederum auf körperlicher und psychischer Ebene zu massivem Unwohlsein führen, das nun abermals durch Diäten, Fasten, Erbrechen, exzessiven Sport und Abführmittelmissbrauch beendet wird. Dies hat erneut einen körperlichen und psychischen Mangelzustand zur Folge usw. usw.

Engel 27.04.05, 20:32
No new posts Bing-Eating (Essattacken)

Zusammenfassung 

Essattacken finden meist heimlich statt
Die Binge-Eating-Disorder (BES: Disorder=Störung) ist ein relativ neuer Krankheitsbegriff, der in den USA entwickelt wurde und nun auch bei uns zunehmend Beachtung findet. "Binge-Eating" lässt sich am einfachsten mit dem Wort "Essattacke" übersetzen.

Die BES gehört zu der Gruppe der Essstörungen. Die Betroffenen konsumieren innerhalb von kurzer Zeit ungewöhnlich große Mengen an Nahrungsmitteln.

Dabei können sie nicht kontrollieren, wie viel sie essen oder wann sie mit dem Essen aufhören müssen. Der ganze Kühlschrank wird in einem Anfall von Heißhunger quasi leer gegessen.

Die BES betrifft etwa 2 % der Bevölkerung und ist damit die häufigste Essstörung. Unter den Übergewichtigen leiden ca. 5 % an der BES. Anders als bei der Magersucht oder der Bulimie sind von der BES auch viele Männer betroffen, und zwar etwa 35% der Patienten.


Allgemeines

Der Begriff der "Binge-Eating-Disorder" wurde erstmals 1959 geprägt. Als eigenständige Diagnose gibt es ihn in den USA erst seit 1994.

Das Wort "Binge" wird in der englischen Sprache im Zusammenhang mit exzessiven Trinken gebraucht, so dass "Binge-Eating" auch "Essen wie ein Besäufnis" bedeuten kann. Dies sagt bereits viel über die Natur der Störung aus und deutet ihre Nähe zu den Suchterkrankungen an.

Eine BES liegt dann vor, wenn wenigstens an zwei Tagen in der Woche Essattacken (Binge-Eating) auftreten und dies über einen Zeitraum von sechs Monaten. Eine Essattacke ist dadurch definiert, dass innerhalb von Minuten bis zwei Stunden ungewöhnlich große Mengen an Nahrungsmitteln konsumiert werden. Dabei können die Betroffenen nicht kontrollieren, wie viel sie essen oder wann sie mit dem Essen aufhören müssen.

Außerdem müssen wenigstens drei der folgenden Punkte zu treffen:

1. Besonders schnelles Essen.
2. Essen bis ein unangenehmes Völlegefühl einsetzt.
3. Essen, ohne hungrig zu sein.
4. Aufgrund von Gefühlen der Schuld, Scham oder Peinlichkeit wird allein gegessen.
5. Nach der Essattacke treten Gefühle von Ekel, Schuld oder Depressionen auf.
6. Die Essattacken werden als belastend empfunden.

Wichtig ist dabei die Abgrenzung zur Bulimie, der sogenannten "Fress- und Kotzsucht". Bei dieser Essstörung treten ebenfalls Essattacken auf. An Bulimie Erkrankte versuchen aber typischerweise durch drastische Maßnahmen zu verhindern, dass die aufgenommene Nahrungsmenge zu einer Gewichtszunahme führt und zwar durch:

1. Selbst ausgelöstes Erbrechen.
2. Fasten.
3. Übermäßige körperliche Anstrengung zum Verbrennen der Kalorien.
4. Missbrauch von Abführ- oder Entwässerungsmedikamenten.

Diese Verhaltensweisen treten bei der BES nicht auf.

Auch das Essverhalten eines typischen Übergewichtigen unterscheidet sich von dem BES-Patienten: es ist geprägt von einem ständigen Überessen. Die für die BES typischen Heißhungerattacken mit dem Verlust von Selbstkontrolle kommen bei "nur" Übergewichtigen nicht vor.

Der Leidensweg der Betroffenen ähnelt dem eines alkoholkranken Menschen.

Die Menschen, die unter derartigen Essattacken leiden, schämen sich oft dafür. Wenn der Heißhungeranfall gestillt ist, treten depressive Gefühle auf. Oft wird dann versucht, weitere Essattacken zu unterdrücken, um wieder Selbstkontrolle über das eigene Essverhalten zu erlangen. Wenn dies scheitert, ziehen die Betroffenen sich häufig zurück und leben ihre Essattacken im Verborgenen aus. Dabei sind viele so geschickt, dass selbst nahe Freunde oder Familienangehörige nichts von der Essstörung erfahren.

Der Alkoholkranke fällt der Umwelt bald durch die Alkoholfahne auf, der "Heißhungeresser" kann seine Sucht meist besser verstecken.

Die unkontrollierbaren Essanfälle können auch dazu führen, dass Betroffene nicht mehr zur Arbeit oder zur Schule gehen und ein soziales Abseits droht.

Im anglo-amerikanischen Raum gibt es neben den Anonymen Alkoholiker-Gruppen auch die "Overeaters Anonymous". Sie gehen davon aus, dass Nahrung genauso Abhängigkeit erzeugen kann wie Alkohol oder andere Drogen. Sie arbeiten mit einem ähnlichen 12-Punkte-Programm wie die Alkoholiker-Gruppen.

Essstörungen haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Die von BES Betroffenen berichten oft über lang andauernde Unzufriedenheit mit der eigenen Figur und haben bereits mehrere Diätversuche hinter sich. Auch Modetrends, Schlankheitswahn und Überfluss an Nahrungsmitteln scheinen auf die Störung Einfluss zu haben und lassen sie so zu einer weiteren Zivilisationskrankheit werden.


Häufigkeit

Etwa zwei Prozent der Bevölkerung leiden an der BES. Zwei von fünf BES-Patienten sind Männer.

Viele der Betroffenen sind übergewichtig, aber nicht alle. Unabhängig von ihrem Gewicht fühlen sich BES-Patienten häufig übergewichtig und haben in der Vergangenheit bereits mehrere Versuche gemacht, mit Hilfe von Diäten ab zu nehmen. Der Beginn der BES steht oft im Zusammenhang mit Diät-Versuchen, meist in der Zeit des frühen Erwachsenenalters. Forschungen haben ergeben, dass die Essattacken häufig in Zeiten von nervlicher Belastung auftreten.


