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LondonBaby!
Wegen WL nach Irland Reiser


Beiträge: 155

New PostErstellt: 07.06.05, 13:34     Betreff: Re: Puzzle of my heart

    Zitat: snoops
    mann mann..du postetst immer so schön viel..da traut man sich gar nich nach mehr zu fragen...aber ich würd sooo gern wissen wies weitergeht....und neugierig bin ich grad gar nich.. 

Nein nein, frag ruhig...Das zeigt mir ja auch immer, dass du noch Interesse an mehr hast!

Und hier ist auch gleich schon der nächste Post...

„Alexa!? Was machst du denn hier? Und wie bist du überhaupt reingekommen?“ stand ich total verwundert mitten im Flur vor dem offenen Wohnzimmer und starrte hinein. Alexandra stand ganz cool vom Sessel auf und meinte mit einem leichten Lachen: „Also 1. Hallo, ich freue mich auch dich zu sehen. 2. Urlaub, genau wie du und 3. Die Iren sind überaus gastfreundliche Menschen und haben meistens einen Zweitschlüssel unter der Fußmatte!“ und hielt einen kleinen silbernen Schlüssel hoch. „Und was ist mit deiner Arbeit?“ „Da hab ich alles erledigt. Ein paar Fotos haben wir vorgezogen, einige Termine verschoben und so weiter und so weiter… Jetzt habe ich frei, bin endlich da und wir können es hier in der Einöde mal so richtig krachen lassen, was!?“ berichtete sie mit einem wahren strahlen in den Augen und meinte dann noch mit einem abwertenden Blick durch das Haus: „Du musst hier ja echt vor Langeweile komplett eingehen!“. Ich stand immer noch am selben Fleck und realisierte nur langsam, dass sie tatsächlich da war und auch noch bleiben würde. Sie würde bleiben!? Etwa den ganzen Rest meines Urlaubes? „Du hast dir dann also einfach deine Sachen gepackt und bist mir hinterher geflogen, ja!?“ fasste ich noch mal alles mit einem schnippischen Unterton zusammen und konnte nicht glauben, dass sie gleich blöde Bemerkungen über meine Bleibe machte. „Ist doch toll, oder!? Ich sorge schon dafür, dass wir jede Menge Spaß haben werde, glaub mir!“ meinte sie und sah plötzlich kurz über meine Schulter an mir vorbei. Dann flüsterte sie mir zu: „Es sei denn, ich störe gerade irgendwie??“ und zwinkerte mich mit einem breiten Grinsen an „Hey, Mark!“. Ich drehte mich um. Mark stand noch draußen vor der Tür und lachte: „Hey, Alexa! Damit hätten wir den Einbrecher dann wohl geschnappt…“. „Ach, ihr habt mich für eine Einbrecherin gehalten!?...“ lachte Alexa auf. „…Das ist ja ein Ding!! Tja, und weil ich eine nette Einbrecherin bin, werde ich den gefährlichen Wachhund im Garten mal wieder reinholen. Bis nachher also!“ verabschiedete sie sich unauffällig, aber ich konnte mir denken warum sie das tat. Und als sie an Mark vorbei ging und ich sie so “nebenbei“, allerdings auf Deutsch, erwähnen hörte: „Oder vielleicht sehe ich euch beide auch erst später, oder morgen früh… “, war ich mir absolut sicher was sie damit bezwecken wollte. Mark, der natürlich keines von Alexas Worten verstanden hatte, schaute mich leicht fragend an. Ich winkte nur ab und log schnell auf Englisch: „Sie sagte nur schon mal, weil sie müde ist, gute Nacht und schlaft gut!