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Der "Faktor Mensch" oder Warum der Sozialismus nicht funktioniert

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Torsten
Ehemaliges Mitglied


New PostErstellt: 23.10.05, 18:10  Betreff: Der "Faktor Mensch" oder Warum der Sozialismus nicht funktioniert  drucken  Thema drucken  weiterempfehlen

In Diskussionen höre ich oft, der Sozialismus / Kommunismus würde aber zwangsläufig am "Faktor Mensch" scheitern. Der Egoismus des Menschen, das Streben nach eigenem Vorteil, sei eben eine unüberwindliche Hürde, welche der Errichtung einer gemeinnützigen Gesellschaft im Wege steht.
Diese Behauptungen sind leicht widerlegbar.
1.Jeder Mensch durchläuft nicht nur in seinem Leben eine Entwicklung, sondern unterscheidet sich in seinen Denk- und Verhaltensmustern von jedem anderen Menschen. Ein konstanter "Faktor Mensch" existiert auch kurzfristig nicht.
2.Lernen bedeutet Änderung des Verhaltens. Ein unveränderliches Verhalten hieße, der Mensch sei nicht lernfähig. Eine so blödsinnige Behauptung ist keines Kommentars wert.
3.Der zeitlich größte Teil der menschlichen Entwicklung fand in gemeinnützigen Gesellschaften statt: Ur- und Stammesgesellschaft. Reste dieser Gesellschaften finden sich nicht nur in abgelegenen Amazonasurwäldern, sondern selbst in Europa. Verfechter des "unveränderlich egoistischen Faktors Mensch" sollten vielleicht mal ihren nächsten Urlaub vom "Ballermann 6" auf Mallorca nach Nordeuropa verlegen, wo immer noch vor seiner Haustür die große Stammesgesellschaft der Sami existiert.
4.Der Gemeinnutz führt nicht etwa zum persönlichen Schaden, sondern ist im Gegenteil der optimale Weg, langfristig eigenen Nutzen zu erzielen (http://www.weltformel.gmxhome.de/weltformel/texte/GD.HTML). Er ist nicht mit dummem Gutmenschentum, dem Altruismus, zu verwechseln (http://www.weltformel.gmxhome.de/weltformel/texte/EAK.HTML). Gemeinnutz geht vor Eigennutz, denn Gemeinnutz führt zu eigenem Nutzen.
5.Der Mensch ist nicht genetisch egoistisch veranlagt. Der Egoismus wird geprägt, und zwar im Kleinkindesalter. Aber selbst diese Prägung ist nicht endgültig. Friedrich Engels, Abkömmling einer Kapitalistenfamilie, wurde nicht nur zu einem der Vorreiter des Sozialismus, sondern unterstützte auch seinen Freund Marx und die Arbeiterbewegung. Dabei gab er nicht etwa "sein letztes Hemd", was dummes Gutmenschentum wäre, sondern handelte nach dem kommunistischen Grundsatz, aus jeder Handlung auch (aber niemals überwiegend) eigenen Nutzen zu ziehen.
6.Kommunisten verhalten sich nicht nur untereinander, sondern auch gegenüber Nichtkommunisten kommunistisch. Wir helfen Jedem, der bereit ist, uns zu helfen, und machen dabei sogar den ersten Schritt. Aber: Wer uns schaden will, findet in uns seine schlimmsten Gegner.
Die bürgerliche Scheißhausparole, egoistisches Verhalten sei angeboren und ewig, ist also völlig haltlos. Deshalb scheiterte der Sozialismus auch nicht an einer ewigen Gesetzmäßigkeit, sondern an individuellem und gesellschaftlich überwiegendem Fehlverhalten.
Das heißt, die Errichtung des Sozialismus und seine Entwicklung zum Kommunismus scheitert tatsächlich am Faktor Mensch (oder wie wir sagen: dem subjektiven Faktor). Allerdings heißt das nicht, daß der Sozialismus zwangsläufig immer wieder Scheitern wird, so lange Menschen existieren, sondern daß der Mensch mehrheitlich
1.einen bestimmten Erkenntnisstand erreichen muß, um den Sozialismus stabilisieren und gegen innere und äußere Feinde verteidigen zu können.
2.bereits so geprägt werden muß, daß er nicht so leicht den Verlockungen der kurzfristigen persönlichen Vorteile egoistischen Verhaltens erliegt.
Diese Bedingungen waren bisher offensichtlich nicht erfüllt.
Wobei immer zu berücksichtigen ist, daß zur Zeit immer noch sozialistische Staaten (Republik Cuba, KDVR) existieren. Nicht, weil der Imperialismus nicht Alles daransetzen würde, sie sich wieder einzuverleiben wie die UdSSR, die DDR, viele Andere und derzeit auch die "Volksrepublik" China, sondern weil die Völker und die Staaten aufgrund ihres Entwicklungsstandes aktiv ihre gemeinnützige Gesellschaft verteidigen und sich erfolgreich gegen den Imperialismus zur Wehr setzen.



