Nicht direkt, aber für die Jungs wohl ziemlich na dran!
„Louis Walsh!“ „Wer?“ „Louis Walsh! ...Jetzt sag bitte nicht, dass du, als Bryans Schwester, die auch gerne singt, den Top Manager Louis Walsh nicht kennst!?“ fing Mark an stockend zu lachen und langsam kam Sue der Name wirklich bekannt vor. „Der, der auch Boyzone gemanagt hat? Was ist mit ihm?“ „Er veranstaltet ein Casting, wie gesagt, und diesmal sucht er wieder Vier oder Fünf für eine Boygroup. Es ist Dienstagabend und...“. Als Mark eine kleine Pause im Reden machte, schwante Sue worauf er hinaus wollte. Auch er hatte vor, die morgige Verabredung abzusagen. „Na ja, das wäre vielleicht die Chance für uns. Also ich mein, für Shane, Kian, Nicky, Bryan und mich und wenn wir bis Dienstag üben und unseren Gesang mehr aufeinander abstimmen, dann könnten wir Fünf es vielleicht tatsächlich schaffen diese Band zu werden und mit einem Manager wie Louis Walsh... Mensch, da könnten wir es den Knallköpfen, die uns vorher immer abgelehnt haben, mal so richtig zeigen...!“ hörte Sue ihn mehr und mehr euphorischer werden und musste lächeln. Wenn es darum ging, das Singen zum Beruf zu machen, dann konnte sich Mark genauso begeistert wie ihr Bruder! „Wenn er euch denn alle nimmt!“ betonte sie aber doch noch um ihn auf dem Boden zu halten, auch wenn sie selbst fest an die Talente der Jungs glaubte. „Ja ja, ist schon klar, dass genau DIE Chance nicht besonders hoch ist...“ sah Mark es dann auch gleich nachgiebig ein und meinte anschließend mit einem hörbare amüsierten Unterton in der Stimme: „...aber sie besteht!“. Sue musste wieder lachen. „Tja gut, dann übt ihr 5 mir mal schön! Ich find schon was, womit ich die Zeit rumkriege...“ antwortete sie ihm unterstützend und extra fröhlich, bevor ihr Blick mit missmutig hochgezogenen Augenbrauen zum Schreibtisch zurückging und auf die Papierschnipsel fiel. „Und für dich ist es wirklich kein Problem?“ vergewisserte Mark sich trotz ihrer anscheinend guten Stimmung lieber noch mal und nachdem Sue es ihm noch zwei weitere Male versichert hatte, beendeten sie das Telefonat. „Und da das gut geklappt hat...“ stand Sue mit neuem Mut vom Bett auf. „...kann das hier doch auch mit Tesafilm wieder funktionieren!?“. Exakt bis zum Samstagmittag hatte Sue für das Wiederzusammenkleben der 4 DIN A4 Seiten und das Neuabschreiben der Aufgaben gedauert, inklusive 6 Stunden Schlaf und zwei kleinen Essenspausen. Doch jetzt war sie endlich fertig...! Und was nun? Was sollte sie jetzt machen? Sonst war samstags immer Kates und ihr Spagettitag gewesen und sie hatten sich die mit unterschiedlichen Soßen gemacht... aber nun!?? Mit wem konnte sie sich jetzt in die Küche stellen, kochen, rumlachen und ab und zu einfach aus einer verrückten Idee heraus ein Wettessen veranstalten, bei denen die Hände auf dem Rücken bleiben mussten und nur diejenige gewann, deren Teller leer und das Gesicht am meisten voll mit Soße beschmiert war?? Mit wem sollte sie das jemals wieder tun? Traurig ging Susan durch den Flur und schaute in die immer noch nicht wirklich aufgeräumte Küche. Würde Kate ihr irgendwann jemals wieder verzeihen können und zurückkommen? Sue wusste sich keine Antwort darauf. Sie wusste bloß, dass es eine lange Zeit dauern würde, bis Kate wieder in ihre gemeinsame Wohnung zurückkommen würde, wenn sie denn je wieder zurückkäme!