“. Na ja, so was Ähnliches hatte sie mit ihrer Anspielung ja auch gemeint. Als ich vom Flur wieder zurück zur Haustür ging bemerkte ich, dass hinter Mark am Horizont gerade die Sonne unterging und machte ihn darauf aufmerksam. Die Sonne war nur noch halb zu sehen und tauchte den Himmel und das Meer, in das sie zu versinken schien, in ein warmes Dunkelrot bis Lila und wirkte selber irgendwie orange. Es war wirklich wunderschön! Mark sah wieder zu mir. Ein Lächeln umspielte seine Lippen und seine Augen strahlten in einem noch schöneren Blau als sonst. „Ich… ich muss noch dringend was erledigen. Ich… ich fahre dann mal nach Hause. Der Tag hat mir übrigens auch viel Spaß gemacht. Sehr sogar!“ kam er näher, küsste mich zum Abschied auf die Wange, berührte mit seiner Hand dabei meine Schulter und ging dann zu seinem Auto. Ich sagte nichts mehr, lächelte nur und winkte ihm solange leicht nach bis ich seinen Wagen hinter der ersten Kurve nicht mehr sehen konnte. Nachdem die Tür hinter mir ins Schloss gefallen war, schlenderte ich in die Küche, wo ich auch gleich von Whisky freudig bellend und wedelnd begrüßt wurde. „Du, mein kleines Wollknäuel, ich hab dich richtig vermisst!“ nahm ich den kleinen Yorkshire auf den Arm und knuddelte ihn herzlich. „Oben ist gegenüber von meinem noch ein Schlafzimmer. Es ist zwar etwas klein und darin steht nur ein Bett und ein Schrank, aber so wie ich dich kenne wird dich das sowieso nicht stören, da du ja die meiste Zeit eh unterwegs sein wirst und wenn du hier mal übernachtest, sicher nur deinen Rausch ausschläfst. Stimmt’s oder hab ich Recht!?“ zickte ich rum ohne Alexa dabei auch nur einmal anzusehen. Plötzlich hatte ich eine richtige Wut auf sie… „Aber sehr wahrscheinlich hast du hier eh schon überall rumgeschnüffelt, was!?“. „Sag mal, hast du sie noch alle!? Wer bist du und wo zum Teufel hast du Michaela gelassen?? Und ich warne dich, wenn du doch Michi sein solltest, dann kriegst du ein ziemliches Problem mit mir, das kann ich dir aber sagen!“ wurde sie zu Recht sauer und auch ein kleines bisschen lauter. „Dann kriegen wir eben ein Problem miteinander, na und!? Du tauchst hier einfach ungebeten auf, machst dich ohne mein Wissen in meinem gebuchten Ferienhaus breit, wo ich mich eigentlich erholen wollte und erwartest dann auch noch, dass ich mich freue!? Aber mach ruhig, in der letzten Zeit scheinen ja sowieso überhabt einige Menschen zu wissen, was angeblich gut für mich ist und entscheiden einfach Sachen über meinen Kopf hinweg!!“ Ich wurde so wütend, dass ich sogar Whisky wieder unbeachtet in sein Körbchen legte. „Das ist es also...“ meinte Alexa wieder in einer normalen Tonlage und kam etwas näher zu mir. „Typisch, in dem Moment, wo es richtig wäre deine Wut auch an dem Richtigen auszulassen, da beherrschst du dich und schluckst sie runter. Aber wenn dann irgendeine Kleinigkeit passiert, dann explodierst du förmlich und lässt die alte, eigentliche Wut an einem vollkommen Falschen aus! Stimmt’s oder hab ich Recht!?