Sellinghausen. Zum ersten Mal in der 107-jährigen Vereinsgeschichte spielen gleich drei Franzosen bei den Sportfreunden. Yann Schneider, Gaetan Krebs und Youssef Sofiane wollen in der Krönchenstadt für Furore sorgen.
Der einzige, der der deutschen Sprache mächtig ist, ist Schneider. Der Elsässer musste beim Termin mit der WP für seine Kollegen übersetzen. Gaetan Krebs spricht so gut (oder schlecht) Deutsch wie sein berühmter Landsmann Bixente Lizarazu in seinem fünften Jahr bei den Bayern. "Zehn Prozent verstehe ich, mehr nicht", verriet er mit einem Schmunzeln.
Kein Wort Deutsch spricht Youssef Sofiane, der aber schon beim Londoner Klub West Ham United gespielt hat und sich deshalb in Englisch mit seinen neuen Kollegen verständigen kann.
"Als wir wussten, dass wir zu den Sportfreunden gehen, habe ich erst einmal im Atlas nachgeschaut, wo Siegen überhaupt liegt. Die Stadt und das Stadion gefallen mir, aber ehrlich gesagt ist Straßburg doch schöner", erklärte Yann Schneider mit einem süffisanten Lächeln.
Einen tollen Blick über seine neue Heimat hat das Trio aber auf alle Fälle. Sie wohnen im Hotel Johanneshöhe, wo man alle schönen Seiten Siegens problemlos überblicken kann.
Eingelebt in der neuen Umgebung hat sich das Trio noch nicht. Schneider: "Unsere Mitspieler sprechen nicht viel, es geht im Trainingslager wirklich nur um Fußball", kann sich Schneider einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. Aber das spricht auch für die konzentrierte Arbeit, die unter Trainer Ralf Loose in Sellinghausen abgeliefert wird.
Mit seinem ersten Einsatz, 24 Minuten lang, war Schneider noch nicht zufrieden. Seine Wunschposition ist die des zentralen Defensivmanns. Sein großes Vorbild ist der französische Weltmeister Laurent Blanc. Weniger bescheiden, was sein Vorbild angeht, ist Gaetan Krebs, er sieht sich als Spielmacher ähnlich wie sein berühmter Landsmann Zinedine Zidane.
Youssef Sofiane, in Lyon geboren, hat sich als Minimalziel 15 Tore in seiner ersten Saison in Siegen gesetzt. "Gegen Mönchengladbach hat es nicht so gut geklappt, wie in meinem ersten Spiel gegen Engers, als ich sofort ein Tor geschossen habe", übte Sofiane sich in Selbstkritik.
Yann Schneider hat nach zwei Wochen in Deutschland auch schon den entscheidenden Unterschied im Fußball der WM-Zweiten bzw. -Dritten ausgemacht: "An das neue taktische System muss ich mich erst gewöhnen. In Frankreich wird in der Offensive viel mehr über die Seiten gespielt. In Deutschland geht doch mehr durch die Mitte."
Gaetan Krebs hofft indes auf sein erstes Spiel im Sportfreunde-Trikot. Die Folgen des Muskelfaserrisses sind fast ausgestanden.
Gestern Nachmittag verbrachte das französische Trio die Freizeit auf verschiedene Weise. Schneider und Krebs wollten sich einfach nur erholen, Sofiane nach einer Massage nur noch in den kühlenden Swimming-Pool. Heute Abend in Schmallenberg wollen die sympathischen "drei Musketiere" auf dem Platz Gas geben. Ein wenig französisches Blut tut den Siegenern mit Sicherheit gut.