Ursachen

Niemand weiß genau, wodurch die BES letztendlich verursacht wird. Es ist aber bekannt, dass etwa die Hälfte der Betroffenen in der Vergangenheit einmal depressiv gewesen sind. Ob eine Depression die BES erzeugt oder vielleicht die BES Teil eine Depression ist, ist nicht bekannt.

Die Patienten berichten oft, dass Gefühle von Ärger, Frustration oder Langeweile zu einer Essattacke führen. Es wird vermutet, dass unangenehme Empfindungen durch den Essvorgang auf angenehme Empfindungen umgelenkt werden. Essen ist dabei ein Symbol für Liebe und Geborgenheit. Dies lernt wahrscheinlich bereits das neugeborene Kind, wenn es die ersten Glücksgefühle beim Stillen erfährt. Später wird das Kind mit Süßigkeiten getröstet, wenn es enttäuscht worden ist.

Studien haben ergeben, dass Menschen mit emotionalen Schwierigkeiten manchmal unfähig sind, Hunger von anderen unbehaglichen Gefühlszuständen zu unterscheiden. Auch mögliche Zusammenhänge zwischen Diätversuchen und Essattacken sind noch ungeklärt. Die Wissenschaft versucht zu erforschen, wie Botenstoffe im Gehirn von der BES beeinflusst werden, aber diese Untersuchungen sind noch in Anfangsstadien.


Diagnose

Eine Diagnose ergibt sich durch intensives Befragen der Patienten und auf Grund der bestehenden Symptome.

Therapie und Prognose

Die BES ist mit guten Erfolgsaussichten zu behandeln. Einer der Gründe dafür ist, dass sich bei dieser Essstörung das krankhafte Verhalten sehr gut von gesunden Verhaltenszügen abgrenzen lässt.

Die Behandlung der Binge-Eating-Störung hat zwei Ziele:

1. Normalisierung des Essverhaltens.
2. Behandlung der zugrunde liegenden seelischen Konflikte.

Die verhaltenstherapeutische Behandlung der BES ähnelt den Behandlungsstrategien, die für die Fress- und Kotzsucht (Bulimie) entwickelt worden sind. Das Ziel ist dabei, das Essverhalten zu normalisieren und den Essrhythmus zu regulieren. Oft wird dazu ein Tagebuch über die gegessene Nahrungsmenge geführt. Das hilft, um Stimmungen, Gefühle und Gewohnheiten herauszufinden, die zu Essattacken führen.

Verhaltenstherapeutische Strategien können dann helfen, eine vermehrte Selbstkontrolle zu gewinnen. Außerdem werden Bewältigungsstrategien für Stressfaktoren, die zu Essattacken führen, erarbeitet.

Gelegentlich wird dies Vorgehen mit psychodynamischen Therapieansätzen kombiniert. Hier wird vor allem untersucht, welche Konflikte und Belastungen sich hinter der Störung verstecken und welchen Stellenwert diese in der eigenen Lebensgeschichte haben. Amerikanische Untersuchungen deuten darauf hin, dass antidepressive Medikamente die Behandlung einer BES unterstützen können.

Da Gefühle der Unzufriedenheit mit dem eigenen Körpergewicht zur BES scheinbar beitragen, beinhalten die Behandlungsansätze meist keine Diäten. Im Gegenteil sollen bei dem Ziel, wieder Kontrolle über das Essen zu erlangen, jegliche Versuche der Gewichtsabnahme unterlassen werden.

Solche Therapieverfahren berücksichtigen die negative Selbsteinschätzung des eigenen Körpers und Aussehens, die viele Betroffene haben. Es wird versucht, ihnen zu helfen, das bestehende Gewicht zu akzeptieren und sich gut im eigenen Körper zu fühlen. Eine Gewichtsabnahme soll sich dann durch das normalisierte Essverhalten von selbst einstellen.

Die Behandlung der BES kann ergänzt werden durch Unterricht in Ernährungslehre und durch die Förderung einer angemessenen körperlichen Aktivität.

Menschen, die vermuten, dass sie unter einer BES leiden, sollten wissen, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind. Oft sind Selbstheilungsversuche, das Essverhalten zu kontrollieren, gescheitert. Die Betroffenen sollten sich unbedingt professionelle Hilfe über einen Arzt oder Psychotherapeuten holen. Da das Krankheitsbild bisher noch wenig bekannt ist, kann es passieren, dass die Schwierigkeiten der Betroffenen nicht ernst genug genommen werden. Es ist daher günstig, früh Kontakt mit Gleichgesinnten in Selbsthilfegruppen aufzunehmen.

Komplikationen
Während der Essattacken werden häufig Nahrungsmittel verschlungen, die viel Kohlenhydrate und Fette enthalten, jedoch wenig Vitamine und Mineralstoffe. Es können daher langfristig Mangelerscheinungen auftreten. In amerikanischen Veröffentlichungen wird darauf hingewiesen, dass Menschen, die übergewichtig sind und an einer Binge-Eating-Störung leiden, unter einem höheren Risiko stehen, langfristig an bestimmten Krankheiten zu erkranken, so u.a. an:

Diabetes, überhöhten Werten für Blutdruck und Cholesterin, Gallenblasen- und Herzerkrankungen, sowie bestimmten Arten von Krebs.

Engel 27.04.05, 20:31
No new posts Anorexia nervosa (Magersucht)

Zusammenfassung 

Unter Anorexia nervosa oder Magersucht versteht man eine krankhafte Essstörung, die durch starken Gewichtsverlust gekennzeichnet ist und sich dadurch von der Bulimie, umgangssprachlich auch Ess-Brech-Sucht genannt, unterscheidet. Typischerweise sind junge Frauen betroffen, wobei der Krankheitsbeginn meist in der Pubertät liegt. Etwa 1% der Frauen im Alter von 15 bis 25 Jahren leidet an Anorexie. Die Ursachen der Magersucht sind vielfältig und basieren auf genetischen Faktoren, psychischen Belastungen in der Pubertät durch Veränderung des Körpers und ungelöste familiäre Konflikte sowie gesellschaftliche Einflüsse wie das Schlankheitsideal unserer Zeit. Es kommt zu einer Körperschemastörung, das heißt, die Patientinnen fühlen sich auch bei hochgradigem Untergewicht zu dick und zwingen sich zu weiterer Gewichtsreduktion.

