Beitrag 91 von 332 (27%) | Anfang zurück weiter Ende |
|
Hallo,
ist ja schon eine eigenartige Überschrift. Nun ich habe zwei „Sachen“ die mein Frühstück betreffen in eine Geschichte zusammengefasst. Fange ich halt mit dem Omelett an.
Eigentlich gehöre ich zu den Menschen, die zum Frühstück nur Süßes verdrücken. Das kann durchaus ein oder zwei Stück Buttercremetorte sein, ein Honigbrot oder Plundergebäck. Hauptsache süß. Zwei bis drei Stunden später, werde ich dann zum Allesfresser. Hier im Hotel gibt es Plunderteilchen mit einer Puddingfüllung. Schmecken ganz annehmbar, sind aber ganz schön kalorienreich.
Nun habe ich nach 6 Wochen hier in China, schon ein paar Kilos zugelegt. Genaue Zahl wird besser nicht verraten. Wollte also meinen morgendlichen Gebäckverzehr etwas reduzieren. Dabei stellte sich schnell ein anderes Problem heraus. War ich nicht richtig satt, musste ich relativ früh zum Mittagessen gehen. Gegen Abend hüngerte es mich wieder, also noch mal was reinschaufeln. Somit war der morgendliche „Teilchenverzicht“ nicht sehr effektiv, genauer gesagt richtig kontraproduktiv zum Zwecke des Abnehmens.
Somit muss ich morgens etwas essen, was lange genug satt macht und dann am späten Nachmittag ein „Lundin“ zu mir nehmen. Lundin? Es gibt den Brunch, wenn Frühstück und Mittagessen zusammengelegt werden, also wird es auch einen Lundin geben, wenn ich Lunch und Diner zu einer Einheit verbinde.
Nun aber was ich soll morgens dazu essen, damit ich nachhaltig satt werde, wenn ich weniger Gepäckteilchen zu mir nehme? Chinesische gebratene Nudeln, mit Sojasoße und Fleisch? Gedämpften Kürbis mit chinesischen Gewürzen? Fleischscheiben in scharfer Soße? Nudelsalat? Japanische Suppe – schaut aus wie Haferschleim? Schwarze Nudeln mit irgendwas drin? Nun die Auswahl ist ziemlich groß. Einiges könnte ich durchaus als Mittagessen genießen – aber zum Frühstück? Hier ein kategorisches Nein – mein Magen würde die Gefolgschaft verweigern. Müsli & Co. mag ich generell nicht, entfallen somit auch.
Aber da gibt es am Eingang zum großen Frühstücksraum so eine kleine Miniküche. Dort stehen ein bis drei Köche. Sie regieren über zwei Gasflammen und eine große Schüssel roher Eier und vielen kleinen Schüsseln. Die kleinen Schüsselchen sind gefüllt mit jeweils klein geschnittenen Paprika, Champignons, Zwiebeln, Tomaten, Bacon, gekochten Schinken und noch vielem mehr.
Fast immer bestellen die Leute Spiegeleier. Spiegeleier machen mich aber nicht satt – wenigsten nicht, wenn ich nur zwei Stück bekomme. Dafür benötigt man den Inhalt der vielen gefüllten Schüsselchen nicht.
Probieren geht über studieren, also mache ich einen Test. Gehe hin und deute auf Bacon, Tomaten und Champignons und sage dazu das Wort Omelett. Der junge Koch nimmt als erstes die kleine Baconschüssel und lässt ein paar Krümel ins seine Pfanne fallen. Nee nee, meen Jung, das ist doch so, als wenn ich will und nicht kann. Also mache ich deutliche Handbewegungen, damit er vom Bacon mehr in die Pfanne gibt. Er versteht und schüttet den Inhalt der gesamten Schüssel hinein. Noch ein paar Krümel Tomaten und einige geschnippelte frische Champignons.
Er schüttet noch ein paar Tropfen Öl dazu und macht die Gasflamme voll an. Hui eine Stichflamme schießt bis fast an Decke. Er wendet den krümeligen Inhalt der Pfanne in dem er in hoch in die Luft wirft und wieder auffängt. Dann lässt er alles auf kleiner Flamme in der Pfanne pruzeln. Zwischenzheitlich schlägt er zwei Eier in eine leere Schale und verquirlt diese mit Essstäbchen. Bevor ich aber jetzt jeden weiteren Handgriff wiedergebe, nur so viel: unter hauptsächlichen Einsatz von Essstäbchen und einem minimalen Einsatz eines hölzernen Pfannenwenders produziert er für mich ein wunderbares Omelett.
