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Verantwortungsträger

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Beiträge: 36
Ort: Dresden

New PostErstellt: 22.09.06, 10:23  Betreff: Verantwortungsträger  drucken  weiterempfehlen

A: Sag mal: Warum sollte ein Arbeitgeber nicht mehr Geld verdienen als seine Arbeitnehmer?

B: Warum sollte ein Kapitalist denn Deiner Meinung nach mehr verdienen als seine Lohnarbeiter?

A: Na ja, er trägt ja schließlich die ganze Verantwortung und das Risiko.

B: Ach, und seine Arbeiter nicht?

A: Welche Verantwortung tragen die denn?

B: Was meinst Du, was mit einem Arbeiter passiert, der verantwortungslos mit dem Kapital seines Ausbeuters umgeht? Er trägt das ständige Risiko, sich bei mangelndem Einsatz auf der Straße wiederzufinden. Und Dir ist sicher aufgefallen, daß zudem viele auf der Straße landeten, welche ihrer Verantwortung für Kapital und Profit ihres Herrn vollauf gerecht wurden.

A: Na gut, die Arbeiter haben natürlich auch etwas Verantwortung. Dafür werden sie ja bezahlt.

B: Nö, die werden dafür bezahlt, daß sie Profit erzeugen. Na, meinetwegen ist das auch ihre Verantwortung.

A: Aber der Unternehmer trägt ungleich mehr Verantwortung.

B: Wofür?

A: Na, für seinen Betrieb und die ganzen Arbeiter.

B: Welche Verantwortung trägt er für seine Arbeiter?

A: Er schafft ihnen Arbeitsplätze, bezahlt sie, führt Sozialleistungen ab ...

B: Warum schafft er dann nicht einfach mehr Arbeitsplätze, stellt einfach noch paar Leute ein? Oder bezahlt seinen Arbeitern mehr?

A: Stell Dich doch nicht so blöd! Der Betrieb muß doch rentabel sein.

B: Richtig. Was heißt rentabel?

A: Na, er muß Gewinn abwerfen.

B: Auch richtig. Aus dem sich dann der Kapitalist ein Mehrfaches seiner Arbeiter entnimmt, sobald er das kann. Das ist seine erste Verantwortung. Was passiert, wenn der Betrieb keinen Gewinn mehr abwirft, sagen wir, weil sich nur noch weniger Produkte verkaufen lassen?

A: Dann muß der Unternehmer den Gürtel enger schnallen.

B: Ja, allerdings. Bekanntlich nicht nur seinen. Was passiert, wenn das nicht reicht?

A: Dann muß er eben Leute entlassen.

B: Genau. Das ist seine zweite Verantwortung. Nicht Arbeitsplätze zu schaffen, sondern die niedrigste mögliche Anzahl von Lohnarbeitern anzustreben, mit der sich produzieren läßt. Findest Du immer noch, daß er für die Verantwortung, möglichst viel Profit einzustreichen und die Verantwortung, möglichst viel Leute zu entlassen und die verbliebenen für möglichst viel Arbeit möglichst gering zu bezahlen, mehr Geld verdient als seine Arbeiter, die ihm den Profit schaffen?

A: Du kannst einem ganz schön die Worte verdrehen.

B: Mitnichten. Ich habe Dir nur gezeigt, daß Du selbst erkennen kannst, wie unsinnig die Parole vom „Verantwortungtragen“ ist. Zugegeben nur vom Standpunkt des Lohnarbeiters, denn für sich trägt der Kapitalist die höchste denkbare Verantwortung, weil er sonst nicht lange Kapitalist bleibt. Und das schwere Los des Verantwortungtragens gegen die leichte Lohnarbeit tauschen möchte er dann doch nicht. Weil er nämlich sich und damit Seinesgleichen kennt.

A: Also meinst Du, er sollte weniger als seine Arbeiter verdienen?

B: Durchaus nicht. Warum soll er an fremder Arbeit etwas verdienen? Der Grund für sein höheres Einkommen oder überhaupt ein Einkommen ist ja nicht die Verantwortung oder seine Arbeit, sondern sein Kapital, also sein Betrieb, seine Lohnarbeiter und das ganze Drumrum. Hat er das nicht, kann er wie jeder wertvolle Mensch einer produktiven Tätigkeit nachgehen und ein würdiger Mensch werden. Der einzige Weg, ihm das zu ermöglichen, ist, ihn von diesem Eigentum zu befreien, da er das, wie vorhin gesagt, sicher nicht selber macht.

A: Fängst Du jetzt wieder mit Deiner Revolution an?

B: Womit sonst? Gibt's denn was Wichtigeres? Formel 1? Fußball? Wetter? Sabine Christiansens Hämorrhoiden?

A: Die hat Hämorrhoiden?

B: Selbst wenn ich das wüßte, würde ich mich bestimmt nicht mit Dir drüber unterhalten und meine Zeit verplempern. Und Du solltest auch nicht jeder der rudelweise durchs Dorf getriebenen Säue hinterherlaufen, sondern lieber noch mal über Verantwortung, Kapital, Lohn und Profit nachdenken.

A: Hmm, mal sehen. Na dann! Bis bald.

B: Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube. Tschüß.

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