Symptome sind ein Gewichtsverlust bis zu 50% des Ausgangsgewichtes und als Folge körperliche Schäden mit Hormonstörungen und Ausbleiben der Menstruation, Muskelschwäche, Kreislaufproblemen und Mangelerscheinungen durch Vitamin- und Mineralstoffmangel. Aufgrund fehlender Krankheitseinsicht und manchmal bestehender Selbstmordgefahr ist in schweren Fällen eine Behandlung im Krankenhaus notwendig. Erstes Ziel ist die Gewichtszunahme, wobei auch eine intravenöse Verabreichung von Ernährungslösungen erforderlich sein kann. Anschließend wird eine langfristige Psychotherapie meist unter Einbeziehung der Familie durchgeführt. Etwa 30% erreichen das Normalgewicht, bei 25% nimmt die Anorexie einen chronischen Verlauf und 10% Ster*ben an den Folgen der Krankheit.


Allgemeines

Kaum eine andere psychische Störung ist in den letzten Jahren so häufig in der Presse erwähnt worden wie die Anorexie. Immer wieder wird von "Berühmtheiten", insbesondere von Models oder Schauspielerinnen behauptet, sie seien magersüchtig. Das Krankheitsbild der Anorexia nervosa ist erstmals bereits 1873 beschrieben worden. Diese Diagnose wird aber erst seit den 70er Jahren häufiger gestellt, wobei nicht eindeutig gesagt werden kann, ob die Krankheit in der heutigen Gesellschaft tatsächlich häufiger auftritt, oder ob die gestiegene Aufmerksamkeit dazu führt, dass die Krankheit häufiger diagnostiziert wird.

Wörtlich übersetzt bedeutet Anorexie "Appetitverlust oder -verminderung" - eine irreführende Bezeichnung, da nicht unbedingt der Appetit, sondern in erster Linie das Essverhalten gestört ist. Der Zusatz "nervosa" weist auf die psychischen Ursachen der Essstörung hin.

Die Unterscheidung der Anorexie von der anderen bekannten Essstörung, der Bulimie, ist im Einzelfall oft schwierig. Zwar sind beide Krankheitsbilder jeweils durch typische Merkmale gekennzeichnet (die Anorexie durch starken Gewichtsverlust, die Bulimie durch das Auftreten von Essanfällen und Maßnahmen zur Gewichtsreduktion z.B. Erbrechen), der Übergang ist jedoch fließend. Bei vielen Patientinnen tritt eine Mischung von Symptomen auf, man spricht dann von einer Bulimanorexie.


Häufigkeit

Bezogen auf die Gesamtbevölkerung tritt die Anorexie jedoch relativ selten auf. Bei Frauen in der Altersspanne vom 15. bis zum 25. Lebensjahr, die als Risikogruppe für Magersucht gelten, findet sich die Erkrankung allerdings bei ca. 1% der Betroffenen. Es sei erwähnt, dass nur etwa 5% der Erkrankten Männer sind. Anorexie beginnt oft schon in der frühen Jugend, häufig kurz nach dem Einsetzen der ersten Menstruation. Neben diesem Erkrankungsgipfel um das 14. Lebensjahr, tritt die Störung auch etwa im 18. Lebensjahr gehäuft auf.


Biologische Einflüsse:

Man vermutet, dass bei vielen anorektischen Patientinnen eine Störung derjenigen Hirnregion vorliegt, die der Steuerung des Essverhaltens, der sexueller Aktivität und der Menstruation dient. Es ist allerdings auch möglich, dass die Funktionsstörung dieser Hirnregion erst im Laufe der Erkrankung, z.B. als Folge des Gewichtsverlustes, auftritt und zur Aufrechterhaltung der Störung beiträgt, aber nicht ihre eigentliche Ursache ist. Für eine biologische Verursachung der Magersucht sprechen jedoch Untersuchungen, die zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der eineiige Zwilling von einer anorektischen Patientin ebenfalls an Magersucht leidet, etwa 50% beträgt. Bei zweieiigen Zwillingen liegt diese Wahrscheinlichkeit bei unter 10%. Diese Ergebnisse belegen, dass eine genetische Veranlagung an der Entstehung der Anorexie beteiligt ist.


Psychologische Einflüsse:

Die Tatsache, dass Anorexie besonders häufig während der schwierigen Entwicklungsphase der Pubertät beginnt, hat zu der Ansicht geführt, dass die Erkrankung auftritt, wenn die junge Frau sich von der Bewältigung der alterstypischen Anforderungen überfordert fühlt. Während der Pubertät entwickelt sich das Mädchen zur Frau und muss eine entsprechende neue Identität finden. Fühlt sich die Betroffene davon überfordert, entsteht ein tiefes Gefühl der Unsicherheit. Für viele Patientinnen scheint der Versuch, Kontrolle über ihr Körpergewicht ausüben zu können, ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Das Körpergewicht wird eine wichtige Quelle für ihr Selbstwertgefühl. In den Familien anorektischer Patientinnen sind häufig bestimmte Verhaltensmuster festgestellt worden. Die Patientinnen werden oft von ihren Eltern stark behütet, d.h. dass auch in der Familie nicht angemessen auf die Entwicklung des Kindes zur Frau reagiert wird. Ebenso scheinen Konflikte in der Familie in vielen Fällen nicht angesprochen zu werden. Allerdings handelt es sich bei diesen Feststellungen um reine Beschreibungen typischer familiärer Verhaltensmuster; es ist durchaus möglich, dass diese nicht die Ursache, sondern die Folge der Erkrankung sind. Das Krankheitsbild der Anorexie ist gerade für die Eltern sehr besorgniserregend, was dazu führen kann, dass sie ihr Kind schützen und von Konflikten fernhalten möchten.


