Brief von Frau Thies, einer Zweitfrau, an die Ministerin Renate Schmidt - zum Thema : Zu wenige Kinder in Deutschlandtfpmr,
13.03.04, 20:21- drucken- weiterempfehlen
From: Jutta Thies
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Sent: Wednesday, August 20, 2003 6:41 PM
Subject: Bitte an Frau Ministerin Renate Schmidt weiterleiten - Thema: Zu wenige Kinder in Deutschland
Sehr geehrte Frau Ministerin,
als ehemalige Sekretärin von Hans Eichel während seiner Zeit als MP in Hessen, habe ich Sie kurz auf dem Bundesparteitag in Wiesbaden kennengelernt.
Wie Sie habe ich 3 Kinder bei Vollzeit-Berufstätigkeit alleine großgezogen.
Zu dem, was ich "rüberbringen" möchte - in Sachen "Kinderarmut soll nicht weiter steigen":
Vor einem Jahr habe ich einen Vater kennen- und lieben gelernt, der, weil das Kind jetzt 8-jährige unehelich ist, keinerlei Rechte hatte und für den Umgang mit dem Kind 3 Jahre vor Gericht bis zum OLG Frankfurt gekämpft und gewonnen hat. Aus Rache, weil er sie nicht umgehend nach Bekanntgabe der Schwangerschaft geheiratet hat, hat die Kindsmutter die erste Forderung auf Unterhalt bereits im 4. Schwangerschaftsmonat gestellt und seit der Geburt stets mehr als in der Düsseldorfer Tabelle verankert erhalten.
Durch den VafK (Väteraufbruch für Kinder) und vielen darin ebenfalls engagierten "Zweitfrauen" weiß ich, wie verheerend sich die Unterhaltszahlungen zahlungswilliger Väter auf deren weiteren Lebensweg auswirken.
Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen. Gibt es schon eine Erhebung, wieviele - getrennte/geschiedene - Väter keine Kinder mehr in die Welt setzen können oder wollen, weil sie nicht in der Lage wären, dies zu finanzieren?
Meiner Meinung nach ist das ein gravierender Grund für die rückläufigen Geburtenzahlen, die Kaufkraft dieser Männer hält sich auch in Grenzen.
Ausgelöst durch die teilweise horrenden Unterhaltszahlungen der Väter und die Tatsache, dass die Väter, denen ihr Kind vorenthalten wird, wieder ihren Geldbeutel für Rechtsanwälte und Gerichte strapazieren müssen, um ihr Kind überhaupt zu sehen.
Mal ehrlich, würden Sie - in Steuerklasse I eingestuft und mit weniger als 300 Euro im Monat für sich - überhaupt noch darüber nachdenken, eine Beziehung einzugehen und eventuell noch ein Kind zu bekommen? Die Armut ist nicht nur bei den alleinerziehenden Müttern - die können immer noch auf Sozialhilfe etc. rechnen und brauchen bis zum 14. Lebensjahr des Kindes nicht arbeiten zu gehen.
Die "Zweitfrauen" gucken in die Röhre - da kann die Liebe noch so groß sein. Wenn das Einkommen es nach Abzug der Unterhaltszahlung nicht hergibt, müssen diese Frauen eben auf Kinder verzichten. Gar nicht davon zu reden, dass eventuelle weitere Kinder niemals in den Genuß der Höhe des Unterhalts für das erste Kind aus der anderen Verbindung kommen können. Diese Ungerechtigkeit ist zwar bekannt, aber wer unternimmt etwas dagegen?
Der VafK wird stets nur angegriffen, die Frauenlobbies sind viel zu stark.
Mir sind Fälle bekannt, in denen Mütter Kinder von verschiedenen Vätern haben, von allen Unterhalt beziehen, nicht arbeiten und noch Sozialhilfe für sich bekommen. Wohl bleibt da die Gleichberechtigung?
Ich fasse zusammen:
Der Alltag lehrt uns, dass die Maßnahmen Ihres Ministeriums bei weitem nicht ausreichen. Was nützen nämlich Kinderbetreuungsplätze und familiengerechte Arbeitsplätze, wenn die zweite Frau auf Kinder verzichten muß, weil die erste Frau einen Kinderbetreuungsunterhalt erhält (und dadurch nicht arbeiten muß), bis das Kind 12 oder 14 Jahre alt ist. Auf dem freien "Heiratsmarkt", sind ja kaum mehr Männer zu bekommen, die nicht geschieden sind und/oder an ihre früheren Familien so hohe Unterhaltsleistungen zahlen müssen, dass für die zweite Familie schlichtweg kein Geld mehr da ist, um auch dort noch Kinder einzuplanen. So lange die jetzt gültigen Scheidungsgesetze nicht geändert werden, wird es immer diese Schieflage geben. Auch ist es verständlich, dass es sich ein Mann in der zweiten Verbindung überlegt, ob er noch einmal das große Risiko eingeht, dass er für Kind(er) und Mutter viele Jahre zahlen muß und häufig dabei nicht einmal seine Kinder regelmäßig sehen darf. Die zweite Ehefrau "verzichtet" oft auf eigene Kinder mit ihrem Partner, da sie wegen der hohen Unterhaltszahlungen nicht zur Kinderbetreuung zu Hause bleiben kann. Sie müßte, trotz oder unmittelbar nach dem Erziehungsgeld, sofort wieder arbeiten gehen.
Im Anhang habe ich Ihnen eine Mail einer anderen "Zweitfrau angehängt. Bei www.vafk.de gibt es ein Forum auch für Zweitfrauen- und Zweitmänner dort können sie sich gern umfassender orientieren.
Wenn ich mit diesem Brief einen kleinen Anstoss in Richtung "Vätererhebung" und eventuell folgende Änderungen geben konnte, wäre ich sehr froh. Eine ausführliche Antwort Ihrerseits ist nicht nötig, ich weiß, wieviel sie "um die Ohren haben". Danke, wenn Sie dieses Schreiben gelesen haben und darüber nachdenken....
Mit freundlichen Grüßen
Jutta Thies
65193 Wiesbaden
Mit freundlicher Genemigung zur Veröffentlichung von Frau Thies