Am nächsten und übernächsten Tag gab es keine Champignons, dafür irgendwelche andere Sachen. Ich reduzierte daher meinen Omelettinhalt auf Bacon und Tomate. Der vierte „Omeletttag“ war ein Sonntag. Fritz und ich gingen recht spät in den Frühstücksraum. Er wimmelte von Menschen. In einer Ecke fanden wir einen freien Tisch. Also aß ich erst meine Puddingteilchen und ging dann zu der „Eierküche“ um mir ein Omelett zu bestellen. Es standen schon einige Teller dort mit vorproduzierten Spiegeleiern und ein Teller mit einem Omelett. Der Koch sah mich, strahlte bis zu beiden Ohren und reichte mir den Teller mit dem Omelett hin.
Montag Morgen: ich komme in den fast leeren Speisesaal. Suche mir mit meiner „Geheimnistasse“ einen Platz und hole mir meine Puddingteilchen. Wenn ich diese gegessen habe, werde ich mir mein Omelett bestellen. Klick, klick, klick klappern Essstäbchen in einer Porzellanschale, eine Stichflamme fährt Richtung Decke. Ich habe kaum ein Puddingteilchen aufgegessen, kommt der Koch und bringt mir mein unbestelltes Omelett. Prall gefüllt mit Bacon und Tomaten und schön durchgebraten. Natürlich ohne Champignons.
Das geht jetzt die ganze Woche schon so. Hat dieser Koch keinen Dienst machen die anderen unaufgefordert mein Bacon-Tomaten-Omelett. Der Junge rechts auf dem Bild mit der Pfanne, ist generell ein recht lustiges Kerlchen, hat scheinbar alle Köche trainiert, was zu geschehen hat, wenn die weibliche Langnase auf der Bildfläche erscheint. Jetzt werde ich bis ans Ende meiner Tage hier im International Shangyu Hotel zum Frühstück Omelett mit Bacon und Tomaten bekommen. Was das Schlimmste dabei ist, dass ich trotz der Änderung meines morgendlichen Speiseplanes noch kein Gramm abgenommen.
Nun komme ich zu meiner „Geheimnistasse“. Kaffee vertrage ich nicht, Schwarzen Tee hebe ich mir auf für Zeiten wo ich Montezuma zu Gast habe. Was Warmes will ich aber zum Frühstück trinken. Aus diesem Grund habe ich mir aus Deutschland Kakao in kleinen Tütchen mitgebracht. Dieser enthält auch schon die Trockenmilch und muss nur mit heißem Wasser übergossen werden.
Im Hotelzimmer gibt es zwei Teetassen mit einem abnehmbaren Deckel. Mineralwasser gibt es auch. Also erhitze ich das Wasser und mache mir damit meinen Kakao. Diese Tasse fährt dann mit mir vom 18. Stock hinunter in den zweiten zum Frühstücksraum.
Es ist richtig faszinierend evtl. Mitfahrer im Lift zu beobachten. Sie begucken ganz intensiv meine Tasse. So als hätten sie noch nie eine Teetasse gesehen. Auch das Personal im Frühstücksraum starrt ganz nachhaltig, trotzdem möglichst unauffällig, meine Tasse an. Es ist eine Tasse mit dem Schriftzug vom Hotel darauf. Trotzdem könnte man meinen, dass es die erste Tasse dieser Art sei, die sie zu Gesicht bekommen.
Das funktioniert nun schon einige Wochen so. Ich kann richtig an der Stirn des Personals ablesen, wie sie tagaus tagein raten, was denn in dieser geheimnisvollen Tasse sein könnte. Vor ein paar Tagen habe ich für Fritz den Kaffee abgeholt. Neben mir stand der Oberkellner und fragte mich, ob ich für mich Tee oder Kaffee haben will. Er hat mich mit meiner Tasse hereinmarschieren sehen. Trotzdem ging ich auf sein Spiel ein. Ich sagte ihm, dass ich mein Trinken dabei hätte. Er konnte sich ein „in the Cup“ nicht verkneifen. Nun, ich hatte Mitleid mit und erklärte ihm ja, da ist heiße Schokolade drin.
Was soll ich sagen? Keiner vom Personal sieht seither meine Tasse mehr an. Nur im Aufzug bekommt sie die Aufmerksamkeit die ihr gebührt.
____________________
Unser Kopf ist rund, damit unsere Gedanken die Richtung ändern können
Schumacher @ zweitfrauen.de
Dateianlagen:
PIC_0001.JPG (433 kByte, 2.048 x 1.536 Pixel)
Anzeige optimiert für beste Darstellung.
Großansicht - speichern
Dateianlagen:
PIC_0002.JPG (377 kByte, 2.048 x 1.536 Pixel)
Anzeige optimiert für beste Darstellung.
Großansicht - speichern