Thargur schaut sich noch einmal um: Papier, Feder, Essen und Bier sind gut erreichbar auf dem Tisch verteilt. Orpheus schlummert friedlich vor dem Kamin. Alles in Ordnung, dann kann es ja losgehen. Er trinkt noch einen großen Schluck Bier und beginnt zu schreiben:
„… Ihr dürft weder kämpfen, reiten noch rennen Bellerophon. Es ist eine Pilgerreise während der ihr die Welt entdecken und über sie nachdenken sollt, dies wird nur gelingen, wenn ihr normal geht und alles um Euch herum in Euch aufnehmt.“ Dies waren Lord Uris Worte und ich konnte mir ein Lachen nur schwer verkneifen. „Armer Bellerophon, zum Glück pilgern Jäger nicht durch die Welt und Raschgorr und mir wird so eine Aufgabe wohl erspart bleiben.“ waren meine Gedanken. Lord Uri fuhr fort: „Da Bellerophon nicht kämpfen darf, muss er sich anders schützen: Raschgorr und Thargur, Eure Aufgabe wird es sein Bellerophon vor den Gefahren zu schützen, die ihm auf seiner Reise widerfahren können. Damit Ihr lernt Euch nicht nur auf Eure treuen Tiere zu verlassen, werdet Ihr die Tiere während der Reise hier in Aerie Peak lassen.“ So falsch kann ich mit meinen Vorstellungen liegen! Nach der Versammlung trafen sich die drei um ihre Reise zu planen.
Zwei Tage später am Greifenpunkt von Aerie Peak trafen sie sich wieder. Noch einmal wurde das Gepäck überprüft: gegrillte Wachteln und Bier, es war alles da. Bellerophon schnürte seine neuen Stiefel fest zu und dann konnte seine Pilgerreise beginnen. Da wir zumindest Haustiere mitnehmen durften, wuselten um unsere Beine noch drei Tiere umher, wobei Raschgorrs Spinne sonderbare Geräusche gemacht hat. Von Aerie Peak sind wir in südlicher Richtung losgezogen, um über das Arathi Hochland, die Sumpflande und Loch Modan schließlich Dun Morogh zu erreichen. Dieser erste Teil der Reise war, bis auf eine kleine Patrouille Skelette im Arathi Hochland, eher ereignislos und wir kamen zügig voran. Als wir die schneebedeckten Berge Dun Moroghs vor uns sahen, haben wir eine kleine Pause eingelegt um etwas zu essen und den Anblick zu genießen. Nun zeigte sich leider auch, dass wir ein paar Kleinigkeiten nicht im Gepäck hatte, Feuerholz und Zunder zum Beispiel, weswegen wir mit kalten Wachteln vorlieb nehmen mussten. Nach der Pause ging es weiter Richtung Ironforge.
Der zweite Teil der Reise sollte uns von Ironforge nach Stormwind und von dort durch den Wald von Elwynn, Duskwood und den Dschungel Stranglethorns nach Booty Bay führen. Das erste Problem war die Reise nach Stormwind. Fliegen durften wir nicht und ein sicherer Fußweg ist auch nicht vorhanden. Es blieb uns nur diese Maschine der Gnome, die Tiefenbahn. Dies sollte sie also sein, unsere erste wirkliche Herausforderung der Reise. Wer weiß wie viele unschuldige schon durch die Tiefenbahn in den Tot gerissen wurden? Immerhin ist es eine Maschine der Gnome und jeder weiß, dass ihre Maschinen nicht immer sicher sind. Blut und Wasser schwitzend, näherten wir uns der Bahn, immer hoffend, dass uns niemand beobachtet. Was wäre es für ein Anblick gewesen, drei stattliche Zwerge, die besorgt wegen der Tiefenbahn sind (denn Angst war es sicher nicht, die wir verspürten!). Was soll ich sagen, die Fahrt mit der Bahn war schlimm, überall dampfte, fauchte und ruckelte es, schlimmer kann es in der Hölle nicht sein! Aber wir haben es überlebt, wenn auch ein Großteil unserer Biervorräte nicht. Nachdem wir schlussendlich in Stormwind angekommen sind, wurde die Reise wieder ein wenig leichter, wohl gemerkt ein wenig. Denn um einen kürzeren Weg gehen zu müssen, ging Bellerophon den direkten Weg von Goldshire nach Duskwood, also durch den Fluss! Ziemlich nass mussten wir uns dann durch Duskwood schleppen und nebenbei noch ein paar Spinnen vor Bellerophon retten. Äh umgekehrt, Bellerophon vor ein paar Spinnen retten.