“ Und ob sie damit Recht hatte!! Mit allem. In meinem Inneren war ich eigentlich noch immer auf Thomas stinksauer! Plötzlich stieg wieder alles in mir hoch... Wie er mich übergehen wollte, wie er mir noch im Treppenhaus brühwarm von seiner neuen Freundin erzählt hatte… Ich hätte ihn jetzt wirklich sehr gerne so laut ich nur konnte angebrüllt und ihn gefragt, ob er überhaupt jemals richtig was für mich empfunden hätte! Aber was nützte meine Wut jetzt? Jetzt war er nicht da. Ich hätte sie gleich an ihm im Hausflur auslassen sollen! Genau wie Alexa sagte. Schnell entschuldigte ich mich vielmals für alles bei ihr und nach einem kurzen gespielten Überlegen nahm sie sie auch an. „Ich geh schnell duschen, bin vom Tennis spielen ja noch ganz verschwitzt.“ roch ich kurz an meinem T-Shirt und machte mich gleich auf den Weg nach oben. Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen und ging die ersten Stufen hoch, da hörte ich Alexa aus der Küche auflachen: „Tennis spielen! Aha, so nennst du das also…“. „Was soll denn das bitte heißen?“ rief ich und musste selber lachen, weil ich mir denken konnte, auf was sie damit eventuell anspielen wollte. „Och, nix. Überhaupt absolut gar nix!“ atmete sie tief aus und tat ganz unschuldig. Den Rest des Abends fragte ich sie nach ihrem letzten Modeljob und den angeblich so gutaussehenden, männlichen Models aus. Aber wenn ich ehrlich sein soll, dann interessierte mich das alles gar nicht so wahnsinnig doll. Ich wollte nur vermeiden, dass sie mich nach Kian ausfragte, oder sie wissen wollte, ob ich ihn in der Zwischenzeit schon gesehen hätte. Sie tat es nicht, also klappte es wohl ganz gut. Bis, ja bis ich langsam müde wurde und ihr gute Nacht sagte… „Hast du Kian eigentlich schon getroffen? Oder Shane und Nicky? Wo stecken die bloß!?“ Was sollte ich denn jetzt nur machen? Einfachen sagen: „Kian hab ich nur mal kurz von weitem auf einer Straße in Dublin gesehen.“ und kein Sterbenswort von der Blondine erwähnen!? Ja, genau das tat ich! „Weißt du was wir morgen machen könnten!? Eine Erkundungstour soweit es geht durch Irland. Nicht durch ganz Irland, nur die Sehenswürdigkeiten, wie wäre das!?“ schlug ich vor, weil ich irgendwie das Gefühl hatte, ich müsste sie ein bisschen aufmuntern. Sie verzog jedoch gleich das Gesicht „Och nee, bitte keine Bildungsfahrt!“. „Ach was, wir sehen uns einfach nur ein paar alte Schlösser und so Sachen an. Außerdem weiß ich, dass bei Donegal ein herrlicher Strand sein soll, wo es bestimmt auch erlaubt ist schwimmen zu gehen. Also, ja oder ja?“ versuchte ich ihr die Reise schmackhaft zu machen, weil ich wusste, dass sie unheimlich gern schwimmen ging. Wer nicht!? „Wo liegt dieses Donegal denn eigentlich? Und wehe, wenn es da nicht schön ist!“ grinste sie nachdem sie noch mal einen kurzen Moment darüber nachgedacht hatte. „Geht doch! Donegal liegt nur ein paar Kilometer hinter Sligo im Norden.“ „Also in Nordirland!?“ „Nein nein, etwas neben der Grenze. Ein Teil des Nordens gehört eh noch zur Republik.“ „Na ja, Hauptsache Strand, der Rest ist mir sowieso egal!“ schaltete sie das Licht mit einem kleinen verschmitzten Lächeln im Wohnzimmer aus und kam auch hoch.

