Wildhammerklan
Die Wildhammer sind zurückgekehrt!
 
Sie sind nicht eingeloggt.
LoginLogin Kostenlos anmeldenKostenlos anmelden
BeiträgeBeiträge MembersMitglieder SucheSuche HilfeHilfe StatStatistik
ChatChat VotesUmfragen FilesDateien CalendarKalender BookmarksBookmarks

Anfang   zurück   weiter   Ende
Autor Beitrag
Dolkin
Mitglied

Beiträge: 261

New PostErstellt: 02.09.08, 20:45     Betreff: Re: Die Mine der Kohlebarts (mehrteilig) Antwort mit Zitat  

Teil 5 – Das Treffen

 

Es ist ein ruhiger Abend in Dun Morogh. Die Sonne beginnt langsam ihre Strahlen rot zu färben und das schneebedeckte Land auf die Abendruhe vorzubereiten. Doch auch sie weiss, dass sie diese Aufgabe nur noch für wenige Wesen zwischen den Bergen erfüllt. Einst trieb es viele Abenteurer hierher, welche die bittere Kälte, an die eigentlich nur die Zwerge gewöhnt sind, sowie den teils kniehohen Schnee und andere Strapazen auf sich nahmen, um Ruhm und Ehre zu erlangen. Sie fingen an, Orte wie Kharanos, den Steinbruch im Südosten oder die Widderfarm im Nordosten Dun Moroghs vor wilden Tieren zu beschützen, sodass die dort lebenden Zwerge in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen konnten. Einige wenige, mutige Gesellen wagten es sogar, im Namen der Eisenschmiede und des Anführers der Bronzebärte, König Magni Bronzebart, gegen die immer wieder auftauchenden Dunkeleisen im Osten vorzugehen. Diese Aufgabe versprach ihnen grosses Ansehen beim Volk der Zwerge und, selbstverständlich, klingelnde Beutel voll Gold.

 

Dann kamen die Troggs nach Dun Morogh, und mit ihnen brach in ganz Azeroth grosses Unheil aus. Mochte der Kampf gegen jene Troggs, Wesen aus den Tiefen des Erdreichs mit der Intelligenz eines Ogers, den Abenteurern noch einiges Ansehen bringen, so suchten sie doch alsbald gefährlichere Gegner in anderen Ländern. Einer nach dem anderen verliess Dun Morogh, um das ausgebrochene Unheil an fernen Orten zu bekämpfen oder sich Schlachten gegen die Horde oder die untote Bedrohung anzuschliessen. Dun Morogh wurde, trotz der neuen Gefahr der Troggs, ein eher ruhiges Land. Selbst die Händler verschlägt es nun noch selten hierher, ausser sie befinden sich auf der Durchreise zur Eisenschmiede.

 

Und so wirft die Sonne ihre roten Strahlen, welche gleichwohl Trauer über diese Tatsachen auszudrücken scheinen, auf die letzten Bewohner Dun Moroghs und auf zwei Zwerge, welche mit ihren Widdern gemächlich einem zugefrorenen Flusslauf zwischen den Bergen folgen. Nur die Hufe ihrer Widder durchbrechen die Stille der Schlucht, durch die der Flusslauf sie führt, und das Knirschen des Schnees unter dem Gewicht der beiden Reiter hallt von den Felswänden wider. Die Zwerge selbst reiten schweigend nebeneinander, einer von ihnen in der Rüstung eines Wildhammers, der andere in einer Rüstung, der man das Alter nun schon ansieht, und beide mit einem Schlaghammer bewaffnet, welcher lose an den Seiten der Widder hängt und bei jedem Schritt der Tiere leicht an ihre Flanken schlägt.