Gesellschaftliche Einflüsse:

In westlichen Gesellschaften hat sich das Schönheitsideal seit Anfang der 60er Jahre immer mehr in Richtung eines sehr schlanken Körpers entwickelt. Paradoxerweise ist es auf der anderen Seite durch relativen Wohlstand und ein Nahrungsüberangebot gleichzeitig zu einem Anstieg des Durchschnittsgewichts gekommen. Übergewicht wird insbesondere bei Frauen gesellschaftlich sehr negativ bewertet. Übergewichtige Männer werden als stattlich bezeichnet, Frauen hingegen als fett. Durch Werbung und Filme erhält man den Eindruck, dass nur schlanke Frauen erfolgreich und beliebt sind, dicke Frauen sind entweder graue Mäuse oder "Ulknudeln". Gerade junge Frauen, die während der Pubertät körperliche Veränderungen durchlaufen und erst ein Gefühl für ihren "neuen" Körper entwickeln müssen, können durch dieses Schlankheitsideal stark verunsichert werden.


Körperschema-Störung:

Bei anorektischen Patientinnen kommt es zu einer Störung der Wahrnehmung des eigenen Körpers. Auch wenn sie im Laufe der Erkrankung schon extrem viel Gewicht verloren haben, überschätzen sie ihren Körperumfang und halten sich für zu dick.


Verändertes Essverhalten:

Infolge der verzerrten Wahrnehmung des eigenen Körpers, bemühen die Betroffenen sich, ihr vermeintlich zu hohes Gewicht zu reduzieren. Zu diesem Zweck nehmen sie nur geringe Mengen an Nahrung zu sich und vermeiden Lebensmittel, die viele Kalorien enthalten. Manche Patientinnen verweigern zeitweise die Nahrungsaufnahme komplett. Häufig nimmt das Essen einen zentralen Stellenwert im Leben der Betroffenen ein. Sie verwenden viel Energie darauf, Hungergefühle zu unterdrücken oder bereiten mit großem Eifer wahre Festmahle für andere zu, an denen sie aber selbst nicht teilnehmen. In Hinblick auf die Veränderungen des Essverhaltens lassen sich zwei Gruppen von anorektischen Patientinnen unterscheiden: Etwa 50% der Patientinnen halten ausschließlich Diät, bei den anderen treten aber auch bulimische Symptome (Essanfälle und selbst herbeigeführtes Erbrechen) auf. Bei Betroffenen, die zu der letzteren Gruppe gehören, beginnt die Störung meist später, sie haben vor der Erkrankung ein höheres Gewicht, die Körperschema-Störung ist meist stärker ausgeprägt und sie sind häufig depressiver als Patientinnen mit einer rein anorektischen Symptomatik.


Gewichtsverlust:

Neben der strengen Diät setzen viele AnorektikerInnen zusätzlich Appetitzügler, Abführmittel und sportliche Betätigung ein, um abzunehmen. Durchschnittlich verlieren anorektische Patientinnen 45-50% ihres Ausgangsgewichts. Liegt das Körpergewicht um mindestens 15% niedriger als das Normalgewicht, wird die Diagnose der Anorexie gestellt. Viele Patientinnen magern bis auf 30 Kilogramm ab.


Körperliche Veränderungen:

Durch den Gewichtsverlusts und die Mangelernährung kann es zu schwerwiegenden körperlichen Schäden kommen. Aufgrund von hormonellen Störungen bleibt die Menstruation meist aus. Bei Beginn der Störung vor der Pubertät wird die körperliche Entwicklung meist stark verzögert. Auch Verlangsamung des Herzschlags, niedriger Blutdruck, Absinken der Körpertemperatur, Hautprobleme, flaumartige Behaarung des Rückens, Muskelschwäche, Haarausfall und Wassereinlagerung im Gewebe können als Folgen der Anorexie auftreten. Der Mineralstoffhaushalt ist in der Regel gestört. Diese körperlichen Befunde werden durch die Mangelernährung verursacht und verschwinden meist vollständig, wenn sich das Essverhalten langfristig normalisiert hat. Durch die konstante Mangelernährung wird der Energieverbrauch herabgesetzt. Infolgedessen führt normale Nahrungsaufnahme unter diesen Umständen kurzfristig zu einer Gewichtszunahme.


Psychische Veränderungen:

Bei anorektischen Patientinnen steht das beharrliche Streben, dünner zu werden im Vordergrund. Verbunden damit besteht eine extreme Angst vor einer Gewichtszunahme. Schon eine Zunahme von wenigen Gramm, die aufgrund des gesenkten Energieverbrauchs ja schon nach recht geringer Nahrungsaufnahme folgen kann, löst regelrechte Panik aus. Das führt zu einem erneuten Versuch, das Essverhalten (noch strenger) zu kontrollieren. Die Patientinnen befinden sich also in einem regelrechten Teufelskreis. Häufig zeigen sich bei den Betroffenen auch depressive Symptome und starke Reizbarkeit.


Therapie

Die Therapie der Anorexie ist in zwei Abschnitte unterteilt. Vordringlichstes Anliegen ist zunächst eine Gewichtszunahme, um den körperlichen Folgeschäden entgegenzuwirken. Insbesondere wenn das Körpergewicht unter 75% des Normalgewichts liegt, die körperliche Verfassung lebensbedrohlich ist oder aufgrund der depressiven Verstimmung Selbstmordgefahr besteht, sollte die Behandlung zunächst im Krankenhaus stattfinden.

Da bei anorektischen Patientinnen oft nur wenig Einsicht hinsichtlich der Schwere ihrer Erkrankung besteht, müssen bei körperlicher Lebensbedrohung oft zunächst Nährstoffe durch Infusion zugeführt werden. So bald wie möglich sollten die Betroffenen die Verantwortung für ihre Gewichtszunahme aber selbst übernehmen. Dabei kann es sinnvoll sein, bestimmte Belohnungen abzusprechen, die sie für Erfolge bei der Ernährungsumstellung erhalten.