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Faulkater
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Beiträge: 3
Ort: bei Kamenz

New PostErstellt: 30.07.06, 18:48  Betreff: Re: Der "Faktor Mensch" oder Warum der Sozialismus nicht funktioniert  drucken  weiterempfehlen

Leider kann ich hier nicht zustimmen!

Ich bin auch irgendwie "links", aber ich denke, dass der Kommunismus nach dem Prinzip "jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen" nicht funktionieren kann. Denn zwar hat jeder Mensch mehr oder weniger eine soziale und humanistische Ader. Aber ich meine doch, dass der Mensch doch genetisch bedingt einerseits faul, und anderseits habgierig ist. Somit ist der Mensch immer bestrebt, einerseits so wenig wie möglich fürs Gemeinwohl bezutragen, aber so viel wie möglich vom großen Kuchen abzubekommen.

Das ein "Kommunismus" in der Urgesellschaft funktioniert hat, und auch heute bei Naturvölkern immer noch funktioniert, liegt meiner Meinung daran, dass es sich um relativ kleine Gruppen handelt, wo jeder jeden kennt, und eine Art "Gruppenzwang" herrscht. In größeren Gruppen, wie etwa einer ganzen Nation oder gar der ganzen Welt funktioniert auf grund der "großen anonymen Masse" dieser Gruppenzwang nicht mehr, daher wäre anstelle davon staatliche Gewalt norwendig (was aber wenig wünschenswert wäre).

Dahaer bin ich der Meinung, dass es in der gesellschaftlichen Entwicklung nur bis zum Sozialismus kommen kann, also einer Gesellschaftsordnung, in der das Prinzip "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung" gilt, jedoch ein sozialer Ausgleich zwischen Leisungsstarken und Leistungsschwachen stattfindet. Eben so wie es in der DDR angedacht war, jedoch mit mehr Freiheit und Demokratie.



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Beiträge: 36
Ort: Dresden

New PostErstellt: 31.07.06, 07:48  Betreff: Re: Der "Faktor Mensch" oder Warum der Sozialismus nicht funktioniert  drucken  weiterempfehlen

    Zitat: Faulkater

    Dahaer bin ich der Meinung, dass es in der gesellschaftlichen Entwicklung nur bis zum Sozialismus kommen kann, also einer Gesellschaftsordnung, in der das Prinzip "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seiner Leistung" gilt, jedoch ein sozialer Ausgleich zwischen Leisungsstarken und Leistungsschwachen stattfindet. Eben so wie es in der DDR angedacht war, jedoch mit mehr Freiheit und Demokratie.


Kein Problem. Die Errichtung des Kommunismus wird nach meiner Erkenntnis ohnehin mehrere Generationen in Anspruch nehmen. Wie das aus dem Sozialismus heraus erfolgt, kann schwer abgeschätzt werden, da wir die zukünftigen Entwicklungen nur in groben Zügen abschätzen können. Schließlich sind wir wissenschaftlich denkende Menschen und keine Hellseher.

Was uns aber nicht daran hindern wird, erst mal den Sozialismus zu errichten und dann den Kommunismus anzustreben. Bekanntlich gabs da beim letzten Großversuch noch erhebliche Probleme.


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