Als sie an einem umgestürzten Baum vorbeireiten erblicken sie vor sich die weite Ebene, welche fast vollständig von einem See eingenommen wird: ihrem Ziel, dem Eiswellensee. Grösstenteils ist dieser See zugefroren, und kein Zwerg wird sich an eine Zeit zurückerinnern können, als dies noch ein fliessendes Gewässer war welches sich über die Gesamte Ebene, ausgenommen dem kleinen Hügel in der Mitte, legte und den Fischen ein zuhause bot. Ja, in dieser eisigen Gegend gab es einmal Fische, weit mehr als die kleinen, übrig gebliebenen Schwärme, welche man an Stellen des Sees, wo die Eisdecke etwas dünner oder gar aufgebrochen ist, noch finden kann.

 

„Weites offenes Gelände, einfach zu überblicken. Is’ schon mal ´n guter Anfang.“ Diese Worte kamen von dem Zwerg mit der Rüstung älterer Generation, als er sich gekonnt von seinem Widder schwingt und neben ihm landet. Der Wildhammer tut dasselbe, löst als seine kurzen Beine fest auf der Erde stehen seinen Hammer aus der Halterung heraus schwingt ihn einmal mit der rechten Hand durch die Luft. Sein Griff um den Schaft ist fest, aber nicht so fest ihn zu würgen, und das Schwingen des Hammers wirkt diesem Wildhammer inzwischen so angeboren wie die Verrücktheit den Gnomen. Niemand, der Dolkin zum ersten Mal sieht, würde vermuten dass dies hier früher einmal seine Heimat war, bevor er sich den Wildhammern anschloss.

 

„Ich trau’ dem Gnom trotzdem nich’, also sei wachsam, Wirt. Und halt’ dich bereit mir zu beweisen, dass deine Kampfeskünste noch nicht eingerostet sind.“ Mit diesen Worten packt Dolkin die Zügel seines Widders und marschiert über das dicke Eis des Sees, welches inzwischen so dick ist dass es das Gewicht von tausenden Zwergenkriegern tragen könnte. Der Wirt murmelt einige Sätze in seinen Bart, und wer gute Ohren hätte könnte einige Worte wie „Pessimist“, „übervorsichtig“ und ähnliche negative Worte für das Verhalten Dolkins aufschnappen. Doch dann packt auch er die Zügel und folgt Dolkin, welcher inzwischen schon einen für seine kurzen Beine beachtlichen Vorsprung besitzt.

 

Die zwei Zwerge nähern sich langsam dem Hügel in der Mitte des Sees, dessen Ränder von zahlreich gesäten Bäumen gesäumt ist, ganz so als wollten sie das restliche Stück Land dieser Ebene vor dem Eis bewahren. In der nähe tummeln sich einige Wölfe, welche sich den kalten Bedingungen mit einem dickeren Fell als ihre Artgenossen angepasst haben und jagen nach Schneehasen, ganz ähnlich dem Wildhammer Dolkin, dessen Lieblingsbeschäftigung das noch in früheren Zeiten war. Doch dies ist nun vorbei. Als die beiden Zwerge die ersten Bäume erreichen, dreht Dolkin plötzlich den Kop. Ihm ist, als habe er zwischen den Bäumen ein Knacken gehört. Er zögert, gibt dem Wirt ein Zeichen einen Moment still zu halten und lauscht. Nach einiger beginnt der Wirt unruhiger zu werden, stilles Warten scheint ihm nicht zu behagen, bis er plötzlich Dolkin ein Zeichen gibt und auf eine kleine Gestalt deutet, die sich von der anderen Hügelseite mit schnellen, aber sehr kleinen Schritten den beiden nähert: Lago Finsterzang!

 

Die drei Gestalten treffen sich auf der Spitze des Hügels, stehen sich gegenüber wie Duellanten und mustern sich. Der Blick des Gnoms fällt auf die Schlaghammer in den Händen der Zwerge und er kreischt:

 

„Waffen, häh? Wer hat was von Waffen gesagt, häh? Soll das ein Überfall werden, häh? Aber nich mit mir!“

 

