Manfred Mann Chapter Three

Max · Moderator Beiträge: 6325

Zwischen 1969 und 1971 existierte die bluesige Freejazztruppe rund um Manfred Mann, der ein Jahr zuvor noch in bunten Kostümen mit seinem Mellotron Lieder über Ragamuffinmänner und Clowns begleitete.
Diese Formation besteht aus diversen Jazzmusikern und Manfred Mann am Gesang und an der Orgel (ich weiß nicht ob Hammond oder tonradimitierendes Transistormodell) und Mike Hugg, dem "Manfred Mann"-Schlagzeuger an Epiano und am Gesang.

Die Musik ist recht experimentell und erzeugt eine merkwürdige Stimmung - u.A. in Verbindung mit den skurillen Albumcovern der beiden Alben, die entstanden, "Vol.1" und "Vol.2" genannt.

Ich mag die Musik sehr, weil sie so eine merkwürdige, verstörende Stimmung ausstrahlt. Und mit der 15minütigen Freejazzimprovisation "Happy Being Me" ist ihnen ein großer Wurf gelungen - ein Wurf in Richtung "Moon in June".
Aber dann war 1971 auch Schluss... Manfred Mann hatte mit anspruchsvollen, tollen Rockalben wie "Solar Fire", "The Good Earth", "Roaring Silence" und "Watch" Welterfolge. "Davys on the Road Again", "Buddha" und "Father of Day Father of Night" sollten jedem Proggie bekannt sein!

Kennt jemand hier diese unbekannte Gruppe? Wenn nicht, zugreifen - aber nur wenn man düsterem, durchgeknallten Freejazz etwas abgewinnen kann.

Und gerade zu der Gruppe passt der Begriff antikommerziell... ich habe die Alben immernochnicht verstanden - nachdem ich sie drei Jahre besitze.

...und ich glaube ich werde sie auch nie verstehen!

Und das reizt mich irgendwie...

fox · Ehemaliges Mitglied

Der ist mir kommerziell lieber!

Max · Moderator Beiträge: 6325

..mir nicht!

Ich muss sagen, das ist wirklich die schrägste Musik, die ich je gehört habe...

Kurzrezension "Vol.2" (1970)

Lady Ace basiert auf einem bluesigem Riff, das sich durch das ganze Lied zieht... dazu liefert Hugg einen dylan-esquen Gesang und ein funkiges Epiano an. Nach einem recht geordneten Bläserzwischenspiel geht es wieder wie von vorne los... der Bass schreitet fusionsmäßig zum lässigen Rhythmus weiter... der Text ist absoluter Unsinn, das macht aber auch nichts - es passt zum Album.

Dann geht es im Bigbandstil weiter, mit treibendem Rhythmus und froh tanzendem Epiano. Dann wird das Hauptthema wieder aufgegriffen und führt das Lied nach 8 Minuten wieder lässig zum Ende... gelungen!
Mit I Ain't Laughing geht es fast infantil weiter; Akustikgitarrenarpeggios, fretless Bass, Tamburin, Gesang und Chorgesang.
60er Jahre Psychedelich Hippie Pop... lustig!

Poor Sad Sue dreht für mich zu sehr ab... Pauken geben einen bluesigen Rhythmus an, ein verzerrter Bass kommt dazu, dissonante Klavierakkorde, krächzender Gesang, arhythmische Tamburinschläge, countryesque Geigen, schräge Bläserharmonien. Dann kommt eine Minute Freejazzgequietsche, dann wird das Thema wieder eingeleitet und - mit Tuttigekrächze versehen - beendet.
Mit Jump before you think kommt die Ruhe vor dem Sturm - sehnsüchtige Holzblasinstrumente spielen afrikanische Melodien, Buschtrommeln kommen hinzu, ein schräger, verzerrter, GEILER, Bass soliert gekonnt zu dem wilden Getrommele, Trillerpfeifen pfeifen dazu, ein Schlagzeug kommt hinzu, Trompeten geben willkürliche Töne von sich und greifen die afrikanische Melodie vom Anfang auf und führen sie zu einem bluesigen Riff aus. Dann kommt eine klar definierte (!) Trompetenimprovisation, gewohnt aggressiv, aber nie in wilde Freejazzeskapaden ausartend, sondern jazzig solierend, dann da wieder ohne den Rhythmus, ganz alleine, ruhig. Und dann ist Schluss! GEIL!
It's Good to be alive ist eine träg-traurige Manfred-Mann-Ballade mit melodischem Gesang Huggs. So geht das immer weiter und endet in einem hier völlig unpassendem Fade-out... egal: gut.
Happy Being Me ist der viertelstündige Longtrack mit reggaemäßigen Gitarren, schönem E-Piano und funkigem Schlagzeug - gospelartigen Chorgesang gibt es auch. Das Lied war sogar eine kleine Hitsingle. Bei der Hitsingle wurde allerdings der Improvisationsteil so gut wie ganz rausgemischt - als erstes darf die Orgel ein wenig solieren, dann wird nochmal genial gesungen, dann gibt es freifließendes Jazzklavierspiel, im Hintergrund gibt es effektgeladenes Geheule einer Frau (