„Hast du auch alles?“ rief Alexa mir von drinnen zu, während ich schon längst draußen am Kofferraum stand. Dabei war doch ausgerechnet sie diejenige, die so gut wie immer auf die letzte Minute ihr Zeug zusammenpackte und dabei natürlich das Meiste vergaß! „Ja! Was ist mit dir? Kommst du bald mal?“. Ich konnte es nicht ausstehen, wenn sie so trödelte und mich warten ließ. „Gleich. Ach du Schreck, wo ist denn Whisky!?“ hörte ich sie laut erschrocken reden und gleich darauf zur offenen Haustür laufen. „Keine Panik, der sitzt im Gegensatz zu dir schon längst im Auto…“ ließ ich den Kofferraum geöffnet und ging halbwegs gelassen zur Fahrerseite. Aufatmend und leicht kopfschüttelnd kam sie endlich mit einer Tragetasche und einem kleinen Rucksack in der Hand zum Wagen. „Hättest mir ruhig bescheid sagen können!“ schloss sie die Klappe und ließ sich leicht sauer in den Sitz fallen. „Ach wie schön es doch ist morgens mit einem Morgenmuffel unterwegs zu sein…“ murmelte ich sarkastisch vor mich hin und startete den Motor. Die Fahrt verlief  trotz der leichten Nörgeleien ruhig. Außerdem war ich das in den frühen Morgenstunden sowieso von ihr gewöhnt und deshalb verflog meine nicht ganz so gute Laune auch wieder schnell. Und nachdem ich das Radio angemacht hatte und ein paar bekannte Songs aus den Boxen kamen, stieg die Stimmung eh und wir sangen laut und herumblödelnd mit. Wir waren inzwischen schon zirka über eine halbe Stunde gefahren, da tauchte auch schon das uns, doch vor allen Dingen mir, bereits vertraute Schild mit der schwarzen Aufschrift “SLIGO“ am Straßenrand auf. „Jetzt sieh dir das mal an,... Maniküre zum halben Preis...! Halt bitte sofort da drüben auf dem Parkplatz an, ja!? Das können wir uns doch auf keinen Fall entgehen lassen!“ entdeckte Alexa einen kleinen Kosmetikladen, der groß und breit seinen Räumungsverkauf ankündigte. Ich fuhr ihr zur Liebe zwar auf den Parkplatz, der praktischerweise gleich gegenüber davon lag, aber ich nutzte die Gelegenheit lieber um mit Whisky spazieren zu gehen, anstatt mir von irgendeiner fremden Frau die Nägel machen zu lassen. Außerdem wollte ich auf gar keinen Fall das Risiko eingehen, dass Whisky mir vielleicht noch möglicherweise auf die Leihwagensitze machte! Während ich den Wagen abschloss und Whisky an der Leine hielt, sah ich mich ein wenig in alle Richtungen, um mich dann für eine zu entscheiden. Dabei fielen mir jedoch einige Stellen auf, die mir bekannt vorkamen. Erst dachte ich, ich hätte so was wie ein Déjà vu- Erlebnis, aber dann erinnerte ich mich wieder daran, dass wir hier in Sligo ja die Lieblingsplätze der Jungs fotografiert hatten und in der Nähe gleich der Hazelwood lag. „Hazelwood, genau! Da wird es dir gefallen! Jede Menge große Bäume, die du alle anpinkeln kannst…“ sagte ich zu Whisky, der direkt vor meinen Füßen unruhig hin und her lief und nach meinem Vorschlag sogar einmal aufbellte. Doch als ich mit ihm losgehen wollte sah ich auf der anderen Straßenseite Kian aus einer Bäckerei kommen. „Ach nee, wie klein die Welt doch manchmal ist…“ meinte ich in seine Richtung und da gerade kein Auto vorbeifuhr und der Ort an sich auch eher ruhig war, hörte er mich auch. „Michi, wieder im Lande!?“ lächelte er mich nach einem kurzen suchenden Blick durch die Gegend an und kam rüber. „Na, bist du wieder auf der Suche nach guten Motiven für irgendwelche Superstars? Deine letzten sollen ja angeblich nicht so sonderlich pflegeleicht gewesen sein.