Langfristig kann eine Normalisierung des Gewichts jedoch nur erreicht werden, wenn auch die Ursachen der Anorexie behandelt werden. Aufgrund der Vielfalt der Faktoren, die an der Entstehung der Störung beteiligt sind, umfasst die Therapie verschiedene Komponenten:

In der Therapie sollen die Patientinnen die Richtigkeit ihrer Vorstellungen zur Bedeutung von Gewicht und Figur überprüfen. So soll z.B. eine Betroffene hinterfragen, ob Schlankheit tatsächlich mit beruflichem und privatem Erfolg im Zusammenhang steht. Hat man auf diesem Weg herausgefunden, was die Patientin sich vom Schlanksein erhofft, kann mit ihr besprochen werden, auf welche andere Weise sie diese Ziele erreichen kann. Sie lernt, dass ihr Selbstwertgefühl nicht allein von ihrem Gewicht abhängt.

>In der körperorientierten Therapiesollen die Betroffene ein besseres Gefühl für ihren Körper bekommen, so dass sie auf ihre Körpersignale (z.B. Hunger) angemessen reagieren und ihren Körperumfang realistisch einschätzen können.

>Generell soll mit anorektischen Frauen die Bewältigung von Problemengeübt werden. Dabei werden gemeinsam mit der Patientin verschiedene Lösungsalternativen entwickelt, die sie bei alltäglichen Schwierigkeiten anwenden kann, bei denen sie sonst auf ihr gestörtes Essverhalten als Mittel der Bewältigung zurückgegriffen hat.

>Die familienorientierte Therapiewird insbesondere bei jüngeren AnorektikerInnen eingesetzt, die noch in ihrer Familie wohnen. Dabei soll die Familie darauf hingewiesen werden, wie sie auf das gestörte Essverhalten der Patientin reagiert. In diesem Zusammenhang kann es hilfreich sein, wenn der Therapeut an Mahlzeiten in der Familie teilnimmt. Manchmal beschäftigen die Familienmitglieder sich so stark mit der Anorexie, dass sie sich um andere Probleme nicht mehr kümmern können oder wollen. Die Betroffene erhält auf diese Weise die ungeteilte Aufmerksamkeit, und die Familienmitglieder müssen sich nicht mit sich und ihren eigenen Konflikten beschäftigen. Wird diese Reaktionsweise, die zu der Aufrechterhaltung der Störung beitragen kann, unterbrochen, tritt häufig eine Besserung ein. Gerade die Eltern erleben es meist als sehr erleichternd, wenn sie im Umgang mit der Erkrankung ihres Kindes von einem Therapeuten unterstützt werden.


Prognose

Nach einer Behandlung zeigt sich bei etwa 30% der Patientinnen eine vollständige Besserung, d.h. sie erreichen zumindest annähernd das Normalgewicht und haben regelmäßig ihre Menstruation. Bei 35% lässt sich zwar eine Gewichtszunahme feststellen, der Bereich des Normalgewichts wird allerdings nicht erreicht. Das Krankheitsbild bleibt bei ca. 25% der Betroffenen chronisch bestehen. Etwa 10% Ster*ben infolge der Anorexie. Auch nach einer Gewichtsnormalisierung hält bei vielen Betroffenen die verzerrte Einstellung zu Gewicht und Figur an. Generell sind die Besserungschancen aussichtsreicher, wenn die Erkrankung früh begonnen hat. Bei einem sehr frühen Beginn vor dem 11. Lebensjahr ist die Voraussage dagegen deutlich schlechte

Engel 27.04.05, 20:29
No new posts Bulimia nervosa (Bulimie)
Zusammenfassung 

Unter Bulimie, die umgangssprachlich auch als Ess-Brech-Sucht bezeichnet wird, versteht man eine Essstörung mit Heißhungerattacken und Essanfällen, der selbstausgelöstes Erbrechen und Missbrauch von Medikamenten zur Verhinderung von Gewichtszunahme folgen. Im Gegensatz zur Anorexie sind die Betroffenen jedoch normalgewichtig. Die Bulimie betrifft in weit über 90% der Fälle Frauen, wobei manche Autoren sogar von ca. 99% ausgehen. In einem Alter von 18-35 Jahren leiden ca. 2,5% der Frauen daran. Die Ursachen reichen von psychischen und familiären Belastungen über biologische Faktoren bis hin zum gesellschaftlich vorgegebenen Schlankheitsideal. Die Symptome sind Essanfälle, bei denen etwa 3.500 Kalorien zugeführt werden, Erbrechen und dadurch ausgelöste Folgeschäden sowie depressive Verstimmung. In der Regel versuchen die Patientinnen, ihre Essstörung geheim zu halten und meist wird erst nach fünf Jahren der erste Behandlungsversuch unternommen. Erstes Ziel ist dabei die Normalisierung des Essverhaltens, im Anschluss folgt die psychotherapeutische Behandlung der zugrunde liegenden Ursache. In 40% der Fälle kommt es zu einer deutlichen, in 20% zu einer geringen Besserung, die übrigen Therapien erweisen sich als erfolglos.


Allgemeines

Der Wunsch, schlank zu sein, ist in unserer Gesellschaft - insbesondere bei Frauen - sehr verbreitet. So wollen, unabhängig von ihrem Gewicht, Frauen in Deutschland im Durchschnitt um 5 Kilogramm leichter sein. Bei immer mehr Menschen nimmt dieser Wunsch mittlerweile krankhafte Formen an.

Die Bezeichnung "Bulimia nervosa", kurz auch Bulimie genannt, bedeutet sinngemäß "Ochsenhunger" (der Anhang "nervosa" deutet auf psychische Ursachen hin) und steht für ein Krankheitsbild, das in der Umgangssprache häufig "Ess-Brech-" oder "Fress-Kotz-Sucht" genannt wird.

Neben der Anorexia nervosa (besser bekannt als Anorexie oder Magersucht) ist die Bulimie das typischste Beispiel für eine Essstörung. Die Unterscheidung zwischen Anorexie und Bulimie ist oft schwierig, in der Presse werden sie häufig gleichgesetzt, obwohl es sich um unterschiedliche Störungsbilder handelt.

