Ich war gerade dabei die Grillwürstchen und das andere Fleisch draußen auf ein großes Tablett zu legen, sodass nachher alles griffbereit dalag, als ich plötzlich etwas Nasses an meiner Hand spürte und zusammenzuckte. „Hey, bevor du noch mal ein Körperteil von mir abschleckst, will ich wenigstens vorher deinen Namen wissen, klar!“ meckerte ich leicht gespielt mit dem schwarzen Labrador, der mir die Hand abgeleckt hatte und gab ihm trotzdem eins von den kleinen Würstchen. Eigentlich teilte ich diese nur sehr ungern mit Fremden, aber irgendwie war mir der Hund gleich sympathisch! „Snoopy, du sollst doch nicht betteln!“ kam Mark da lachend aus der Küche rausgelaufen. „Das kann ich ihm einfach nicht abgewöhnen!“ meinte er weiter, wuschelte dem Labrador durchs Fell und zeigte ihm gespielt böseknurrend die Zähne. „Was denn, das ist Snoopy? Wow, du hast ihm zuviel Kraftfutter gegeben, bei Charlie Brown war der um einiges kleiner!“ tat ich ernsthaft und nickte dabei leicht unterstützend mit dem Kopf. Mark richtete sich mit einem verblüfften Lächeln und einem ganz kurzen Kopfschütteln zu mir auf. „Was ist denn? Hab ich vielleicht was Falsches gesagt?“ fragte ich stutzig und sein Lächeln wurde dadurch nur noch größer. „Nein nein, eigentlich ist nichts, nur... Als Bryan Snoopy zum ersten Mal begegnet ist, hatte er genau den gleichen Spruch parat. Was euren Humor angeht, habt ihr sowieso manchmal richtig viel Ähnlichkeit! Versteht ihr euch auch noch so wie früher oder haben die Jahre dazwischen doch etwas geändert?“ wollte er interessiert wissen und ich musste einen kleinen Moment darüber nachdenken. „Nee, irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass die Jahre auch nur irgendetwas geändert haben! Ich denke nicht, dass ich mich nicht großartig verändert habe und abgesehen davon, dass Bryan inzwischen einen Kopf größer ist wie ich, er geheiratet hat und schon zum zweiten Mal Vater wird, ist er eigentlich auch noch genauso wie früher.“ schwelgte ich ein wenig und hing anschließend lauter dran: „...Immer noch der gleiche Verrückte mit dem ich mich über alles lustig machen kann!“ damit mich Bryan auch hören konnte, der mittlerweile angekommen war und sein Gesicht von drinnen gegen die Scheibe presste und so durch die Nase ausatmete, dass die Scheibe an dieser Stelle beschlug. Als Mark sich dann daraufhin auch zu ihm umdrehte lachte er mit mir laut los. „Allerdings, und ob der verrückt ist!!“ „Hey, Feehily, halt dich zurück, ja!? Sonst erzähle ich… Nein, so fies will ich ja nun auch wieder nicht sein. Aber ich hoffe, dass du das bald selber hinkriegst, denn viele Gelegenheiten gibt es nicht mehr! Duo comprendo mio!?“ ging Bryans grinsende Mine wie eine abfallende Gerade zur Ernsthaftigkeit über und Mark bekam so etwas wie einen Hustenanfall. Irgendwie kam mir die Situation spanisch vor… Zwar irgendwie wie ziemlich falsches Spanisch, aber was soll’s! Was war bloß los? Und vor allem; was meinte Bryan? „Ähm, ist Kian noch in der Küche? Ich suche ihn mal und hole mir dabei auch gleich ein Glas Wasser “, ging Mark dicht an Bryan vorbei und stieß ihn mit seinem Ellenbogen an „...für meinen Husten!