Dorim
General Mitglied
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Erstellt: 05.11.06, 13:12 Betreff: Dorim Trodh, der Schmied |
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Der stämmige Mann mit dem schwarzen Bart setzt sich auf sein neues Laken auf die Liege in der Kundschafterkammer. Seine Äxte liegen neben ihm und sein Schild hat er so lange geputzt, daß es glänzt. Die Rüstung ist eingefettet und es gibt nichts mehr, was er tun müßte. Lange überlegt er, spielt an seinem Bart, zieht zwischendurch eine Pfeife aus der Tasche und zündet sie an. Dabei sieht er immer wieder grummelnd auf das leere Pergament vor sich und die Schreibfeder in seinen kräftigen Schmiedehänden. Endlich schraubt er das kleine Fäßchen Tinte auf, daß er von dem Mönch im Northshiretal erbeten hat und beginnt mit einer ungeübten, etwas ungelenken Handschrift zu schreiben.
Grüße Euch, Ihr Advokaten!
Ich bin ungeübt in der Kunst des Schreibens. Die mich kennen, wissen, daß mein Handwerk auf anderen Gebieten liegt... Ich bin Dorim Trodh, ein Schmied und Pfeifenbauer. Jeder von meinen Leuten war Schmied, so lange ich zurückdenken kann. Und jeder Zwerg unseres Tales kann Pfeifen bauen. Das dies ein besonderes Handwerk ist, hab ich erst auf meiner Wanderschaft erfahren. Irgendwann wurde ich von meinem Meister zum Gesellen erklärt und wie es bei uns im Tal seit Ewigkeiten üblich ist, machte ich mich auf die Wanderschaft. Unser Tal schien eine abgeschlossene Welt zu sein, denn kaum hatte ich mich aufgemacht, merkte ich, daß ich da in eine Welt voller kleiner Scharmützel und größerer Kriege geraten war. Schnell lernte ich die Waffen, die ich herstellen konnte, auch zu gebrauchen und versuchte zu verstehen, wer da gegen wen kämpft. Keine leichte Aufgabe, kann ich Euch sagen...
Der kleine Mann mit der dunklen Haut unterbricht die Schreibarbeit sieht auf und sein Blick scheint sich im Leeren zu verlieren.
Als ich in der großen Zwergenstadt ankam wollte ich mich bei den Stadtwachen verdingen. Ich hielt es für eine gute Idee. Ich wollte das Kämpfen lernen, ich wollte Gefährten finden und ich wollte verstehen, auf welcher Seite ich stehe. Ach .. diese Stadtwache... ich war enttäuscht. Gut, ich hab ein wenig geübt im Umgang mit Schwertern, bislang hatte ich nur meine Äxte in der Hand gehabt. Aber sonst hatte sich nichts erfüllt von meinen Vorstellungen. Die Gefährten aus den ersten Tagen waren schnell verstreut, jeder von uns war auf sich allein gestellt. Anscheinend waren Freundschaften unter den Wachen nicht gern gesehen, denn kaum hatte man jemanden etwas kennengelernt, wurde der wieder irgendwohin versetzt. Und verstanden, wofür oder wogegen ich kämpfen sollte, habe ich auch nicht, niemand fand es wichtig, das zu erklären. Ich habe also bald meinen Dienst dort quittiert. In Stromwind bei den Wachen war das nicht anders, also zog ich allein weiter und nahm immer kleine Auftragsdienste an. Abgesehen von der unerfreulichen Zeit bei den Stadtwachen fand ich in der Zwergenstadt sehr gute Lehrmeister für meine Schmiedekunst und so hat sich meine Wanderschaft schon sehr bezahlt gemacht.
Einer meiner angenommenen Aufträge führte mich in die Todesminen. Dort traf ich auf Finn, Gonor und Rissa. Wir schlugen uns gemeinsam durch die Minen und am Ende dieses Abenteuers nahmen mich die drei mit hierher in die Gildenhallen und Baldoraz zeigte mir die Kundschafterkammer. Ihr ahnt es schon, ich habe eine Weile gebraucht, alle Grundsätze dieser Gemeinschaft zu lesen. Auch das Studium der Schriftrollen ist nunmal nicht so meine Hauptleidenschaft. Ich habe alles verstanden und bin sehr einverstanden mit allem. Das erste Mal habe ich das Gefühl, ein Zuhause außerhalb meines Heimattals gefunden zu haben. Ich hoffe ich kann Euch mit meinen Äxten, meiner Schmiedekunst und meinen gebratenen Schweinshaxen eine Unterstützung sein.
Euer Dorim Trodh
Tief atmet der Zwerg aus und hält das trocknende Pergament etwas von sich weg. Erleichtert und sehr zufrieden liest er nocheinmal, was er geschrieben hat. Nie zuvor hat er einen so langen Text verfaßt. Vorsichtig rollt er das Pergament zusammen und trägt es in die Gildenhalle. Dort hängt er es neben den anderen Pergamenten an die Wand. Er tritt einen großen Schritt zurück und schnauft sehr zufrieden. Dann reibt er sich unvermittelt die großen Hände, schnappt sich eine seiner Äxte und läuft aus der Burg der Gilde in den frühen Morgen.
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