“ grinste er zwinkernd und bückte sich um Whisky zu streicheln. Ich musste lachen: „Stimmt. Da waren so fünf Iren, die glaubten wahrhaftig dass sie singen könnten und haben mich wirklich einiges an Nerven gekostet!! Nee, jetzt mal im Ernst… Wir haben uns etwas Erholung gegönnt und machen in Carrick ein paar Tage Urlaub.“ „Ihr? Ach, du und der Kleine!?“ spielte Kian weiter mit Whisky. „Ja, der auch, aber eigentlich meinte ich mehr Alexa und mich!“ und betonte ihren Namen besonders. Er hörte auf mit Whisky zu spielen und stellte sich, da er vorher in die Hocke gegangen war, wieder hin. „Alexa ist auch hier?“ fragte er in einem leiseren Ton als davor und sah auf seine Brötchentüte. „Oh ja, und wie die hier ist! Ich hab dich übrigens in Dublin mit der Blondine gesehen. Würde es dir eventuell was ausmachen, wenn ich ihr davon erzähle?“ hätte ich ihn am aller liebsten gefragt, aber ich tat es nicht. Eigentlich ging mich das Ganze ja auch überhaupt nichts an. Stattdessen meinte ich einfach: „Ja, sie lässt sich da drüben die Nägel machen.“ und tat ganz normal. Im Gegensatz zu Kian! Der war immer noch still. Nachdem die Stille dann irgendwie unangenehm wurde, weil ich auch nichts mehr sagte, räusperte er sich kurz und meinte: „Tja, ich hab eben nur noch schnell Brötchen für meine Familie gekauft. Ich muss dann jetzt auch los, sonst verhungern die mir noch!“ lächelte er etwas gezwungen und machte sich auf den Weg. Sonst verhungern DIE mir noch. Meinte er damit etwa seine ganze Familie? Eine einzige Brötchentüte für neun Personen? Na dann. „Wir sehen uns vielleicht ja bestimmt irgendwann noch mal. Bis dann und guten Appetit!“ verabschiedete ich mich und ging mit Whisky in die andere Richtung zum Wald. Na ja, nicht direkt zum Wald! Weil mir Kians Verhalten etwas komisch vorkam, entschloss ich mich ihn ein ganz klitzekleines bisschen zu beobachten… Durch eine nicht gerade dichtbewachsene, jedoch große Hecke, sah ich, wie er nur einige Meter weiter in ein verklinkertes Haus ging. Eigentlich nix ungewöhnliches, richtig!? Anscheinend wohnte er doch wohl da!? Ziemlich wahrscheinlich. Was jedoch seltsam war, waren seine Bewegungen und dass er an seiner eigenen Haustüre klingelte! Gut, vielleicht hatte er seinen Schlüssel vergessen oder dagelassen, aber dieses ständige umgucken!?… Während dieser zirka 30 oder 40 Schritte hatte er sich mindestens zehnmal umgedreht oder zumindest nach hinten geguckt. Zählte das etwa unter normal? Ich fand nicht. Aber vielleicht irrte ich mich auch, schließlich werden Prominente ja auch oft von lästigen Paparazzis beobachtet und fotografiert. Vielleicht fühlte er sich einfach von einem von denen verfolgt. Wer weiß!?

Drängelnd zog mich Whisky zum ersten Baum, der am Trampelpfad durch Hazelwood stand und hob sofort sein Bein. „Entschuldige, aber mir kam das nun mal irgendwie komisch vor!“ meinte ich zu ihm und fühlte mich ein wenig schuldig, weil er so lange aushalten musste. Weil uns ein Stück weiter noch immer niemand entgegenkam, gönnte ich Whisky etwas Freilauf und ließ ihn von der Leine. Falls er weggelaufen wäre, hätte ich ihn wegen seiner kurzen Beinchen sicher eh gleich wieder eingeholt. Zumindest dachte ich das... Ein paar Meter lief der süße Kleine noch direkt neben mir den schattigen Weg an Bäumen und Büschen entlang, doch als wir langsam an den See kamen, da lief er erst einen Schritt vor, bellte, rannte plötzlich los und verschwand ein Stückchen weiter nach rechts, direkt hinter der Baumreihe, auf das