Gemeinsam ist beiden Krankheiten, dass bei den Betroffenen eine extreme Angst vor einer Gewichtszunahme besteht. Während jedoch bei der Anorexie starker Gewichtsverlust durch extreme Diät im Vordergrund steht, ist das Hauptmerkmal der Bulimie das wiederholte Auftreten von Essattacken, die von aktiv herbeigeführtem Erbrechen oder der Einnahme von Abführmitteln bzw. harntreibenden Mitteln gefolgt sind. Im Gegensatz zu anorektischen Patientinnen, die äußerlich durch ihr Untergewicht auffallen, liegt das Körpergewicht bei bulimischen Patientinnen meist im Normalbereich.


Ursachen

Es wird vermutet, dass bei der Entstehung von Bulimie verschiedene Einflüsse zusammenwirken:


Gesellschaftlich vorgegebenes Schlankheitsideal

In der heutigen Gesellschaft gilt ein Schönheitsideal, das insbesondere für Frauen einen schlanken, gesunden und schönen Körper fordert. Dieses Ideal begegnet Frauen z.B. Tag für Tag in der Werbung oder in Zeitschriften. Etwa 20% aller Frauen führen regelmäßig Schlankheitsdiäten durch. Nach einer erfolgreichen Diät erfährt die Person zunächst positive Konsequenzen (Komplimente, Stolz auf ihre Willensstärke). So kann es geschehen, dass Gewichtskontrolle und Schlanksein zu einer wichtigen Quelle für das Selbstbewusstsein werden. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass gerade junge Frauen, die während der Pubertät gerade bezüglich ihres Körpers oft sehr unsicher sind, besonders anfällig für Essstörungen sind.


Lernerfahrungen

Die Erfahrungen, die schon früh im Umgang mit Nahrungsmitteln gemacht wurden, können bei der Entstehung von Bulimie eine entscheidende Rolle spielen. So ist es z.B. denkbar, dass ein Kind, das immer wenn es traurig war mit Schokolade getröstet wurde, auch später auf gedrückte Stimmung damit reagiert, sich etwas zu gönnen; insbesondere dann, wenn keine anderen Arten der Problembewältigung gelernt wurden. Es kann ein Problem dadurch entstehen, dass die Nahrungsaufnahme von dem eigentlichen körperlichen Bedürfnis losgelöst ist (beispielsweise, weil ein Kind gelernt hat zu essen, "was auf den Tisch kommt", unabhängig davon, ob es Hunger hat) und so das normale Hunger- und Sättigungsgefühl verlernt wird.


Familiäre Einflüsse

Bei Familien bulimischer Patientinnen sind häufig bestimmte Auffälligkeiten zu finden. So ist beobachtet worden, dass die Patientinnen von ihren Eltern häufig stark behütet werden, und dass in den Familien Konflikte meist nicht angesprochen werden. Es ist allerdings nicht belegt, ob diese Faktoren eine ursächliche Rolle bei der Entstehung der Bulimie spielen. Eine andere Erklärung wäre, dass die Tatsache, dass ein Familienmitglied an Bulimie leidet, sich auf die übrige Familie auswirkt. So haben bulimische Patientinnen z.B. häufig Schwierigkeiten damit, Selbständigkeit zu entwickeln. Das kann einerseits als Folge von Überbehütung gedeutet werden; es ist aber auch möglich, dass die mangelnde Selbständigkeit erst dazu geführt hat, dass die Eltern sich besonders stark um ihre Tochter kümmern. Aber auch traumatische Erlebnisse in der Kindheit und Jugend, so z.B. ein sexueller Missbrauch, kann als Ursache in Frage kommen.


Biologische Faktoren

Ein wesentlicher Risikofaktor für die Entwicklung einer Essstörung kann ein genetisch bedingter, relativ niedriger Energieverbrauch sein. In diesem Fall neigt die Person zu einem höheren Körpergewicht trotz normaler Nahrungsaufnahme. Das Erreichen einer schlanken Figur ist für die Betroffenen nur durch Maßnahmen der Gewichtskontrolle zu erreichen. Darüber hinaus ist bei Bulimiepatientinnen häufig ein reduzierter Spiegel von Botenstoffen des Gehirns festgestellt worden, die Einfluss auf das Sättigungsgefühl und die emotionale Befindlichkeit haben. Die vorgestellten Faktoren stellen Ursachen dafür dar, warum Bulimie entsteht, sie können aber nicht erklären, wodurch die Störung letztendlich ausgelöst wird. Bei vielen Patientinnen gehen belastende Ereignisse, z.B. der T*d eines Angehörigen oder besondere Leistungssituationen, denen sie sich nicht gewachsen fühlen, der Erkrankung unmittelbar als Auslöser voraus. Neben Erklärungen für die Entstehung und Auslösung der Bulimie, gibt es auch Vermutungen darüber, wie die Störung aufrechterhalten wird. Das veränderte Essverhalten führt zu biologischen und psychologischen Konsequenzen, die dazu beitragen, dass die Störung bestehen bleibt, auch wenn die an der Entstehung beteiligten Faktoren gar nicht mehr vorhanden sind.


Konsequenzen der Mangelernährung

Bei Patientinnen mit Bulimie kommt es dadurch, dass zwischen den Essanfällen Diät gehalten wird bzw. dadurch, dass die Nahrung erbrochen wird, zwischenzeitlich zu Mangelernährung. Als Konsequenz treten hormonelle und Stoffwechselveränderungen auf, durch die der Energieverbrauch herabgesetzt wird. Unter diesen Bedingungen führt auch eine normale Kalorienzufuhr zu einer kurzfristigen Gewichtszunahme, was zur Folge hat, dass die Patientinnen verstärkt versuchen ihr Gewicht zu kontrollieren. Auf diese Weise können sich die biologischen Veränderungen nicht normalisieren und es setzt ein Teufelskreis ein. Auf psychologischer Ebene ist zu beobachten, dass das gestörte Essverhalten häufig dazu führt, dass die Betroffenen sich von anderen Menschen zurückziehen und das Interesse an anderen Dingen verlieren. Diese Isolierung kann den Mangel an Selbstwertgefühl verstärken, unter dem bulimische Frauen häufig leiden. Eben diesen Mangel versuchen die Frauen aber dadurch auszugleichen, dass sie durch Gewichtskontrolle ein vermeintlich attraktiveres Äußeres erreichen.