), dann gibt es ein souliges Saxophonsolo und perkussives E-Piano-Gehämmere dazu... dann gibt es psychedelische Hammondklänge, die durch Gleichlaufschwankungen des Motors entstanden sind und das Hauptthema ändert sich langsam und heimlich zu einer ganz anderen, orientalisch anmutenden Akkordfolge. Danach gibt es wieder ein weig Saxofon, dazu ein quäkendes E-Piano.
Dann werden beide Akkordfolgen gemischt - das ganze wirkt jetzt wie eine Art Totentanz. Und so geht das ganze auch zu Ende. TOLL!
Virginia ist ein Manfred-Mann-Rocker mit viel verzerrter Hammondorgel, eingängiger Melodie und gutem Gesang. Schönes Endstück... das Klavieroutro ist auch schön und originell.

fox · Ehemaliges Mitglied

...du hast mich falsch verstanden...

Mir ist er mit der Earthband einfach lieber....solange er ab und an was Neues rausbringt. Das schmällert die "Jazzgeschichte" natürlich nicht!

Max · Moderator Beiträge: 6325

Zitat:

...du hast mich falsch verstanden...

Du hast MICH falsch verstanden, indem dass du nicht dachtest, dass ich dich richtig verstanden habe, was allerdings doch der Fall war!

Ich wusste, dass du es eher mit MMEB kannst - trotzdem wollte ich eine Rezi schreiben, einfach so, für die anderen.

fox · Ehemaliges Mitglied

Zitat: Max

Zitat:

...du hast mich falsch verstanden...

Du hast MICH falsch verstanden, indem dass du nicht dachtest, dass ich dich richtig verstanden habe, was allerdings doch der Fall war!

Ich wusste, dass du es eher mit MMEB kannst - trotzdem wollte ich eine Rezi schreiben, einfach so, für die anderen.

Die Earthband ist auch viel sentimentale Jugenderinnerung....Manfred Mann während der Angel Station Tour live in Basel....das hatte schon was....der mann hat mal Riesenhallen gefüllt!

Max · Moderator Beiträge: 6325

Mit Chapter Three noch nichtmal einen Musikraum in der Schule!

FIM · Mitglied Beiträge: 753 Ort: Wien

Das scheint mich zu interessieren!
Habs mal auf meine Wunschliste gegeben :-)

Konzerte 2007 und 2008
Genesis 19.06.2007 in Linz (erledigt)
The Musical Box 28.10.2007 in Stuttgart (erledigt)
Porcupine Tree 15.11.2007 in Wien
Die Ärzte 07.12.2007 in Wien
IQ 25.11.2007 in Wien
The Cure 23.2.2008 in Wien
The Musical Box 4.10.2008 in Stuttgart

Max · Moderator Beiträge: 6325

Hast dus nun?

Gerade läuft wieder Vol.1.... die Jungs grooooven, die hams drauf.

fox · Ehemaliges Mitglied

Zitat: Max

Hast dus nun?

Gerade läuft wieder Vol.1.... die Jungs grooooven, die hams drauf.

Groove...ich würde das eher als Jam bezeichnen. Gut ganz sicher...aber "Grooove" ist anders!

Max · Moderator Beiträge: 6325

"Happy Being Me"?!