steinige Ufer. Überrascht und leicht geschockt blieb ich erst stehen, aber dann lief ich ihm gleich hinterher. „Whisky, bei Fuß! Komm sofort zurück, du Wildfang…“ rief ich und wäre beinahe über eine Wurzel gestolpert. Wegen der dichtbewachsenen Lichtung sah ich erst nicht wohin genau er gelaufen war, aber dann kam ich endlich am letzten Baum an und hatte freie Sicht auf den See. Whisky war zu einem Mann gelaufen, der mit dem Rücken zu mir auf einem Stein am Ufer saß und gerade irgendwas in seine Jackentasche steckte. Dann erkannte ich, dass es Mark war. „Whisky? Ja wie kommst du denn hierher?“ streichelte er ihn verwundert und sah sich suchend um. „Puh,…“ stützte ich gespielt schweratmend meine Arme auf die Knie „...ich hab nur einen kleinen Moment die Vordertür aufgelassen und schwups war er auch schon draußen! Mann, du hättest mal sehen sollen wie schnell der Kleine zwischen den ganzen Autos auf den Straßen hin und her gesaust ist… Ein Glück das es in diese Richtung keine Autobahn gibt, sonst hätte es echt unschön ausgehen können!  …Obwohl, dann wären wir wenigstens schneller hier gewesen!?“ und tat extra übertrieben so, als wäre ich tatsächlich die ganzen Kilometer gelaufen und ziemlich geschafft. Aber das kaufte mir Mark natürlich nicht ab! Nach einem kurzen Auflachen machte er schnell wieder ein ernstes Gesicht und meinte genauso übertrieben: „Ach du meine Güte, du musst ja richtig fertig sein. Komm, setz dich!“, rutschte etwas zur Seite und hatte Mühe sich ein weiteres Lachen dabei zu verkneifen. „Danke. Ach, ich werde aber auch nicht jünger… Gestern wäre ich die Strecke bestimmt noch doppelt so schnell gelaufen und wäre nur halb so geschafft!“ meinte ich weiter und konnte mit dem Quatsch kaum wieder aufhören. Aber das lag sicher auch an Mark, der mir keine Antwort schuldig blieb... „Ja, manchmal bin ich auch geschockt darüber, wie schnell die Zeit doch vergeht! Letzte Woche hab ich noch Rad fahren ohne Stützräder gelernt und nächste Woche muss ich mir sehr wahrscheinlich schon Haftcreme für mein Gebiss kaufen und mir ein künstliches Hüftgelenk zulegen.“ „Okay, du hast gewonnen! Deins war wesendlich überzeugender und auch lustiger.“ fing ich laut an zu lachen, weil er sich, während er geredet hatte, erst reibend ans Kinn und dann an die Seite gefasst hatte und so einfach wirklich zu komisch aussah! Ich musste sogar so doll lachen, dass ich beinahe rückwärts vom Stein gekippt wäre! Nur ein Bruchteil von Sekunden hätte noch gefehlt und ich wäre mit dem Rücken in einem Schwung auf den Steinsandstrand geknallt. Aber glücklicherweise konnte ich mich noch im letzten Moment am Stein fest halten und kam statt mit blauen Flecken nur mit einem gehörigen Schrecken davon. Auch Mark hatte sich deshalb ein bisschen erschrocken. „Und warum seid ihr beiden wirklich hier? Ich meine, die Story von gerade stimmt doch nicht etwa wirklich!?“ fragte er dann mit einem verschmitzten Grinsen und sah mich prüfend an. „Nein, eigentlich wollten Alexa und ich uns ein paar Schlösser und Sehenswürdigkeiten von Irland ansehen und haben nur zufällig hier halt gemacht. Tja, und als Alexa dann unbedingt in einen Laden mit billigen Preisen gehen wollte, bin ich mit Whisky spazieren gegangen. Ach, ich habe eben übrigens auch Kian getroffen. Wusste gar nicht, dass ihr so nah, ja sogar fast in derselben Nachbarschaft wohnt.“ „Wieso in der Nachbarschaft? Kian wohnt doch am anderen Ende von Sligo.