“ Kaum war Mark im Haus, da dachte ich darüber nach, ob ich Bryan danach fragen könnte. Aber vielleicht ging es ja auch um was Privates oder Berufliches, das mich nicht wirklich etwas anging?! Doch da schien Bryan schon in meinem Gesicht gelesen zu haben... „Neeeiiin, frag nicht!“ hob er energisch und abhaltend seine Hände auf Schulterhöhe und ging dann einfach zum Grill rüber. Aber so schnell ließ ich mich nicht abwimmeln… „Wieso nicht? Ist es so ein großes Geheimnis?“ kam ich ihm direkt nach und wurde nur noch neugieriger. „Kommt drauf an.“ „Worauf?“ „Äh, welchen Zeitraum du meinst! Heute, morgen, in drei Jahren,...“ Okay, jetzt verstand ich wirklich nur noch Bahnhof! Was hatte denn bitte der Zeitraum damit zu tun? „Was wäre der Unterschied?“ „Na ja, heute bzw. in diesem Moment ist es auf jeden Fall ein Geheimnis! Morgen könnte es schon keins mehr sein. Aber wenn doch, dann wird’s in drei Jahren wohl auch noch eins sein!“ meinte Bryan ganz ernsthaft, aber ich kriegte das Gefühl nicht los, dass er mich damit bloß kräftig verarschen wollte. „Und inwiefern hilft mir das jetzt bitteschön auch nur im Geringsten weiter??“ musste ich auflachen. „Ich hab gar nicht behauptet, dass es dir jetzt weiterhelfen würde!“ lachte er auch. Na ganz toll, jetzt war ich ja um Einiges schlauer als vorher… „Bor, zünd den Grill an und halt die Klappe!“ machte ich auf dem Absatz kehr und wollte ins Haus um zu sehen, ob die Anderen inzwischen auch schon angekommen waren. „Hey.“ rief Bryan mir nach, „Den wollte ich sowieso gerade anschmeißen, also glaub nicht, dass ich tue was du sagst! Du Ziege!“ zuckte er dann grinsend mit seinen Augenbrauen und gab mir zu verstehen, dass ich kontern sollte. Dieses verrückte Spiel hatten wir früher oft gemacht, wenn einer auf den anderen ein bisschen sauer war. Wir hätten uns nie wirklich gegenseitig beschimpfen oder beleidigen können, dafür waren wir einfach zu gut Befreundet! Also erfanden wir dieses Spiel, bei dem wir uns mit Tieren beschimpften, es aber nicht ernst meinten und trotzdem unsere Wut in gewisser Hinsicht loswurden. „Du Geißbock!“ „Kuh.“ „Bulle.“ „Stute.“ Ich wollte gerade noch ein weiteres Mal kontern, da hörte ich, wie sich hinter mir jemand räusperte und drehte mich um. Und da standen sie alle; Alexa, Kian, Mark, Kerry, Shane, Nicky, Georgina und sahen uns entweder mit erstaunten oder fragenden Gesichtern an. „Okay, äh... Setzen wir uns doch einfach schon mal alle an den langen Tisch und tun so, als hätten wir dieses seltsame Schauspiel grad nicht gesehen!?“ rettete Alexa grinsend die Situation und musste sich sichtlich ein mächtiges Lachen verkneifen. Nachdem Bryan und ich uns schnell theatralisch verbeugt hatten, fragte ich in die Runde wer was trinken wollte. Als ich losging stand Mark plötzlich auf und kam mir mit einem fröhlichen „Ich helfe dir!“ nach. „War es jetzt viermal Bier, drei Sekt, einmal Cola und einmal Wasser oder dreimal Bier, zwei Sekt, zweimal Cola und dreimal Wasser?“ fragte ich laut vor mich hin und sah in den offenen Kühlschrank. Irgendwie hatte ich auf dem kurzen Weg wieder alles vergessen. Warum bloß? „Nein, letzteres, aber mit zwei Wasser! Wir sind ja auch bloß 9.“ antwortete Mark aufmerksam. „Stimmt, Gillian ist ja gar nicht da! Kommt sie denn noch nach oder hat sie was Besseres vor?