Gezügeltes Essen

Zwischen den Essanfällen zeigen bulimische Patientinnen meist stark gezügeltes Essen. Als Konsequenz empfinden die Frauen oft Heißhunger. Insbesondere wenn zusätzlich noch Stress oder andere Belastungen auftreten, wird dadurch das Auftreten von Essanfällen begünstigt.


Belohnende Konsequenzen des Erbrechens

Die Aufnahme einer großen Nahrungsmenge während eines Essanfalls erzeugt bei den Betroffenen eine starke Angst vor einer Gewichtszunahme. Diese Angst wird durch Herbeiführen von Erbrechen zumindest kurzfristig abgeschwächt. Das Erbrechen wird also durch den Wegfall der Sorge um das Gewicht quasi belohnt und so als eine Strategie zur Gewichtskontrolle erlernt.


Häufigkeit

Stärker als bei jeder anderen psychischen Störung sind von der Bulimie vor allem Frauen betroffen und zwar sind weit über 90 % der an Bulimie Erkrankten Frauen, manche Autoren sprechen sogar von 99%. Auffällig ist außerdem, dass die Störung gehäuft in der Mittel- und Oberschicht auftritt. In der weiblichen Bevölkerung leiden in der Altersgruppe zwischen 18 und 35 Jahren etwa 2,5% an Bulimie. Auch bei Frauen ohne die Diagnose Essstörungen finden sich häufig einzelne Symptome der Bulimie: etwa 5% der weiblichen Gesamtbevölkerung berichten, dass sie z.B. das Herbeiführen von Erbrechen und die Einnahme von Abführmitteln einsetzen, um Gewicht zu verlieren. Die Häufigkeit der Bulimie hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, zur Erklärung wird dabei häufig das derzeit herrschende Schlankheitsideal herangezogen. Etwa 4/5 aller Patientinnen erkranken vor dem 22. Lebensjahr, bei der Hälfte der Betroffenen geht der Bulimie eine Anorexie voraus.


Symptome

Das Hauptmerkmal der Bulimie ist das wiederholte Auftreten von Essanfällen. Während dieser Anfälle nehmen die Betroffenen in kurzer Zeit große Nahrungsmengen zu sich, ohne das Gefühl zu haben, die Nahrungsaufnahme kontrollieren zu können. Es handelt sich meist um kohlenhydrat- und kalorienreiche Speisen wie Gebäck, Schokolade, Kartoffelchips oder Pudding. Durchschnittlich nehmen Patientinnen während eines Essanfalls 3.500 Kalorien zu sich. Diese Anfälle treten mehrmals wöchentlich, bei manchen Patientinnen sogar mehrmals täglich auf und dauern in der Regel etwa 1 -1,5 Stunden. Damit nicht auffällt, welche enormen Nahrungsmengen sie verbrauchen, gehen die betroffenen Frauen häufig in viele Supermärkte, in denen sie jeweils nur eine kleine Menge einkaufen. Wenn nicht genügend Essen zur Verfügung steht, kann es vorkommen, dass die Patientinnen Nahrungsreste in Mülltonnen suchen. 20% der Betroffenen haben Ladendiebstähle begangen, um sich Nahrungsmittel zu besorgen.

Bulimische Frauen beschäftigen sich andauernd und übertrieben mit ihrem Gewicht, ihre Figur hat für die Patientinnen eine entscheidende Bedeutung für ihr Selbstwertgefühl. Deshalb wird die nach dem Essanfall befürchtete Gewichtszunahme als sehr bedrohlich erlebt und die Betroffenen greifen zu Maßnahmen der Gewichtskontrolle . Dies geschieht meist durch das Herbeiführen des Erbrechens oder durch die Einnahme großer Mengen von harntreibenden oder abführenden Mitteln. Zwischen den Anfällen leben die Patienten meist nach einer sehr strengen Diät oder betreiben übermäßig viel Sport. Durch die Aufeinanderfolge von Fressanfällen und Diäten kommt es zu starken Gewichtsschwankungen, im Durchschnitt liegt das Gewicht bulimischer Patientinnen jedoch wie erwähnt im Normalbereich.


Diagnose

Zum Verlauf der Bulimie ist recht wenig bekannt, da Bulimie erst seit 1980 als eigenständige Diagnose erhoben wird. Es wird davon ausgegangen, dass sich im Krankheitsverlauf Phasen mit geringer und stark ausgeprägter Symptomatik abwechseln. Im Durchschnitt besteht die Störung bereits 5 Jahre, ehe der erste Behandlungsversuch unternommen wird. Das ist u.a. darauf zurückzuführen, dass die Patienten häufig versuchen, ihre Krankheit zu verheimlichen und Vorkehrungen treffen, damit sie auch nicht von anderen entdeckt wird. Nach einer stationären Therapie können etwa 40% der Patientinnen als deutlich gebessert und 20% als teilweise gebessert bezeichnet werden. Bei den übrigen 40% bleibt aber ein Behandlungserfolg aus. Das scheint insbesondere bei Frauen der Fall zu sein, die neben der Bulimie auch unter depressiven Symptomen oder Angststörungen leiden.


Therapie

Bei der Behandlung von Bulimie werden kurzfristige und langfristige Maßnahmen eingesetzt. Grundsätzlich sollte die Behandlung in einer Klinik stattfinden, wenn schwerwiegende medizinische Probleme aufgetreten sind.

Zunächst ist es unumgänglich, eine Veränderung des Essverhaltens herbeizuführen, um einer weiteren Verschlechterung der gesundheitlichen Situation entgegen zu wirken und eine Rückbildung der biologischen Funktionsstörungen zu erreichen. Diese Funktionsstörungen werden hauptsächlich durch die Mangelernährung während der Diätphasen zwischen den Heißhungeranfällen verursacht. Hauptziel des so genannten "Ernährungsmanagements" ist es deshalb, das alltägliche Essverhalten zu normalisieren. Dabei wird nicht nur auf eine ausreichende Kalorienzufuhr, sondern auch auf eine angemessene Nahrungszusammensetzung und zeitliche Verteilung der Nahrungsaufnahme geachtet. Um dies zu erreichen, wird zunächst das Essverhalten der Patientin untersucht. Danach wird die Betroffene über die biologischen und psychologischen Konsequenzen der Mangelernährung aufgeklärt. In einer abschließenden Übungsphase wird die Patientin angeleitet, ihre Nahrungsaufnahme zu strukturieren. Häufig ist beim Ernährungsmanagement eine starke Kontrolle der Patientin notwendig, da die Betroffenen sich zwar oft scheinbar auf die Ernährungsumstellung einlassen, aus Angst vor einer Gewichtszunahme aber heimlich ein Erbrechen herbeiführen. Es ist deshalb auch erfolgsversprechend, z.B. mit der Patientin auszumachen, dass sie sich für das Einhalten der Therapie selber belohnt.