“ entgegnete mir Mark stutzig darauf. Ich war etwas verwirrt, denn schließlich hatte ich Kian doch vor nur wenigen Minuten in ein Haus nicht weit von hier reingehen gesehen.  „Tatsächlich?“ hakte ich ungläubig nach. „Ja. Es liegen zwar nicht viele Straßen zwischen unseren Häusern, aber als direkte Nachbarschaft würde ich das dann doch nicht bezeichnen.“ versicherte Mark und warf für Whisky den Ball, den ich extra für den Kleinen in meine Tasche gepackt hatte. „Ach, dann wohnt bestimmt seine Familie gleich da vorne, oder?“ war ich mir dann sicher. „Nein, die wohnt auch am Ende von Sligo. Wieso willst du das denn eigentlich wissen?“ antwortete er und sah neugierig wieder zu mir. „Ach,...“ schüttelte ich abwertend den Kopf und dachte an Alexa. Wenn es nicht sein eigenes Haus war, in welches war Kian dann gegangen? Doch nicht etwa vielleicht in das Haus der Blondine? „Angenommen du hättest einen guten Kumpel, der dabei ist, sich in eine Frau zu verlieben, ja!?...“ versuchte ich Marks Meinung dazu herauszufinden „...Eines Tages siehst du diese besagte Frau händchenhaltend mit einem anderen Mann über eine Straße gehen, bist dir aber nicht sicher, ob der ihr neuer Freund ist. Würdest du deinem Kumpel davon erzählen oder dich vorerst eher aus dem Ganzen raushalten?“. Mark überlegte kurz und meinte dann: „Keine Ahnung, aber wenn die Gefühle von meinem Kumpel für diese Frau stärker werden sollten und ich sicher weiß, dass der andere Kerl ihr Freund ist, würde ich ihm davon erzählen. Ansonsten würde sich mein Kumpel ja auch nur unnötig Hoffnungen machen. So könnte er sie sich gleich aus dem Kopf schlagen und seine Gefühle würden nicht so stark verletzt werden, denn es kann echt beschissen sein, wenn die eigenen Gefühle nicht erwidert werden!“. Dabei wirkte er so ehrlich. „Ja, da hast du wohl Recht.“ meinte ich leise und beobachtete Whisky, der immer noch mit dem Ball herumtollte. „Wie geht es dir denn? Bist du immer noch froh wieder Single zu sein? Also, ich meine, bei deiner Anreise wirktest du noch so happy und jetzt, jetzt machst du ehrlich gesagt einen bedrückten Eindruck auf mich.“ fragte Mark einfühlsam. Doch als ich immer noch vor mich auf den Boden guckte, nichts sagte und einfach nur Whisky streichelte, da räusperte er sich und meinte etwas stotternd: „Sorry, das… das war wohl zu privat und geht mich ja auch… auch eigentlich gar nichts an! Vergiss einfach dass ich was gesa…“ „Nein, ist schon gut.“ schnitt ich ihm das Wort ab und faste ihm dabei gefühlvoll an die Schulter. „Mit dem Singledasein komm ich klar, nur schwirrt gerade diese andere Sache in meinem Kopf rum, bei der ich nicht weiß, was das Richtige wäre. Na ja, ist jetzt ja auch egal… Warum sitzt du denn hier rum? Und, ähm, ist das seit neustem so Mode oder hast du damit vorhin noch was geschrieben?“ fiel mir der Kugelschreiber hinter seinem linken Ohr auf. „Achso, der! Ich habe eben noch ein bisschen an einem Text gefeilt und geschrieben, deswegen.“ nahm er ihn hinter seinem Ohr weg und steckte auch den Kuli in die Jackentasche. „Oh, ein Songtext? Darf ich mal sehen?“ freute ich mich schon, weil mich irgendwie interessierte, was wohl so in seinem Kopf vorging. „Ach nee, der...  Der ist ja auch noch gar nicht fertig. Außerdem weiß ich sowieso noch nicht, ob ich ihn überhaupt verwenden sollte.“ schüttelte er etwas schüchtern mit dem Kopf und sah zu Whisky, der ihm den Ball vor die Füße gelegt hatte und einmal bellte. „Du willst wohl beschäftigt werden, was? Na komm, dann hol ihn dir!