“ „Ich glaube, weder noch. Gestern hatten sie und Shane wohl einen ziemlich heftigen Streit, weil er hierher kommen wollte und für sie mit zugesagt hat, während sie Karten für irgendeine spießige Veranstaltung hatte und ihn damit überraschen wollte.“ flüsterte Mark vorsichtig, weil die Schiebetür noch aufstand und verdrehte kurz die Augen. Daraufhin sah ich über seine Schulter nach draußen. „Also dafür, dass der Streit angeblich heftig war, hält er sich ganz gut!“ lehnte ich den Kopf zur Seite und musste etwas grinsen. Draußen saß Shane zwischen Nicky und Bryan, schnitt mit ihnen irgendwelche seltsamen Grimassen und hielt sich vor lachen den Bauch. „Na ja, vielleicht haben sie sich ja noch geeinigt und sie ist jetzt mit einer Freundin dahin?!“ zuckte Mark mit den Schultern und drehte sich wieder zu mir. „Wer weiß!? Kannst du mir bitte den Flaschenöffner aus der dritten Schublade von unten geben?“ „O, ob ich das kann...“ tat er kritisch und grinste dann: „Wir könnten sie aber doch auch ganz einfach die Bierflaschen selber aufbeißen lassen. Was hältst du davon!?“. „Na, ob die alten Herren da draußen noch soo gute Zähne haben...?“ ging ich im gleichen Tonfall zwinkernd darauf ein und versuchte dann den Sektkorken zu lösen. Aber auch nach misslungenen Versuchen ihn direkt raus zu ziehen und mehrmaligem nach rechts und links Gewackel bewegte sich der Korken kaum. „Mistding!“ fluchte ich leise vor mich hin und bemerkte Mark plötzlich neben mir. Ich hob langsam meinen Kopf zur Seite hoch. „Soll ich es mal versuchen?“ sah er mir direkt in die Augen und lächelte lieb. Ich nickte nur und als ich dann gerade dabei war, ihm die Flasche näher zu stellen, wollte er sie sich im gleichen Moment nehmen und unsere Fingerspitzen berührten sich. „Ach, Michi, könntest du bitte noch schnell das Brot aufschneiden? Sorry, ich hab es eben irgendwie vergessen!“ rief Alexa da und ich hörte Nicky laut sagen: „Bei der Knutscherei vorhin mit Kian in der Küche wundert es mich, dass du überhaupt noch an etwas gedacht hast!“ und draußen lachten alle. „Schon in Arbeit...“ entgegnete ich laut und nahm langsam meine Hand von der Sektflasche. „Ob das mit Kian und Alexa eigentlich was Ernsteres wird, was meinst du?“ fragte mich Mark und füllte die bereits schon auf einen Tablett stehenden Sektgläser. „Du, wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann blicke ich da auch noch nicht so richtig durch! Hat Kian dir gegenüber denn vielleicht mal was in der Richtung erwähnt?“ „Nein, nicht direkt. Aber bevor wir vorhin losfahren konnten, hat er sich mindestens viermal wieder etwas anderes angezogen und dauernd in den Spiegel geguckt, ob auch ja seine Frisur richtig sitzt! Auch noch nachher im Auto!“ meinte Mark auflachend und ich musste bei der Vorstellung auch ein wenig mitlachen. Dann sah er nach draußen. Ich folgte seinem Blick und merkte, dass er Alexa und Kian beobachtete. Die Beiden saßen mit ihren Stühlen sehr nah zusammen und Kian hatte seinen Arm auf ihre Stuhlrückenlehne gelegt. Ab und zu huschte mal ein Blick von ihm zu ihr oder von ihr zu ihm und manchmal, wenn die Anderen sich angeregter unterhielten oder auch in stillen Momenten, wurden die Blicke etwas inniger und sie lächelten sich an. „Sie wären ja schon ein schönes Paar!?“ sagte Mark dann leise und sah mich wieder an. „Ja! Ich finde, es passt irgendwie.