Wenn die Tiefenbahn schon schlimm war, dann war Stranglethorn fürchterlich! Es war so schwül, dass wir im stehen aus allen Poren schwitzten. Solch ein Wasserverlust kann schlimme Folgen haben, also mussten wir ihn mit den Bierreserven bekämpfen um weiter vorankommen zu können. Dann kam was kommen musste, wir wurden angegriffen! Nicht von der Horde, denn das wäre wohl kaum erwähnenswert gewesen. Nein, heimtückische Dämonen müssen es gewesen sein! Es ging furchtbar schnell: Plötzlich war Bellerophon verschwunden und meine Sicht wurde von einem dunklen Zauber beeinträchtigt. Fast blind stolperte ich durch den Dschungel, um Bellerophon wieder zu finden. Raschgorr verlor ich dabei auch aus den Augen, aber wie gesagt, gesehen habe ich ja nicht sehr viel. Dann stand er vor mir, der schwarze Dämon, sicher hatte er etwas mit Bellerophons verschwinden zu tun. Viel Zeit zum denken hatte ich nicht, denn schon griff er an, nicht einen Pfeil konnte ich auf ihn schießen und musste sofort zur Axt greifen. Aber was sollte ich mit meiner kleinen Axt schon gegen diesen Riesen ausrichten? Mit dem Mut des Verzweifelten schlug ich auf die Bestie ein und eine kurze Zeit glaubte ich sogar gewinnen zu können. Doch plötzlich waren meine Hände leer und ich stand dem Dämon mit bloßen Händen gegenüber. Wieder täuschte ich an, tauchte unter den Pranken des Dämons hindurch und konnte auch ein paar Treffer landen, aber ich verlor immer mehr an Boden und an Blut. Lange würde es nicht mehr gut gehen. Zu meinem Glück hat mich Raschgorr gefunden und gemeinsam konnten wir die Bestie besiegen. Nachdem sie umgefallen tauchte auch Bellerophon wieder auf. Bestimmt hörte der „Entführungszauber“ des Dämons mit seinem Tot auf zu wirken. Belle verband meine Wunden und dann konnten wir langsam weitergehen, denn meine Sicht war immer noch getrübt. Aus diesem Grund kann ich das folgende Ereignis auch mehr vom hören als vom sehen beschreiben. Um nicht wieder aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden, patrouillierte Raschgorr nun um Bellerophon und mich herum. Auf einmal war Raschgorrs Kampfschrei zu hören, er hatte wohl einen Hinterhalt entdeckt. Irgendwo vor uns Kämpfte er um sein und unser Leben. Da Belle mich weiterhin stützen musste, kamen wir erst bei Raschgorr an, nachdem der Kampf vorbei war. Neben ihm lag ein weiterer Dämon, diesmal einer mit einer holzartigen Haut. Vielleicht kann Raschgorr seinen Kampf selber einmal aufschreiben, denn ich kann mich nur noch vage an seine Erzählung erinnern. Der Dämon hatte wohl vier Arme und feuerrote Augen, an mehr kann ich mich nicht mehr erinnern. Völlig entkräftet erreichten wir nach diesem zweiten Hinterhalt Booty Bay nur um dort das Schiff nach Ratchet gerade abfahren zu sehen.
Die Wartezeit auf das nächste Schiff nutzten wir um wieder ein wenig zu Kräften zu kommen. Zumindest versuchten wir es, nur passt Raschgorr nicht auf und viel vom Steg ins Wasser. Er war von seinem Kampf wohl noch so geschwächt, dass er wie ein Stein unterging. Also musste ich zum zweiten Mal an einem Tag ins Wasser, diesmal um Raschgorr an Land zu ziehen. Seine Version von diesem Teil ist im Übrigen anders, aber vollkommen falsch!
