Präsidium und Vorstand der Deutschen Verkehrswacht 2008
Problematik
In unserer modernen Gesellschaft ist Mobilität
Ausdruck und Merkmal von Lebensqualität, die es möglichst lange zu
erhalten gilt. Dabei steht dem Recht des Einzelnen auf seine persönliche
Mobilität das Recht aller Verkehrsteilnehmer auf Sicherheit gegenüber.
Aus diesem Grunde ist es unerlässlich, Risiken zu identifizieren und
Maßnahmen zu deren Reduzierung zu ergreifen. Dabei gerät auch die Gruppe
älterer Verkehrsteilnehmer immer wieder in den Fokus des Interesses
Statistisch betrachtet sind Verkehrsteilnehmer über
65 Jahre unter proportional an Unfällen mit Personenschäden beteiligt:
Ihr Anteil liegt bei 9,2%, obwohl sie 19% der Bevölkerung stellen. Da
sie jedoch eine geringere Widerstandsfähigkeit besitzen, haben sie ein
höheres Risiko, Opfer eines Verkehrsunfalls zu werden. Sie stellen daher
über 22% der tödlich Verunglückten.
Von älteren Verkehrsteilnehmern geht laut Statistik
bis zum 75. Lebensjahr kein erhöhtes Risiko im Straßenverkehr aus.
Danach steigt das Risiko kontinuierlich an: Bei einem Fahrer Ende 70 ist
das allgemeine Unfallrisiko doppelt so hoch wie bei Fahrern zwischen 30
und 60 Jahren. Bei einem Fahrer mit Ende 80 ist das Unfallrisiko mit
demjenigen von Fahranfängern vergleichbar.
Für den in absoluten Zahlen geringen Anteil älterer
Fahrer an Unfällen mit Personenschäden werden oftmals die geringe
Anzahl von älteren Fahrern und deren niedrige Fahrleistung
verantwortlich. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass alle
Verkehrsteilnehmer mit geringer Fahrleistung ein statistisch gesehen
höheres Unfallrisiko haben – nicht nur die älteren Fahrer, die sich
vielfach auf kurze Fahrten in vertrauter Umgebung konzentrieren. Dies
ließe also eine höhere Unfallbeteiligung älterer Fahrer erwarten.
Tatsächlich scheint der alters- und erfahrungsbedingt defensive und
ruhige Fahrstil die Unfallgefahr positiv zu beeinflussen.
Bei älteren Menschen können allerdings Krankheiten
und die Einnahme von Medikamenten das Fahrvermögen negativ beeinflussen.
Gerade im Falle von Mehrfacherkrankungen besteht die Gefahr, dass ein
kompensatorisches, die Sicherheit gewährleistendes Verhalten, nicht in
dem erforderlichen Maße gegeben ist.
Eine Analyse der Unfallursachen bei älteren Fahrern
deutet darauf hin, dass Unfälle oftmals auf altersbedingte
Einschränkungen zurückzuführen sind: Ältere Verkehrsteilnehmer
verunglücken – im Vergleich zur Gesamtbevölkerung – häufiger infolge von Vorfahrtverletzungen und von Abbiegefehlern und weniger aufgrund von
Abstandsfehlern, nicht angepasster Geschwindigkeit, Fehlern beim
Überholen und Alkoholeinfluss.
Die typischen Unfallursachen älterer Menschen
lassen sich zum einen durch entsprechende technische Hilfsmittel gut
kompensieren. Zum anderen können Aufklärungs- und Informationskampagnen
für diese Defizite sensibilisieren und Wege aus der Gefahr zeigen.
Forderung
Altersbedingten Leistungsdefiziten stehen
langjährige Fahrerfahrung und Routine gegenüber sowie eine defensive und
vorausschauende Fahrweise. Hierdurch können Risiken, die auf
körperliche Einschränkungen zurückzuführen sind, kompensiert werden. Die
Unfallzahlen belegen, dass ältere Fahrer nicht auffälliger sind als
jüngere. Erst Fahrer, die über 75 Jahre alt sind, zeigen verstärkt
körperliche oder psychische Schwächen, die sich negativ auf ihre
Sicherheit im Straßenverkehr auswirken können. Hier jedoch können
entsprechende Maßnahmen ansetzen und Risiken minimieren helfen. Eine
wichtige Rolle spielen dabei Fahrassistenzsysteme, die eigens dazu
entwickelt wurden, körperliche Defizite auszugleichen, um ein sicheres
Fahren zu ermöglichen.
Obgleich bereits in vielen EU-Ländern regelmäßige
Führerschein-Tests obligatorisch sind, liegen keine eindeutigen Belege
dafür vor, dass diese einen positiven Einfluss auf die
Verkehrssicherheit besitzen. Die Unsicherheit, ab wann welche Tests und
in welchen Zeitabständen durchgeführt werden sollten, spiegelt sich in
den sehr unterschiedlichen Regelungen in den verschiedenen Ländern
wieder.
Anstelle von diskriminierenden medizinischen und
psychischen Tests sollten ältere Menschen ermutigt werden, ihre
körperliche und psychische Verfassung selbstkritisch einzuschätzen.
Freiwillige Tests und Untersuchungen helfen dabei, eine objektive
Einschätzung ihrer Fähigkeiten und des Ausmaßes bestehender
Leistungsdefizite zu erhalten. Bei körperlichen Defiziten kann eine
Beratung durch den Arzt Wege und Gegenmaßnahmen zeigen, die älteren
Menschen helfen, eine sichere Verkehrsteilnahme zu bewahren.
Rechtschreibfehler sind Special-Effects meiner Tastatur
Gruß
Gerhard