Ausgehend von der Annahme, dass Bulimie Ausdruck einer tieferliegenden Ursache, wie z.B. eines mangelnden Selbstwertgefühls ist, erscheint es notwendig, dass die Behandlung sich nicht allein auf die Normalisierung der Symptomatik, d.h. des Essverhaltens, und der ernährungsbedingten Verfassung beschränkt. Wichtig ist es auch, den Betroffenen zu helfen, sich von einer Gewöhnung an ihr krankhaftes Verhalten zu lösen. Zur langfristigen Behandlung der Bulimie werden verschiedene Methoden angewandt:


Kognitiv-verhaltenstherapeutische Methoden

Da angenommen wird, dass im Laufe der Erkrankung das Erbrechen als eine Art der Problemlösung erlernt worden ist, um die Angst vor dem Dickwerden zu bewältigen, wird versucht, diesen Lernprozess zu durchbrechen. Die Patientin soll erfahren, dass nach der Nahrungsaufnahme die Angst vor Gewichtszunahme abnimmt, auch wenn sie am Erbrechen gehindert wird. Darüber hinaus wird in der Therapie gemeinsam mit der Patientin untersucht, welche irrationalen Annahmen ihrem Verhalten zugrunde liegen und versucht, diese zu verändern. So kann z.B. die Überzeugung, nur liebenswert zu sein, wenn man schlank ist, ein Motiv für die strikte Gewichtskontrolle sein. In diesem Fall könnte mit der Patientin erarbeitet werden, welche anderen Eigenschaften einen Menschen liebenswürdig machen, bzw. wie die Patientin weniger davon abhängig werden könnte, von anderen liebenswürdig gefunden zu werden.


Problemlösungsstrategien

Aufgrund der Tatsache, dass Ess- und Brechanfälle bei bulimischen Frauen häufig nach Belastungssituationen auftreten, werden bei der Therapie mit der Patientin andere Bewältigungsstrategien im Umgang mit Stress und Problemen eingeübt. Dazu wird z.B. die Betroffene in eine Situation gebracht, die normalerweise einen Essanfall auslöst. Sie wird dann aber daran gehindert, dass dieser tatsächlich auftritt und aufgefordert, anderes Bewältigungsverhalten, z.B. eine Entspannung, auszuführen.


Familientherapie

Um Störungen in der Familie anzugehen, aber auch um den Familienmitgliedern den Umgang mit der Erkrankung der Patientin zu erleichtern, werden bei der Behandlung auch die Angehörigen der Betroffenen mit einbezogen. Gemeinsam soll festgestellt werden, welche Faktoren zur Aufrechterhaltung der Bulimie beitragen und dann beispielsweise ein angemessener Umgang mit Konflikten eingeübt.


Gestaltungstherapie

Bei der Mal- oder Musiktherapie soll es der Patientin ermöglicht werden, Gefühle und Konflikte auszudrücken, die sie vielleicht nicht direkt mitteilen möchte oder kann. So kann ein von der Betroffenen gemaltes Bild für den Therapeuten einen wichtigen Zugang zu dem Erleben der Patientin bedeuten. Diese Verfahren werden selten allein eingesetzt, sondern dienen zur Ergänzung anderer Therapiemaßnahmen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei der Therapie von Bulimie, schon allein um chronischen Gesundheitsschäden vorzubeugen, zunächst das gestörte Essverhalten angegangen werden muss, ein langfristiger Therapieerfolg aber nur zu erwarten ist, wenn auch die der Störung zugrunde liegenden Faktoren behandelt werden. Dabei nimmt die Verbesserung des schlechten Selbstwertgefühls und der angemessene Umgang mit Problemen einen zentralen Stellenwert ein.


Komplikationen

Als Konsequenz des häufigen Erbrechens treten medizinische Probleme auf. Es kommt häufig zu Kaliummangel, der zu Herzrhythmusstörungen führen kann. Darüber hinaus treten Entzündungen der Speiseröhre, Magenwandschädigungen, Schwellungen der Ohrspeicheldrüsen, oft erhebliche Schädigungen des Zahnschmelzes und Veränderung an Haut und Haaren auf. Durch das Einführen des Fingers oder von Fremdkörpern, um Erbrechen herbeizuführen, kann die Mundhöhle verletzt werden, außerdem besteht Erstickungsgefahr, wenn der Mageninhalt in die Luftröhre gelangt. Durch dem Missbrauch von harntreibenden und abführenden Mittel kommt es, neben dem erwähnten Kaliummangel, zu schweren Störungen des Mineralstoffwechsels. Häufig leiden bulimische Patientinnen unter Unterernährung, die u.a. zu Störungen des Hormonsystems führt. Konsequenzen sind häufig Ausbleiben der Menstruation, Unfruchtbarkeit, Energiemangel und Kälteempfindlichkeit. Hinzukommen häufig finanzielle Schwierigkeiten, bedingt durch den großen Nahrungsmittelkonsum und Ausgaben für Abführmittel.

Bei bis zu 50% der bulimischen Frauen treten, vermutlich als Folge der Essstörung, depressive Symptome auf. Stimmungslabilität, Schuldgefühle und Suizidgedanken werden häufig im Zusammenhang mit den Ess- und Brechanfällen beobachtet. So ist z.B. das Gefühl der Erleichterung nach dem Erbrechen nur von kurzer Dauer und wird von Niedergeschlagenheit gefolgt. Essanfälle lösen häufig Selbstvorwürfe, sich selbst nicht genug unter Kontrolle zu haben, aus.

Engel 27.04.05, 20:26
 
 
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