Der dritte und letzte Teil der Reise sollte uns von Booty Bay mit dem Schiff nach Ratchet und von dort über das Brachland, Ashenvale und Darkshore nach Darnassus unserem Ziel bringen. Die Fahrt mit dem Schiff war unangenehm, aber, verglichen mit der Tiefenbahn, nichts Besonderes. In Ratchet angekommen, dachten wir über den folgenden Teil der Reise nach, immerhin mussten wir durch Hordengebiet wandern. Wir entschlossen uns einen Großteil des Weges auf den normalen Straßen zu gehen und nur die Ortschaften zu umgehen. Damit wollten wir verhindern für Spione gehalten zu werden, denn wir versteckten uns ja nicht. Zu Beginn ging auch alles gut, nur tauchte irgendwann ein Ork auf einem Wolf auf. Wir haben mit dem schlimmsten gerechnet, aber der Ork eskortierte uns nur mit einem gebührenden Abstand. Auf halben Weg nach Ashenvale wurde die Eskorte noch um einen Taurenkrieger auf einem riesigen Kodo erweitert, aber alles ist ruhig geblieben, vorerst. Denn kurz vor der Grenze muss die Sonne den Kopf des Tauren zu sehr erwärmt haben und er stürmte, schreiend auf Bellerophon zu. Von dieser plötzlichen Attacke wurden wir drei überrascht und bis wir reagieren konnten, war Bellerophon schon stark angeschlagen. Mit Hilfe seiner Magie konnte er sich aber irgendwie am Leben halten bis der Taure durch den Pfeilhagel aus Raschgorrs und meiner Armbrust zu Boden ging. Zu unserer Verwunderung hatte der Ork nicht in den Kampf eingegriffen, stieg nun aber von seinem Wolf ab. Die Sonne hatte ihm aber wohl nicht so zugesetzt und er gab uns energisch zu verstehen, dass wir nun besser gehen sollten. Dieser Aufforderung kamen wir nur allzu gerne nach. Die Reise durch Ashenvale und Darkshore verlief ohne weitere Probleme, weswegen wir die Zeit nutzten ein paar Lieder zu singen. Das schönste Lied möchte ich Euch, lieber Leser, nicht vorenthalten:
Das Pilgerlied von Bellerophon, Raschgorr und Thargur:
Oh Uri wir haben Dich lieb,
Du förderst unseren Wandertrieb,
durch Wasser, Wälder und die Tiefenbahn,
doch wir kamen trotzdem an.
Tauren, Orks oder Trolle,
komme was da wolle,
wir verhauen Euch ganz dolle.
Und haut uns auch ein großer Stier,
wir blieben trotzdem nicht zu Haus bei Dir mein Lord.
Wir laufen munter weiter und verdammen jeden Reiter
den die Zwerge kommen auch so weiter,
biertrinkend und ganz heiter.
Im Dschungel war es ganz schön warm,
was Raschgorr nicht so gut bekam,
wir kämpften gegen Bäume,
Panther schlugen wir mit der blanken Faust,
wir kommen bis nach Darnassus
auch wenn den Elfen vor uns graust.
Auf dem Steg in Auberdine hat uns Raschgorr dann noch gezeigt, was er in seinem komischen Kasten mitgenommen hatte: Schneebälle, welche uns plötzlich in den Rücken trafen und Bellerophon sogar vom Steg warfen! In Darnassus angekommen, begaben wir uns zum Tempel um dort die Pilgerreise beenden zu können. Leider platzen wir laut redend in irgendeine Zeremonie der Elfen hinein und haben einige böse Blicke auf uns gezogen. Nach einer Entschuldigung unsererseits, kehrte aber wieder Ruhe in den Tempel ein und wir konnten zurück nach Ironforge teleportieren, wo sich ein Schuster eine goldene Nase an uns verdiente.
Draußen ist es mittlerweile dunkel geworden, als Thargur, im Schein des Kamins und einer Kerze, den Text ein letztes Mal überfliegt. Zufrieden nimmt er den letzten Schluck Bier aus dem Fässchen und bringt den Bericht zum schwarzen Brett damit ihn dort alle lesen können.
ooc: die Reihenfolge der Bilder hat das Forum versaut! Aber es stehen ja Nummern davor.