Als der Wirt noch versucht, die Situation zu retten und vorzugeben, die Waffen wären nur zur eigenen Verteidigung gedacht, springt der Gnom nach oben, stösst einen Pfiff aus und gleichzeitig einen kleinen Dolch in Richtung des Zwerges. Der Wirt, dem nun auch klar wird dass seine Ausrede so durchschaubar gewesen wäre wie ein Taure, welcher sich für einen Orc ausgibt, dreht sich so schnell er kann zur Seite und kann dem Dolch fast ausweichen. Aber nur fast. Die Waffe, die bis gerade auf seinen Hals gezielt hat, bohrt sich nun tief in die Schulter des Zwerges. Zufrieden sieht Dolkin, dass sein Begleiter zwar die Reflexe eines Kriegers verloren, die Tapferkeit eines jenen aber beibehalten hat und keine Miene verzieht. Seine Reflexe hingegen funktionieren noch blendend, und als er gerade den Hammer hebt um den immer noch seinen Dolch umklammernden Finsterzang mit einem gekonnten Schlag vom Wirt loszuschlagen, hört er hinter sich einen Feind. Noch in der Bewegung dreht sich der Wildhammer um die eigene Achse, senkt den Hammer und lässt ihn keine Gnomeslänge hoch über dem Boden entlang schwirren. Aye, er hatte richtig gelegen, was den Feind hinter ihm anging, ein Gnom, doch die Anzahl war falsch geschätzt: es sind zwei! Den ersten erwischt er mit dem Hammer in der Seite, man hört kleine Knochen brechen und der getroffene Gnom quietscht in einer für die Zwerge und wohl auch für alle anderen Wesen qualvoll hohen Tonlage. Der zweite Gnom konnte dem Schlag jedoch ausweichen und springt auf Dolkin zu.

 

„Hey, Feuerbräu!“ Dolkin rief dem Wirt zu noch während er knapp einer ersten Stichattacke des zweiten Gnoms auswich. Hatte er seinen Begleiter je beim Namen genannt? Er verneint diese Frage in Gedanken, ist es auch logisch genau dies anzunehmen. Immerhin ist der Zwerg ja aus der Eisenschmiede, ein einfacher Wirt der sein Gasthaus unter den Schutz eines Königs stellt, der den Wildhammern alles andere als freundlich gesonnen ist. Doch nun kämpfen sie, Seite an Seite, und sie wären keine echten Zwerge, wenn sie das nicht zusammenschweissen würde.

 

„Aye?“ ist die kurze Antwort des Wirts, welche in seinem Schnaufen beinahe untergeht.

 

Aus den Augenwinkeln sieht ihn Dolkin, wie er versucht sich gegen den Gnom Finsterzang zu wehren und gleichzeitig das Blut aus seiner Schulter läuft, aus der Wunde, wo immer noch der Dolch drin steckt. Möge zu seinem besten der Dolch nicht vergiftet sein. „Kommst’e klar?“ Wenn er seinen Mitkämpfer richtig eingeschätzt hat kennt er bereits die Antwort und aye, er wird nicht enttäuscht.

 

„’türlich, was denkst du denn?“

 

Ein wahrer Zwerg! Diese Tatsache lässt Dolkin unter seinem Bart kurz lächeln, während er weiteren Dolchattacken des ihn angreifenden Gnoms ausweicht. Sein erster Gegner liegt, immer noch winselnd, in den Schnee gekauert und wenngleich er kaum blutet, so ist auf seinem Gesicht abzulesen mit welcher Präzision und Wucht er getroffen wurde. Wenn dieser Gnom je wieder laufen kann, so wird es mehr ein schiefes Watscheln als das für sein Volk so natürliche Trippeln sein.

Mit der linken, freien Hand stösst Dolkin seinen Gegner weit genug von sich weg, um ihm einen heftigen Schlag mit dem Hammer zu verpassen, mit welchem er bereits ausholt. Doch gerade als er zum Schlag ansetzt und der Hammer in die Richtung des Gnoms saust, hebt dieser ein wenig Schnee auf und wirft ihn dem Krieger in die Augen. Dieser Moment der Blindheit genügt, und Dolkins Hammer verfehlt sein Ziel. Der Zwerg spürt nur einen kurzen, leichten Widerstand, als ob der Hammer nur ein Stück des Gnoms erwischt hat, und versucht sich so schnell wie möglich das Weisse aus den Augen zu reiben. Als er wieder sehen kann, sieht er den Gnom ungefähr zwölf Zwergenschritte von ihm entfernt auf die Bäume zuhumpeln.