“ meinte ich nur und sah mit einem leichten Lächeln auch ihn wieder an. „Jetzt sollten wir aber mal Kellner spielen…“ Und während ich das nur als Scherz meinte, schnappte Mark sich mit einem breiten Grinsen und „Au ja, gute Idee!“ die beiden weißen Küchenhandtücher, legte mir eins davon schon über den Unterarm, weil ich wegen dem Brot nur eine Hand freihatte und hing sich das andere Tuch selber über. „Na dann…“ lachte ich mit einem Schulterzucken und wir gingen raus. Mit einem „Ladys and Gentlemans, ihre Getränke!“ stellte er, wie ein richtiger Kellner mit gradem Rücken und so weiter, jedem sein Glas hin. „So lange wie du dafür gebraucht hast könnte man fast meinen, dass du das Bier noch selber in der Küche gebraut hast!“ stichelte Nicky, doch Mark überhörte ihn einfach. Als er Kerry das letzte Glas servierte, stellte ich gerade das Brot in die Mitte des Tisches und weil wir uns so gegenüberstanden, sahen wir uns wieder an. Direkt in die Augen! „Tja, was zu Trinken hätten wir ja jetzt… Und wie steht’s mit dem Essen?“ fragte Shane in die Runde und nahm dann einen mächtiggroßen Schlug von seinem Bier. Irgendwie fühlte sich Mark da wohl angesprochen, legte das Küchentuch auf den Tisch und ging zum Grill rüber und riss einen Holzkohlebeutel auf. Als er dabei war, den Beutel hochzuheben um die Kohle in den Grill zu schütten, sah er zu mir rüber. Es war fast so, als hätte er bemerkt, dass ich ihn beobachtet hatte. „Hey, ich glaub, du brauchst eine Brille, was!? Mit einer wäre dir sicher aufgefallen, dass der eine Beutel schon angebrochen ist und längst Kohle im Grill liegt...“ kam Bryan stichelnd auf ihn zu und als Mark dann, eigentlich kaum bemerkbar, ein ganz kleines bisschen zusammenzuckte, wurde Bryans eh schon breites Grinsen noch etwas größer und hämischer. „Was?... Äh, oh…“, stammelte Mark kurz und faste sich dann wieder „Ja, klar ist mir das aufgefallen! Aber ich finde, dass da ruhig noch was mehr drauf kann…“ und er packte noch ein paar dazu. „Hey ihr zwei Kohlenmeister, quatscht ihr bloß vom Grillen oder wollt ihr damit auch tatsächlich irgendwann mal anfangen?“ rief Kian, worauf Mark gleich nach der Zange und dem Fleisch griff. „Nee nee, das lässt du lieber mal schön bleiben! …Ich befürchte, dass du dafür heute etwas zu sehr abgelenkt sein könntest…“ zuckte Bryan kurz mit seinem Kopf in meine Richtung, zwinkerte und nahm ihm die Sachen wieder aus der Hand. Doch davon bekam ich alles nichts mit, denn Alexa hatte sich vor mich gestellt um den anderen irgendeine lustige Story von der Arbeit zu erzählen und fuchtelte dabei auch noch wild mit den Armen herum.
Während bei anderen kleinen Grillfesten vielleicht nach dem Essen einfach nur noch herumgesessen und geredet wurde, legten die Westlife - Jungs erst richtig los… Kian holte zur angeheiterten Stunde seine Gitarre aus Marks Wagen und spielte sämtliche Lieder die ihm einfielen und die anderen sangen mit ihm. Sofern sie den Text kannten oder trotz des Alkohols überhaupt noch mitsingen konnten! Und es war ziemlich viel Alkohol geflossen… Keine volle Flasche Bier oder Sekt war mehr in der ganzen Küche zu finden! Doch auch wenn wir den Rest des Abends mit antialkoholischen Getränken verbrachten, wurde es ein wirklich schöner und vor allen Dingen richtig lustiger Abend, der bis spät in die Nacht rein ging.