Seit Samstag waren nun zweieinhalb Tage vergangen. Es war Montag, der Tag vor dem vielleicht alles entscheidendem Casting der Jungs und Mark hatte Sue angerufen und sie gebeten um 18 Uhr in Luigis Pizzeria zu kommen. Sie war richtig aufgeregt als sie den Türgriff der Pizzeria zu sich aufzog und ihre Augen nach Mark suchend durch das Lokal gingen. Es war jedoch eine gute Aufregung und keine, wie sie sie sonst vor Prüfungen hatte. Man hätte ihr Gefühl auch mehr mit Spannung beschreiben können oder Vorfreude, doch eine gewisse Aufregung war eben auch dabei, weil sie Mark seit drei Tagen, zwei Stunden und wer weiß wie vielen Sekunden nicht mehr gesehen hatte. Aber dann, nachdem sie noch einen weiteren Schritt hineingegangen war, sah sie ihn endlich – ihren Mark. Er hatte bereits zuvor jedes Mal zur Tür gesehen, wenn sie geöffnet worden war und jemand in die Pizzeria hereinkam und die Geräusche der Straße zu hören waren. Viermal war es ihm schon passiert, dass mit dem erwarteten Türöffnen nicht Sue reingekommen war und jedes Mal war er in großer Erwartung aufgestanden und hatte sich danach wieder etwas enttäuscht hingesetzt. Doch diesmal war sie es endlich – seine Sue. Mit Knien, weich wie Wackelpudding, stand Mark von seinem Stuhl auf und konnte seine Augen nicht mehr von ihr abwenden. Ein goldener Schimmer schien Sue zu umgeben, als sie auf ihn zukam. Ihre blonden Haare glänzten, da es draußen bereits dunkel war, durch die Glasscheibe hinter ihr noch mehr und auch die gelblichen Lampen sorgten irgendwie für dieses Schimmern um sie herum. Einzig das Strahlen in ihren Augen funkelte heller wie jede Glühbirne in dem Lokal und als sie vor ihm am Tisch war, da strahlte auch ihr Lächeln. „Oh, warte, ich mach das für dich!“ half Mark Sue aufmerksam aus ihrem Mantel, nachdem sie ihn aufgeknöpft hatte und brachte ihn zur Kleiderstande, die keine sechs Schritte weiter weg war. Während Mark damit beschäftigt war Sues Mantel ordentlich auf einen der freien Bügel zu hängen, sah sie ihm nach und musterte ihn von oben bis unten. Sein schwarzes Jackett und das weiße Shirt, das er darunter trug, standen ihm wirklich toll und die dunkelblaue Jeans ließ alles nicht so förmlich wirken. Plötzlich erwischte Sue sich dabei, wie ihr Blick ziemlich lang auf Marks Po haften blieb. Sie empfand es als einen sehr schönen Anblick, doch dass sie so ungeniert darauf starrte, das ließ sie rot werden und brachte sie auch gleichzeitig zum Grinsen. Mark hörte Sues leises Kichern und wollte schon fragen, ob er etwas falsch gemacht hätte. Aber als er sich zu ihr umgedreht hatte, da vergaß er es glatt, weil er erst jetzt ihr hübsches Gesamtbild sah... Sue trug einen modernen, dünnen, offenen schokobraunen Stickmantel, der durch einen breiten Gürtel mit großer goldener Schnalle zusammengehalten wurde und ihre gute Figur betonte. Darunter hatte sie eine weiße Bluse an, deren ersten zwei Knöpfe offen waren und so der Kragen locker auf dem Mantel lag und trug dazu ebenfalls eine Bluejeans. Sues peinlich berührtes Lächeln wurde stärker als sie bemerkte, dass Mark sie so lang ansah. Hätte er es noch länger gemacht, dann wären ihr wohl die Knie weggesackt, so weich wurden sie. „Soll ich euch was zum Mitnehmen einpacken, oder möchtet ihr euch vielleicht doch setzten und hier etwas essen?“ kam ein blonder gutgelaunter Kellner zu den Beiden und zwinkerte Mark zu. „Nein, wir möchten dann gerne bestellen...“ schmunzelte Mark verlegen und er und Sue setzten sich an ihren Tisch. Weiterhin sehr gutgelaunt gab der blonde Kellner ihnen die Karten in die Hände und holte einen kleinen Schreibblock aus der Seitentasche seiner großen umgewickelten weißen Schürze, die bloß hinten und ein Stück über den Schuhen erkennen ließ, dass er noch eine schwarze Stoffhose darunter trug. Mark schaute von der Bestellkarte hoch und sah den Kellner an. Der grinste immer noch breit und deutete mit seinen Augen und einem „Wow!“ auf den Lippen auf Susan, die zum Glück immer noch in der Karte nach einer Pizza suchte, die sie sich bestellen wollte. „Rowen.“ formte Mark tonlos mit dem Mund und machte anschließend eine köpfende Handbewegung, immer mit den Augen darauf bedacht, dass Sue nichts davon mitkriegte. „Ich glaub, ich weiß, was ich nehme... Du auch?“ legte Sue lächelnd die Speisekarte zurück, stützte ihre Ellenbogen auf der Tischplatte ab und lehnte sich mit ihrem Oberkörper Mark etwas entgegen. Die Beiden sahen sich tief in die Augen. Rowen, der immer noch halb hinter Sue stand, fing an in sich hineinzuschmunzeln, weil ihm auffiel, dass Mark so abgelenkt war, dass er ihre Frage immer noch nicht beantwortet hatte und räusperte sich auffällig. Mark zuckte kurz zusammen und fing an leicht rot zu werden. „Äh, nein. Ach quatsch, ja klar weiß ich schon, was ich will...ähm also,...was ich bestellen möchte!“ verhaspelte er sich dann sogar, gab Rowen schnell die zwei Speisekarten zurück und als er in die beiden grinsenden Gesichter von seinem besten Freund und Sue bemerkte, da musste er im darauf folgenden Moment selbst über sich schmunzeln. „Und was möchtet ihr genau bestellen?“ blickte Rowen weiterhin amüsiert zwischen den Beiden hin und her und konnte kaum glauben, wie nervös sein Kumpel Mark doch zu sein schien.