 

Ein wehr- und somit ehrloses Ziel, dieser kleine Gnom. Dolkin weiss dass, doch trotz dieses Wissens rasen die Gedanken in ihm. „Wegen den Gnomen ist das alles passiert! Nur weil sie ihre Stadt in die Luft gejagt haben scheuchten sie die Troggs damit an die Oberfläche. Nur deshalb kamen seine Eltern um. Nur wegen den Gnomen, diesen kleinen, verschlagenen, verrückten...!“ Es ist nicht nur Wut, die nun in Dolkin aufsteigt, nicht nur der Hass, den er den Gnomen gegenüber nun schon jahrelang in sich trägt, es ist blanke Raserei. Seine Gedanken sind nicht die eines Wesens mit Verstand, sie gleichen vielmehr einem wirren Haufen all jener Vorurteile, die er je gehört oder selbst gefällt hat. Die Worte, die sich in seinem Kopf bilden sind einfach, so als ob die Hälfte seines Verstandes momentan seinen Dienst verweigert.

 

Dolkin macht einen Schritt nach vorn. Einen weiteren. Sein Körper zittert durch all die Emotionen, die er beherbergen muss. Seine Schritte werden schneller, seine Arme heben den federleicht erscheinenden Hammer über seinen Kopf, sein Mund öffnet sich um einen Schrei loszulassen der allen Schmerz und allen Hass dieser Welt in einer markerschütternden Lautstärke durch die Ebenen und Berge Dun Moroghs trägt. Er nähert sich dem Gnom, geniesst wie dieser immer verzweifelter versucht sich zu den Bäumen zu retten, humpelnd, wehrlos. Er hat es verdient. Seine ganze Art hat es verdient!

 

„Haltet ein!“ Die bestimmte und bittende Stimme Feuerbräus.

 

Der Hammer saust nieder.

 

„Bitte, bitte, verschont mich.“ Das quiekende Betteln des Gnoms.

 

Der Hammer hebt und senkt sich erneut.

 

Kalte, düstere Stille, als wäre ganz Dun Morogh entsetzt und starr vor Schreck ob dieses Anblicks.

 

Ein weiterer Schlag, Knochen die unter der Wucht brechen und bersten. Blut, was aus dem kleinen Körper quillt und, welch Ironie des Lebens, durch den Schnee zu einer kleinen Kuhle fliesst und sich sammelt. Ein kleiner See dieser ehrlosen, schmutzigen Tat, gebildet auf einem grösseren See, dessen Klarheit und Reinheit in ganz Azeroth seinesgleichen sucht.

 

Es dauert lang, bis der Wildhammer ("Hat er es nun noch verdient, dieses Wappen zu tragen?") wieder zu sich findet. Sein Begleiter hält den Gnom Finsterzang mit beiden Armen fest, der Dolch welcher noch in seiner Schulter steckte liegt neben ihnen im Schnee. Langsam, wie als wenn er zu viele seltsame Kräuter aus der Wüste geraucht hätte, stapft Dolkin zu den beiden herüber, fesselt den Gnom wortlos und packt ihn auf seinen Widder. Er meidet bewusst den Blick des Wirtes, greift die Zügel seines Widders, schwingt sich in den Sattel und reitet, immer noch schweigend, mit einer seltsamen Ruhe los.




____________________


[editiert: 02.09.08, 20:56 von Dolkin]
nach oben
Benutzerprofil anzeigen Private Nachricht an dieses Mitglied senden
Sortierung ändern:  
Anfang   zurück   weiter   Ende
Seite 41 von 239
Gehe zu:   
Search

powered by carookee.com - eigenes profi-forum kostenlos

Design © trevorj