“ stand er lachend auf und wackelte mit dem Ball in der Hand vor Whiskys Nase herum. Nachdem ich ein paar Momente amüsiert dabei zugesehen hatte, wie Mark den Ball ein paar Mal für Whisky geworfen und der ihn wieder zurückgebracht hatte, mischte ich auch mit. Wir tobten mit dem Kleinen wild herum. Manchmal zankten wir ihn auch ein bisschen mit dem Ball, indem wir ihn einfach zwischen uns hin und her schmissen und ihn nicht dranließen. Wir liefen am Ufer mal kreuz, mal quer und auch mal im Kreis herum und lachten ausgelassen. „Hier Whisky, hol ihn  …Aah!“ wollte ich den Ball gerade ein weiteres Mal werfen und stolperte dabei rückwärts über irgendetwas Hartes. „Michi, hast du dir wehgetan?“ kam Mark gleich aufgeregt gelaufen und kniete sich zu mir runter. Ich lag auf dem Boden und stützte mich mit den Armen nach hinten ab. Im ersten Moment war es mir furchtbar peinlich, aber dann auch wieder nicht und ich musste sogar darüber kichern. Mark guckte mich erst verwirrt an, aber als ich dann lachte meinte er nur grinsend: „Heißt das jetzt ja oder nein?“ und setzte sich neben mich. „Es ist alles okay. Mann, heute ist wohl nicht so ganz mein Tag; erst meckerte Alexa rum, dann wäre ich eben schon beinahe auf den Hintern geknallt und jetzt ist es passiert und dazu habe ich auch noch Sand in meinen Schuhen. Hey, könnte noch was Besseres kommen!?“ rieb ich mir mit einem kurzen, sarkastischen Auflachen den Sand von den Händen und setzte mich mit angewinkelten Beinen nach vorne. „Doch, klar! Du hättest zum Beispiel im See landen können. Heute ist er besonders kalt, weil die Sonne noch nicht so oft draußen war.“ sah ich im Augenwinkel wie er sich über mich lustig machte und sein Grinsen hinter seiner Hand versteckte. Das konnte ich doch nicht auf mir sitzen lassen! „Das findest du wohl lustig, hä?“ drehte ich meinen Kopf langsam zu ihm um, entgegnete: „Ich zeig dir mal was ich lustig finde…“, setzte ein breites Grinsen auf und fing an ihn durchzukitzeln. „Hey, das ist nicht fair, ich hab doch überhaupt nichts gemacht!“ krümmte und windete er sich vor lachen auf dem Boden und versuchte meine Hände zu fassen zu kriegen. „Ich mach doch aber auch überhaupt absolut gar nichts! Was meinst du denn bloß?“ tat ich vollkommen unschuldig und kitzelte ihn mit Freude weiter. Es wurde ein richtiges Gerangel. Aber irgendwann bekam er meine Hände dann aber doch noch zu fassen und hielt sie vorsichtshalber gleich von unseren Körpern ab. „So, du machst also absolut nix, hä!? Und dass du mich gerade fast zu Tode gekitzelt hättest, das zählt wohl überhaupt nicht?“ meinte er grinsend nach Luft ringend und ich musste auch tief ein- und ausatmen. „Also ich habe bisher noch nie gehört, dass jemand vom Auskitzeln gestorben ist, du Verrückter!“. Obwohl auch ich mindestens genauso aus der Puste war wie Mark, ließ er mich trotzdem nicht los. Und so saßen wir dann da; Mark mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden und ich kniete seitlich neben ihm während er immer noch meine Arme weghielt. Wir mussten wohl wie Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in der Szene auf dem Bug der Titanic ausgesehen haben. Nur standen wir im Gegensatz zu den Beiden nicht und sahen uns von Angesicht zu Angesicht an. Und dann passierte auch das, was im Film passiert war... Irgendwas war von der einen auf die andere Sekunde zwischen uns anders geworden. Marks Atmung wurde langsamer und er sah mir tief in die Augen.





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